Schwarz wird großgeschrieben
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Schwarz wird großgeschrieben

  1. 240 Seiten
  2. German
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Schwarz wird großgeschrieben

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Die Black Lives Matter-Bewegung hat die Gesellschaft aufgerüttelt und Veränderungen ins Rollen gebracht. Auch in Deutschland. Doch Schwarze FLINT (Frau, Lesbe, Inter, Trans, Nichtbinäre), die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, finden sich selbst und ihre eigenen Geschichten oft nicht wieder. Wie ihre Lebensrealität hierzulande aussieht, welche Coping-Strategien sie anwenden und welche Ziele und Zukunftsvisionen sie sich erträumen, erzählen intim und schonungslos 16 Schwarze FLINT. In ihren Texten brechen sie mit Stereotypen, fordern zum Umdenken auf und erschaffen einen Raum für eigene Identitäten. Dieser Aufruf an die Schwarzen FLINT will nichts weniger, als jungen Menschen ihr "Black Awakening" ermöglichen und einer neuen Schwarzen Generation Flügel verleihen. Mit Beiträgen von: Alice HastersAnna DushimeAnouchK ibacka ValienteCelia ParbeyChristelle Nkwendja-NgnoubamdjumCiani-Sophia HoederDaddypuss RexEmilene Wopana MudimuFatuma Musa AfrahJenner HendrixxJena SamuraKatharina OguntoyeKatya LwangaMelanelle B. C. HémêfaMeret WeberSarah Fartuun HeinzeSchwarzRundShaheen WackerStefanie-Lahya AukongoTessa HartWinnie Akeri

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Information

LIEBEN

CHRISTELLE NKWENDJA-NGNOUBAMDJUM

NWA’NI KÔ’NÎ

BIOGRAFISCHE LIEBESBRIEFE

Laut dem Duden ist ein Liebesbrief »ein Brief, den jemand an die Person, die er liebt, schreibt und in dem er seine Liebe ausdrückt«. Abgesehen davon, dass das generische Maskulinum auch hier wieder mal dominiert, finde ich die Bedeutung des Begriffs für unsere diversen Lebenswirklichkeiten zu eingeschränkt. Ja, sicher können wir Liebesbriefe an Personen schreiben, die wir lieben – im romantischen Sinne –, aber nichts sollte mich und dich davon abhalten, diese Vorstellung immer wieder zu dekonstruieren. Die Liebesbriefe hier will ich als einen politischen Akt schreiben. Sie sind Momentaufnahmen, Ausschnitte und Einschnitte. Ich möchte dich und euch dazu einladen, Liebesbriefe anders zu denken und zu fühlen, sie allerdings auch zu nutzen, um Liebe herauszufordern. In dich zu kehren, eine Reflexion deiner Selbst, deiner Emotionen und Sehnsüchte, deiner Forderungen und deiner Gedanken zu erkennen. Adressiert an die und das, was dir am Herzen liegt. Ich hoffe, du kannst dich auf die Briefe einlassen.
Deine Christelle

