Die Syntax von Titelblättern des 16. und 17. Jahrhunderts
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Die Syntax von Titelblättern des 16. und 17. Jahrhunderts

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Die Syntax von Titelblättern des 16. und 17. Jahrhunderts

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Über dieses Buch

Titelblätter der frühen Neuzeit unterscheiden sich hinsichtlich Umfang, Layout, Informationsgehalt und sprachlicher Gestaltung deutlich von den heute üblichen Formen. Im Zentrum dieser Untersuchung steht die Syntax von Titelblättern des 16. und 17. Jahrhunderts. Auf der Grundlage eines nach Jahr, Region und Textkategorie gegliederten Korpus von über 600 Titelblättern werden die auftretenden syntaktischen Einheiten vollständig erfasst und mit Blick auf häufig wiederkehrende inhaltliche bzw. funktionale Abschnitte der Titelblätter beschrieben. Darüber hinaus werden übergeordnete Formulierungsprinzipien herausgearbeitet, die eng mit den spezifischen Bedingungen der Titelblattgestaltung zusammenhängen. Die Ergebnisse zeigen, dass Titelblattsyntax die Möglichkeiten der frühneuhochdeutschen Syntax anders ausnutzt, ohne dass dadurch ungrammatische Strukturen entstehen. Damit leistet die Untersuchung einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der historischen Syntax.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783110545425

1Einleitung

Titelblätter sind eine Erscheinung des typographischen Zeitalters, mittelalterliche Handschriften haben keine Titelblätter. Die Titelblätter früherer Jahrhunderte unterscheiden sich allerdings deutlich von den heute üblichen Formen. Dies betrifft Textumfang und Layout, aber auch die sprachliche Gestaltung. Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die Syntax der deutschsprachigen Titelblätter des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Untersuchung ist empirisch ausgerichtet, Grundlage ist ein Korpus von 600 Titelblättern aus unterschiedlichen Regionen und Textkategorien.
Die konkrete Fragestellung und das Vorgehen der Untersuchung ergeben sich aus der Eigenart der Titelblätter. Die Darstellung beginnt deshalb mit einem ausführlichen Überblick über die Charakteristika frühneuzeitlicher Titelblätter. Im Anschluss daran informiert ein kurzer Abschnitt darüber, wo die Schwerpunkte der Untersuchung liegen, wie sie vorgeht und welcher Aufbau sich daraus ergibt.

1.1Charakteristika frühneuhochdeutscher Titelblätter

Den Einstieg in die folgende Darstellung bildet eine Definition des Titelblatts, um zunächst einmal deutlich zu machen, wovon im Folgenden die Rede sein wird. Es schließt sich ein Überblick über die Forschungslage zum historischen Titelblatt an. Die folgenden Abschnitte basieren auf dieser Forschungsliteratur, sie beziehen noch keinerlei Befunde der vorliegenden Untersuchung ein. Vielmehr geht es darum, das, was man bislang über frühneuhochdeutsche Titelblätter weiß, in einer strukturierten Gesamtdarstellung zu präsentieren. Dazu gehört eine kurze Darstellung der Entwicklung des Titelblatts von der Entstehung im Inkunabelzeitalter bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Ein eigener Abschnitt setzt sich mit den unterschiedlichen Funktionen auseinander, die man dem Titelblatt im Allgemeinen zuweist. Das folgende Kapitel stellt in mehreren kürzeren Abschnitten zusammen, was aus der Forschungsliteratur über die sprachliche Gestaltung der Titelblätter bekannt ist.

