Das Steininschriftenprojekt des Wolkenheimklosters während der Liao-Dynastie (907–1125)
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Das Steininschriftenprojekt des Wolkenheimklosters während der Liao-Dynastie (907–1125)

Eine Analyse seiner Kolophone

  1. 340 Seiten
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Das Steininschriftenprojekt des Wolkenheimklosters während der Liao-Dynastie (907–1125)

Eine Analyse seiner Kolophone

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Zwischen 616 und 1180 meißelten buddhistische Mönche des rund 75 km südwestlich von Beijing gelegenen Wolkenheimklosters buddhistische Sutren in Stein, um die heiligen Schriften vor dem erwarteten Weltende zu retten. Am Ende dieses wahrscheinlich größten epigraphischen Projektes der Weltgeschichte waren rund 1.600 Texte auf 15.000 Platten mit insgesamt etwa 31 Millionen Schriftzeichen fertiggestellt.

Die für das Steininschriftenprojekt wohl bedeutendste Phase war die Zeit der Liao-Dynastie (907-1125), als in nicht einmal 100 Jahren beinahe die Hälfte der Steinplatten, auf denen etwa ein Drittel aller Schriftzeichen eingraviert ist, angefertigt wurde. Durch eine detaillierte Analyse der Kolophone dieser Zeit werden nicht nur Arbeitsprozesse und Hintergründe des Projekts beleuchtet, die Kolophone geben auch seltene Einblicke in Politik, Gesellschaft und Buddhismus der Liao sowie in das Verhältnis zwischen den herrschenden Kitan und der Han-chinesischen Bevölkerung dieser Region.

Das Werk, das auch aktuelle archäologische Funde aus dem Nordosten Chinas berücksichtigt, stellt eine wichtige Ergänzung zur politischen, sozialen und kulturellen Geschichte der Liao-Dynastie dar.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783110533736
Auflage
1