DEAR VERGANGENHEIT,

wo soll ich anfangen und wo verorte ich dich? Bei mir, bei anderen? Werde ich jemals mit dir abgeschlossen haben oder bist du eine stetige Begleitung? Sollen die Erinnerungen an alles, was war, durch dich aufrechterhalten werden? Was mache ich mit dir und wo platziere ich dich? So viele Fragen und im Grunde weiß ich, dass die Antworten keine endgültigen sind. Dass es keine endgültigen Antworten geben wird. Aber vielleicht kann ich lernen mit dir umzugehen. Dich nicht immer wegzuschieben, sondern zu begrüßen, zu umarmen und hin und wieder einzuladen zu verweilen. Mir einen Besuch abzustatten. Und deinen Erzählungen zu lauschen. Im Duden steht über dich: »der Gegenwart vorangegangene Zeit [und das in ihr Geschehene]«. Ja, Zeit ist so ein Ding. Mit dir habe ich lange vor allem Erleichterung verbunden. Erleichterung darüber, dass ich weiß, dass sich gewisse Ereignisse nicht noch mal genauso wiederholen werden. Dass die vorbei sind. An welche Momente ich dabei denke? Die Momente, in denen ich deine Liebe nicht spüren konnte. In denen ich sie nicht finden konnte. Als ich nach der Grundschule unbedingt auf das Gymnasium wollte, auf dem alle meine Freund*innen waren und ich wusste, dass ich mit ihnen ein Sicherheitsnetz gehabt hätte – naja, zumindest oberflächlich betrachtet. Stattdessen wurde ich auf eine Schule geschickt, die meine Brüder besuchten, weil ich damit einen Vorteil bei der Vergabe des Schulplatzes hatte. Und auch, weil mein Vater darauf bestand. Ob meine Schulzeit und all das, was folgte, signifikant anders ausgesehen hätten, wenn ich eine dieser anderen Schulen besucht hätte? Zumindest fiel es mir lange Zeit leicht zu glauben: Ja. Hier, dear Vergangenheit, versuche ich Versöhnung zu finden mit dir. Dies ist auch nur ein Aspekt der Komplexität deines Daseins. Aber einer, der mir zu diesen Zeiten sehr naheging und in dem ich mich grundlegend unverstanden gefühlt habe. In dem meine Bedürfnisse und Wünsche nicht gesehen wurden. Und in dem ich das Gefühl hatte, Situationen ausgeliefert zu sein. Das Unverständnis über diese Gesamtsituation führte dazu, dass ich mir allein die Schuld gab an vielem, was mir widerfuhr. Warum ich nicht so schnell Freund*innenschaften schloss und die ersten zwei Schuljahre meist Außenseiterin war. Dass meine Eltern Gespräche mit der Klassenlehrerin führen mussten, um Strategien zu entwickeln, mit denen ich besser in den Klassenzusammenhalt integriert werden sollte. Dass mein Vater Gespräche mit der Elternbeiratskollegin führte, um meine Traurigkeit und mein Alleinsein anzusprechen. Dass ich danach das Gefühl hatte, ich werde nur zu Geburtstagen eingeladen, weil manche Klassenkamerad*innen von ihren Eltern dazu gezwungen wurden. Bis sich das – zumindest in meiner Erinnerung – änderte und ich den Eindruck und das Vertrauen in mich fand, sagen zu können, dass ich Freund*innenschaften geschlossen hatte, vergingen sicherlich noch mal ein paar Jahre. Und da, dear Vergangenheit, spielst du auch eine wesentliche Rolle. Denn hier verbinde ich mit dir Momente der Stärkung. Es traten Personen in mein Leben, die bis zum heutigen Tag Familie für mich bedeuten. Die Liebe, Wertschätzung und Ankommen bedeuten. Die meinem Schwarzsein in meinem mittelgroßen badischen Dorf einen zusätzlichen Sinn gaben. Es entwickelte sich eine Selbstverständlichkeit darin, wie ich mein Schwarzsein bisher lebte. Innerhalb meiner afrikanischen Kernfamilie mit meinen drei Schwarzen Siblings, unseren Schwarzen Eltern, mit vielen Besuchen unserer älteren Schwarzen Geschwister aus der ersten Ehe unseres Vaters und den liebevollen, herausfordernden und inspirierenden Menschen aus diversen afrikanischen Communities, die uns schon immer nah waren. Und dann kam eine weitere Ebene hinzu. Schwarze, mehrheitlich deutsch-geprägte und sich identifizierende Menschen kennenzulernen, legte mein Schwarzsein in einen deutschen, politischen Kontext und verstärkte die Tiefe, die mein Schwarzsein und mein Afrikanischsein bis dahin ausmachten. Es führte dazu, dass ich mich darin noch selbstverständlicher fühlte.
Dear Vergangenheit, dies nehme ich als Geschenk an, das mich zu einer Zeit erreichte, in der ich es in der Retrospektive am meisten benötigte. Diese Erinnerung lässt zu, dass ich dir, auch mit einem Lächeln begegnen kann. Dass ich gerne zurückblicke und dir eine weitere Bedeutung gebe. Ich bin mir auch sicher, dass es genau wegen dieser Zusammenhänge und dieser Stärkung einer neuen Selbstverständlichkeit meines Schwarzseins ist, dass die Gymnasialzeit eigentlich nur einen bitteren Nachgeschmack mit sich trägt und nicht wie Grafschafter Goldsaft Zuckerrübensirup schmeckt: für mich zu intensiv und im puren Zustand kaum aushaltbar. In jede deiner Facetten einzutauchen ist wie eine Reise anzutreten, ohne zu wissen, wann die Rückkehr ist. Und jede Begegnung ist intensiv und lehrt mich in neue Auseinandersetzungen zu gehen. Nicht nur mit dir oder mit mir, sondern auch mit meiner Umwelt und den Faktoren, die mich beeinflusst haben und es noch immer tun. Dir zu begegnen bedeutet mir selbst zu begegnen – immer wieder. Sankofa50: zurückzublicken in mein familiäres Aufwachsen, meine ohso-weiße-Schulzeit, mein Schwarzes politisiertes Heranwachsen und mein Größerwerden – im wahrsten Sinne des Wortes. Für mich mehr als ein Blick zurück, der mich immer wieder dazu einlädt nach vorne zu schauen … und weiterzumachen. Denn Zukunft ist für uns da. Zukunft war gestern. Zukunft ist heute und morgen. Diese Momente mit dir, Vergangenheit, nehme ich und transformiere sie für mein Jetzt und mein Danach. Und dafür bin ich dir dankbar und lerne dich zu lieben – also irgendwie. Ich freue mich.
Deine Christelle

