Wie die Zeit vergeht
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Wie die Zeit vergeht

Neues, Heiteres und Spannendes aus Österreichs Geschichte

  1. 293 Seiten
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Wie die Zeit vergeht

Neues, Heiteres und Spannendes aus Österreichs Geschichte

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Über dieses Buch

Eine humorvolle Geschichte Österreichs in GeschichtenIn seinem neuen Buch erzählt Georg Markus österreichische Geschichte auf ganz neue, aber wie immer spannende und unterhaltsame Weise. Er beschreibt das Leben der Menschen in früheren Zeiten: der Aristokraten und der "kleinen Leute", der Ärzte und der großen Komponisten, der Dichter, Maler und Schauspieler. Aber auch das der Monarchen, deren Hofzeremoniell so streng war, dass sie nicht einmal ihren Gemahlinnen einen "spontanen Besuch" abstatten durften. Kein Wunder, dass so mancher Habsburger auch im Kapitel "Toll trieben es die alten Wiener" anzutreffen ist, in dem heimliche Liebschaften und Affären geschildert werden.Der Name Grillparzer findet sich nicht nur bei den Literaten, sondern überraschenderweise auch im Abschnitt "Große Kriminalfälle", da Markus bei seinen Recherchen zu diesem Buch herausfand, dass der Bruder des Dichters mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt kam. Wir reisen mit dem Bestsellerautor durch österreichische Zeitläufe. Das beginnt beim ersten Babenberger - er starb an den Folgen eines Mordanschlags, der eigentlich einem anderen galt - und führt uns in die Zeit, als die Pferdetramway durch die "Elektrische" abgelöst wurde. Georg Markus ging der Frage nach, warum es gerade hierzulande so viele Orden, Berufs- und Ehrentitel gibt, er schildert die Entwicklung des österreichischen Films und die Schicksale seiner Legenden - von Hedy Lamarr über Oskar Werner bis Romy Schneider. Im Mittelpunkt des Kapitels "Österreich wird narrisch" stehen Radiolieblinge von Heinz Conrads bis Edi Finger, und in "Nie wieder Fernsehen" finden sich Bildschirmpioniere wie Hans-Joachim Kulenkampff, Heinz Fischer-Karwin und Heribert Meisel.Georg Markus gelingt es in diesem Buch, wichtige Stationen der österreichischen Geschichte und ihrer Haupt- und Nebendarsteller spannend und amüsant zu erzählen. "Wie die Zeit vergeht" ist ein unverzichtbares Standardwerk zur Geschichte Österreichs.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783902998590

»EIN ELENDES MACHWERK«

Maler, Architekten und was sie schufen

Es gibt keine typisch österreichische Baukunst. Eher ein Konglomerat aus vorwiegend italienischen, deutschen und französischen Elementen. Das aber eine so charakteristische Eigenständigkeit erlangte, dass es letztlich doch wieder zu einer sehr österreichischen wurde.
Wien ist zwar keine barocke Stadt, aber der Barockstil spielt eine vorrangige Rolle. Das liegt an der einzigartigen Situation, dass finanzkräftige Bauherren wie die Schwarzenbergs, die Kinskys, die Harrachs oder die Schönborns gerade in dieser Epoche auf begnadete Architekten stießen, allen voran Lukas von Hildebrandt und Fischer von Erlach. Zum ersten Mal wurden Baumeister zu Berühmtheiten, die von ihren Auftraggebern fürstlich entlohnt, in den Adelsstand gehoben und in deren Freundeskreis aufgenommen wurden.
Solche Freundschaften konnten aber auch schnell wieder auseinander gehen, wie im Fall des Fürsten Johann Adam Liechtenstein und seines italienischen Baumeisters Domenico Martinelli, der sich 1690 aus Lucca kommend, in Wien angesiedelt und hier die beiden Liechtensteinpaläste geschaffen hatte. Während der Bauarbeiten des Palais am Alsergrund* kam es zum Bruch zwischen dem Bauherrn und seinem Architekten, weil der Fürst die Zeit einer Abwesenheit Martinellis von Wien nützte, um die Struktur des Stiegenhauses zu verändern. Martinelli – berühmt nicht nur als Baumeister, sondern auch für seinen Jähzorn – bekam nach seiner Rückkehr einen seiner gefürchteten Wutanfälle und bestand darauf, dass die »falsche« Freitreppe abgetragen würde. Da das der Fürst zurückwies, trennte sich Martinelli gegen seine eigenen materiellen Interessen von dem Projekt und ließ an allen Ecken des halbfertigen Schlosses ein Manifest plakatieren, auf dem er sich »auf das Entschiedenste gegen dieses elende Machwerk« verwahrte.
