Mündig!
eBook - ePub

Mündig!

Lebendiges Christsein voller Klarheit

  1. 256 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Mündig!

Lebendiges Christsein voller Klarheit

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Ein Buch für alle, die als mündige Christen leben wollen.Volljährig, geschäftsfähig, erwachsen, straffähig – all das umfasst Mündigkeit. Aber was bedeutet es, im Glauben an Jesus Christus mündig zu sein? Wie äußert sich geistliche Mündigkeit und wie erreicht man sie? Michael Herbst und Felix Eiffler zeigen: Wer mündig glaubt, hat Klarheit gewonnen – über sich selbst und über Gott. Menschen, die geistlich mündig sind, haben gelernt, sich selbst und Gott realistisch einzuschätzen. Sie kennen Gott, lassen sich von ihm lieben und vertrauen ihm – manchmal mehr als sich selbst.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Mündig! von Michael Herbst, Felix Eiffler im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Teologia e religione & Religione. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2022
ISBN
9783417270327
Teil 1: Klarheit gewinnen über Gott
Teil

Gottes Alleinstellungsmerkmal: Vergebung

Ich mag diesen »kleinen Propheten« schon wegen seines Namens: Micha. Das muss ja gut werden! Micha, Kurzform für Michael. Als ich geboren wurde – und das ist noch nicht so lange her –, da war Michael die Nr. 1 unter den Jungennamen. Mit Abstand. Wenn damals ein Kind geboren wurde, hieß es Angelika oder Michael. Michael – deutlich vor Klaus, Peter, Hans, Jürgen und Thomas. Das waren noch Zeiten. Heute lauten die Spitzenreiter bei den Jungennamen Noah, Ben, Matteo und Finn. Und was wurde aus Michael? Es ist eine Schande: Michael liegt auf Platz 92, hinter (hinter!) Pepe, Fiete und Fritz. Verrückte Zeiten.
Micha lebte vor über 2700 Jahren in Israel, 750 Jahre vor unserer Zeitrechnung, und hatte einen besonderen Beruf – er war Prophet. Nicht, weil er Voraussagen über die Zukunft gemacht hätte, sondern weil er sagen konnte, wie es um sein Volk stand, und »klare Kante« zeigte. Micha nahm keine Rücksicht auf zartbesaitete Gemüter. Er kritisierte die Zustände in seinem Land hart. Er machte mehr als deutlich, dass Gott, in dessen Dienst er stand, überhaupt nicht einverstanden war mit dem, was er sah. Und was sah er? Er sah, wie Reiche immer reicher und Arme immer ärmer wurden. Er sah Korruption und Betrug, er sah rücksichtslose und verlogene Machthaber. Und Micha sagte: »Gott wird sich das nicht mehr länger anschauen.«
Interessant: Gott findet solche Zustände nicht lustig! Prophet war Micha, weil er das laut und deutlich aussprach. Prophet war Micha, weil er dazu aufrief, umzukehren, sein Leben zu ändern, anders miteinander umzugehen.

