BUCH II
WAS WIR ABLEHNEN
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Hör zu LP
Von Samuel Edward Konkin III
Ursprünglich als Flyer um das Jahr 1974 herum erschienen, sollte „Hör zu LP“ eine Reaktion auf die Nationalversammlung der Libertarian Party sein. Eine gewisse Zeit danach wurde es bei Wahlkampfveranstaltungen und Kundgebungen an Parteianarchisten verteilt, um sie von politischem Engagement abzubringen. 45 Jahre später führen wir den gleichen Artikel wieder ein, zum selben Zweck.
WARUM?
Du könntest einen großen Fehler machen, einen, den du bereuen könntest, einen, der dich sagen lässt: „Hätte ich damals bloß zugehört…“
WELCHER FEHLER?
Nichts ist dir wichtiger, als Freiheit zu erreichen, richtig? Ich wende mich an einen Libertären, nehme ich an. Wenn nicht, dann tut es mir leid, dass ich dich belästigt habe. Bitte gib diese Broschüre an denjenigen zurück, der sie dir gegeben hat, damit sie mehr Menschen erreichen kann.
JA, ICH BIN EIN LIBERTÄRER. UND JETZT?
Das bedeutet, du willst Freiheit - und du willst sie sofort. Keine kurzfristigen, vergänglichen Gewinne. Nicht die Gesamtzahl der Stimmen, die am Tag nach der Wahl vergessen werden. Sondern die dauerhafte Freiheit, deine Ziele zu verfolgen - was auch immer sie sein mögen - ohne Intervention. Und du willst das so schnell wie möglich - aber du willst auch, dass es hält.
KOMM ZUR SACHE!
In Ordnung, kannst du den Zwang stoppen, indem du Gewalt initiierst? Natürlich nicht. Kannst du uns vor ausländischen Aggressoren schützen, die uns ausplündern werden, indem du einheimischen „Beschützern“ erlaubst, uns auszuplündern? Absurd. Kannst du die Institution der Monopolisierung von Zwang beseitigen, indem du 1. in ihrem künstlich konstruierten Spiel mitspielst, bei dem 2. diese die Regeln aufstellt und sie nach Lust und Laune verändert und 3. der einzige Preis, den sie dir gewährt ein Anteil an der Plünderung ist, die du aufhalten möchtest? Wohl kaum.
WILLST DU DAMIT SAGEN, DASS WIR NICHT GEWINNEN KÖNNEN?
Absolut nicht! Wir (Libertäre) können gewinnen. Und eine politische Partei kann gewinnen. Aber sie kämpfen gegen Windmühlen. Eine politische Partei sucht naturgemäß die Kontrolle über die Maschinerie des Monopols der legitimierten Nötigung - den Staat. Libertäre versuchen, den Staat abzuschaffen. Eine politische Partei kann den Staat nicht abschaffen - sie ist Teil des Wahlapparats - sie ist Teil des Staates. Die Daseinsberechtigung für eine politische Partei ist die Eroberung des Staates. Jeder, der versucht, dir etwas anderes zu sagen, redet Unsinn.
DU MEINST, EINE POLITISCHE PARTEI MUSS DAS SPIEL DES STAATES SPIELEN?
Du hast es erfasst! Ihre Regeln, ihre Spielplätze und immer geht es zwanzig riesige Schritte zurück, wenn du vergessen hast zu fragen: „Darf ich das?“
EINE „LIBERTÄRE PARTEI“ IST ALSO EIN WIDERSPRUCH?
Richtig. Und das ist der Fehler, vor dem ich dich gewarnt habe. Du arbeitest nicht für die Freiheit, indem du der Partei dienst, sondern für die Teilung des erbeuteten Kuchens an die Obersten der LP. Du weißt schon, die „Parteiarchie“.
SOLL ICH DANN AUSTRETEN?
Eine weitere Sackgasse. Während du versuchst, dich hedonistisch in den Schlupflöchern einer wachsenden faschistischen Wirtschaft zu befriedigen, wirst du nichts tun, um das Verschließen dieser Schlupflöcher zu stoppen. Sicher, es gibt sogar in der UdSSR einen Schwarzmarkt. Aber ist es das, womit du dich zufriedengeben willst? Das will doch echt niemand.
GIB MIR EINE ALTERNATIVE. WIE KANN ICH SONST DIE BOTSCHAFT VERBREITEN?
Es gibt viele Alternativen. Darum geht es bei einem freien Markt. Individuen bieten ihre Waren auf dem offenen Marktplatz (der Agora) an und die Besten gewinnen. Genauso verhält es sich mit dem Verkauf von Libertarismus - das beste Paket wird sich verkaufen.
ERREICHT DIE PARTEI DENN NICHT DIE MEDIEN?
Mit welcher Botschaft? „Noch eine Partei. *Hmpphff* Jemand anderes, der nach meinen Steuern greift. Und sie besitzen die Frechheit zu behaupten, dass sie mich befreien wollen. Geh weg und lass mich in Ruhe!“ Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber diese Antwort bedeutet für mich, einen potenziellen Libertären vor mir zu haben! Und er hat Recht.
