Die ganz Großen
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Die ganz Großen

Meine Erinnerungen an die Lieblinge des Publikums

  1. 327 Seiten
  2. German
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Die ganz Großen

Meine Erinnerungen an die Lieblinge des Publikums

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Die großen Film- und Theaterstars waren - im Gegensatz zu den Fernsehlieblingen von heute - unnahbar, sie wurden dem Publikum als überdimensionale Helden präsentiert. In ihrem Inneren freilich waren auch sie Menschen wie du und ich, die vom Schicksal nicht verschont blieben. Georg Markus fand einen Weg der Annäherung. Viele wie Paula Wessely, Paul und Attila Hörbiger, Curd Jürgens, Heinz Rühmann, Johannes Heesters u.a. kannte er persönlich, anderen Oskar Werner oder Romy Schneider ging er auf die Spur, entdeckte Höhen und Tiefen ihres Lebens. So entstand ein faszinierendes Buch, das die Lieblinge des 20. Jahrhunderts zeigt, wie man sie bisher nicht kannte.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783902998507
»DIE ANDEREN SIND AUCH
VOM
THEATER«

DER TEUERSTE RING
DER
WELT

Josef Meinrad. Das letzte Interview.

Besuch bei dem zu Lebzeiten schon legendären Schauspieler in Großgmain bei Salzburg. Schmal ist er geworden, sehr schmal. Schmal und zerbrechlich. Einmal noch gibt Josef Meinrad, obwohl er seit Jahren zurückgezogen lebte, ein Interview. Es sollte sein letztes sein.
Germaine, die treue Begleiterin in all den Jahren, ist an seiner Seite. Sie öffnet die Tür des großen Hauses, das einmal eine Scheune mit anschließendem Schweinestall gewesen ist. Als die Meinrads das Anwesen zum ersten Mal gesehen hatten, verliebten sie sich in den für Wohnzwecke völlig ungeeigneten, mit Heu angefüllten Schober. Und ließen daraus ein elegantes Landhaus entstehen.
Das ist lange her. Der Träger des Ifflandrings ist schwer krank.
»Pepi« Meinrad – wie die Nation ihn nannte –, das sind die großen Nestroy- und Raimund-Rollen am Wiener Burgtheater, das sind ein unvergesslicher Liliom und ein unvergesslicher Theodor in Hofmannsthals Der Unbestechliche. Josef Meinrad, das ist aber auch Don Quixote, Professor Higgins, das sind unzählige Film- und Fernsehauftritte.
Vor sich, auf dem Tisch seines großen Salons, hat der 82-jährige Schauspieler ein altes, abgegriffenes Heftchen liegen, das er seit Kindertagen akribisch genau führt und das zur Grundlage seiner Erinnerungen wurde. »Meine Vorstellungen« ist vorne auf den Umschlag gekritzelt, und der Schauspieler hat darin jeden Auftritt seines Lebens notiert. 7228-mal stand er auf der Bühne, erstmals mit zehn Jahren, am 1. Oktober 1923, in einer Wilhelm-Tell-Aufführung seiner Volksschule. Am 16. Februar 1988 das letzte Mal.
Er leidet an der Parkinsonkrankheit. Durch schwere Medikamente, die er einnehmen muss, hat er 17 Kilogramm verloren. Berühmt für seine Bescheidenheit, sagt er: »Ich bin zufrieden, habe keine Schmerzen. Mit dem Zittern in den Händen kann ich leben. Ich hab’ schon so viel gearbeitet in meinem Leben, dass ich’s mir leisten kann, nicht mehr spielen zu müssen.«
Er spricht nicht viel, geht langsam und bedächtig durch Haus und Garten. Und ich hatte den Eindruck, dass er sich über jeden Baum, jeden Strauch, jedes Möbelstück, jeden Augenblick seines Daseins freuen kann.
Und an den Erinnerungen. Erinnerungen an ein Leben, in dem einzig und allein seine Auftritte Höhepunkte waren. Josef Moučka, wie er eigentlich hieß, kam 1913 als Sohn eines Straßenbahners und einer Milchfrau in Wien-Hernals zur Welt. Auf Wunsch der Mutter besuchte er die Klosterschule. Der Internatsfreiplatz war mit der Verpflichtung verbunden, nach der Matura Theologie zu studieren.
Doch als sich »Pepi« mit vierzehn zum ersten Mal verliebte, wusste er, dass er für das Priesteramt nicht geschaffen ist. »Die Mutter war sehr deprimiert, aber sie akzeptierte es.« Josef wurde Lehrling in einer Lackfabrik und besuchte nebenbei die Schauspielschule.
