Frankreich - Betrachtungen zu Geschichte und Gegenwart
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Frankreich - Betrachtungen zu Geschichte und Gegenwart

  1. 180 Seiten
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Frankreich - Betrachtungen zu Geschichte und Gegenwart

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Über dieses Buch

Jedes Land trägt die Spuren seiner Geschichte. Viele dieser Spuren ob sie verborgen im Hintergrund wirken oder offen zutage treten sind auf unterschiedliche Art und Weise auch heute noch wirkungsmächtig.In seiner Position als Botschafter führte Meyer-Landrut eine Vielzahl von Gesprächen und lernte auf seinen Reisen durch Frankreich Land, Leute und die Historie der unterschiedlichen Regionen kennen. Hierbei konnte er feststellen, dass Frankreich uns Deutschen auf die ein oder andere Weise nahe ist. Um das Nachbarland verstehen zu lernen, bedarf es jedoch häufig eines größeren historischen Tiefgangs, als ihn die heutige schnelllebige Welt der sozialen Medien liefern kann. Frankreich Betrachtungen zu Geschichte und Gegenwart spürt den historischen Entwicklungen Frankreichs von der Französischen Revolution von 1789 bis zur Corona-Krise 2020 nach und vermittelt auf diese Weise Eindrücke und Anregungen, die helfen, den großen Nachbarn besser zu verstehen.

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Information

Jahr
2021
ISBN
9783982238616

Kapitel 1:
1789: Die Französische Revolution.
Liberté, Egalité, Fraternité

Die Französische Revolution von 1789 ist ohne jede Frage ein Ereignis von welthistorischer Bedeutung und ein zentraler Epocheneinschnitt in der europäischen Geschichte. Die historischen Auswirkungen dieser Zeitenwende auf Frankreich, Europa und weit darüber hinaus sind vielfach aufgearbeitet worden.
Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, welche die französische Nationalversammlung am 26. August 1789 verkündete, ist ein Text von zentraler Bedeutung für die demokratische und gesellschaftliche Entwicklung weltweit. Im ersten Artikel wird der Grundsatz der Freiheit und Gleichheit programmatisch an die Spitze des neuen Wertekanons gestellt – in klarer Abkehr vom Standesdenken des Ancien Régime:
Les hommes naissent et demeurent libres et égaux en droits. Les distinctions sociales ne peuvent etre fondées que sur lutilité commune.
In deutscher Übersetzung:
„Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich
an Rechten. Soziale Unterschiede dürfen nur im gemeinen
Nutzen begründet sein.
Die heute in Kraft befindliche Verfassung der Fünften Republik vom 4. Oktober 1958 bezieht sich in ihrer Präambel im ersten Satz sofort und unmittelbar auf diese Erklärung:
Le peuple français proclame solennellement son attachement aux Droits de lHomme et aux principes de la souveraineté nationale tels quils ont été définis par la Déclaration de 1789, []
In deutscher Übersetzung:
„Das französische Volk verkündet feierlich seine Verbundenheit mit den Menschenrechten und den Grundsätzen der nationalen Souveränität, wie sie in der Erklärung von 1789 niedergelegt wurden, […]
Auch in der öffentlichen Debatte nimmt die (Frage der) Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte bis heute eine bedeutende Rolle ein, die immer wieder auch zu Kontroversen führt. So hat ein Teil der französischen Intellektuellen im Verlauf der Flüchtlings- und Migrationskrise von 2014 bis 2016 eine größere Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen durch den französischen Staat gefordert und sich dabei immer und immer wieder auf die Erklärung der Menschenrechte und die Grundsätze des Asylrechts in der französischen Verfassung (Art. 53-1) berufen. Mit Blick auf eine als zu restriktiv wahrgenommene Politik gipfelte der Vorwurf darin, dass Frankreich nur mehr die Republik der „Erklärung“ der Menschenrechte, aber nicht mehr die Republik der Menschenrechte sei.
Einer meiner häufigen Gesprächspartner, Marek Halter, ein französisch-polnisch-jüdischer Künstler und Schriftsteller, kam 1950 im Alter von 14 Jahren mit seiner Familie nach Frankreich. Er erzählte mir einmal, dass er sich bei seinem Eintreffen in Frankreich instinktiv zu Hause gefühlt habe, da an vielen öffentlichen Orten die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte ausgestellt gewesen sei. Als Kind habe er zwar die französische Sprache noch nicht beherrscht, aber diese Tafeln hätten ihn an die Gesetzestafeln von Moses aus dem Alten Testament erinnert. In der Tat wird für die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, wenn sie im öffentlichen Raum ausgestellt wird, oft eine Darstellung mit zwei Hälften gewählt, die an gängige Darstellungen der Gesetzestafeln von Moses erinnert. Leider – so endete die Erzählung von Marek Halter – seien in den Jahrzehnten nach 1950 viele dieser Tafeln in Frankreich aus dem öffentlichen Leben verschwunden.
In diesem Kapitel möchte ich mich nun exemplarisch vier Aspekten zuwenden, die ihren Ursprung in der Revolution genommen und die Entwicklung in Frankreich über die letzten zwei Jahrhunderte mitgeprägt haben und auch heute noch eine gewichtige Rolle spielen.
  1. L’esprit républicain, der republikanische Geist
  1. Le service publique d’intérêt général, Dienstleistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge, und l’État-providence, der Wohlfahrtsstaat
  2. L’école publique, das öffentliche Schulwesen
  3. Plebiszitäre Elemente in der französischen Demokratie
L’esprit républicain – der republikanische Geist
Die Devise der Republik, „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, ist nicht nur in der Verfassung verankert (Art. 2), sondern prangt auch an unzähligen öffentlichen Gebäuden im ganzen Land, insbesondere an Rathäusern und öffentlichen Schulgebäuden. Keiner kann sie übersehen. Auch im politischen Diskurs spielt die Devise noch heute eine große Rolle. Gerade in Krisensituationen appellieren französische Präsidenten immer wieder an den „esprit républicain, mit dem Ziel, das französische Volk überparteilich zu mobilisieren und zusammenzuführen. Präsident Hollande tat das anlässlich der schrecklichen Anschlagsserie in Frankreich 2015 und 2016. Präsident Macron tat es anlässlich der Corona-Epidemie 2020. Und jeder größere öffentliche Auftritt eines Präsidenten, aber auch vieler anderer Funktionsträger wie Regionalpräsidenten, Bürgermeister, Abgeordneter oder Präfekten, endet stets mit dem Ausruf: „Es lebe die Republik, es lebe Frankreich!
Nicht nur in Ausnahmesituationen, sondern auch in vielen programmatischen Reden wird das republikanische Ideal von den Präsidenten der Republik beschworen. So sagte etwa Emmanuel Macron am 10. Juli 2018 vor dem im Kongress versammelten Parlament (also den Abgeordneten der Nationalversammlung und den Senatoren):
„C’est pourquoi il nous faut restaurer lordre et le respect républicain, cest-à-dire restaurer cette idée que la démocratie nest pas un espace neutre, ouvert à tous les relativismes mais dabord la reconnaissance partagée des droits et des devoirs qui fondent la République même.
In deutscher Übersetzung:
„Aus diesem Grund müssen wir die Ordnung und die Achtung vor der Republik wiederherstellen, d. h. die Idee wiederherstellen, dass die Demokratie kein neutraler Raum ist, der allen Relativierungen offensteht, sondern vor allem die gemeinsame Anerkennung von Rechten und Pflichten, die das eigentliche Fundament der Republik bilden.
In diesem Kontext appellieren die französischen Präsidenten dann auch immer wieder an die Verantwortung jedes Einzelnen. Emmanuel Macron drückte dies am 3. Juli 2017 wie folgt aus:
Chaque Français a sa part de responsabilité et son rôle à
jouer dans la conquête à venir. En ret...