Ausgangspunkt für die beispiellose Bauleidenschaft im Barock, die prachtvolle Residenzen, Stadtpalais, Lustschlösser und Gartenpaläste hervorbrachte, war der Sieg über die Türken im Jahre 1683 gewesen. Einerseits zwangen die kriegsbedingten Zerstörungen zu Neu- und Wiederaufbau, andererseits war die Wirtschaftsstruktur des Landes – im Gegensatz zu England und Frankreich – so rückständig, dass die Feudalherren nur in Immobilien investieren wollten.
Wie zu allen Zeiten orientierte sich die Aristokratie in ihrem Geschmack am kaiserlichen Hof. Von den bedeutenden Barockkaisern Leopold I., Karl VI. und Maria Theresia bleiben der Leopoldinische Trakt der Hofburg, die Geheime Hofkanzlei (heute Bundeskanzleramt), die Böhmische Hofkanzlei, die Favorita (heute Theresianische Akademie), Laxenburg und – Schönbrunn.
Es war Leopold I., der das kaiserliche Schloss 1687 auf den Gründen seines ehemaligen Jagdreviers in Auftrag gegeben hatte. Fischer von Erlach schlug eine pompöse Anlage vor, die Versailles übertreffen sollte, doch das Projekt war nicht finanzierbar. Es folgten die Bauarbeiten zu einem bescheideneren Komplex, doch auch die wurden bei Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs wegen Geldmangels eingestellt und erst 1705 wieder aufgenommen. Leopolds Sohn, Karl VI., zeigte – weil er sein Schloss Favorita über alles liebte – kein Interesse an Schönbrunn, weshalb er das inzwischen fertig gestellte Schloss kaum besuchte. Karls Tochter Maria Theresia wiederum wollte nach ihrer Thronbesteigung die Favorita nicht mehr betreten, da ihr Vater dort verstorben war.
Das war der Grund, warum sie Schönbrunn durch ihren Hofarchitekten Nicolaus von Pacassi umbauen und zur kaiserlichen Sommerresidenz erheben ließ – die das Barockschloss dann auch bis zum Ende der Donaumonarchie blieb. Kaiser Franz Joseph wurde darin geboren und ist darin gestorben.
Innerhalb weniger Jahrzehnte entstanden Hunderte Barockpalais und Bürgerhäuser, bald auch außerhalb des Glacis, zumal 1763 eine zwanzigjährige Steuerfreiheit verfügt wurde, die für Neubauten auf bisher ungenützten Acker- und Grünflächen galt. Neben der Baukunst schlug sich der Barock als Zeitalter überschäumender Lebensfreude und einer geradezu wollüstigen Hingabe an das Morbide auch in der Musik, der Malerei, in der Kleidung und im höflichen Umgang miteinander nieder. Die großen Architekten planten nicht nur die repräsentativen Häuser ihrer Herren, sondern inszenierten auch deren Hochzeitsfeiern, Gartenfeste und Begräbnisse.
Vereint sind die beiden bedeutendsten von ihnen, Lukas von Hildebrandt und Johann Bernhard Fischer von Erlach – die in erbitterter Konkurrenz zueinander standen –, in der Planung des Palais Auersperg. Auf dem großen Gelände in der heutigen Auerspergstraße hatte sich bis 1529 der »Rottenhof« befunden, der während der Ersten Türkenbelagerung von den Wienern niedergebrannt wurde, um dem anrückenden Feind jede Versorgungsmöglichkeit zu nehmen. Es vergingen 180 Jahre, bis die Türkengefahr gebannt war und Hieronymus de Rofrano, der neue Besitzer der Herrschaft, ein Gartenpalais planen ließ.
Abergläubisch durfte man nicht sein, wenn man zu den Eigentümern des Anwesens zählen wollte: Peter von Rofrano starb, nachdem er den Palast 1724 von seinem Vater geerbt hatte, im Alter von 19 Jahren*. Auch dem einst erfolgreichen Feldmarschall Friedrich Wilhelm von Sachsen, der das Palais 1760 bezog, war wenig Glück beschieden, verlor er doch als Oberbefehlshaber der österreichischen Reichsarmee sämtliche Schlachten, die er von da an befehligte. 1781 erhielt das Gebäude seinen heutigen Namen, als es in den Besitz des Fürsten Johann Adam Auersperg überging. Doch auch für ihn brachen schwere Zeiten an, da alle seine (vier) Kinder vor ihm starben und er das Palais samt Wintergarten, Orangerie und riesigem Park einem seiner Neffen vermachen musste.