1.1.1Definition. Titelblatt und Titel

Rautenberg (2008, 17) definiert ein Titelblatt als „eine separate Seite […] am Buchbeginn […], [die] teilweise oder insgesamt typographisch bedruckt [ist] […] [und] die werk- bzw. autorkennzeichnende Angaben zum Inhalt des Buchs enthält“. Die Einbürgerung des Titelblatts, die sich mediengeschichtlich als Herausbildung eines „typographischen Dispositivs“ verstehen lässt,1 dauerte im deutschen Sprachraum bis etwa 1490. „Im letzten Inkunabeljahrzehnt ist es etablierter Bestandteil des gedruckten Buches“ (Rautenberg 2008, 95).
Die angeführte Definition von Rautenberg enthält „die notwendigen Merkmale“ (Rautenberg 2008, 17), die für die frühesten Titelblätter ebenso gelten wie für die Titelseiten heute gedruckter Bücher.2 Wichtig ist, dass die Definition sich auf das Titelblatt, nicht auf den Titel des Buches bezieht. Auch die vorliegende Untersuchung befasst sich mit der Syntax des gesamten Titelblatts, der Titel ist nur ein Bestandteil unter vielen.
Dass Rautenberg in ihrer Definition von werkkennzeichnenden Angaben und nicht einfach vom Buch- oder Werktitel spricht, ergibt sich daraus, dass man für die Frühe Neuzeit noch nicht unbedingt von einem Werktitel im heutigen Sinn ausgehen kann. Nach Rautenberg (2008, 48) stehen die frühen Titelblätter „noch in der mittelalterlichen Tradition, d. h. der unfesten Kennzeichnung eines Werks, bezogen auf die vorliegende Überlieferungseinheit“. Auch andere Untersuchungen stellen heraus, dass der Werktitel, der dadurch definiert ist, dass „er unverändert in jeder folgenden Ausgabe erscheint“ (Schmitt 1983, 24), in der Inkunabelzeit „eine Ausnahme ist“ (Schmitt 1983, 24). Dies gilt auch noch für viele Drucke des 16. und des 17. Jahrhunderts.3 Rautenberg (2008, 48) geht mit Eleanor Shevlin davon aus, dass der „‚free floating title‘, der unabhängig von der einzelnen Überlieferungseinheit des Buchs ein Werk kennzeichnet“, im späteren 16. und im 17. Jahrhundert entsteht. Dabei kann man durchaus einen Zusammenhang zwischen der Entstehung des Titelblatts und der Durchsetzung des eigenständigen Werktitels sehen: „Da das Titelblatt eine Werkbez. zwingend erfordert, wird diese nun vom Autor oder vom Drucker bzw. Verleger vergeben und in den folgenden Ausgaben beibehalten“ (Rautenberg 2003, 486–487).4 In der Inkunabelzeit und im 16. Jahrhundert stammen die Werkbezeichnungen auf dem Titelblatt meist vom Drucker/Verleger,5 Autorentitel sind zu dieser Zeit eher die Ausnahme.6
Zum fehlenden „Titelbewusstsein“ (Rothe 1986, 147) der Frühzeit stimmt auch, dass „das, was wir von heute aus als Titel ansehen würden“ (Rothe 1986, 17), häufig mit anderen Angaben „eine syntaktische Einheit“ bildet (Rothe 1986, 17). Daraus ergeben sich „Schwierigkeiten mit [der] Identifikation und Abgrenzung des Titels“ (Rothe 1992, 30), dem modernen Rezipienten stellt sich die Frage, „was zum Titel gehör[t]“ (Rothe 1986, 17). So ist in vielen Fällen nicht zu entscheiden, ob bestimmte Inhaltsangaben auf frühneuhochdeutschen Titelblättern als Teil des Werktitels oder doch als eigene Einheiten aufzufassen sind bzw. – falls man von mehreren Einheiten ausgeht – wo genau die Grenze zwischen dem Werktitel und den anderen Angaben liegt.7
Für die vorliegende Untersuchung ist das weniger problematisch, da es sowieso nicht primär um die Syntax von Titeln, sondern um das gesamte Titelblatt geht. Die Betonung, dass Titelblatt und Titel nicht gleichgesetzt werden dürfen, scheint aber gerade deshalb sehr wichtig, damit die Befunde der Untersuchung eben auch tatsächlich als Aussagen zur Titelblattsyntax gelesen werden. Umgekehrt muss bei der Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur in der vorliegenden Arbeit darauf geachtet werden, ob sich die Aussagen auf das gesamte Titelblatt oder nur auf den Titel beziehen.8

