Der-Die-DaZ – Forschungsbefunde zu Sprachgebrauch und Spracherwerb von Deutsch als Zweitsprache
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Der-Die-DaZ – Forschungsbefunde zu Sprachgebrauch und Spracherwerb von Deutsch als Zweitsprache

  1. 336 Seiten
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Der-Die-DaZ – Forschungsbefunde zu Sprachgebrauch und Spracherwerb von Deutsch als Zweitsprache

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Über dieses Buch

Die Festschrift eröffnet einen Blick in das Themenspektrum des interdisziplinären Forschungsbereichs Deutsch als Zweitsprache. Neben konkreten Befunden zum Zweitspracherwerb, z.B. hinsichtlich der Modalpartikel, wird die konkrete Vermittlung im Unterricht fokussiert, v.a. das aktuell sehr relevante Thema des Sprachsensiblen Fachunterrichts. Ferner werden Fragen zu Integrationsprozessen und forschungsmethodologischen Aspekten diskutiert.

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Information

Jahr
2018
ISBN
9783110580525

Herausforderungen und Verläufe beim Erwerb des Deutschen als Zweitsprache

Wilhelm Grießhaber

Syntaktische Komplexität im L2-Erwerb: Befunde & Erklärungen

1Einführung

Eine zentrale Grundannahme der ZSE-Forschung besteht darin, dass im Erst- und Zweitspracherwerb zunächst einfache und anschließend komplexere Mittel erworben werden, wenn von ganzheitlich erworbenen chunks abgesehen wird. Allerdings wird die Komplexität sprachlicher Mittel sehr unterschiedlich bestimmt. Das betrifft die berücksichtigten Mittel und die Erfassung und Bewertung der Komplexität. Für den Erwerb des Deutschen als L2 hat sich die Stellung verbaler Elemente in zahlreichen empirischen Studien als verlässlicher Indikator des schrittweisen Erwerbs erwiesen.
In dem Beitrag werden zunächst die Grundlagen der Wortstellung und deren sequentieller Erwerb vorgestellt (§ 2). Anschließend werden ausgewählte Komplexe zur Beschreibung der syntaktischen Komplexität behandelt (§ 3). Den Kern bilden funktional distributionelle Erklärungen der zunehmenden Komplexität (§ 4). Dabei wird zunächst der funktional-pragmatische Hintergrund skizziert (§ 4.1) und die empirische Basis zur Überprüfung des Konzepts vorgestellt (§ 4.2). Vor diesem Hintergrund werden Separationen (§ 4.3) und Inversionen (§ 4.4) und ihre Realisierung in Schülertexten analysiert. Den Abschluss bilden ein kurzes Resümee und ein Ausblick (§ 5).

2Grundlagen

In zahlreichen empirischen Studien zum Erwerb des Deutschen als L2 wurde gezeigt, dass grundlegende Stellungsmuster verbaler Elemente in bestimmten Sequenzen erworben werden. Charakteristisch ist die in Tabelle 1 gezeigte Abfolge von bruchstückhaften Äußerungen bis zu untergeordneten Nebensätzen. Die Wortstellungsmuster basieren auf den für das Deutsche charakteristischen Stellungsfeldern, in denen die Stellung des Finitums eine zentrale Rolle spielt. In einfachen Deklarativsätzen steht das Finitum an zweiter Stelle (SVO), in Nebensätzen nimmt es die Endstellung ein (SOV) und in Inversionen rückt das Subjekt hinter das Finitum (XVSO).
Tab. 1: Satzmuster1 des Deutschen und ihre Erwerbsreihenfolge im L2-Erwerb; *: Subjekt
Diese von der ZISA-Gruppe (Meisel, Clahsen & Pienemann 1979) ermittelte Erwerbsreihenfolge wurde später von Clahsen (1985) für erwachsene DaZ-Lernende und von Pienemann (1981) in einer Longitudinalstudie mit Grundschulkindern bestätigt und ausgebaut. Ahrenholz (2006) ermittelt in mündlichen Filmnacherzählungen von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern (SuS) der 3. und 4. Klasse sowohl Separationen als auch Inversionen. Abweichungen wurden in einzelnen Studien im DaF-Kontext festgestellt. Klein-Gunnewiek (1997) beobachtet bei niederländischen DaF-Lernenden einen schnellen und weitgehend parallelen Erwerb der ‚klassischen‘ Wortstellungsmuster, so dass kein sukzessiv aufeinanderfolgender sequentieller Erwerb vorliegt. Dies kann mit der großen Nähe der eng verwandten Ausgangs- und Zielsprache erklärt werden. Möglicherweise begünstigen auch die schriftlichen Testformate die Bewältigung komplexer Muster. Eine weitere Ausnahme sind frankophone SuS im Kanton Genf (Diehl u. a. 2000). In der unechten Längsschnittstudie mit schriftlichen Querschnitterhebungen in aufeinanderfolgenden Klassenstufen wird der Erwerb der Verbendstellung in Nebensätzen vor der Inversion festgestellt. Andererseits ermittelt Fekete (2016) in einer dreijährigen Längsschnittstudie mit ungarischen DaF-SuS die für den DaZ-Erwerb charakteristische Abfolge der Inversion vor der Verbendstellung. Die wie in Tabelle 1 nacheinander erworbenen Wortstellungsmuster weisen eine zunehmend höhere Komplexität auf, der auch eine zunehmend komplexere Verarbeitung entspricht.
Den zunehmend komplexeren Wortstellungsmustern entsprechen auch andere Bereiche der Sprache, so die Textlänge, die Literalität in narrativen Texten und die Korrektheit im Verbal- und Nominalbereich. Solche Korrespondenzen in schriftlichen Texten zu Bildimpulsen wurden im Förderprojekt „Deutsch & PC“ (Grießhaber 2006) an drei Frankfurter Grundschulen in zwei Kohorten über jeweils vier Jahre hinweg ermittelt. Als sehr stabil erweist sich der Zusammenhang zwischen dem erreichten Niveau der Deutschkenntnisse, den verwendeten komplexen Wortstellungsmustern und der produzierten Textmenge: Mit der Komplexität der Wortstellungsmuster steigt in der Regel auch die Textlänge. Ähnliche Zusammenhänge sind in der Morphologie und der Literalität festzustellen. Innerhalb der Schülerschaft sind in Abhängigkeit von der Erstsprache der SchülerInnen Unterschiede festzustellen. SchülerInnen mit der Erstsprache Deutsch (ESP-SuS) erzielen in der Regel bessere Werte als mehrsprachige SchülerInnen mit einer weiteren Familiensprache (MSP-SuS). Die L1 der SuS beeinflusst die L2-Deutsch der MSP-SuS. Auch individuelle Merkmale der Schülerinnen und Schüler und ihr Familienhintergrund spielen eine Rolle (für einen Überblick s. Ahrenholz 2017b). Diese Aspekte werden im Folgenden nicht weiter betrachtet.
Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich auf die Frage, wie sich die Wortstellungsmuster in ihrer Komplexität unterscheiden. In typologischen Arbeiten spielen folgende drei grammatische Einheiten und ihre Abfolge eine zentrale Rolle: das Subjekt (S), das (direkte) Objekt (O) und das (finite) Verb (V). Von den sechs Stellungsvarianten dominiert im Deutschen in normalen Deklarativsätzen SVO. Dieses Muster verwenden ungefähr drei Viertel der weltweit untersuchten Sprachen (Crystal 1995, 98). Allerdings kennt das Deutsche weitere Varianten, in untergeordneten Nebensätzen ist SOV obligatorisch (s. Tabelle 1). Zusätzlich gibt es im Deutschen diskontinuierliche Muster, die die linearen Ketten aufbrechen. Die Verwendung von Modal- oder Hilfsverben führt mit der Separation zur Aufspaltung des Prädikats im engeren Sinn in einen finiten und einen infiniten Teil, die eine Klammer um das Objekt bilden (SVfOVi). Die Nachstellung des Subjekts nach dem Finitum kann bei der Inversion zu einem einfachen XVSO-Muster führen oder zu einem XVfSO(Vi)-Muster mit aufgespaltenem Verb. Diese Variationen und Diskontinuitäten sind auf den ersten Blick komplexer als die einfachen SVO- und KSOV-Muster in Haupt- und Nebensätzen. Im Folgenden wird genauer betrachtet, worin die höhere grammatische Komplexität der Separation und Inversion besteht.