Der Alkohol war in Arbeiterkreisen ein großes Problem, also entschloss sich der junge Mann, Mitglied eines Abstinenzvereins zu werden. Tatsächlich hat er in seinem ganzen Leben nie einen Tropfen Alkohol angerührt.
Bis auf einmal, erzählt er, und angesichts der sich anbahnenden Pointe leuchten plötzlich die Augen des alten Mannes kurz auf. »Denn die Wahl eines neuen Vorsitzenden des Hernalser Abstinenzvereins wurde mit großen Mengen Weins begossen.«
Ausgerechnet! »Alle Abstinenzler waren blau.«
Mitte der dreißiger Jahre trat Meinrad an Kleinkunstbühnen auf. 35 Groschen erhielt er pro Abend, »etwas mehr, als ein Tramwayfahrschein kostete«. Die Gage war es auch nicht, die ihn lockte, sondern »dass die Leute ruhig sein müssen, wenn wir auf der Bühne sprechen«. Man glaubt es kaum, dass der große Schauspieler anfangs mit Sprachschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Lange noch drang sein »Hernalserisch« durch.
Mit 24 war Josef Meinrad immer noch so arm, dass er, als er die Weltausstellung besuchen wollte – zu Fuß von Wien nach Paris ging! Frankreich wurde dann überhaupt sein Schicksal: Ein Mädchen namens Jacqueline verliebte sich während des Krieges in den jugendlichen Helden des deutschen Fronttheaters in Metz und lauerte ihm nach jeder Vorstellung auf. »Mir ging die Schwärmerei ziemlich auf die Nerven – bis Jacqueline einmal ihre Freundin Germaine mitnahm.«
Mit der er dann 45 Jahre lang verheiratet war.
1947 rief das Burgtheater. Legendär sein Weinberl in Einen Jux will er sich machen, sein Schnoferl im Mädl aus der Vorstadt, sein Valentin im Verschwender. »Ich hatte keinen freien Abend und lebte ganz nach meinem Motto: ›Ein Tag ohne Vorstellung ist ein verlorener Tag.‹ «
Einer, der ihm auf der Bühne besondere Beachtung schenkte, war Werner Krauß. Doch Meinrad hat nie etwas davon bemerkt, die beiden haben kaum je ein Wort miteinander gewechselt.
»Ich fiel aus allen Wolken, als Werner Krauß 1959 starb.« Er hatte ihm den Ifflandring, die höchste Auszeichnung, die einem deutschsprachigen Schauspieler widerfahren kann, vermacht. Das prominente Erbe sorgte für große Aufregung, nicht nur in Schauspielerkreisen. »Am meisten habe ich selbst mich gewundert«, erzählte Meinrad, »weil kein Mensch außerhalb Wiens damals diesen 46-jährigen Wiener namens Josef Meinrad kannte, den der große Werner Krauß zu seinem Nachfolger als Träger des Ifflandringes ernannt hatte.«
Meinrad, so gestand er viele Jahre später, hätte bis dahin »nicht einmal gewusst, ob der Werner Krauß überhaupt meinen Namen kannte, ob er mich je bemerkt hatte auf der Bühne. Wir haben zwar ein paarmal zusammen gespielt, aber nie privat etwas geredet. Der Werner Krauß war ja hauptsächlich mit dem Oskar Werner unterwegs, die waren sehr eng miteinander befreundet.«
Oskar Werner soll sich – so erzählt man in Theaterkreisen – von dem Schock nie richtig erholt haben, dass nicht er, sondern Meinrad mit dem »Ring der Ringe« bedacht wurde. Er empfand den »Entzug« der Auszeichnung durch Werner Krauß als Verrat, den sein Freund an ihm begangen habe.
So sehr Krauß die Genialität Oskar Werners erkannt hatte, so sehr wusste er auch von dessen Schwächen: »Der Oskar«, sagte er einmal zu Heinrich Schweiger, »kann sich überhaupt nicht einordnen. Das wird ihm noch einmal sehr schaden.«
So sehr jedenfalls, dass Werner Krauß ihm den Ifflandring verweigerte. Noch Jahre später sagte Oskar Werner voller Bitterkeit: »Sollte ich mir jemals einen Rolls-Royce anschaffen, dann habe ich mein Talent verloren« – ein Satz, der eindeutig auf den Rolls-Royce-Fahrer Josef Meinrad gemünzt war.
Das Tagesgespräch in der Theater- und vor allem Schauspielerstadt Wien gipfelte in einer bitterbösen Anekdote, die »belegen« sollte, wie Meinrad zum Ifflandring gekommen sei: Als Werner Krauß, auf dem Totenbett liegend, gefragt wurde, wer denn nach ihm den Ring erhalten sollte, da röchelte der sterbende Mime mit letzter Kraft die Worte: »Mein Rat ist …« – doch ehe Krauß den Namen nennen konnte, war sein Leben ausgehaucht. Es blieb als letzter Wunsch: »Mein Rat« – und so bekam Meinrad den Ring.