Mündig sein heißt: sich unangenehmen Wahrheiten stellen

Sein Buch ist eher ein Büchlein, gerade mal sieben Kapitel lang – aber sieben Kapitel, die es in sich haben. Micha wettert, zetert, kritisiert, schimpft, klagt. Er lässt kein gutes Haar an seinen Zeitgenossen. Und damit zeigt er uns einen Ausschnitt vom Leben, der nicht wirklich schön ist. Er zeigt uns, was Schuld macht. Und er sagt: »Das ist wirklich hässlich, und für dieses Problem braucht ihr eine Lösung. Habt ihr eine Lösung?«
Wir müssen uns auf dem Weg zum mündigen Christsein über dieses unangenehme Thema verständigen. Denn es gehört (leider! Leider?) zum Mündigwerden, sich unangenehmen Themen zu stellen.
Sprechen wir also über Schuld. Und darüber, was sie anstellt. Nicht weil die frommen Leute immer Spaß daran haben, alle anderen als Sünder zu sehen. Sondern weil Schuld das Leben so sehr beeinträchtigt. Weil Schuld so viel kaputt macht. Weil Schuld uns in eine fatale Form von Unmündigkeit verfrachtet.
Wie sieht das aus? Ich will es bei einem Beispiel belassen. Nur eines. Und zwar eines, bei dem ich vermute, dass die meisten sagen werden: »Das ist wirklich nicht gut. Es ist hässlich. Es macht so viel kaputt. Wir brauchen eine Lösung!« Aber haben wir eine Lösung? Ein Beispiel, bei dem sich bei den meisten innerlich etwas regt und das Gewissen schlägt. Das Beispiel stammt von Micha.
Der Prophet beschreibt in wenigen Kapiteln das Leben zu seiner Zeit: Familien, Beziehungen und so weiter. Und er zeigt, was Schuld da anstellt. In Familien. In Beziehungen. Schuld ist ein Killer. Schuld bringt Beziehungen an den Abgrund, denn Schuld zerstört Familien (Micha 7,5-7):
Niemand kann seinem Nächsten noch über den Weg trauen. Niemand kann sich auf seinen Freund verlassen. Man muss aufpassen, worüber man redet, wenn man mit diesem oder jener spricht. Kann ich ihm vertrauen? Was wird sie damit machen? Söhne verachten ihre Väter. Töchter wollen mit ihren Müttern nichts mehr zu tun haben. Am schlimmsten ist es mit Schwiegermüttern. Tatsächlich. Ist so. Steht so in der Bibel! Und dann fasst Micha das alles zusammen, fast wie in einem Sprichwort: »Jeder Mensch hat seine Feinde im eigenen Haus« (Micha 7,6). Das alles wird durch Schuld verursacht.
Gott sei Dank ist es nicht immer so. Es gibt auch andere Verhältnisse. Familien können gut funktionieren und Menschen können einander vertrauen. Alt und Jung leben friedlich miteinander, selbst mit der Schwiegermutter.
Aber wir wissen ebenso: Immer wieder passiert es. Schuld macht kaputt. Irgendwann läuft etwas schief. Anfangs ist es gar nicht so schlimm. Eine Kleinigkeit. Ein Fehler. Ein Versäumnis. Jemand hat etwas vergessen. Die Tochter hat mich enttäuscht. Der Partner hatte einen schlechten Tag. Aber dann wird mehr daraus. Das Gespräch erstirbt. Böse Worte fallen. Gutes wird nicht mehr getan. Schweigen kehrt ein. Es wird nicht mehr verziehen. Schweigend liegt man nebeneinander. Jeder geht seine eigenen Wege und das Vertrauen schwindet.
Und schließlich kommt man an den Punkt, da wird aus einem Streit ein Konflikt, und aus dem Konflikt wird langsam Feindschaft. Irgendwann legt einer den Schalter um: Der andere tut nicht nur Böses, er ist böse. Irgendwann ist vergessen, dass man einander einmal so sehr gemocht, vertraut und geliebt hat. Jetzt entzieht jeder dem anderen seine Zuneigung und Hilfe. Schlägt zurück. Wird schuldig, macht Fehler, ohne Reue, jetzt, wo der Schalter umgelegt ist.
Schuld zerstört. Aber wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen: Ich tue es auch. Ich beteilige mich an elenden Teufelskreisen und wirke eifrig daran mit, dass es wahr wird: »Jeder Mensch hat seine Feinde im eigenen Haus« (Micha 7,6).
Irgendwann ist es dann so weit. Schuld greift um sich. Ganze Dörfer sind betroffen und zeigen, was passiert: Niemand kann seinem Nächsten über den Weg trauen. »Jeder Mensch hat seine Feinde im eigenen Haus.« Das stellt Schuld an. Ach, seien wir doch ehrlich: Das stellen wir an. Ich. Du. Wir alle.
Und oft genug finden wir keinen Ausweg mehr. Innerlich verbittert. Oder voller Scham. Ratlos, aber auch gründlich verärgert. Kein Weg führt mehr zurück zu dem Menschen, der einmal so wichtig war, so herzlich verbunden, so vertraut. Zu dem Kind, das wir im Arm hielten, oder zu dem Vater, in dessen Arme wir sprangen. Zu dem Freund, mit dem wir stundenlang redeten, oder zu der Liebsten, für die wir täglich an der Bushaltestelle standen. Kein Weg zurück. Zwischen uns ist es tot. In uns ist es dunkel. Und wir wissen, dass wir nicht unschuldig sind. Wenn wir ehrlich sind, dann spüren wir es in einem Winkel unseres Herzens. Auch ich. Nicht nur der andere. Auch ich. Ganz selten nur liegt es nur an einem, ganz oft liegt es auch an mir. Wir sind so. Es liegt auch an mir.
Mündig? Nein, die Schuld hat uns den Mund verboten, besser noch: verschlossen. Wir agieren wie unter Zwang. Wir sind gefangen im Teufelskreis von Missgunst und Bitterkeit, von Verletzen und Verletztwerden.