Man hat im Auersperg aber auch erfreulichere Stunden erlebt: Das Gebäude stand im Mittelpunkt des kulturellen Lebens der Stadt, hier traten Haydn, Gluck und Mozart auf und zur Zeit des »Wiener Kongresses« war es eines der Zentren des Diplomatenlebens. Eine politische Rolle kam dem Palais gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zu, als es Prinzessin Christiane Croÿ, die den Besitz von ihrem Bruder Ferdinand Auersperg geerbt hatte, dem österreichischen Widerstand als Treffpunkt und Versteck zur Verfügung stellte. Hier wurde das »Provisorische österreichische Nationalkomitee« gegründet, dessen Symbol »05« (= »Oesterreich«) zum Zeichen der Auflehnung gegen das Naziregime wurde.
Der bei weitem reichste und wichtigste barocke Bauherr war jedoch Prinz Eugen von Savoyen, der eine ganze Reihe prunkvoller Paläste erstehen ließ, darunter Schloss Belvedere, das Winterpalais in der Himmelpfortgasse, Schloss Niederweiden, Schloss Hof und Schloss Obersiebenbrunn im Marchfeld. Eugen erhielt vom Haus Habsburg in Anerkennung seiner Leistungen als Feldherr – der wesentlich dazu beigetragen hatte, dass Österreich zur europäischen Großmacht wurde – wertvolle Ländereien und Zuwendungen, sodass er über das stattliche Vermögen von zwei Millionen Gulden* verfügte.
Mit denen er nach Herzenslust Pläne schmieden konnte. Die Bautätigkeit des als unhübsch und verschlossen beschriebenen Prinzen, der gesellschaftliche Auftritte liebte, begann im Jahre 1695, als er bei Bernhard Fischer von Erlach »eine standesgemäße Wohnung« in Auftrag gab, aus der das Winterpalais entstand. Auch in diesem Fall zerstritten sich Bauherr und Architekt, was zur Folge hatte, dass das Gebäude durch den Genuesen Lukas von Hildebrandt vollendet wurde. Leicht hatte es auch der nicht, da sich der Prinz Eugen die oberste Bauinstanz vorbehalten hatte und mit seinen Baumeistern mindestens so autoritär umging wie mit seinen Soldaten.
Der riesige Baugrund setzte sich aus vier kleineren Anwesen zusammen, deren Häuser Eugen nach und nach kaufen und abtragen ließ. Erstaunlich ist, dass der Prinz nicht nur in Friedensjahren Zeit fand, sich mit Entwürfen und Einrichtungen seiner Schlösser zu beschäftigen, sondern seinen Baumeistern oft sogar von blutigen Kriegsschauplätzen detaillierte Anweisungen erteilte. Auch informierte er vom Feldlager aus seine Mittelsmänner, welche Kunstwerke, Bücher und Möbel sie anzuschaffen hätten.
Als Prinz Eugen zwischen Spanischem Erbfolgekrieg und dem Türkenfeldzug eine kurze »Erholungspause« von den Schlachtfeldern hatte, stürzte er sich mit Lukas von Hildebrandt auf die Planung des nächsten Palasts, des Belvedere, das in den Jahren 1714 bis 1716 entstand. Während er das Untere Belvedere im Sommer bewohnte, diente das Obere der Repräsentation.
Im Belvedere unterhielt Eugen eine Menagerie mit Affen, Hirschen, Gazellen, Antilopen und einem afrikanischen Löwen. Als der Löwe, so wird erzählt, seinen Herrn im April 1736 drei Tage lang nicht mehr sah, verweigerte er alles Fressen und lief unruhig im Käfig auf und ab. »Gegen drei Uhr morgens«, schreibt Hugo von Hofmannsthal in seiner Prinz-Eugen-Biografie, »stieß der Löwe ein solches Gebrüll aus, dass der Tierwärter in die Menagerie hinauslief, um nachzusehen. Da sah er Lichter in allen Zimmern des Schlosses, zugleich hörte er in der Kapelle das Sterbeglöcklein und so wußte er, dass sein Herr, der große Prinz Eugen, zu eben dieser Stunde gestorben war.«
Dies geschah in der Nacht zum 21. April 1736. Da »der edle Ritter« kinderlos geblieben war und kein Testament vorlag, wurde seine Nichte Victoria zur Universalerbin. Habgierig und verständnislos, machte sie alles zu Geld, was Eugen mit Liebe, Ausdauer und großer Sachkenntnis zusammengetragen hatte.