1.1.2Stand der Forschung

Titelblätter waren und sind Gegenstand ganz unterschiedlicher Forschungsdisziplinen. „Als Bindeglied zwischen Werk, Drucker, Käufer und Leser verdient das Titelblatt die Aufmerksamkeit nicht nur der Buchkundler und Bibliophilen, sondern auch der Kunstgeschichtler, Kunstwissenschaftler und nicht zuletzt der Literaturhistoriker“ (Koppitz 1980, 195). Auch Linguisten sowie – gelegentlich – Vertreter weiterer Wissenschaftsbereiche wie Theologie oder Medizingeschichte haben sich mit Titelblättern beschäftigt.
Die Entstehung und Entwicklung des Titelblatts wurde zunächst vor allem im buchwissenschaftlichen Kontext untersucht. Als „Grundstein für die Erforschung des frühen Titelblatts“ (Rautenberg 2008, 4)9 gilt die Arbeit von Alfred Pollard aus dem Jahr 1891 Last words on the history of the title-page. Die wichtigsten frühen Arbeiten im deutschsprachigen Raum10 entstanden in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Neben der Inkunabelkunde von Konrad Haebler (1979=1925)11 ist hier besonders der Sammelband Das Titelblatt im Wandel der Zeit von 1929 zu nennen, und daraus vor allem die Beiträge von Gerhard Kiessling und von Gustav Bogeng. Kiessling (1929) befasst sich hauptsächlich mit der Herausbildung bzw. der graphischen Gestaltung der frühen Titelblätter, Bogeng (1929) gibt einen allgemeineren Überblick, der auch spätere Titelblätter berücksichtigt, er geht zudem auch auf funktionale Aspekte ein.
Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts war das Titelblatt selten Gegenstand (buch)wissenschaftlicher Untersuchungen.12 Erst seit einigen Jahren wird den Titelblättern in der Forschung wieder stärkere Aufmerksamkeit geschenkt. Im Jahr 2000 erschien die umfassende und materialreiche Monographie von Margaret M. Smith The title-page: Its early development 1460 – 1510, die die bisherigen Befunde auf eine breite Basis stellt. Wie in den vorangegangenen Arbeiten liegt der Schwerpunkt der Darstellung auf den Vor- und Frühformen und der graphischen Gestaltung der Titelblätter. Wenige Jahre später wurden die Ergebnisse zweier Erlanger Forschungs-projekte von Ursula Rautenberg zum frühen Titelblatt in mehreren umfangreichen Zeitschriftenaufsätzen publiziert. Der Beitrag von Rautenberg (2008) ist vor allem für die theoretische Fundierung der Titelblattforschung von entscheidender Bedeutung. Rautenberg greift literatur-, medienund zeichentheoretische Überlegungen (Foucault, Chartier, Wehde) auf und gibt eine präzise Definition des Titelblatts. Die Darstellung steht auf einer sehr breiten empirischen Basis und bezieht ausdrücklich die Bedingungen des frühneuzeitlichen Buchmarkts ein. Dies gilt auch für die Fallstudien zum Titelblatt in Augsburg, Köln und Nürnberg von Oliver Duntze, Johanna Christine Gummlich-Wagner und Randall Herz, in denen jeweils ein bestimmter – für die jeweilige Stadt typischer – Aspekt hervorgehoben wird.13 Während die Entstehung und Entwicklung des Titelblatts im Inkunabelzeitalter damit also buchwissenschaftlich sehr gut erforscht ist, und zwar in theoretischer wie in empirischer Hinsicht, gibt es für das 16. und 17. Jahrhundert kaum neuere buchwissenschaftliche Arbeiten.
Titelblätter werden auch im Zusammenhang mit der Geschichte des Buchmarktes bzw. der Buchwerbung berücksichtigt.14 Eine neuere Arbeit, in der das Titelblatt im Hinblick auf seine Rolle in der Vermarktung von Büchern betrachtet wird, ist Tyrkkö/Marttila/Suhr (2013). Das Projekt setzt sich mit Titelblättern von Werken des englischen Autors und Übersetzers Nicolas Culpeper aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auseinander, im Zentrum stehen allerdings Fragen der digitalen Annotation der Titelblätter.15
Im kunstgeschichtlichen Kontext werden die Titelblätter bzw. ihre graphischen Elemente als Teil der Buchillustration berücksichtigt,16 es gibt aber auch eine Reihe von Untersuchungen, die sich speziell mit Titelblättern auseinandersetzen und in denen neben der künstlerischen Gestaltung der graphischen Teile auch funktionale Aspekte sowie das Verhältnis der bildlichen und der sprachlichen Elemente des Titelblatts thematisiert werden. Hier sind etwa die Arbeiten von Jutta Breyl zu nennen, besonders ihre Überblicksdarstellung zur Geschichte des Augsburger Titelblattes (Breyl 1997), aber auch die Untersuchung zu Titelbildern und Rahmenkompositionen der erzählenden Literatur des 17. Jahrhunderts (Breyl 2006).17
Text und/oder Abbildungen frühneuhochdeutscher Titelblätter sind gelegentlich auch Gegenstand von fachwissenschaftlichen Arbeiten aus anderen Disziplinen. So beschäftigt sich Eckart (1979) aus medizinhistorischer Sicht mit Autorenporträt und Kupfertitel medizinischer Werke des 17. Jahrhunderts, Kintzinger (1995) untersucht die Titelblattillustrationen von Drucken des 16. bis 18. Jahrhunderts als „historiographiegeschichtliche Quelle“ (Kintzinger 1995, 22), Mühlen (2001) behandelt die Titelblätter von Lutherbibeln im theologischen Kontext.
Die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Titelblättern ist vor allem in theoretischer Hinsicht von Interesse. Für die moderne Titelblattforschung besonders wichtig ist das von Gérard Genette (2014, frz. Erstauflage 1987) entwickelte Konzept vom Paratext, jenem „Beiwerk, durch das ein Text zum Buch wird“ (Genette 2014, 10), zu dem a...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. 1 Einleitung
  7. 2 Korpus
  8. 3 Anzahl der Wörter auf den Titelblättern
  9. 4 Inhaltlich-funktionale Bestandteile der Titelblätter
  10. 5 Syntaktische Strukturen auf den Titelblättern
  11. 6 Titelblatttypische Formulierungsmuster. Zur syntaktischen Realisierung der inhaltlich-funktionalen Abschnitte
  12. 7 Die Syntax frühneuhochdeutscher Titelblätter und ihrer lateinischen Vorlagen
  13. 8 Merkmale und Prinzipien der Syntax von Titelblättern des 16. und 17. Jahrhunderts. Eine Zusammenfassung
  14. Abkürzungsverzeichnis
  15. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
  16. Literaturverzeichnis
  17. Verzeichnis der Titelblätter des Korpus
  18. Anhang: Abbildungen von ausgewählten Titelblättern des Korpus
  19. Personen- und Sachregister