Naturnahe Waldwirtschaft - mit der QD-Strategie
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Naturnahe Waldwirtschaft - mit der QD-Strategie

Eine Strategie für den qualitätsgeleiteten und schonenden Gebrauch des Waldes unter Achtung der gesamten Lebewelt

  1. 207 Seiten
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Naturnahe Waldwirtschaft - mit der QD-Strategie

Eine Strategie für den qualitätsgeleiteten und schonenden Gebrauch des Waldes unter Achtung der gesamten Lebewelt

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Naturnah und besonders wirtschaftlich- Mehrwerte erzeugen: multifunktional in Hölzern und Leistungen- Naturnah bewirtschaften, Aufwand minimieren- Die umweltfreundliche QD-Strategie erstmalig in BuchformQD ist eine besonders umweltfreundliche Bewirtschaftungsstrategie. Ziel der QD-Strategie ist eine vollständige waldwirtschaftliche Handlungsleitlinie, die in schonendem Gebrauch, mit geringem Einsatz von Energie und unter Rücksichtnahme auf alles, was lebt, hohe Mehrwerte für den Menschen ermöglicht. Zahlreiche Fragen dazu werden von den Autoren ausführlich beantwortet.

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783800190775
1 Wald und Mensch
Der Mensch lebte ursprünglich im und mit dem Wald. In wenigen Jahrtausenden und enorm beschleunigt in den letzten Jahrzehnten hat die zahlenmäßig vervielfachte Menschheit Lebensweisen entwickelt, die durch schieren Verbrauch bestimmt sind. In schonendem Gebrauch kann der Mensch aus den Wäldern hochwertige Güter und Leistungen beziehen, ohne die natürlichen Existenzgrundlagen für alles, was lebt und damit auch für sich selbst zu gefährden. Welch eine Herausforderung, unter bester Einpassung in die natürlichen Abläufe aus dem Wald umfassend zu schöpfen, ohne dass der Wald sich auch nur im Geringsten erschöpft.
1.1 Wald als Lebensgemeinschaft
Wälder sind Ökosysteme*, in denen Bäume wachsen. Bäume bauen im Laufe ihrer oft langen Lebenszeit reichlich Biomasse bis tief in den Boden und weit über die Erdoberfläche auf. Mit ihrer über viele Jahre voranschreitenden und schließlich oft sehr großen Raumbesetzung wirken Bäume stark auf die Lebensbedingungen der anderen Lebewesen im Waldökosystem.
Bäume besetzen aber diese ober- und unterirdischen Räume nicht allein, sie bieten selbst auch Raum und damit Biotop*, der von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren in reicher Vielfalt belebt wird. Im Wald wird die Verfügbarkeit von Wasser, Nährstoffen, Kohlendioxid, vor allem aber von Licht ganz erheblich von der Existenz der Bäume beeinflusst. Bäume wirken in fortgeschrittener Entwicklung deutlich auf die mikroklimatischen Bedingungen ihrer Umgebung.
Wald ist mehr als eine Ansammlung von Bäumen.
Gleichwohl ist Wald weitaus mehr als eine Ansammlung von Bäumen. Für das Ökosystem sind vielmehr die tief und weit verflochtenen Wechselbeziehungen seiner umfangreichen Artenausstattung (Biozönose*) prägend, die wiederum mit der am Standort gegebenen Kombination der Lebensgrundlagen (Biotop*) in Bezug steht. „Man muss sich abgewöhnen, immer ausschließlich an Bäume zu denken, wenn von Wald gesprochen wird“, mahnte schon Karl Rebel (94).
Mittelbare und unmittelbare Wechselbeziehungen zwischen der Lebewelt im Waldökosystem reichen bis zu engen körperlichen Verbindungen mit oft existenzieller Bedeutung für die beteiligten Organismen. Bäume betrifft dies beispielsweise im Zusammenspiel mit Pilzen beim Aufbau von Mykorrhizen*.
Die im Tagesgang wechselnden Strahlungsbedingungen, die witterungsbedingten Schwankungen innerhalb des Jahresgangs, das Wachsen, Absterben und die Fortbewegung von Organismen bedingen ständige Veränderungen im Ökosystem. Die vielen kleinen, zuweilen unmerklichen Ereignisse, wie ein Spätfrostereignis oder ein kleinräumiger Hagelschlag, die in den scheinbar regelmäßigen Lauf der Dinge eingreifen, stellen im Waldökosystem ebenso Störungen* dar, wie spektakuläre, tiefgreifende und flächenwirksame Veränderungen durch Überflutung, Schnee, Eis, Sturm oder Feuer, die augenblicklich oder binnen weniger Stunden eintreten.
1.2 Der Mensch als Waldnutzer