1Einführung

1.1Thema

Das Gebiet von Fangshan 房山, etwa 75 Kilometer südwestlich von Beijing, ist reich an Steinbrüchen, in denen verschiedene Arten von Stein wie zum Beispiel chinesischer weißer Marmor, Granit, Quarzit und Speckstein zu finden sind. Bis zur Qing-Dynastie (1644–1911) wurde alles Steinmaterial, das für den Bau großer Gebäude, Paläste und Mausoleen notwendig war, hier abgebaut. Besonders geeignet sind die hier vorkommenden Gesteinsarten für Stelen und Steinschnitzereien.1
Als daher während der Sui-Dynastie (581–618) ein Mönch mit dem Namen Jingwan 靜琬 (gest. 639) aus Sorge vor der Vernichtung des Dharma den Plan fasste, buddhistische Schriften in Stein zu meißeln und sie dadurch vor dem Untergang zu bewahren, schien das Wolkenheimkloster (Yunju Si 雲居寺) im Kreis Fangshan dafür die richtigen Voraussetzungen zu bieten.2 Jingwan beschrieb seine diesbezüglichen Sorgen und Pläne auf mehreren Steinstelen:3 die Sutren und Texte des Buddhismus seien auf Papier, Seide und Holz niedergeschrieben, Materialien also, die leicht Zerstörung und Brand zum Opfer fallen könnten. In Stein gemeißelte Sutren dagegen würden solche Katastrophen überdauern und könnten somit nach einer Phase der buddhistischen Apokalypse wieder als Vorlage dienen.4
Jingwan begann zunächst, in rund 400 Metern über dem Meeresspiegel eine Höhle in den etwa fünf Kilometer vom Wolkenheimkloster entfernten Berg Baidai 白帶山 zu schlagen.5 In dieser Höhle mit dem Namen Leiyin Dong 雷音洞 (Donnerklanghöhle) ließ er in alle vier Wände Steintafeln mit Sutrentexten ein (Abb. 1). Anschließend ließ er weitere Sutrentexte auf Steinplatten meißeln und versteckte diese in neuen Höhlen in der Nähe der Donnerklanghöhle. Sobald eine Höhle mit Steintafeln gefüllt war, wurde sie mit einer Steintür verschlossen. Heute sind auf dem Steinsutrenberg neun Höhlen zu finden (Abb. 2 und 3).6 Nach dem Tod Jingwans setzten seine Schüler Xuandao 玄導, Sengyi 僧儀, Huixian 惠暹 und Xuanfa 玄法 das Projekt fort.
Abb. 1: Donnerklanghöhle im Steinsutrenberg (Quelle: Aufnahme: H.-P. Chuang).
Abb. 2: Umgebungsplan des Wolkenheimklosters (Quelle: Chen Yanzhu 1993, 3, Abb. 1). Rot umrandete Stelle vergrößert als Abb. 3.
Abb. 3: Lageplan der Höhlen auf dem Steinsutrenberg (Quelle: Chen Yanzhu 1993, 3, Abb. 2). Höhle Nr. 5 ist die Donnerklanghöhle.
Im Jahr 730 richtete Prinzessin Jinxian 金仙 eine Throneingabe an Kaiser Xuanzong 玄宗 (reg. 712–756) mit der Bitte, dem Wolkenheimkloster mehr als 4000 juan (Rollen) alte und neu übersetzte buddhistische Sutren zu schenken, die als Vorlage für das Steininschriftenprojekt dienen sollten. Außerdem sollten dem Kloster auch ein großes Weizenfeld mit einer Obstplantage sowie die Wälder der umliegenden Berge zur dauerhaften Nutzung überschrieben werden, um es finanziell zu unterstützen. Die mehr als 4000 juan Sutren wurden unter anderem von Zhisheng 智昇, welcher das Kaiyuan shijiao lu 開元釋教錄, einen Katalog buddhistischer Schriften, zusammengestellt hatte, im Jahr 740 zum Wolkenheimkloster gebracht.7 In Folge konnte das Steininschriftenprojekt des Wolkenheimklosters die Manuskripte des Kaiyuan-Kanons als Vorlage nehmen und begann somit, sich zu einem regelrechten in Stein gemeißelten Tripitaka zu entwickeln. Im Gegensatz dazu waren bis dahin vor allem Sutren, die populär und einflussreich waren, gemeißelt worden, oder man hatte sich bei der Auswahl nach den Wünschen von Geldspendern gerichtet.8
Abb. 4: Inschrift auf der Pagode der Prinzessin Jinxian 金仙 (Quelle: Aufnahme: H.-P. Chuang).
Als am Ende der Tang-Dynastie (618–907) und während der Fünf Dynastien (907–960) Kriege das Reich überzogen, bedeutete das auch ein vorläufiges Ende für die Arbeiten am Steininschriftenprojekt. Erst im Jahr 1027 – rund 130 Jahre später – berichtete der Präfekt von Zhuozhou 涿州, Han Shaofang 韓紹芳, dem Kaiser der Liao-Dynastie (907–1125) Shengzong 聖宗 (reg. 982–1031) von den Steininschriften des Wolkenheimklosters und erhielt finanzielle Mittel und staatliche Unterstützung, um das Projekt weiterzuführen.9