Anekdoten müssen immer zum Lachen, aber nicht immer wahr sein. Dieser Fall beweist es, denn Werner Krauß deponierte schon am 3. Dezember 1954 bei der österreichischen Bundestheaterverwaltung die folgenden Zeilen: »Ich habe den Wunsch, dass nach meinem Tode den Ifflandring Josef Meinrad erhält. Werner Krauß.«
In einem weiteren Brief vom 9. Juni 1958 – der sich dann bei der Eröffnung des Testaments im Nachlass fand – begründete Werner Krauß seine Entscheidung: »Lieber Josef Meinrad! Am 28. November 1954 erhielt ich den Ifflandring. Im selben Jahr übergab ich der Bundestheaterverwaltung in Wien meine Verfügung über den Nachfolger. Der Träger des Ringes sind nun Sie, lieber Josef Meinrad. Nicht die Meinung der Kollegen ist maßgebend, nicht die öffentliche Meinung ist maßgebend, wer den Ring bekommt, nur der jeweilige Träger hat darüber zu verfügen. So hat Friedrich Haase dem jungen, modernen Schauspieler Albert Bassermann ihn hinterlassen. Albert Bassermann bestimmte zuerst Alexander Girardi. Er starb. Dann Alexander Moissi. Er starb. Dann Max Pallenberg. Er stürzte mit dem Flugzeug ab. Und da Bassermann abergläubisch war, bestimmte er keinen Nachfolger mehr. Er übergab ihn der Bundestheaterverwaltung. Diese ließ die österreichischen-deutschenschweizerischen Bühnenangehörigen abstimmen: so kam der Ring an mich. Nun können Sie, lieber Josef Meinrad, mich nicht mehr fragen, warum ich Sie zum Träger bestimmt habe, da muss ich es niederschreiben. Sie, lieber Josef Meinrad, sind für mich, in Ihrer Einfachheit, Ihrer Schlichtheit, Ihrer Wahrhaftigkeit der Würdigste. Darum bitte, nehmen Sie den Ring, tragen Sie ihn und gedenken Sie manchmal meiner. Ihr Werner Krauß.«
Ernst Haeusserman erzählte, dass er den Augenblick, in dem die letztwillige Verfügung von Werner Krauß bekannt wurde, nicht vergessen konnte: »Meinrad las den an ihn gerichteten Brief und schluchzte wie ein kleines Kind. Es wurde sehr still und noch einmal zogen die dämonischen Gestalten des Werner Krauß an uns vorbei.«
Der Ring kam Meinrad teuer, sehr teuer – »er ist der teuerste Ring der Welt«, sagte er mir damals, in Großgmain, nahm er doch von nun an keine seichten Filmrollen mehr an. »Ich wusste, dass mich das Publikum jetzt noch genauer beobachten würde.«
Er blieb dem Burgtheater treu, unternahm Ausflüge ins Musical als Der Mann von La Mancha und in My Fair Lady. Pfarrer, wie seine Mutter es sich erträumt hatte, ist er keiner geworden, aber er spielte viele Geistliche, in einem Film von Otto Preminger gar den Kardinal Innitzer. »So weit hätte ich es in der kirchlichen Hierarchie nie gebracht, wenn ich wirklich Priester geworden wäre«, lachte er noch einmal kurz auf. Ein Pfarrer teilte ihm einmal mit, dass ihm seine Predigt als Kapuziner in Wallenstein Vorbild für eigene Predigten war. Als aber der Abt eines Klosters einmal verriet, er hätte »gerne einen Mitbruder wie den Josef Meinrad im Orden«, meinte der – im Verhandeln von Gagen überaus erfahrene – Chef der Bundestheaterverwaltung: »Ich fürchte, Hochwürden, Sie werden sich ihn nicht leisten können.«
Ins Wohnhaus der Meinrads gelangte man durch ein riesiges Tor, durch das früher einmal die hoch beladenen Heuwagen gefahren sind. Die Einfahrt wurde zu einer riesigen Diele umgebaut. Und in deren Zentrum stand – als würde hier ein Film gedreht – der legendäre Silver Shadow des Schauspielers. Den seine Kollegin Adrienne Gessner einst zum Anlass nahm, ihr berühmtes Lästermaul zu aktivieren: »Seit der Pepi den Rolls-Royce hat, ist er noch bescheidener gewordenen.« Jetzt, da er das Prunkstück nicht mehr fahren konnte, wollte er ihn wenigstens in seiner Nähe haben.
Der »Royce« im Wohnzimmer war aber auch schon der einzige Hinweis auf ein außergewöhnliches Leben. Ein Leben, in dem es weder Eskapaden noch Skandale oder Schreiduelle mit Regisseuren gab. »Wenn ich nur von ein paar Täg’ sagen könnt’: Da war ich ein verfluchter Kerl«, zitierte Meinrad »seinen« Weinberl aus Nestroys Jux. »Aber ich war kein verfluchter Kerl, ganz und gar nicht. Und das ist gut so. Ich bin zufrieden.«