Seit etwa zwei Jahrmillionen geht der Mensch im Wald um. Er ist von seinen körperlichen Voraussetzungen her gewissermaßen ein Lebewesen der tropischen Wälder, die er wohl nur durch die Entwicklung von wärmeerhaltender Kleidung und die Beherrschung des Feuers verlassen konnte.
Seit Jahrtausenden geht der Mensch mit dem Wald um. Nach seiner Entkoppelung vom Wald hat der Mensch diesen auf großen Flächen schwer beeinträchtigt, nicht selten sogar verwüstet. In Mittel- und Westeuropa schickt sich der Mensch seit Jahrhunderten an, den Wald oder vielmehr das, was davon verblieben ist und was er daraus „gemacht“ hat, seiner Bewirtschaftung zu unterziehen. Diese Bewirtschaftung zielt in erster Linie auf die Bedürfnisbefriedigung des Menschen ab und nimmt dabei auf die übrige Lebewelt bestenfalls nachrangig Rücksicht. Seit Jahrzehnten wird in Anspruch genommen, dass die Bewirtschaftung des Waldes auf wissenschaftlicher Grundlage erfolgt.
Vor der Bewirtschaftung des Waldes stand das Maß seiner Veränderung über jahrhundertelange Zeiträume in engem Zusammenhang mit der Siedlungsdichte des Menschen. In den letzten Jahrzehnten stehen diese Veränderungen mit dem erweiterten räumlichen Handlungsfeld nahezu jedes einzelnen Menschen, mit der Spezialisierung seiner Handlungen und mit dem inzwischen teilweise weltweiten Zusammenspiel dieser Handlungen im Zusammenhang.
Die Bewirtschaftung des Waldes durch den Menschen setzte keineswegs immer als vernunftgeleitete Fortentwicklung aus einer zureichenden Fülle heraus an. Ausgangspunkt der Bewirtschaftung waren in Mittel- und Westeuropa dagegen nicht selten Wälder, die völlig heruntergekommen waren, wenn nicht gar Restbestockungen weniger Bäume oder Heiden mit veramten Böden (42).
Ein interessantes Beispiel, wie eine einzelne Baumart mit bestimmten Holzeigenschaften über viele Jahrtausende vom Menschen zum Zweck des jagdlichen Nahrungsmittelerwerbs genutzt und dann zu Kriegszwecken übernutzt wurde, liefert die Eibe. Im Spätmittelalter standen auf den britischen Inseln Langbögen aus Eibenholz im Zentrum einer damals besonders erfolgreichen Kriegstaktik.
Nachdem dort die Eibe durch Übernutzung nahezu verschwunden war, griff die regelrechte „Weg“nutzung der Eibe nach und nach auf das gesamte europäische Festland über. In Verbindung mit Fernhandel in Richtung England war bis Ende des 16. Jahrhunderts die Ausplünderung der Eibe in ganz Mittel- und Westeuropa, mit der Schweiz als Ausnahme, bis auf wenige Relikte in unzugänglichen Lagen abgeschlossen.
Trostlose Zustände standen an der Wiege der Forstwirtschaft.
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13-jährige Eibe im Blütenteppich des Zweiblättrigen Blausterns (Scilla bifolia L.)
Anschließend war die Eibe, die geographisch und ökologisch eine sehr weite natürliche Verbreitung in vielen Wäldern hatte (68), für den Menschen entbehrlich. Nachdem diese Baumart regelrecht verbraucht war, wurde sie nicht mehr gebraucht.
Später wurden dann die Beutegreifer der großen Pflanzenfresser weitgehend ausgerottet. Wie es heute bei uns um die Eibe bestellt ist, die bevorzugt verbissen wird, ist so allgemein bekannt, dass hierzu weitere Ausführungen unnötig sind.
Freilich bezieht sich das Beispiel der Eibe nur auf eine Art, der auf geschichtlich gut belegte Weise die Übermacht der alleinigen Ausrichtung des Menschen auf das hin, was ihm in einem bestimmten Zeitraum nützlich erschien, zum Verhängnis wurde. Wehe manch anderer Art, wenn sie als nutzlos oder gar als schädlich angesehen wurde und im Gegensatz zur Birke oder zum Eichelhäher über keine robuste Vermehrungsdynamik verfügte.
Selbst unter Nutzungs- und Nützlichkeitserwägungen handelte der Mensch oft erst dann, wenn die für ihn unbedingt erforderlichen Walderzeugnisse, vor allem die Nutzhölzer, nahezu erschöpft waren, auch nicht mehr aus immer ferneren außereuropäischen Wäldern (z.B. im kolonialen Überseeraum) im nötigen Umfang herbeigeschafft werden konnten und durch andere Erzeugnisse, wie zum Beispiel Kohle, nicht oder noch nicht ersetzt werden konnten. Dieser in jeder Hinsicht, ökologisch, ästhetisch und natürlich auch ökonomisch trostlose Zustand wird häufig als die Wiege der Forstwirtschaft bezeichnet.
