Reformen vor der Reformation
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Reformen vor der Reformation

Sankt Ulrich und Afra und der monastisch-urbane Umkreis im 15. Jahrhundert

  1. 398 Seiten
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Reformen vor der Reformation

Sankt Ulrich und Afra und der monastisch-urbane Umkreis im 15. Jahrhundert

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Der vorliegende Band widmet sich den monastischen Reformen des 15. Jahrhunderts und ihren Folgen mit dem Fokus auf das Augsburger Benediktinerkloster Sankt Ulrich und Afra. Dabei werden verschiedene Fragestellungen in den Blick genommen. So geht es um die Folgen der Melker Reform im Bereich des lateinischen und deutschsprachigen Schrifttums in verschiedenen Gattungen und Disziplinen, darunter Theologie und Rechtswissenschaft; auch soll aus kunstgeschichtlicher und musikwissenschaftlicher Sicht nicht zuletzt die kirchliche Liturgie untersucht werden. Als Untersuchungsobjekte bieten sich das Augsburger Ulrichskloster und im Vergleich dazu Tegernsee in geradezu idealer Weise an, weil sie gleichermaßen zur Melker Observanz des Benediktinerordens gehören und zugleich paradigmatisch Stadt und Land repräsentieren. Ein solcher Vergleich ist bislang noch nicht unternommen worden. Überdies kann mit dem Konzept des Bandes an aktuelle Forschungsparadigmen wie etwa 'Vorreformation' angeknüpft werden. Für Augsburg speziell wird, abgesehen von wichtigen Arbeiten zum literarischen Leben insgesamt, grundsätzlich und systematisch nach dem literarischen Ertrag von Melker Reform (für Sankt Ulrich und Afra) sowie Raudnitzer Reform (für Sankt Georg und Heilig Kreuz) gefragt, was in dieser Konsequenz bislang unterblieben ist.

