Gotteswort, weiblich
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Gotteswort, weiblich

Wie heute zu Gott sprechen? Gebete, Psalmen und Lieder

  1. 176 Seiten
  2. German
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Gotteswort, weiblich

Wie heute zu Gott sprechen? Gebete, Psalmen und Lieder

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Über dieses Buch

»Gotteswort, weiblich« entwickelt eine Gebets- und Gottesdienstsprache für heute, die männlich-patriarchale Engführungen überwindet. Vielfach werden in der liturgischen Sprache Bilder verwendet, die heutigen Menschen fremd sind, und theologische Aussagen transportiert, die weit hinter heutigen Glaubensüberzeugungen und theologischen Erkenntnissen zurückbleiben. »Gotteswort, weiblich« legt einseitige und überkommene Sprachspiele offen und entwirft eine behutsame, suchende Gottesrede in praktischer Absicht, zur Nutzung in Wort-Gottes-Feiern, im gemeinsamen oder persönlichen Gebet.Das Buch bietet neben einer theoretischen Grundlegung Gebete, Psalmen, Fürbitten, Segenstexte und mehr zum gottesdienstlichen Gebrauch und will auch Anregung sein, selbst kreativ mit der Gebetssprache umzugehen.

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Information

Jahr
2022
ISBN
9783451834806

Psalmgebet

Ein biblisches Gebetbuch

Die Psalmen aus dem gleichnamigen biblischen Buch haben bis heute einen festen Platz in der katholischen Gottesdienstordnung. Das biblische Buch der Psalmen ist das Gebetbuch, das der Kirche vorausgeht, es ist älter als die christliche Überlieferung und es ist eine Dauerleihgabe aus dem Judentum. Es könnte verbindendes Element zwischen Judentum und Christentum sein, aber dass die Psalmen von zwei Religionen aktiv genutzt werden, gerät leicht in den Hintergrund. Diese Feststellung steht deswegen in diesem Kapitel ganz am Anfang, auch wenn sich alle weitergehenden Betrachtungen mit der christlichen Benutzung des Buchs der Psalmen befassen werden: Die Psalmen sind die Gebete, die auch den Juden Jesus geprägt haben, und sie sind das Buch, auf das das Neue Testament am häufigsten von allen Schriften der hebräischen Bibel mit Zitaten, Aktualisierungen und Auslegungen reagiert.
Umso erstaunlicher ist, dass etwa ein Drittel der Psalmen strenggenommen gar keine Gebete sind, weil sie sich sprachlich nicht an Gott richten. Es sind dann eher Meditationen über die betenden Menschen, über das gute Leben, über das Wirken Gottes in dieser Welt. Und angeredet werden andere Menschen im imaginären Zwiegespräch genauso wie Gott: Weil wir auf dieser Welt miteinander zurechtkommen müssen, und weil es immer wieder Situationen gibt, wo das nicht gelingt.
Das Buch der Psalmen ist nicht aus einem Guss, oder besser gesagt: Es ist als Liedersammlung immer wieder überarbeitet worden, die Texte sind angeordnet und wieder umgestellt worden, und dabei hat sich ein Ganzes ergeben, das noch die Vielstimmigkeit in sich trägt, der es entstammt, das aber in seiner Abfolge nicht willkürlich-zufällig ist, sondern das in einem großen Bogen angeordnet ist. Es ist zum Beispiel kein Zufall, dass das Buch der Psalmen mit einer Betrachtung darüber beginnt, wie das gute Leben auf dieser Erde überhaupt möglich ist. Danach folgen mehrere Liedersammlungen, knallvoll mit Leben mit seinen Höhen und Tiefen, bis zu Psalm 103, der ein großer Lobgesang an Gott ist und gleichzeitig die Endlichkeit und Begrenztheit des menschlichen Lebens vor Augen hat. Und erst im Psalm 104, auch dieser ein Loblied an die schöpferische Kraft Gottes, wird dann zum ersten Mal ein Halleluja gesungen, und das Halleluja zieht sich durch das letzte Drittel des Buchs der Psalmen durch bis zum finalen Lobgesang am Schluss in Psalm 150.
Wer die Psalmen so angeordnet hat, wo und von wem sie verfasst wurden, in welche Situationen sie ursprünglich hineingebetet wurden, darüber gibt es viel Forschung und wenig sichere Erkenntnis, denn die biblischen Psalmen lassen sich zwar einzelnen Sammlungen zuordnen und entsprechend verorten, entziehen sich aber letztlich der Systematisierung, so wie sich das Leben auch der Systematisierung entzieht. Und neben dieser Forschung gibt es das aneignende Beten zweier Religionen, das die Texte immer wieder aktualisiert.

