Zwischen Verklärung und Verurteilung
Phasen der Rezeption des evangelischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus nach 1945
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Zwischen Verklärung und Verurteilung
Phasen der Rezeption des evangelischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus nach 1945
Über dieses Buch
Warum entdeckte die evangelische Gedenkkultur den von den Nationalsozialisten hingerichteten Geistlichen Karl Friedrich Stellbrink erst in den 1980er Jahren für sich? Warum werden kirchliche Führungspersönlichkeiten wie der bayerische Landesbischof Hans Meiser, die lange als Gegner des Nationalsozialismus verehrt wurden, in jüngster Zeit als nicht mehr erinnerungswürdig betrachtet? Und warum erfreut sich der 1935 entstandene Text von Elisabeth Schmitz, der mit großer Hellsichtigkeit die "Lage der deutschen Nichtarier" beschrieb und die evangelische Kirche zum konsequenten Eintreten für die Juden aufforderte, erst seit kurzem nationaler und internationaler Beachtung in Forschung und Erinnerungskultur?Diesen und vielen anderen Fragen widmen sich die Autoren dieses Sammelbandes. Die Beiträge zeigen, dass auch die protestantische Erinnerungsgeschichte in einem aktiven und funktionalen Verhältnis zu ihrer Gegenwart steht und weit mehr über die Macht aktueller Konjunkturen in Kultur und Politik aussagt als über die historische Wahrheit des Erinnerten. Christliche Akteure und Gruppen verfolgten aktiv moralische und politische Ziele und bildeten über die Erinnerung an christlichen Widerstand ihre eigenen Identitäten. Es zeigt sich, was engagierte Promotoren der Erinnerung bewirken können, wenn ihre Ziele von kulturellen und politischen Zeitströmungen getragen werden. Nicht zuletzt an der Schnittstelle von persönlichem Engagement und Zeitgeist entscheidet sich, warum bestimmte Persönlichkeiten, Texte oder Orte einen Platz in der Erinnerung an christlichen Widerstand erhalten, während andere in Vergessenheit geraten oder ihren Platz in der Erinnerungskultur räumen müssen.
Häufig gestellte Fragen
Information
Inhaltsverzeichnis
- Title Page
- Copyright
- Body
- Vorwort
- Methodische Grundlagen und historischer Rahmen
- Siegfried Hermle: Zwischen Verklärung und Verurteilung
- Michael Kißener: Wegmarken der deutschen Widerstandsforschung nach 1945
- Widerstandsrezeption in europäischer Perspektive
- Katharina Kunter: Vom „Concentration Camp Hero“ zum „Neuen Kreisau“
- Personen und Gruppen der Erinnerung
- Hansjörg Buss: Eine Herausforderung für die protestantische Erinnerungs- und Gedenkkultur
- Christine Friederich: Widerstand als Glaubenstat?
- Christine Gundermann: Widerstand als „Brückenbauer“
- Peter Haigis: „Schwäbische Pfarrhäuser im Widerstand“
- Tim Lorentzen: Phasen und Funktionen des Bonhoeffer-Gedenkens in Deutschland
- Thomas Martin Schneider: Verklärung – Vereinnahmung – Verdammung
- Nora Andrea Schulze: Hans Meiser
- Ereignis der Erinnerung
- Axel Töllner: Erinnern an die Barbarei
- Orte der Erinnerung
- Dagmar Pöpping: Zwischen Forschung und Erinnerungskultur
- Helmut Rönz: Historiker und Gedenkakteure
- Hans-Walter Schmuhl: Heroisierung, Skandalisierung, Historisierung
- Texte der Erinnerung
- Claudia Lepp: Marga Meusel und Elisabeth Schmitz
- Manuel Schilling: Verdrängung, Instrumentalisierung, Auslegung
- Kommentare
- Ursula Büttner: Betrachtungen zum Schluss
- Christiane Kuller: Evangelischer Widerstand in der Erinnerungskultur nach 1945
- Abkürzungen
- Autorinnen und Autoren
- Personenregister