3Komplexitätskonzepte

Mit der Komplexität syntaktischer Strukturen hat sich vornehmlich die generative Grammatik beschäftigt. Die Aspects Variante (Chomsky 1965) bezieht sich auf Sätze, die über verschiedene Schritte von der Konzeption bis zur Aussprache produziert werden. Dabei werden auf der Ebene der Logischen Form Lexeme ausgewählt und in der Tiefenstruktur angeordnet, die über Transformationen zur produzierten Äußerung führen. Für das Deutsche wird in dieser Theorie allgemein eine SOV-Grundstruktur angenommen, aus der dann transformationell die SVO-Verbzweitstellung abgeleitet wird (vgl. Grewendorf, Hamm & Sternefeld 1987: 219). Weitere grundlegende Transformationen sind z. B. Fragen oder Passivsätze. Die Anzahl der erforderlichen Transformationen kann dann als Maßstab der Komplexität dienen. Für das Deutsche sind dementsprechend unmarkierte Deklarativsätze mit SVO-Stellung komplexer als englische Deklarativsätze, die als SVO-Folgen basisgeneriert werden. Im Zusammenhang mit empirischen Studien zum DaZ-Erwerb wird bezweifelt, ob das Modell überhaupt zur Beschreibung von Lernervarietäten verwendet werden kann (Cherubim & Müller 1978). Clahsen, Meisel & Pienemann (1983: 129) legen der Beschreibung von Lerneräußerungen in ihrem generativistischen Beschreibungsmodell eine SVO-Grundstruktur zugrunde. Crystal, Fletcher & Garman (1984) kritisieren an der generativen Grammatik allgemein die fehlende Korrespondenz des Modells mit psycholinguistischen Prozessen. Diese Kritik trifft auch auf die neue Variante des ‚Minimalist Program‘ (Chomsky 1995) zu.
Die Syntax wird in einigen Diagnoseverfahren für Deutsch als L2 berücksichtigt. Dabei spielt die grammatische Korrektheit der Äußerungen eine Rolle, z. B. bei ‚Bärenstark‘ (Senatsverwaltung 2002). Bei diesem Verfahren wird die volle Punktzahl für eine grammatisch korrekte Äußerung aus Subjekt, Prädikat und Objekt vermindert, wenn ein Bestandteil fehlt oder fehlerhaft realisiert wird (s. Tabelle 2). Die Beispiele sehen keine Satz- oder Verbalklammern mit Modal- oder Auxiliarverben vor. Das Verfa...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Tabula Gratulatoria
  6. Inhalt
  7. Unterwegs
  8. Herausforderungen und Verläufe beim Erwerb des Deutschen als Zweitsprache
  9. Deutsch als Zweitsprache in Unterrichtskontexten
  10. Wege in die Aufnahmegesellschaft
  11. Methodische Herausforderungen bei der Erforschung von Deutsch als Zweitsprache
  12. Reflexionen
  13. Schriftenverzeichnis