Fremdheitserfahrungen

Die christlichen Traditionen kennen verschiedene Weisen des Betens mit Psalmen. Besonders bekannt ist, dass in vielen Orden der ganze Tag vom Psalmgebet begleitet ist, vom Frühgebet über den Mittag bis zum Abend- und Nachtgebet. In kontemplativen Gemeinschaften werden alle 150 Psalmen im Lauf einer Woche gebetet. In anderen Ordnungen wiederholen sich die 150 Psalmen im Laufe von vier Wochen. Im liturgischen Minimal-Setting, das aber auch nur noch eine kleine Minderheit von Katholik*innen mitfeiert, beschränkt sich der Kontakt mit den Psalmen auf den jeweiligen Psalm, der im Sonntagsgottesdienst zwischen der alttestamentlichen und der neutestamentlichen Lesung vorgesehen ist. Oft genug fällt dieser Psalm weg und wird durch ein anderes Lied ersetzt. Wenn der Psalm tatsächlich zu Gehör kommt, dann häufig gekürzt, vor allem um die Passagen, die von den Gegnern der Betenden handeln.
Auf diese Weise kann sich kaum Vertrautheit mit dem Buch der Psalmen einstellen, und wenn es doch einmal rezipiert wird, dann sind die Leser*innen allzu oft abgeschreckt durch die gewalttätige Sprache in vielen Psalmen: So oft ist von Feinden die Rede, von Gegnern, von Gewaltphantasien diesen Gegnern gegenüber, und fast genauso oft wird eigenes Leid in eine Sprache gebracht, die uns fremd erscheint: Von Durst ist häufig die Rede, vom Zerfallen der Knochen, vom Kleben der Zunge am Gaumen … Psalmen sind in diesem Sinne eine Fremdsprache, und man lernt sie nicht durch Streichungen und Auslassungen. Wie fremd die Sprache ist, fällt gerade bei den Körperbildern auf, die die ursprünglichste Form des In-der-Welt-Seins, nämlich das Körper-Sein der Betenden ins Wort bringt. Die Bilder und Metaphern entstammen einer vergangenen Zeit in einer anderen Klimazone, anderen kulturellen Überformungen des Körper-Seins, und dann auch noch schlicht einer anderen Sprache, die wie jede Sprache ihre eigenen Wortfamilien, Anklänge, intuitiven Verbindungen hat und der meist etwas verloren geht, wenn man sie in eine andere Sprache und Zeit überträgt. Es ist eine raue Sprache, die die Bearbeitenden für den liturgischen Gebrauch heute so oft zu Streichungen veranlasst: Wir sprechen nicht so gern von Feinden, Gegnern, Widersachern, Gottlosen, Frevlern. Aber wir kennen Widerstände, politische Gegner, Mobbing, Hate- Speech, Antifeministen, Gender-Gegner … und vielleicht wäre es manchmal gar nicht so schlecht, auch diese Verstrickungen, die Unversöhnlichkeit und das Nichtverstehen ins Gebet zu bringen. Psalmen kennen hier keine falsche Scham und keine Tabus.
Aber Vertrautheit mit dem Psalmgebet stellt sich für viele Betende heute nur allmählich ein. Ein Grund dafür mag auch die männlichkeitszentrierte Übertragung in den heutigen Übersetzungen sein: Die Einheitsübersetzung der Bibel, die auch für den liturgischen Gebrauch im katholischen Gottesdienst vorgeschrieben ist, fügt den Psalmen zusätzliche Überschriften hinzu. Und diese Überschriften, die sich im hebräischen Text nicht finden, sind, wo sie nicht unpersonal gehalten sind wie etwa bei „Morgengebet um Beistand“ (Ps 5), ausnahmslos aus einer männlichen Perspektive formuliert: Gebet eines Verlassenen in der Wüste, Hilferuf eines Leidenden, Bittgebet eines unschuldig Verfolgten, Bitte eines Armen, und so weiter, und so fort.
Mir selbst schien es lange überhaupt nicht im Bereich des Möglichen zu liegen, dass das „Ich“ in den Psalmen beim Beten mein eigenes „Ich“ sein oder werden könnte. Das „Ich“ der Psalmen war immer irgendein anderer, und auf jeden Fall auch ein männliches Ich. Gebet eines Verlassenen in der Wüste, Hilferuf eines Leidenden – das war nicht ich. Egal wie oft ich einen Psalm mitgebetet habe: Dass ich selbst mein eigenes Ich mit dem „Ich“ verbinden könnte, das da in dem Psalm spricht, das ist mir erst nach eingehender Beschäftigung mit der Möglichkeit oder Unmöglichkeit von weiblicher Gebetssprache in der katholischen Liturgie aufgefallen.
Dass man mit Psalmen anders, persönlicher, inniger, eigener beten könnte als in der distanzierten Betrachtung dieses „Ich“, das ich niemals war, ist mir so erst allmählich aufgegangen. Damit wurde mir dann aber auch erstmals wirklich in aller Schärfe bewusst, wie selbstverständlich ich das Nicht-Gemeint-Sein in der Gebetssprache genommen hatte. Mädchen lernen sehr früh, dass es einen zusätzlichen Schritt braucht, um sich selbst in einer männlichen Spielfigur, einer männlichen Spielanleitungs-Sprache und so weiter als gemeint zu verstehen. Diesen Schritt brauchen Frauen auch in der Liturgie: Wer sich nicht männlich verortet, muss immer einen Umweg gehen, um sich aktiv in ein Gebet hineinzulesen, das nur Männer als Sprechende kennt. Wer die Psalmen geschrieben hat, liegt im Dunkel. Es gibt wenig Grund, anzunehmen, dass eine nennenswerte Anzahl davon auf Autorinnen zurückgeht. Aber wer die Psalmen heute betet, das lässt sich sichtbar machen. Und wer – bewusst oder unbewusst – die Macht der Sprache nutzt, um einen männlichen Blickwinkel durchzusetzen, das lässt sich auch zeigen.
Nicht nur nicht-mitgedacht zu sein, sondern aktiv aus der Sprache der Psalmen hinausgeschrieben und damit sprachlich von einer Gebetsfülle ausgeschlossen zu sein, die allen selbstverständlich zur Verfügung stehen sollte, ist bitter und lässt sich auch nicht durch ein Irgendwie-doch-mitgemeint-Sein versüßen. Und bitter ist auch die Beiläufigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der das geschieht, weil diejenigen, die über den Endtext der Einheitsübersetzung befinden, anscheinend weder ein Problembewusstsein noch eine Sensibilität dafür hatten, dass sie den vorausgesetzten männlichen Standort nicht hinterfragen müssen. Denn der redigierende, ordnende Eingriff der Übersetzer*innen, die in der deutschen Übersetzung die Überschriften hinzugefügt haben, zementiert deren unhinterfragt männlichen Standpunkt und verengt die Gebete auf die männliche Perspektive. Was die Überschriften mit ihren männlichen Betern bewirken, nennt sich in den Sozialwissenschaften „Framing“: Etwas in einen bestimmten Rahmen stellen, der dann prägt, wie man das in diesem Rahmen Dargestellte versteht, und der das unsichtbar macht, was sich außerhalb dieses Rahmens abspielt. Psalm 55 etwa hat in der Einheitsübersetzung die Überschrift „Klage un...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Impressum
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Gebrauchsanleitung für dieses Buch
  5. Unterwegs zu einer nichtpatriarchalen Gottesrede: Problemanzeigen und Hoffnungen
  6. Warum und wie also nichtpatriarchal von Gott reden?
  7. Eingangsgebete
  8. Psalmgebet
  9. Fürbittgebet
  10. Segen
  11. Andere Texte
  12. Zum Abschluss
  13. Anmerkungen