DEAR FAMILIE,

der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Als ich jünger war, war »Familie« sicherlich noch viel näher an der vom Duden beschriebenen Definition dran, nämlich »aus einem Elternpaar oder einem Elternteil und mindestens einem Kind bestehende [Lebens]gemeinschaft« – aber irgendwie auch nicht. Denn irgendwie war es bei uns auch anders. Zu Hause war es oft voll – was nicht nur daran lag, dass wir vier Kinder und zwei Erwachsene waren, sondern auch daran, dass unsere Vier-Zimmer-Wohnung Zuhause und Zufluchtsort für viele weitere Menschen war. Manche kannte ich, viele wurden mir als »Tata/Tonton Soundso« vorgestellt und dass diese Tante oder dieser Onkel ein paar Tage oder Wochen bei uns leben würde. Erzählt wurde mir meist nicht viel, aber dass die eine oder andere Person in Not war oder einfach gerne Zeit mit uns verbrachte – das bekam ich mit. Dass also unser Zuhause, dass meine Familie eine Familie für ganz viele Menschen wurde, damit wuchs ich auf und das gab mir früh ein erweitertes Verständnis von Familie. Danke dafür. Mama. Papa. Geschwisterkind eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs und sieben. Partner*innen. Dann Neffen und Nichten. Alle dazwischen und darüber hinaus. Aber auch die Großeltern, Tanten, Onkel, Cousin*en, die ich nicht oft sehen konnte. Weil für mich als Diaspora-Kind Familie auch bedeutete, dass Trennung, Distanz und Abstand alltägliche Begleiter waren. Sei es bei Geburten, Schulanfängen, Abschlüssen, Geburtstagen, Hochzeiten oder Beerdigungen. Dass Familie auch bedeutete, dass immer wieder Geld geschickt werden musste und Westernunion oder Moneygram keine Fragezeichen in mir hervorriefen. Dass Sonntagabends in einen (meist BIPoC-owned) Call-Shop zu fahren, eine 10-Mark- oder später 5-Euro-Telefonkarte zu kaufen, um von dort aus mit der Familie in Kamerun zu telefonieren, ganz normal war. Es bedeutete die Stimme meiner Uroma zu hören – auch wenn ich nicht verstand, was sie sagte, weil mir die Sprachkenntnisse fehlten und sie die Kolonialsprache nicht nutzen wollte. Mit meinem Uropa ein paar kurze Worte zu wechseln. Meine Oma zu sprechen. Mit Tanten und Onkeln, Cousin*en zu reden. Menschen, die mir hier und da von Fotos und Erzählungen meiner Eltern etwas sagten. Anders als meine Mitschüler*innen konnte ich nicht von Besuchen bei den Großeltern berichten. Habe nicht erzählen können, welche tollen Geschenke es von ihnen gab oder von dem ofenwarmen Apfelkuchen und der heißen Tasse Kakao am Sonntagnachmittag. Hin und wieder hat mir das einen Stich gegeben und ich habe diese Kids beneidet. Denn dann dachte ich daran, dass mir etwas verwehrt wurde, da ich mich über eine Sonntagstradition von frittierten Beignets, kamerunischen Hefeteigbällchen, mit Zimtzucker und Kakao von Oma gefreut hätte. Jemandem die Schuld geben konnte ich aber nicht. Und erst später habe ich erkennen dürfen, dass Teil der Diaspora zu sein auch bedeutet, dass gewisse familiäre Verbindungen vielleicht gar nicht oder auf eine ganz andere Art und Weise gespürt werden können. Denn, dear Family, ich durfte erfahren, was es bedeuten kann, wenn Freund*innenschaften Familie werden. Nämlich Zusatz, Bonus, eine Bereicherung oder in vielen Situationen auch das Einzige, das Halt gibt. Vor allem dann, wenn »Family Politics« – wie ich es gerne nenne – den Momenten der Kommunikation, des Wohlbefindens und der Achtsamkeit innerhalb meiner Familie einen Strich durch die Rechnung machten. Wenn ich mich in meiner Zusatz- oder auch Bonusfamilie mehr aufgefangen, verstanden und akzeptiert fühlte. Diese Zeiten gab es, gibt es und wird es auch in Zukunft geben. Weil, auch wenn Mama, Papa, Geschwisterkind eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs und sieben, Partner*innen, dann Neffen und Nichten, alle dazwischen und darüber hinaus Teil meines Ein und Alles waren, sind und immer sein werden, ist die Wärme und Liebe, die es da noch so gab, gibt und geben wird zu verlockend, als dass ich sie nicht zum Teil meiner Lebensrealität mache.
Deine Christelle