Wie wäre es, wenn …

Micha fragt: »Ist es nicht so?« »Nicht immer«, sagen wir. Aber doch viel zu oft. Wir kennen das. Wir waren selbst schon da, wo es so ist. Vielleicht sind wir dort auch jetzt.
Micha fragt: »Wie wäre es, wenn es jemanden gäbe, der damit fertigwird?«
»Wo sollte so jemand sein?«, könnten wir fragen.
Micha entgegnet: »Was, wenn im Himmel eine Macht wäre, die mit Schuld fertigwird? Was, wenn Gott den Willen und die Kraft hätte, Schuld zu vergeben? Was, wenn es dem, von dem alles kommt, das Herz zerreißt, wenn er sieht, wie ihr euch quält? Was, wenn es Gottes Alleinstellungsmerkmal ist, zu vergeben?«
»Moment«, sagen jetzt die einen. »Gott? Gott kommt in unserer Rechnung nicht vor. So sind wir nicht erzogen worden. Unsere Stadt im Osten ist eine Stadt ohne Gott! Das hat man uns so beigebracht. Mündige Menschen sind vernünftig ohne Gott! ›Der Himmel ist leer‹, das war unser Bekenntnis. Wo soll jetzt auf einmal ein Gott herkommen?«
»Einen Augenblick«, sagen die anderen. »Gott? Also gut, wir denken schon, dass Gott da ist. Wir gehen auch davon aus, dass er etwas mit uns zu tun hat. Er hat die Welt geschaffen. Er hat Gebote verordnet. Und er wird uns am Ende unserer Tage zur Rechenschaft ziehen. Wir haben den Eindruck: Er ist gerecht. Er ist streng. Hat Micha nicht wieder und wieder gesagt: ›Gott lässt sich das nicht bieten!‹? Hat er nicht hart kritisiert, wie es hier zugeht, und Strafe angekündigt, wenn wir unser Leben nicht ändern?«
Und dann sagen sie beide, die einen und die anderen: »Gott? Diese Lösung enttäuscht uns. Falls es dich gibt, sagst du uns hiermit also, wie es um uns steht. Okay, schuldig im Sinne der Anklage! Aber deine Lösung? Müssten mündige Menschen nicht selbst damit fertigwerden?«
Aber Micha bleibt auf Kurs. »Ach was«, sagt er. Zunächst mal: »Sehnt ihr euch nicht nach einer Lösung? Nach einem Neuanfang? Nach Entlastung von alten Verfehlungen? Nach Verzeihen und Versöhnung? Nach einem frischen Start? Noch einmal anfangen können? Ganz von vorne? Immer wieder? Ohne die alten Schulden? Dann hört doch wenigstens mal zu! Hört zu, wie Gott ist:
Gibt es einen Gott, der so handelt wie du, der Schuld vergibt und Fehler nicht anrechnet? Tut er es nicht für den Rest seines Eigentums? Ja, er hält nicht für immer fest an seinem Zorn. Denn die Güte liegt ihm mehr am Herzen. Er wird wieder Erbarmen mit uns haben: Er wird unsere Schuld zertreten und alle unsere Vergehen tief im Meer versenken. Ja, du wirst Jakob die Treue halten und Abraham mit Güte begegnen. So hast du es unseren Vorfahren geschworen, und zwar von Anfang an.«
Micha 7,18-20