Heute geht es in diesem dicht vom Menschen besiedelten Raum regelmäßig darum, im Wald und mit dem Wald viele verschiedene Bedürfnisse zur gleichen Zeit und am gleichen Ort zu befriedigen. Dies erfordert den Abgleich ganz unterschiedlicher und zuweilen gegensätzlicher Interessen vieler zugangs- oder gar verfügungsberechtigter Einzelpersonen und Gruppen. Vor diesem Hintergrund kann die Bewirtschaftung des Waldes von zwei grundverschiedenen Ansätzen her erfolgen.
1.2.1 Wald bauen
Seit langem geübt und weithin vorherrschend ist der Ansatz, die Bedürfnisse des Menschen absolut zu setzen und den Wald bis hin zu seiner weitestgehenden Abwandlung und Rückführung (Degradation) jeglichen menschlichen Ansprüchen anzupassen. Dabei werden Baumgruppierungen (Bestockungen) künstlich geschaffen, denen regelmäßig die Eigenschaft fehlt, im natürlichen Störungsregime* ohne weiteren Einsatz zu bestehen und sich ohne jedes Zutun erneuern zu können (125).
In diesen Bestockungen fehlt es mit großer Wahrscheinlichkeit an der hinreichenden Verwobenheit einer artenreichen Lebewelt, die zur Selbstorganisation* befähigte Ökosysteme kennzeichnet. Dieses Lebensnetz geht weit über das hinaus, was derzeit durch den Begriff der Biodiversität* umrissen wird. Diese Verwobenheit überschreitet das, was unser heutiger Wissenstand fasst, wenn nicht sogar den Rahmen dessen, was innerhalb der Grenzen unserer heutigen Auffassung von Wissenschaft überhaupt ergriffen werden kann.
Ein besonders augenfälliges Beispiel, wie ganze Lebewelten außer Betracht bleiben, findet sich aktuell im Zusammenhang mit einer Folgenabwägung der verstärkten Nutzung von Waldholz zur Energieerzeugung. So geht zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine entschieden vertretene und auf wissenschaftlicher Grundlage argumentierte Auffassung davon aus, dass die Stoffbilanz aus Nährstoffaustrag und Nährstoffrückführung durch Ausbringung von Holzasche ausgeglichen werden könne, ohne dass dies mit nennenswerten ökologischen Nachteilen verbunden sei.
In einer verkürzten Sicht des natürlichen Ablaufes bleibt dabei die ganze Vielzahl der Organismen unberücksichtigt, die in der Zerkleinerung, Zersetzung, Humifizierung* und Mineralisierung* abgestorbener Biomasse ihre Lebensgrundlage finden (131).
Die Verwobenheit der Lebewelt überschreitet das, was Wissenschaft erfassen kann.
Zu dieser seit langem und weit verbreiteten Einstellung des Menschen im Umgang mit dem Wald passt der hergebrachte Begriff „Waldbau“* sehr gut. Es geht dabei in der Tat im Wesentlichen darum, vom Menschen organisierte Baumbestände „anzubauen“ und in einem bestimmten Entwicklungsgang möglichst störungsarm im Sinne der Vorteilserwartungen der Handelnden zu „steuern“, gegebenenfalls auch „auf-, ab- und umzubauen“.
All dem liegt eine Auffassung von Funktionieren im technischen Sinn und eine daraus abgeleitete Vorstellung von Beherrschbarkeit zugrunde. Es ist dies letztlich die Illusion der Perfektion, die der Wirklichkeit, in der lebende Organismen entstehen, vielfältig miteinander verwoben wirken und vergehen, völlig fremd ist.
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Nach Kahlschlag wurde vor der Pflanzung von Kiefernsämlingen der Steilhang gerieft (rechts unten im Bild).
1.2.2 Wald schonend gebrauchen
Der alternative Ansatz stützt sich auf die spontanen Vorgänge im Waldökosystem. Er ist ganz darauf ausgerichtet, die Ansprüche des Menschen innerhalb des Selbstorganisationsspielraums des Waldökosystems zu befriedigen. Dies schließt von vornherein solche menschlichen Einwirkungen aus, welche die Lebensgrundlagen des Ökosystems auf lange Sicht schwer beeinträchtigen oder gar dauerhaft herabsetzen können. Eine im vollen Wortsinn grundlegende und doch vielfach unterschätzte Bedeutung kommt hierbei dem Boden* zu.
Schonender Gebrauch geht mit geringsten Einwirkungen einher.
Im Übrigen we...

Inhaltsverzeichnis

  1. Haupttitel
  2. Autoren
  3. Vorwort
  4. Hinweis
  5. 1 Wald und Mensch
  6. 2 Waldwirtschaftliche Entwicklungsphasen
  7. 3 Wirtschaftliche Gesichtspunkte
  8. 4 Qualifizieren, Dimensionieren
  9. Service
  10. Impressum