DEAR FREUND*INNENSCHAFT,

was du bedeutest, habe ich vor allem in den letzten 15 Jahren meines Daseins so richtig spüren dürfen. Der Duden nennt es: »auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander«. Aber dich kann ich nicht festschreiben. Du bist nicht starr und einseitig. Du hast so viele verschiedene Facetten und öffnest dich, wenn ich mich darauf einlasse. Deine sanfte Sturheit ist wie ein Fels in der Brandung. Oder wie ungekochter Yams, der, geschält und in Wasser eingelegt, eine ganz andere Textur bekommt. Weicher und aufnahmefähiger wird. Aber die Arbeit muss vorher geschehen. Dafür war ich nicht immer bereit oder gewillt. Wollte den Yams, der mir so gut schmeckt, schon geschält, gesalzen, gekocht und wohl portioniert – am liebsten mit Erdnusssauce – einfach genießen. Aber du hast mich eines Besseren, nein, eines Sanfteren belehrt. Ich durfte die Bedeutung von Vertrauen erfahren. Von Verbundenheit, ohne mein Innerstes offenbaren zu müssen – es aber zu können. Dass ich weich falle, wenn es da draußen mal wieder Steine hagelte. Ich durfte lernen, dass mein Schwarzsein eine Grundlage sein kann und auch, dass das allein nicht ausreichen muss. Verlor und musste neu suchen, um dann viel mehr zu finden.
Dear Freund*innenschaft, ich bin mit dir an Grenzen gestoßen, die mich hinterfragen haben lassen, ob ich dir jemals vertrauen kann und so »richtig ich« oder auch »einfach nur ich« sein darf. Ohne mich verbiegen zu müssen. Ohne meine Lebensrealitäten, das Schwarzsein, das Afrikanischsein, das Fettsein unsichtbarer machen zu wollen. Oder strategisch sichtbar. Nämlich dann, wenn ich glaubte, es könnte mir Sympathie oder Pluspunkte verschaffen. Dabei wusste ich doch eigentlich schon immer, dass es nicht funktioniert, sich verstecken zu wollen. Immer das Gefühl zu haben, irgendwie lieb und nett und freundlich sein zu müssen, um eingeladen zu werden. Um gemocht zu werden. Den magischen Satz »Ich sehe gar nicht mehr, dass du Schwarz bist, für mich bist du einfach nur Christelle« zu hören. Was sich zunächst wie Balsam für meine Seele angefühlt hatte, wurde schnell zur Seite geschoben, als im Unterricht zum wiederholten Mal das N-Wort fiel und, abgesehen von einem betretenen Kichern, keine*r meiner sogenannten Freund*innen einen Mucks machte. Hin und wieder hatte ich die Energie etwas zu sagen, zu protestieren. Aber so oft blieb ich still. Wollte nicht diejenige sein, die »meckert«, möglichst niemandem missfallen: »How to be a people pleaser?« Dieses Handbuch hätte ich sicherlich mitschreiben können! Aber dieses Gefühl, das mir mitteilte, dass Freund*innenschaft doch auch bedeuten sollte, füreinander da zu sein und füreinander einzustehen, ließ sich nicht abschütteln. Schulzeit und Freund*innenschaft – eine komplizierte Geschichte.
Wie ich dich, dear Freund*innenschaft, aber während dieser Zeit auch erfahren durfte, kommt mir manchmal so vor, als wäre ich in einem Paralleluniversum gewesen. Außerhalb der Schule hatte ich das Privileg, auf eine ganz andere Art und Weise mein Schwarzsein zu leben und mich selbst zu entdecken. Für mich war das jährlich stattfindende Bundestreffen der »Initiative Schwarze Menschen in Deutschland« ein Wohlfühlort. Ich konnte tatsächlich Freund*innenschaften schließen, die bis heute bestehen. Die mich durch ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Titel
  4. Widmung
  5. INHALT
  6. Vorwort
  7. HINTERFRAGEN
  8. ENTSCHLÜSSELN
  9. OFFENLEGEN
  10. HEILEN
  11. LIEBEN
  12. AUSSPRECHEN
  13. WAHRNEHMEN
  14. ERTRÄUMEN
  15. Über die Autor*innen
  16. Glossar
  17. Literatur zum Weiterlesen
  18. Weiterführende Adressen für Schwarze Menschen (und Allies)
  19. Endnoten