Abraham a Sancta Clara, dem großen Mahner des Barock, blieb es vorbehalten, die Bauwut seiner Zeitgenossen anzuprangern. Einem reichen »Baunarren« legte er die Worte in den Mund:
Weil ich zuviel dem Geld vertraut,
Hab ich mein Hab und Gut verbaut.
Und da nun fertig ist das Haus,
So trieben mich die Schulden aus.
Bau’n ist eine schöne Lust,
Dass soviel kost, hab ich nicht g’wusst!
Seit den Tagen der Gegenreformation war es auch der römischkatholischen Kirche wichtig, ihre Machtentfaltung zur Schau zu stellen und durch pompöse Architektur den Sieg über die Protestanten zu dokumentieren. So wurden die barocken Klöster und Gotteshäuser zu Symbolbauten, die das Erscheinungsbild der Städte und Dörfer maßgeblich veränderten. Im Gegensatz zur Düsternis früherer Epochen drangen nun durch die mächtige Kuppel und den freskengeschmückten Himmel die ersten Sonnenstrahlen auf die Häupter der Gläubigen. Viel dazu beigetragen hat Jakob Prandtauer, der »große Maurermeister« aus St. Pölten und Schöpfer des sich majestätisch über die Donau erhebenden Benediktinerstiftes Melk, von dem der Kulturhistoriker Richard Benz schreibt: »Gäbe es nur dieses eine Werk des deutschen Barocks, dieser Stil wäre mit ihm schon für ewig gerechtfertigt als eine der großen, unbegreiflichen Schöpfungen der Menschheit.«
Aber es gibt nicht nur dieses eine, auch der Sakralbau erfuhr eine nie da gewesene Blüte. Fischer von Erlach schuf die Karlskirche in Wien, Lukas von Hildebrandt Peters- und Deutschordenskirche sowie Stift Göttweig, es entstanden Dürnstein, Zwettl und Stift Altenburg. Einen besonderen Platz nimmt die Stadt Salzburg ein, deren Fürsterzbischöfe barocke Architekturjuwele in Auftrag gaben, eindrucksvoll erhalten im Dom, in der Felsenreitschule und in den Schlössern Mirabell, Hellbrunn, Kleßheim und Leopoldskron. »Mit seinen Kirchen und Kapellen, seinen Schlössern und Palästen, Marktplätzen und Bürgerhäusern, Pestsäulen und Bildstöcken«, zog der Historiker Heinrich Benedikt Bilanz, »hat der Barock den vielfältigen und grundverschiedenen Landschaftsbildern der Donaumonarchie erst die Einheit des Stils gegeben.«
Nicht nur im Barock, auch in den Jahrhunderten davor wurde notgedrungen weit mehr gebaut als heute. Alten Ortschroniken entnimmt man, dass in früheren Zeiten jeder Bauer damit rechnen musste, seinen Besitz mindestens einmal im Leben durch Feuer zu verlieren. Aber auch die Städte fielen im Verlauf ihrer Geschichte mit gespenstischer Regelmäßigkeit den Flammen zum Opfer, einerseits wegen der damals verwendeten, leicht brennbaren Baumaterialien, andererseits, weil es keine organisierten Feuerwehren gab. Selbst Österreichs Wahrzeichen wurde von etlichen Katastrophen heimgesucht. Der erste Großbrand zerstörte den noch unfertigen Stephansdom im August 1258, worauf er noch einmal aufgebaut werden musste. Ein Erdbeben brachte die Kirche im 16. Jahrhundert wieder in akute Gefahr. Der schlimmste Schaden aber entstand in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, als der Dom drei Tage lang brannte.
Die ersten großen Burgen, Klöster und Kirchen des Landes stammen aus dem 11. Jahrhundert, als Babenberger und Klerus die wachsende Bedeutung der Region durch repräsentative Bauten demonstrieren wollten. Der zwischen 1140 und 1200 erbaute Dom zu Gurk zählt aufgrund der geringen baulichen Veränderungen zu den bedeutenden hochromanischen Bauwerken Europas. Im 13. Jahrhundert setzte die Gotik zögernd ein, wie heute noch in den Zisterzienserstiften Heiligenkreuz und Lilienfeld erkennbar. Gleichzeitig machte sich der steigende Einfluss der Bauhütten bemerkbar – das waren eigenständige Vereinigungen, denen Baumeister, Bildhauer und Handwerker angehörten. Da Planung und Errichtung großer Sakralbauten oft Jahrzehnte dauerten, entwickelten sie sich zu eingeschworenen Gemeinschaften, deren Bräuche und Symbole später vielfach von den Freimaurern übernommen wurden. Die bedeutendste Bauhütte im 14. und 15. Jahrhundert war die des Doms zu St. Stephan.