WAS GENAU WILLST DU MIR ALSO ANBIETEN?
Hör zu, wir glauben an die Wirksamkeit der Agora, richtig? Unsere Wirtschaft ist besser als die aller anderen, oder? Und wir entscheiden uns moralisch für Markt statt Macht, richtig? Die Antwort starrte mir jahrelang ins Gesicht, bevor ich sie sah und darüber nachgedacht hatte, also mach dir keine Vorwürfe, dass du das vorher nicht gesehen hast. Die Antwort ist das, was ich Gegenökonomie nenne.
Libertäre sollten von der Wirtschaftstheorie zur Praxis übergehen - vom Praxeologen zum Agoristen - vom Sein zum Tun! Jeder kann seine ausgewählten Waren und Dienstleistungen vermarkten. Alles von unregulierter Milch, von agoristischen Milchviehbetrieben und nicht gemeldeter Arbeit in einer agoristischen Werkstatt bis hin zu unterirdischer Waffenherstellung und Drogenhandel. Libertäre, die andere Libertäre einstellen, kaufen/verkaufen, sparen und das Ersparte anderen Libertären leihen, müssen die staatstreuen weißen Händler beim Profit übertreffen. Keine Steuern, keine Lizenzen, keine Zutrittsbarrieren, keine Lohnabzüge, keine in den Wahnsinn treibenden, endlosen, bürokratischen Maßnahmen, keine lächerlichen Vorschriften. Stattdessen wird diese Zwangslage in ein Vermeiden, Abbezahlen und letztendlich ein Verteidigen gegen bürokratische Räuber überführt. Während die ineinandergreifenden Gegenökonomen wachsen, werden sie von Wachen und schließlich gegenökonomischen Schutzagenturen versorgt. Wenn die Gegenwirtschaft größer ist als die staatlich sanktionierte Wirtschaft, wird sie einen angemessenen Schutz vor der Plünderung durch den Staat finanzieren. Mit dem Bruch seines Monopols verkümmert der Staat und nur eine mickrige Räuberbande mit vielen alten Feinden bleibt übrig.
KLINGT THEORETISCH GUT, ABER IN DER PRAXIS…
Genau darum geht's! Seit Jahren leben Libertäre in dem Glauben, dass sie die richtigen Ideen haben, aber sie arbeiten nicht daran, „dorthin“ zu gelangen. Das ist als wollte man einen Orgasmus bekommen, aber man lehnt sexuelle Stimulation als Mittel ab, um ihn zu erreichen. So wie man nicht einfach durch Phantasie kommen kann, kann man Freiheit und Agora nicht bekommen, ohne sie JETZT zu leben. Beende die Frustration, die libertären Aktivist nach libertären Aktivist gebrochen hat.
IST DAS NICHT RISKANT?
Wie oft hast du schon gehört, dass der Tag kommen wird, an dem wir verhaftet werden, weil wir libertäre Gedanken denken? Sicher ist es das, warum also warten, bis sie vor der Tür stehen? Gehen wir jetzt unsere Risiken ein, und wenn wir verhaftet werden, dann nur, weil wir libertäre Taten begehen! Laissez faire!
SO VIEL ZUM GEREDE. WAS TUST DU?
Erstens, New Libertarian Enterprises ist gegenökonomisch und liefert Waren und Dienstleistungen an Libertäre, die unseren Stamm vergrößern. Wie der Druck dieser Broschüre und einer Menge anderer Literatur. Außerdem Sons of Liberty Medaillons, Buttons, libertäre T-Shirts, und mehreres und größereres wenn das Kapital sich sammelt. Wir drucken NLN (New Libertarian Notes).
Zweitens bietet New Libertarian Notes einen Ideenaustausch für den New Libertarian und unterhält ihn/sie. Wenn du das noch nicht gelesen hast, finde heraus, wo sich die Avantgarde der Neuen Libertären befindet.
Drittens hat sich eine Neue Libertäre Allianz gebildet, um eine offene Front zu schaffen, um sich dem Etatismus zu widersetzen und ihn zurückzuhalten, während die Gegenökonomie ihr Ding macht. NLA wird Treffen für Gegenökonomie-Kontakte, Literaturvertrieb, Broschüren, Medieninteraktion wie redaktionelle Widerlegungen, Wahlboykotte und Wahlembargos, Anti-Staatsdemonstrationen, Steuerwiderstand, Inflationsbekämpfung und sogar soziale Aktivitäten anbieten, um unsere Moral aufrechtzuerhalten. Und du kannst ein Teil der NLA sein! Sogar dein eigener Ortsverband.
Vielleicht ist New Libertarian Enterprises nicht effizient genug? Es hat Konkurrenten. NLN ist nicht witzig genug? Es hat Konkurrenz. Und die Neue Libertäre Allianz? Lassen wir den Markt entscheiden. Wirf deine Kaufkraft in deine erste gegenökonomische Tat. Verbünde dich mit uns im Kampf für eine neue Freiheit.