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Information

Wolfgang E.J. Weber

Resümee und Ausblick

Unsere Tagung war den Voraussetzungen, Erscheinungsformen und Wirkungen der monastischen Reformen des 15. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Melker Reform gewidmet. Unvermeidlich konnten nicht alle Aspekte, die diese Forschungsperspektive mit sich bringt, überhaupt oder in der gleichen Intensität benannt und erörtert werden. Dennoch zeichnet sich jetzt, am Ende der Arbeitstagung, ein neuer Erkenntnishorizont ab, von dem aus die künftige Forschung wertvolle Impulse erfahren kann.
Aus zahlreichen Beiträgen lässt sich ableiten, dass die ‚historischen Voraussetzungen‘ der monastischen Reformen höchst vielfältig waren. Äußerliche Anlässe zum Nachdenken und zur christlichen Neubesinnung vermittelten der 1405 mit dem Tod Tamerlans (Timur des Lahmen, geb. 1336) zwar beendete, aber aus der Sicht der Zeitgenossen wahrscheinlich nur unterbrochene Mongolensturm, also die militärische Bedrohung des Nahen Ostens, Kleinasiens und großer Regionen Europas durch innerasiatische Invasoren, sowie unmittelbar katastrophaler und historisch noch eindrucksvoller die Eroberung Konstantinopels durch das Osmanische Reich 1453. Vor diesem düsteren Himmel verblassten die gleichzeitigen christlichen Erfolge in der Reconquista, also der Rückeroberung Spaniens von den sog. Mauren. In vielen europäischen Lebenswelten hielt aber auch die Erinnerung an den plötzlichen, massenhaften Tod durch die Pest und andere Seuchen an, immer wieder bekräftigt durch neue Krankheitsausbrüche, auch wenn diese nicht mehr das Ausmaß der Katastrophenepoche von 1347–1353 erreichten. Hinzu kamen wahrhaft historische innere Krisen des Christentums in Gestalt deutlich vermehrter Häresien – was freilich auch mit der fortschreitend genaueren Festlegung des Dogmas der lateinischen Kirche zu tun hatte – , des Papstschismas insbesondere 1348–1417 und des Auftretens zahlreicher Gegenbischöfe. Diese Prozesse und Tendenzen trugen zum Empfinden beschleunigten historischen Wandels – oder im christlichen Wahrnehmungs- und Einschätzungsrahmen der Zeit besser: der wachsenden Störung oder Herausforderung des Heilsweges bei. Daraus erwuchs, wenn wir der überwiegenden Forschungsauffassung folgen, ein entsprechend gesteigertes Streben nach Heilsgewissheit und Jenseitserfüllung.
Die Formen, in denen sich dieses Bestreben niederschlug, waren offensichtlich unterschiedlich. Zumindest bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts herrschten kollektive Lösungen vor: das Heil sollte wie üblich in und mit Hilfe der anderen Christen, mit denen man in Gemeinschaft lebte, gesucht und erreicht werden. Bei dieser communitas christiana konnte es sich um das eigene Dorf, die eigene Stadt usw., aber auch eben um die geistliche Gemeinschaft eines Ordens handeln. Da jedes in diesen Gemeinschaften lebende Individuum das Seelenheil aller Gemeinschaftsangehörigen fördern oder gefährden konnte – Gott wird jede Gemeinschaft belohnen oder bestrafen, die sich durch Frömmigkeit bzw. Sündhaftigkeit auszeichnet –, intensivierte sich die wechselseitige, kollektive Frömmigkeitskontrolle und Sündenabwehr. Das bedeutete insbesondere für die Orden aber gesteigerten Reformeifer.
In welchen vielfältigen ‚Erscheinungsformen‘ sich dieser Reformeifer niederschlug, ist auf der Tagung gerade für den Nichtmediävisten eindrucksvoll vorgeführt worden. Es ging sowohl um die Gewinnung dogmatischer Klarheit als auch um die Verbesserung praktischer Frömmigkeit, also die monastische fromme Rollenerfüllung. Wesentliche Grundlage bildete eine zumindest in Umrissen fassbare Frömmigkeitsanthropologie bzw. -soziologie, wie man heute formulieren würde: durch das praktische christliche Verhalten, das von außen modelliert und kontrolliert werden konnte, war am besten oder sichersten zur inneren Frömmigkeit zu gelangen. Entsprechend setzten die Reformimpulse hauptsächlich bei der frommen Disziplinierung und Verhaltensmodellierung an. In den Orden in der Gestaltung der klösterlichen Alltagspraxi...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. Klosterreform, Wirtschaft und Herrschaft im 15. Jahrhundert am Modell von St. Ulrich und Afra
  7. Reformen im Herbst des Mittelalters. Fallstudien zu den Klöstern St. Mang in Füssen und St. Ulrich Afra in Augsburg
  8. Die Raudnitzer Reform der Augustiner-Chorherren im 14./15. Jahrhundert. Unter besonderer Berücksichtigung des böhmisch-mährischen Stamms und des Neunkirchen-Indersdorfer Zweigs der Reformbewegung
  9. Das Augsburger Domkapitel: Vermögensverwaltung zwischen Ritter- und Gelehrtenkultur im 15. Jahrhundert
  10. Streit und Lärm in der Stadt
  11. Aspekte der Urbanisierung und Urbanität Augsburgs im 15. Jahrhundert
  12. Adliger Fremdkörper auf kirchlichem Sonderweg. St. Stephan im Augsburg des späten Mittelalters
  13. Melker Reform und städtische Chronistik
  14. Vom Kloster zur Stadt: Sigmund Meisterlin und die Gründungsnarrationen von Augsburg, Nürnberg und Regensburg
  15. Melker Reform und Buchdruck Zur Druckerei im Augsburger Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra
  16. Durch ihn werde widerwillen vnd erneuwerungen gesät vnd vffpracht
  17. Edition und Kommentar zum Augsburger Passionsspiel von St. Ulrich und Afra. Cgm 4370.
  18. Tegernsee und Augsburg als zentrale Rezeptionsorte der Wiener Schule
  19. Die Klosterreform von St. Ulrich und Afra in Augsburg im Spiegel der illuminierten Handschriften
  20. Nichts für Langschläfer! Liturgie im Rahmen der Klosterreform in St. Ulrich und Afra im 15. Jahrhundert
  21. Priesterliche Bewusstseinsbildung im 15. Jahrhundert − Das Ordinarium missae practicum des Tegernseer Priors Bernhard von Waging
  22. Reformen und Statuten – ordens- und kirchenrechtliche Handschriften in St. Ulrich und Afra im 15. Jahrhundert
  23. Johannes Keck und die Musikpflege der Melker Reform
  24. Die Augsburger Dombibliothek im Zeitalter der Melker Reform
  25. Italienischer Buchschmuck im 15. Jahrhundert in Augsburg
  26. „mensura” und „pictura”. Der monumentale Plan Augsburgs von Jörg Seld (1521)
  27. Resümee und Ausblick