Meinrad hat gespielt, so lange er konnte. »Bis er eines Abends heimkam und zu mir sagte, dass er zum ersten Mal in seinem Leben auf den Souffleur hören musste«, erinnerte sich seine Frau Germaine an jenen Tag im Frühjahr 1988, an dem er den Entschluss fasste, mit dem Theaterspielen aufzuhören. »Leicht ist mir das nicht gefallen«, gestand er, »ich hab’ dabei an die berühmte Charlotte Wolter gedacht, die einmal gesagt hat: ›Spielen ist keine Kunst, aber aufhören zu spielen, das ist eine Kunst!‹ «
Ein paar Fernsehrollen noch, dann zog er sich ganz zurück. Die Werkstatt des einstigen Hobbytischlers, der stolz darauf war, seine Antiquitäten selbst restaurieren zu können, stand noch da, doch Motorsäge und Drehbank blieben stumm. 137-mal hat er im Burgtheater den Valentin im Verschwender gespielt (auch das war seinem Heft »Meine Vorstellungen« zu entnehmen). Jetzt stand die Stunde bevor, in der das Schicksal zur letzten Strophe des »Hobelliedes« aufrief:
Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
Und zupft mich: Brüderl, kumm,
Da stell’ ich mich in Anfang taub,
Und schau’ mich gar net um.
Doch sagt er: Lieber Valentin,
Mach keine Umständ’, geh’!
Da leg’ ich meinen Hobel hin
Und sag der Welt Ade!
»Es soll neue Medikamente für Parkinsonkranke geben«, sagte Frau Meinrad noch zu mir, als ich in den Mantel schlüpfte, »aber hier auf dem Land bekommt man die ja nicht.«
Wieder in Wien, erkundigte ich mich nach dem ersten Experten für diese Krankheit. Er fuhr nach Großgmain und untersuchte den alten Mimen, konnte ihm aber nicht mehr helfen. Josef Meinrad starb am 18. Februar 1996, vier Monate nachdem ich ihn in Großgmain besucht hatte, im Alter von 83 Jahren.
Natürlich hatte ich bei dem Treffen damals auch die unvermeidliche Frage nach dem Ifflandring gestellt. Er befände sich, erzählte Meinrad, nicht in seinem Hause, sondern im Banksafe. Dass er den Namen seines Nachfolgers laut Statuten nicht nennen dürfte, hat jahrzehntelang für Spannung gesorgt. Wer immer Meinrad getroffen oder nicht getroffen hat, wer ihn auf der Bühne oder im Film gesehen oder nicht gesehen hat, beteiligte sich an dem beliebten »Wer ist der nächste Ifflandringträger?«-Spiel.
Man hatte Josef Meinrad, für den Fall, dass er das Geheimnis lüften würde, Millionen geboten, doch er schwieg beharrlich, und das fast vierzig Jahre lang. Auch bei meinem letzten Besuch lächelte er nur milde, als das Wort Ifflandring ausgesprochen wurde. Ob er vielleicht eine Frau als Nachfolgerin eingesetzt hätte, fragte ich. Und erhielt als Antwort: »Nein, das wäre nicht im Sinne des Stifters August Wilhelm Iffland gewesen.« Auch der nächste Träger des Rings sei ein Mann.
Vier Monate später, als Josef Meinrads Tod gemeldet wurde, setzte dann in der Öffentlichkeit das große Rätselraten um den begehrten Ring ein. Als von Meinrad möglicherweise nominierte Nachfolger wurden in den Zeitungen u. a. genannt: die Schauspieler Helmuth Lohner, Klaus Maria Brandauer, Gert Voss, Michael Heltau, Will Quadflieg, Otto Schenk, Fritz Muliar, Karlheinz Hackl, Romuald Pekny, Erwin Steinhauer, Heinz Petters und Robert Meyer. Es hieß auch, Meinrad hätte den Ring ursprünglich Oskar Werner und Attila Hörbiger vermacht, und als diese starben, zweimal seinen letzten Willen geändert.
Ganz Österreich beteiligte sich in diesen Tagen an den Spekulationen um den Ifflandring. An deren Höhepunkt verlautet wurde: Meinrads schriftlicher Entscheid sei verloren gegangen. ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. INHALT
  5. WO BLEIBEN DIE GANZ GROSSEN?
  6. Abschied von einer Legende
  7. Die Volksschauspieler
  8. »Die anderen sind auch vom Theater«
  9. Musikalisches Zwischenspiel
  10. Die ganz Grossen des Films
  11. Hollywood in Rot-Weiss-Rot
  12. Die ganz Grossen des Kabaretts
  13. Quellenverzeichnis