Oder du kannst zu deiner Versammlung oder deinem Kongress zurückkehren und abstimmen, dem parlamentarischen Verfahren folgen, und abstimmen, und jemanden nominieren, und abstimmen, und für sie (nicht für Libertarismus) Kampagnen führen, und abstimmen, und eine Wahl gewinnen oder verlieren, für was auch immer das einen Unterschied macht, und abstimmen…
Nein, das ist kein visionärer Traum. Du wachst gerade nach einem langen Albtraum auf, und es ist das Sonnenlicht, das grell auf deine Augen trifft.
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Meine Steuern
Von Karl Hess
Karl Hess pries die Tugenden seines Glaubens durch seine Taten. Bekannt für seinen Steuerwiderstand, soll Hess auch die Gewohnheit gehabt haben, Waffen gegen Castro-Rebellen in Kuba zu überliefern und mit der Mafia zusammenzuarbeiten, um den Kapitalfluss in die Hände der Sowjets zu verhindern. Wahrhaftig, Karl Hess war ein Vorbild gegenwirtschaftlichen Widerstands und staatlicher Subversion.
Die folgende Auswahl ist kurz, zuckersüß und auf den Punkt gebracht. Daher ist nicht viel weitere Einführung erforderlich.
Am 15. April schickte ich den folgenden Brief, der meinem ausgefüllten Formular 1040 beigefügt war, an den Steuereintreiber:
Die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika legt eine Liste von Angaben in Bezug auf unerträgliche Verstöße, Missbräuche und Verweigerungen politischer Macht fest, die dem Volk gehören.
Die Bundesregierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat sich heute jeder Art von Verletzung, Missbrauch und Verleugnung schuldig gemacht, die in der Unabhängigkeitserklärung als unerträglich bezeichnet wird.
Ich kann aus Gewissensgründen diese Regierung nicht mit der Zahlung von Steuern billigen.
Darüber hinaus hat die Bundesregierung der Vereinigten Staaten von Amerika als Prinzip festgelegt, und erbarmungslos durch die Macht ihrer Beamten in der Praxis durchgesetzt, dass sie die primäre Loyalität des Volkes fordern kann, dass sie alle politische Macht in ihrem Namen ausüben kann, dass sie Krieg ohne dessen Zustimmung führen kann, und dass sie die Standards ihres Verhaltens und die Ziele ihres Lebens festlegen kann und sollte.
Ich konnte aus Gewissensgründen eine solche Regierung nicht durch die Zahlung von Steuern billigen.
Schließlich sagt die Unabhängigkeitserklärung den Amerikanern in der allerdeutlichsten Sprache, dass, wenn eine Regierung den Lebensabend, die Freiheit und das Streben nach Glück zerstört, es das Recht und die Pflicht des Volkes ist, eine solche Regierung abzuschaffen, bzw. „eine solche Regierung abzuwerfen“.
Im Geiste dieser Erklärung und in der Kameradschaft mit Menschen überall, die Freiheit suchen und solche Regierungen abwerfen möchten, weigere ich mich jetzt, die von der Regierung verlangten Steuern in der beigefügten Form zu zahlen.
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Wenn wir aufhören zu wählen
Von Frank Chodorov
Der folgende Aufsatz erschien zuerst in der Juliausgabe von 1945 eines monatlichen Newsletters von Frank Chodorov mit dem Titel „Analysis“ und sollte später die Grundlage für Kapitel 4 seines Buches „Out of Step“ werden. Chodorov war unter seinen Kollegen für seine Weigerung zu wählen bekannt - und oft versuchten sie ihn von seiner Bürgerpflicht zu überzeugen. Was folgt, ist seine Antwort auf einen solchen Fragesteller, nämlich den charmanten Nerver - und 76 Jahre später bleibt sie eine der besten Erklärungen für die revolutionäre Macht des Nichtwählens.
Es gab eine Frage, die mir von meinem charmanten Nerver gestellt wurde, die ich geschickt umgangen habe, denn der Tag war schwül und die Antwort erforderte eine gewisse geistige Anstrengung. Die Frage: „Was würde passieren, wenn wir aufhören zu wählen?“
Wenn Sie neugierig auf das Ergebnis des Nicht-Essens sind, kommen Sie auf die Frage, warum wir essen. Die Frage, die mir daher von der Dame gestellt wurde, spricht den Grund für das Wählen an. Die Regierungstheorie der gewählten Vertreter besagt, dass diese Leute von der Wählerschaft beauftragt werden, sich um alle Angelegenheiten zu kümmern, die ihre gemeinsamen Interessen betreffen. Es unterscheidet sich jedoch von einer gewöhnlichen Beschäftigung dadurch, dass der Vertreter nicht bestimmten Anweisungen unterliegt, sondern pauschal befugt ist, das zu tun, was er für das Gemeinwohl unter allen Umständen für wünschenswert hält, vorbehaltlich verfassungsrechtlicher Beschränkungen. In allen Beziehungen, die öf...