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort von Dr. Wolfgang Schäuble Präsident des Deutschen Bundestages
  2. Einleitung
  3. Kapitel 1: 1789: Die Französische Revolution. Liberté, Egalité, Fraternité
  4. Kapitel 2: 1800–1815: Napoleon Die Entstehung des modernen Zentralstaats und regionale Partikularismen
  5. Kapitel 3: 1894–1906: Die Dreyfus-Affäre Antisemitismus und die Rolle des französischen Judentums
  6. Kapitel 4: 1905: Das Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche Laizität, Religionsfreiheit, Antiklerikalismus und Emanzipation
  7. Kapitel 5: 1916: Verdun Der Mythos der Landesverteidigung und das Prestige des Militärs
  8. Kapitel 6: 1940–1947: Der Zusammenbruch, de Gaulle und die „Wiederauferstehung“
  9. Kapitel 7: 1962: Die Unabhängigkeit Algeriens Frankreich und Algerien – weiterhin Gefangene der gemeinsamen Geschichte?
  10. Kapitel 8: Mai 1968: Die Studentenrevolution Gesellschaftlicher Aufbruch und Hochschulbildung zwischen Elitarismus und Gleichheitsgrundsatz
  11. Kapitel 9: 2005: Das Referendum zum europäischen Verfassungsvertrag Europapolitisches Fanal und innenpolitische Wasserscheide
  12. Kapitel 10: 2012–2016: Islamistische Anschläge in Toulouse, Paris, Nizza und ganz Frankreich
  13. Und zum Schluss: Frankreich und die Corona-Pandemie 2020
  14. Karte 1: Die Einteilung Frankreichs in Provinzen am Ende des Ancien Régime
  15. Karte 2: Die Einteilung Frankreichs in Départements unter Napoleon
  16. Karte 3: Die heutige Einteilung Frankreichs in Regionen nach der Regionalreform von François Hollande, die 2015 in Kraft getreten ist.
  17. Literaturauswahl
  18. Autorenvita Nikolaus Meyer-Landrut
  19. Über die Union Stiftung
  20. Anmerkungen