Während der Liao-Dynastie erlebte der Buddhismus unter mehreren aufeinanderfolgenden Kaisern eine Blütezeit, sodass das Steininschriftenprojekt über eine lange Zeitspanne staatlich gefördert wurde. In der Regierungsperiode Chongxi 重熙 (1032–1055) erhielt das Kloster eine neue Vorlage für die Steinsutren, den unter den Liao neu zusammengestellten Kitan-Kanon (Qidan zang 契丹藏). Darüber hinaus stellte im Jahr 1038 Kaiser Xingzong 興宗 (reg. 1031–1055) einen größeren Betrag aus der Staatskasse bereit, der zu niedrigen Zinsen verliehen werden sollte, um die daraus gewonnenen Einnahmen zur Finanzierung des Projekts zu verwenden. Insgesamt wurde das Projekt unter den Kaisern Shengzong, Xingzong und Daozong 道宗 (reg. 1055–1101) nicht nur finanziell unterstützt, die Gesamtleitung des Projekts wurde sogar lokalen Beamten – in der Regel den Präfekten von Zhuozhou – übertragen. Die staatliche Unterstützung dauerte bis in das Jahr 1093 an; in den letzten Jahren der Liao und zwischen 1132 und 1191 während der darauf folgenden Jin-Dynastie (1115–1234) wurde das Projekt jedoch vor allem von den Mönchen selber sowie von buddhistischen Laien und Beamten unterstützt und geleitet.10 Die auffallendste Leistung in dieser gesamten Periode waren die von Meister Tongli 通理 (1049–1098) in den Jahren 1093 bis 1095 gemeißelten 44 Bündel (zhi 帙) an Sutren auf insgesamt 4137 Tafeln.11 Diese Steintafeln wurden im Jahr 1117 von seinen Schülern in einem unterirdischen Depot in der Südwest-Ecke des Klosters eingelagert (Abb. 5).
Insgesamt wurden von der Sui-Dynastie bis zur Jin-Dynastie in rund sechs Jahrhunderten 1078 Sutren in etwa 3873 juan auf zirka 14.426 Steintafeln gemeißelt.12
Mit dem Ende der Jin-Dynastie endeten auch die Arbeiten am Steininschriftenprojekt. Als im Jahr 1341 ein koreanischer Mönch namens Hyewŏl 慧月 den Steinsutrenberg besuchte, waren die Tür zur Donnerklanghöhle und einige Steinplatten bereits zerstört. Mit Spendengeldern sorgte er dafür, dass die Tür und fünf der Steinplatten restauriert wurden.13 Dies war die einzige Aktivität, die während der Yuan-Dynastie (1271–1368) im Zusammenhang mit dem Steininschriftenprojekt zu verzeichnen ist. Erst gegen Ende der Ming-Dynastie (1368–1644) gab es noch einmal eine neue Initiative, als einige Gelehrte und Mönche aus Beijing 190 buddhistische Steintafeln mit Sutrentexten herstellten und zum Wolkenheimkloster schickten.14 Für diese Tafeln wurde neben der Donnerklanghöhle eine neue kleine Höhle in den Berg getrieben. Über dem Eingang zu dieser Höhle wurde 1631 eine Kalligraphie von Dong Qichang 董其昌 (1555–1636) mit den beiden Schriftzeichen baozang 寶藏 (Schatz) angebracht (Abb. 6).15
Abb. 5: Unterirdisches Depot in der Südwest-Ecke des Klosters (Quelle: Fotosammlung Forschungsstelle „Buddhistische Steininschriften“, Prof. L. Ledderose; Aufnahme von I. Klinger).
Abb. 6: Kalligraphie Dong Qichangs über dem Eingang zu Höhle Nr. 6 (Quelle: Zhongguo fojiao xiehui 1978, 15).
Das Steininschriftenprojekt des Wolkenheimklosters wurde also vor allem während der Dynastien der Sui, Tang, Liao und Jin vorangetrieben. In gewisser Weise stellt dessen Fortgang en miniature die Situation des Buddhismus in dieser Zeit dar. Vor allem die Kolophone, die sich seit der Tang-Zeit auf zahlreichen Steintafeln befinden, geben Aufschluss über das Ziel des Projekts, wie es verwaltet wurde, wer daran in welchen Funktionen teilnahm, inwieweit das Kloster an den Arbeiten beteiligt war, vermitteln über die Datierungen und die Anzahl der Schriftzeichen einen Eindruck vom Tempo und dem Rhythmus der Arbeiten, und nennen uns die Namen von Spendern, Kalligraphen und Steinmetzen. Diese Fülle von Informationen bietet hervorragendes Material zur Forschung über den Einfluss des Buddhismus auf die damalige Gesellschaft, die Haltung der Regierung gegenüber dem Buddhismus, Ausmaß und Art der Teilnahme der Bevölkerung an diesem Projekt, sowie ganz allgemein über Schulen und Denkrichtungen des zeitgenössischen Buddhismus.
So geben die Kolophone zum Beispiel ein sehr unterschiedliches Bild über den politischen Umgang mit dem Buddhismus während der Tang- und der Liao-Dynastie. Während der Tang-Dynastie wurde das Steininschriftenprojekt des Wolkenheimklosters vor allem durch private Spender unterstützt, weshalb wir deren Namen auf den Steintafeln dieser Zeit besonders häufig antreffen. Zu den Spendern zählten neben Privatleuten auch Beamte sowie Mönche und Nonnen, aber auch verschiedene Geschäfte 行號 und Spendervereinigungen 邑社. Oft wurden die Namen sämtlicher Mitglieder dieser Vereinigungen auf den Steintafeln eingetragen, sodass bisweilen sogar mehrere hundert Namen genannt werden.
Dieses Phänomen ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Abkürzungsverzeichnis
  6. Abbildungsverzeichnis
  7. Tabellenverzeichnis
  8. Zum Geleit
  9. Danksagung
  10. 1 Einführung
  11. 2 Erste Phase: Wiederbeginn (1027–1056)
  12. 3 Zweite Phase: Routine (1058–1093)
  13. 4 Dritte Phase: Höhepunkt (1093–1095)
  14. 5 Vierte Phase: Erbe (1107–1121)
  15. 6 Schlusswort
  16. Bibliographie
  17. Register