Dessen Baugeschichte zog sich über Jahrhunderte hin. Als im Jahre 1137 der Grundstein der romanischen Kirche gelegt wurde, war Wien eine mittelalterliche Stadt mit nur zehntausend Einwohnern. Viele Straßennamen erinnern noch daran, dass Handel und Gewerbe in dieser Zeit blühten: Am Fleischmarkt und in der Bäckerstraße, auf der Tuchlauben und auf der Wollzeile boten die Kaufleute die entsprechenden Waren an.
Bis zur Fertigstellung des Doms sollten fast vier Jahrhunderte vergehen, aber auch dann war er nicht fertig – ist es bis heute nicht. Die berühmteste Legende des »Steffl« wird vom Dombaumeister Puchsbaum* erzählt. Er soll geschworen haben, den Namen seiner Verlobten so lange nicht auszusprechen, bis der von ihm entworfene Nordturm fertig sein würde. Als er einmal in schwindelnder Höhe auf dem Kirchengerüst stand, ging seine Braut über den Stephansplatz; er vergaß seinen Schwur, rief ihr »Maria« nach und stürzte in den Tod.
Der Nordturm aber ist – wenn auch aus ganz anderem Grund – bis heute unvollendet: Als Wien am Beginn des 16. Jahrhunderts wegen der drohenden Türkeninvasion das Geld ausging, wurden die Bauarbeiten abgebrochen, der Turm ist nur halb so hoch wie Puchsbaum ihn geplant hatte. Somit bleibt es dem Südturm allein vorbehalten, mit seinen 137 Metern die Stadt zu überragen.
Das Erstarken des Bürgertums ist in der gotischen Bausubstanz mancher Städte erkennbar, etwa in Steyr, in Krems, Innsbruck, Bruck an der Mur, Feldkirch. Danach drangen aus Italien die architektonischen Ideen der Renaissance in die südlichen Landesteile ein – bis heute sichtbar am Schloss Porcia in Spittal an der Drau und am Grazer Landhaus. Säulen und Arkaden zieren Festungs-, Burgen- und Schlösserbauten.
In der Renaissance verloren die Bürger von Wien immer mehr an Wohlstand und die Stadt an politischer Bedeutung. Als dann Kaiser Rudolf II.* 1583 auch noch die Residenz nach Prag verlegte, verödete die kaiserliche Burg und mit ihr ganz Wien. Gerade dieser Umstand rettete Te...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. INHALT
  5. Widmung
  6. GESCHICHTEN ERZÄHLEN GESCHICHTE
  7. MAJESTÄT RASIERTE SICH GANZ ALLEINE
  8. WOLFERL, FRANZL, SCHANI
  9. CHIFFRE »GLÜCKSFAHRT«
  10. »DER LERNET UND DER HOLENIA«
  11. »WER NICHT DAZUGEHÖRTE, DEN ÜBERSAH MAN«
  12. »SIE WERDEN AN EINEM DRUCKFEHLER STERBEN«
  13. HINTER DEN KULISSEN
  14. »DIE HOFRÄTE, DIE BLEIBEN«
  15. TOLL TRIEBEN ES DIE ALTEN WIENER
  16. »EIN ELENDES MACHWERK«
  17. »IN DEN KRIEG HABEN SIE S’ G’SCHICKT!«
  18. »ERSCHIESSEN, VERGIFTEN ODER ERWÜRGEN?«
  19. WIE GROSS IST DER KLEINE MANN?
  20. »SIE DÜRFEN INS KAFFEEHAUS GEHEN«
  21. VON ROTEN UND SCHWARZEN KLOFRAUEN
  22. ÖSTERREICH WIRD NARRISCH
  23. »DAS WIRTSCHAFTSWUNDER IST WIRKLICH EIN WUNDER«
  24. »NIE WIEDER FERNSEHEN!«
  25. »HERR OBER, BEICHTEN!«
  26. »MIR WERN S’ SCHO DEMORALISIEREN«
  27. Quellenverzeichnis