In die Tonne gekloppt und ins Meer versenkt

Warum solltet ihr bei den alten Geschichten bleiben? Stadt ohne Gott? Wer sagt, dass eure Lehrer damals in der Schule recht gehabt haben? Warum muss es stimmen, was man euch eingeimpft hat? Was, wenn jene Menschen die Wahrheit sagen, die behaupten: »Es war Gott, der mich ins Leben gerufen hat. Es ist Gott, der für mich sorgt. Ich habe es erfahren: Es ist Gott, der mich entschuldet. Er hat mir einen neuen Anfang geschenkt. Er hat alte Lasten von mir genommen«?
Micha beschreibt es so: »Er zertritt die Schuld.« Bei uns in Westfalen heißt es: »etwas in die Tonne kloppen«. Gott kloppt die Schuld in die Tonne. Micha gebraucht noch eine andere Wendung: »Er versenkt die Schuld in den Tiefen des Meeres.« An der Ostsee muss man dazu ziemlich weit rausfahren. Ganz weit weg, ganz tief unten. Mülleimer und Meer erzählen es: »Sie ist weg, die Schuld, wenn Gott sich ihrer annimmt. In die Tonne gekloppt. Im Meer versunken. Denkt doch mal! Wenn das wahr wäre! Wäre es nicht einen Versuch wert?«
Und ihr, habt ihr Gott wirklich schon ganz verstanden? Ihr glaubt an ihn. Recht so! Ihr seht, dass er euch das Leben gegeben hat und es erhält. Ja. Ihr erkennt an, dass er die Regeln für ein gutes Leben aufgestellt hat? So ist es! Ihr habt verstanden, dass Gott es nicht ausstehen kann, wenn ihr Arme unterdrückt, betrügt und lügt, eure Beziehungen vor die Wand fahrt und aus Liebe Feindschaft werden lasst? Ihr seht, dass ihr eines Tages für euer Leben Rechenschaft ablegen müsst? So ist es, so ist es wirklich.
Mündiges Dasein ist rechenschaftspflichtig. Man erkennt den Erwachsenen daran, dass er weiß: Zu alledem muss ich »ich« sagen. Ich muss für mein Dasein geradestehen. Ich werde zur Verantwortung gezogen. Als mündiger Mensch entziehe ich mich der Verantwortung nicht. Wie auch, es würde ja sowieso nicht funktionieren!
Aber wenn das alles ist, was ihr von Gott begriffen habt, dann tut ihr mir leid. Dann habt ihr das Ende nicht gelesen! Dann seht ihr nur das halbe Bild. Micha sagt all das, was ihr auch sagt. Aber dann erklärt er: Für jeden anderen wäre dies das Ende. Nicht für Gott. Dieser leidenschaftliche Gott erträgt es nicht, euch loszulassen. Es zerreißt ihm das Herz. Er sucht einen anderen Weg. Die Schuld muss weg. Gott wird einen gewaltigen Preis dafür bezahlen, dass sie wegkommt. Aber das ist eine andere, eine lange Geschichte. Vergebung heißt Gottes Lösung. Vergebung für jeden, der es sich gefallen lässt. Vergebung für jede, die sich danach sehnt. Noch einmal anfangen. Alle Rechnungen beglichen. Das Gewissen frei und froh, das Herz leicht, die Last vom Rücken gehoben, der Gang aufrecht, mündiges Leben »reloaded«.

