KAPITEL 1 und ein paar Gedanken rund um Sicherheit
Wer kennt sie nicht, Bauernweisheiten oder gepflegte Plattitüden wie „Nachher ist man immer schlauer!“ oder „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“.
Deshalb möchte ich das Kapitel mit einer wahren Geschichte beginnen:
Marc war jung, erfolgreich und gesund. Ein erfolgreiches Studium hinter sich, angesehen in einer Steuerberaterkanzlei. Doch Marc war schon gebeutelt vom Leben: seine Verlobte wurde aus seinem Leben gerissen – Autounfall mit Todesfolge, unverschuldet!
Marc ging gestärkt aus der Geschichte heraus.
Dann erwischte ihn eine sehr starke Erkältung, die sich in eine Bronchitis steigerte und ihn zunehmend schwächte. Die Erkrankung zog sich und Marc hatte bereits einen Termin bei einem Spezialisten. Er sollte ihn nicht wahrnehmen können, denn er verstarb zwei Tage vorher – die Obduktion ergab: Magenkrebs im Endstadium!
Er war erst 27 Jahre alt. Er hatte keine Chance auf eine eigene Familie und Kinder.
Ich war mit Marc (Name wurde von mir geändert) befreundet und war dabei, als er verstarb. Mir zeigte die Geschichte, wie wichtig es ist, sich und die Familie abzusichern. So lapidar es klingen mag, wir leben in einer schnellen Welt und man kann sich nur begrenzt vorstellen, was alles passieren und das eigene Leben sowie der Familie beeinflussen kann.
Ziel des Kapitels
Dieses Kapitel widmet sich dem Thema Sicherheit. Es zeigt, wie Sie sich und Ihre Familie absichern (versichern) können. Es zeigt auch, von welchen Versicherungen Sie die Finger lassen sollten.
Sicherheit ist ein integraler Bestandteil für den Vermögensaufbau und die finanzielle Freiheit, nicht nur für Ihr Kind. Der beste Plan zum Vermögensaufbau fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen, wenn Sie als Bezugsperson wegfallen.
Das Ziel des Kapitels ist es, dass Sie verstehen, was als Basis notwendig ist, um sich so abgesichert aufzustellen, dass das große Ziel, die finanzielle Freiheit des Nachwuchses, nicht gefährdet ist. Eventuell mögliche Zusatzversicherungen, wie Zahnzusatz oder andere, werden nicht betrachtet, da sie den Umfang sprengen würden.
Tipp:
Da Versicherungen oft vom Umfang, dem Alter bei Abschluss und anderen Punkten abgängig sind, nutzen Sie für Vergleiche Internetportale wie CHECK24 oder Verivox. Doch beachten Sie dabei, dass dort angezeigte Ergebnisse nicht immer die besten Alternativen sein müssen – Vergleichsportale stehen im Ruf, Treffer werbefinanziert zu pushen. Nehmen Sie die Ergebnisse als Anregung und schauen Sie bei den Versicherern auf deren Webseiten noch einmal genauer nach.
Sich selbst versichern
Es mag egoistisch wirken, doch an erster Stelle sollte man sich selbst ab- und versichern. Wie oben geschrieben, was passiert, wenn Sie ausfallen? Steht der Plan weiterhin? Kann das Ziel dennoch erreicht werden?
Also: Erst sich absichern!
Auf den folgenden Seiten gehen wir die wichtigsten Versicherungen durch.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Was ist das?
Von Berufsunfähigkeit spricht man, wenn man permanent krankheits-, unfall- oder invaliditätsbedingt nicht mehr in der Lage ist, den erlernten oder einen anderen zumutbaren Beruf auszuführen. In diesem Fall greift die Versicherung und unterstützt finanziell.
Warum absichern?
Einfache Antwort: Weil wir jederzeit berufsunfähig werden können! Ein Bandscheibenvorfall kann schnell passieren, ebenso ein Arbeitsunfall, der dazu führt, dass wir den Beruf nicht weiter ausüben können.
Ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass wir durch die gesetzliche Rentenversicherung bei Berufsunfähigkeit abgesichert sind. Seit 2001 ist das nicht mehr der Fall, wenn man nach dem 01.01.1960 geboren wurde. Als Ersatz gibt es die sogenannte Erwerbsminderungsrente. Für die gelten folgende Voraussetzungen, wenn Rehabilitationsmaßnahmen erfolglos waren:
• Man muss mindestens fünf Jahre vor Eintreten der Berufsunfähigkeit bei der gesetzlichen Rentenkasse versichert sein, was auch als Wartezeit definiert wird.
• Es wurden in den fünf Jahren für mindestens drei Jahre Pflichtbeiträge eingezahlt.
• Vollen Anspruch auf Erwerbsminderung erhält man lediglich, wenn man weniger als drei Stunden täglich arbeiten könnte.
Wie hoch der Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente ist, wird auf der Grundlage des erworbenen Rentenanspruchs berechnet. Hier zählen die gesammelten Rentenpunkten, die Einzahlungszeit und die verbleibenden Jahre bis zur regulären Altersrente. Die für Sie geltende Höhe können Sie dem jährlich zugestellten Renteninformationsblatt entnehmen.
Viel darf man jedoch nicht erwarten: Laut Finanztip wurde 2019 durchschnittlich zwischen 852 Euro und 882 Euro monatlich ausgezahlt.
Stellen Sie sich vor, Sie verdienen beispielsweise 2.000 Euro netto im Monat. Aufgrund von Berufsunfähigkeit erhalten Sie nun angenommene 950 Euro Erwerbminderungsrente pro Monat. Das Leben, wie Sie es kannten, wird zu einer großen Herausforderung!
Daher: Unbedingt versichern!
Wichtig dabei ist: Je eher eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen wird, um so günstiger und teils auch umfangreicher ist der Versicherungsschutz.
Zur Verdeutlichung zwei einfache Zahlenbeispiele:
Szenario | Berufsunfähigkeitsrente | monatl. Beitrag |
Mann, 49 Jahre ledig, keine Kinder | 1.500 Euro pro Monat | 62 – 85 Euro |
Mann, 25 Jahre ledig, keine Kinder | 1.500 Euro pro Monat | 23 – 30 Euro |
Risikolebensversicherung
Was ist das?
Es handelt sich um eine Versicherung, die im Todesfall der versicherten Person eine vereinbarte Summe an eine begünstigte Person auszahlt. Sie stellt in den meisten Fällen eine finanzielle Absicherung von Familienmitgliedern dar, zum Beispiel des Ehepartners.
Warum abschließen?
Spätestens wenn man nicht mehr allein ist, sollte man sich Gedanken um die gegenseitige Absicherung machen. Klassiker wie Kapitallebensversicherungen, bei denen Geld angespart wird und Dritte im Todesfall begünstigt werden, rentieren sich aufgrund minimaler Garantiezinsen heute in keiner Weise mehr – wenn man Glück hat, bekommt man später mal raus, was man eingezahlt hat. Abzüglich Inflation ist es real sogar oft weniger.
Ich habe mir die Gedanken gemacht, wenn auch erst, als meine zweite Tochter geboren wurde. Warum nicht vorher? In meinem Fall sind meine Frau und ich Verdiener. Warum dann doch? Nun, die Motivation war: Eine zusätzliche Finanzspritze für den unglücklichen Fall.
Die Risikolebensversicherung bietet sich hier an. Diese Versicherung kann recht flexibel gestaltet werden, von der Laufzeit über den Betrag hin zu dem Begünstigten. Der zu zahlende Beitrag ist abhängig von der Ausgestaltung. Auch hier gilt, je eher abgeschlossen und je länger sie läuft, umso geringer der monatliche Beitrag. Wenn man die Risikolebensversicherung (hoffentlich) überlebt, man spricht vom Erlebensfall, erfolgt natürlich keine Auszahlung. Als Laufzeit sollte man ein sinnvolles Alter des Kindes wählen, ab dem sie selbständig genug sein können. Länger als 18 Jahre oder bis zum Ende der schulischen Ausbildung sollte man sie jedoch nicht laufen lassen.
Tipp:
Sprechen Sie mit Ihrem Partner und schließen Sie beide Risikolebensversicherung ab.
Dazu zwei Zahlenbeispiele: