1 Allgemeines
1.1 Meine eigene Geschichte
Wie so häufig bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten entwickelten sich diese auch bei mir in einem langsamen, aber doch stetigen Prozess. Im Anfangsstadium nimmt man dies meist nicht als so problematisch wahr, da die Symptome noch verkraftbar sind und sich nur schrittweise einschleichen. Doch über die Zeit wurden sie immer stärker und damit stieg auch der Leidensdruck.
Da es sich bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten um Verdauungsprobleme handelt, wendete ich mich an einen Experten auf diesem Gebiet: einen Gastroenterologen. In einem sehr kurzen Gespräch wurden meine Beschwerden als relativ normal abgetan (»Damit muss man leben«) und eine Darmspiegelung empfohlen. Diese zeigte keinen auffälligen Befund und ich wurde deshalb für gesund erklärt. Leider entsprach das überhaupt nicht meinem Befinden.
Da ich laut Arzt also eigentlich »gesund« war, nahm ich die Symptome drei weitere Jahre in Kauf, ehe ich eine Heilpraktikerin kontaktierte. Sie nahm sich bedeutend mehr Zeit für mich, und vor allem fühlte ich mich ernst genommen. Das war für mich als Patient immerhin schon ein großer Gewinn. Mit dem »Pro Immun M«-Test wurde anhand Immunglobulin G (IgG)-Antikörpern im Blut bestimmt, auf welche Nahrungsmittel mein Körper reagierte. Diese Nahrungsmittel sollten dann im Rahmen einer Auslassdiät für eine gewisse Zeit weggelassen werden. Anschließend wurden mehrere Darmspülungen durchgeführt (Colon-Hydron-Therapie), und als letzte Maßnahme bekam ich Darmbakterien verordnet. Das Konzept klang zwar recht überzeugend, nach Behandlungsende musste ich allerdings feststellen, dass die Therapie keinen Erfolg gebracht hatte. Es stellte sich keine Besserung ein.
Anschließend kontaktierte ich während meines einjährigen Aufenthalts in Indien mehrere Ayurveda-Ärzte sowie Homöopathen. Die Kosten waren in Indien zum Glück überschaubar, aber auch dort konnte mir nicht weitergeholfen werden. Überdies erlitt ich während meiner Zeit in Indien mehrere Magen-Darm-Infektionen. Das gab dem schon sehr angeschlagenen Verdauungssystem den Rest. Die Auswahl an Lebensmitteln, die ich noch ohne Probleme essen konnte, reduzierte sich auf etwa sechs bis acht. Das einzig »Positive« an dieser Situation: Der Leidensdruck war inzwischen so groß geworden, dass ich unbedingt etwas unternehmen musste, um wieder fit und gesund zu werden.
Zurück in Deutschland ging ich als Erstes zu einem Allgemeinmediziner. Zum Thema Nahrungsmittelunverträglichkeiten war er recht ratlos, bis auf den Hinweis, dass ich öfter Fenchel-Anis-Kümmel-Tee trinken sollte. Anschließend führte ich in einer Klinik einen H2-Atemtest auf Fruktose und Laktose (Frucht- und Milchzucker) durch. Das Ergebnis war bei beiden negativ – theoretisch hätte ich also Milchprodukte verzehren können. Praktisch wusste ich jedoch, dass ich diese schlecht vertrage. Selbst wenn durch diesen Test eine Laktoseintoleranz ausgeschlossen wurde, so brachte er mich keinen Schritt meiner wichtigsten Frage näher: Was muss ich tun, damit ich endlich wieder beschwerdefrei werde?
Die nächste Idee war: Eventuell könnte ich Parasiten im Darm haben, die für meine Unpässlichkeiten verantwortlich sind. Also ließ ich bei meinem Hausarzt eine Untersuchung auf Parasiten durchführen. Tatsächlich fand sich ein Einzeller namens Giardia lamblia, der standardmäßig mit Antibiotika behandelt wurde. Bei Folgeuntersuchungen war der Parasit nicht mehr nachweisbar, an meinen Nahrungsmittelunverträglichkeiten hatte sich aber leider nichts geändert. Aufgrund des Parasitenfunds vermutete ich allerdings auf der richtigen Spur zu sein und ließ mich in einem Reisemedizinischen Zentrum von einem Gastroenterologen untersuchen. Er meinte: »Na hoffentlich haben Sie nicht so einen ...« – ich erwartete einen der gefährlichsten Killer-Parasiten – »... so einen Reizdarm.« Die Tests zeigten keine Unregelmäßigkeiten. Ich war also wieder einmal – auf dem Papier – kerngesund und konnte gehen.
Die nächste Station war wiederum ein Heilpraktiker. Er verfolgte bei fast allen seinen Patienten mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten die Theorie, dass die Verdauung geschwächt sei und die Verdauungsorgane wieder schrittweise gestärkt werden müssen. Deshalb bekam ich Medikamente, um den Magen, die Galle und die Bauchspeicheldrüse zu unterstützen. Dieser Ansatz ging theoretisch in die richtige Richtung, letztendlich habe ich die Behandlung aber nach vier Monaten beendet. Sie blieb insgesamt erfolglos und hatte mich schon einiges gekostet. Der große Nachteil bei diesem Behandlungsansatz war, dass vorab keine richtige Diagnostik durchgeführt wurde, um zu sehen, wo wirklich das Problem liegt.
Das Wichtigste, was ich aus dieser Behandlung gelernt hatte: Ich brauche einen Therapeuten, der ganz individuell die Krankheitsursache sucht und nicht bei allen Patienten die gleiche Standardtherapie anwendet.
Meine Motivation war zwar inzwischen etwas gebremst, aber ich hatte ja keine Wahl. Meine nächste Station war das »Institut für Nahrungsmittelunverträglichkeiten« (Iffi – Institute for food intolerance) in Hamburg. Der Therapieansatz basiert auf der Umprogrammierung des Immunsystems, damit die unverträglichen Nahrungsmittel nicht mehr als »Feinde« angesehen werden. Bei mir wurden die Desensibilisierungen für Fruktose, Zucker, Milch und einiges mehr durchgeführt. Auch diese Therapie brachte leider keine Verbesserung.
Danach versuchte ich es bei einer Therapeutin der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie konnte mir ebenfalls nicht weiterhelfen. Ich empfand es als sehr fair, dass sie mir dies offen und ehrlich sagte, anstatt nur »irgendetwas« zu behandeln.
Solch einen Ärztemarathon, wie ich ihn durchlaufen habe, kennen viele, die von Nahrungsmittelunverträglichkeiten beziehungsweise Reizdarm betroffen sind. Jedoch war, wie schon erwähnt, aufgeben keine Option. Nach mehr als vier Jahren vergeblicher Suche hatte ich endlich das Glück, an den richtigen Therapeuten zu geraten. Ich konfrontierte ihn mit derselben Beschreibung meiner Probleme wie bei allen vorangegangenen Ärzten.
Sein Vorschlag war, eine Stuhlanalyse du...