Vergebung! Vergebung?

Micha sagt: »Genau das, haargenau das will ich euch doch sagen: Das ist Gottes Alleinstellungsmerkmal. Vergebung! Für jeden, der sie will. Für jede, die es sagt: Vergib, mein Gott, verzeih mir, was ich angestellt und kaputt gemacht habe. Entschuldige mich! Und Gott? Gott tut, was Gott tun will: Er tritt Schuld in die Tonne. Er versenkt Versagen im tiefsten Meer. Weg. Frei. Neu. Und dann spürst du: Ich fange noch einmal an. Von vorne. Ein erstes Mal. Und wenn es sein muss, an jedem neuen Tag noch einmal.«
»Nun mal langsam«, möchten manche jetzt antworten, »nehmen wir an, es sei so mit Gott. Er sei so: Barmherzig nennt ihr das, mitfühlend und warmherzig, nicht hart und kalt. Okay. Nehmen wir weiter an: Man kann mit ihm reden. Man kann über Sachen mit ihm reden, über die man nicht gerne redet. Über Scham. Schuld. Feindschaft. Zerbrochene Liebe. Verbitterte Kinder. Verlorene Töchter. Verlorene Väter. Man könnte sagen: Ich möchte meine Schuld loswerden. Und er hätte tatsächlich die Macht, Schuld zu vergeben. Und – jetzt wage ich mich weit vor!!! – ich würde es spüren, wäre frei und wie neugeboren. All das mal vorausgesetzt, jedenfalls für den Moment – was dann? Wird dann alles gut? Freunde vertrauen einander wieder? Gespräche leben auf? Paare gehen wieder Hand in Hand? Väter und Söhne sitzen abends mit einem Bier am Feuer? Schwiegermütter werden zu Vertrauten? Alte Geschichten werden beerdigt? Und man fängt noch einmal neu miteinander an? Echt jetzt?«
»Tja«, sagt Micha, »das kann alles passieren. Das ist alles schon passiert. Es fängt an. Aber ehrlich: Es ist immer erst einmal: ein Anfang. Hier und da. Ein Anruf. Ein vorsichtiges Kontaktaufnehmen – keine großen Versprechungen! Ein klärendes Gespräch. Anfängliches Vertrauen. Eine ausgestreckte Hand. Es fängt an.«
Wir wagen es mit der Beichte und hören, wie Gott uns ausrichten lässt: »Dir sind deine Sünden vergeben!« Nicht allgemein, sondern persönlich, spürbar, gewiss! Dann geht es weiter: Wir suchen uns Hilfe. Wir gehen zur Beratungsstelle. Wir arbeiten mit einem Seelsorger, einer Therapeutin an alten Geschichten. Wir lernen neu, was es heißt, zu lieben, zu verzeihen, füreinander da zu sein. Es fängt an. Noch fängt es nur an. Manche Narbe bleibt. Manches kommt nur allmählich zur Ruhe. Manches bleibt noch lange schwierig. Vielleicht noch nicht wieder Hand in Hand, noch nicht zusammen mit dem Bier am Feuer. Vielleicht aber auch nicht mehr stumm, verbittert und verbrettert, nicht mehr auseinander, sondern zueinander.
»Aber«, sagt Micha, »so fängt es an. Es fängt in euch an. Im Herzen. Im Gewissen. Da, wo die quälende Schuld hockt. Wo der Unrat sich breitgemacht hat. Der muss in die Tonne gekloppt werden. Das muss im Meer versenkt werden. Und so kann es anfangen. Wieder. Von Neuem. So fängt Gott an. So macht er das!« Das ist die Grundlage mündigen Lebens. Einmal und dann immer wieder!
Micha. So heißt der Mann, der das erzählt. So endet sein Buch. Er ist ein cleveres Kerlchen, der Micha. Sein Name ist Programm. Alle Michas tragen es in ihrem Namen. Micha ist nämlich die Kurzform von Michaja oder Michael und bedeutet auf Deutsch: »Wer ist wie Jahwe?« Oder: »Wer ist wie Gott?«
Wer ist so? Wem zerreißt es das Herz, wenn er an uns denkt? Wer kann Schuld in die Tonne kloppen wie er? Wer ist wie Gott? So warmherzig und barmherzig mit mir?
»Keiner«, sagt Micha. So ein schöner Name: Michael. Wer ist wie Gott? Man sollte wieder mehr Kinder so nennen. (mh)

Gottes Abstieg: Jesus tut, was getan werden muss

Es gibt Momente im Leben …

Es gibt Momente im Leben, in denen ganz klar ist, was zu tun ist. In denen man weiß: Das muss jetzt passieren. Vielleicht geht man an einem See vorbei. Auf dem Steg spielen zwei Kinder, vielleicht sieben Jahre alt. Eines stolpert, fällt ins Wasser und kann offensichtlich nicht schwimmen. Dann ist völlig klar, was zu tun ist: Man muss da jetzt reinspringen und dieses Kind rausholen. Man wird in so einem Moment nicht überlegen, ob das Wasser vielleicht kalt ist oder schmutzig, man wird nicht denken: »Ich habe die Hose gerade heute frisch angezogen. Nachher stinkt die nach Fischwasser.« Das alles denkt man nicht für eine Sekunde, sondern man weiß, was jetzt getan werden muss: Man muss dieses Kind retten.
Oder ein cineastisches Beispiel: Django, der Held des Films »Django unchained«, ist ein Sklave, der freikommt und sich mithilfe des Kopfgeldjägers Dr. King Schultz auf die Suche nach seiner Frau Hildi macht, von der er vor längerer Zeit getrennt wurde. Er weiß nicht einmal, ob sie noch lebt, aber er will sie suchen. Schließlich findet er heraus, dass Hildi an den Plantagenbesitzer Calvin Candie verkauft wurde – ein ziemlich übler Kerl. Django gelangt mithilfe seines Kopfgeldjägerfreundes zu der Plantage von Candie. Da es auffällig wäre, wenn sie nach einer einfachen Sklavin fragen würden, geben sie vor, einen besonderen Sklaven kaufen zu wollen, um Hildi mitzukaufen und auf diesem Weg zu befreien.
Hildi ist unglaublich begeistert und völlig fassungslos, dass Django noch lebt. Und auch Django hätte vermutlich nicht gedacht, dass er seine Frau noch einmal wiedersieht – vor allem gesund und unversehrt. Ihr Leben war schwierig und hart und sicherlich nicht schön, aber sie lebt und es geht ihr weitestgehend gut.
Calvin Candie merkt jedoch, dass die beiden Männer eigentlich Hildi kaufen wollen und keinen anderen Sklaven, und er bedroht Hildi mit einer geladenen Flinte. Calvin Candie ist niemand, der Skrupel hätte, eine Sklavin zu erschießen. Sie ist sein Besitz, das Leben dieser Person zählt nichts.
Was tut Django? Django, der seine Hildi vermisst, sich nach ihr gesehnt, sie gesucht und viele Mühen auf sich genommen hat, um sie zu finden? Der sie letztlich findet – gesund, lebendig, wohlauf –, er tut das einzig Sinnvolle, das jetzt getan werden muss: Er stellt sich zwischen die Flinte und seine Hildi. Wie gesagt ist Calvin Candie niemand, der Skrupel hätte, jemanden zu erschießen, vor ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Mündig!
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Über die Autoren
  6. Einführung
  7. Teil 1 | Klarheit gewinnen über Gott
  8. Teil 2 | Klarheit gewinnen über mich selbst
  9. Teil 3 | Klar glauben und mündig leben
  10. Zielfoto: Mündige Nachfolge
  11. Anmerkungen
  12. Leseempfehlungen