Finanzwirtschaftliche Entscheidungen spielen in der Unternehmenspraxis eine zentrale Rolle, wobei das Entscheidungsspektrum von der Aufnahme eines Betriebsmittelkredites über die Investition in eine neue Maschine bis zur Übernahme eines anderen Unternehmens reicht. Letztlich haben sämtliche unternehmerischen Entscheidungen finanzielle Auswirkungen. So nehmen Unternehmen finanzielle Mittel auf, um ihrer Geschäftstätigkeit nachgehen zu können, während durch die betriebliche Geschäftstätigkeit wiederum neue Finanzmittel erwirtschaftet werden. Ein funktionierender Finanzmittelkreislauf ist die notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Vor diesem Hintergrund befasst sich die betriebliche Finanzwirtschaft mit den Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen von Unternehmen. Finanzierungsentscheidungen beschäftigen sichmit der Beschaffung finanzieller Mittel und legen damit Art und Volumen der Kapitalaufnahme fest. Demgegenüber betreffen Investitionsentscheidungen die im Hinblick auf die unternehmensspezifischen Ziele optimale Finanzmittelverwendung. In der Praxis haben Unternehmen eine Vielzahl an Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen zu treffen. Nachfolgend sind einige dieser Entscheidungssituationen exemplarisch skizziert:
–Der Lebensmittelhändler Karl Frisch nimmt bei seiner Hausbank einen kurzfristigen Kredit auf, um Waren von seinem Großhändler zu erwerben. Dieser Kredit soll mit Hilfe der durch den Warenverkauf erzielten Erlöse zurückgezahlt werden.
–Die Maschinenbau GmbH plant die Investition in eine neue Fertigungsanlage zur Herstellung von Spezialmaschinen. Zur Finanzierung dieser Investition erhöhen die Gesellschafter ihre Einlagen, indem sie dem Unternehmen aus ihrem Privatvermögen zusätzliches Eigenkapital zur Verfügung stellen.
–Infolge ihrer erfolgreichen Geschäftstätigkeit hat die Kellenhusener Immobilienbeteiligungsgesellschaft AG finanzielle Überschüsse in Höhe von 10 Mio. Euro erwirtschaftet. Diese Finanzmittel werden in drei Monaten zur Finanzierung weiterer Expansionsschritte benötigt. In der Zwischenzeit legt das Unternehmen die Finanzmittel als Termingeld bei der Erfolgsbank AG an.
–Die Holzwurm GmbH fertigt hochwertige Holzspielwaren. Angesichts des überzeugenden Markterfolges plant das Unternehmen die Anschaffung einer neuen Anlage zur Erhöhung der Herstellungskapazitäten. Nachdem das Unternehmen mehrere einschlägige Angebote eingeholt hat, stellt sich zunächst die Frage, ob sich die Kapazitätserweiterung lohnt. Wenn diese Frage bejaht wird, ist darüber hinaus eine Entscheidung zwischen den alternativen Anlagen zu treffen.
–Die Schnellbahn AG, ein erfolgreicher Anbieter schienengebundener Nahverkehrsleistungen, plant die Beschaffung neuer Triebwagen im finanziellen Volumen von 75 Mio. Euro für die von diesem Verkehrsunternehmen betriebenen Stadtbahnstrecken. Da die Schnellbahn AG nicht über die erforderlichen Finanzmittel verfügt, holt sie Kreditangebote von verschiedenen Banken ein. Als Alternative zur Kreditfinanzierung prüft die Schnellbahn AG auch das Finanzierungsangebot einer Leasinggesellschaft.
–Der Online-Versandhändler Salamando GmbH ist seit einigen Jahren am Markt tätig und in dieser Zeit stark gewachsen. Für die Gesellschafter hat Umsatz- und Marktanteilswachstum Priorität vor der Gewinnerwirtschaftung. Um den aus dieser Strategie resultierenden Kapitalbedarf zu decken, plant das Unternehmen die Umwandlung in eine europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea [SE]) sowie den anschließenden Gang an die Börse.
–Die Geschäftsführerin der Ökobau GmbH & Co. KG möchte das finanzielle Risiko des Unternehmens reduzieren. Hierzu schlägt sie der Gesellschafterversammlung vor, die Einlagen der Gesellschafter zu erhöhen. Mit den neuen Finanzmitteln soll ein Teil der Bankkredite getilgt und damit die Verschuldung des Unternehmens verringert werden.
–Die Apfel AG, ein börsennotierter Hersteller von Computern und Unterhaltungselektronik, beabsichtigt die Übernahme eines ebenfalls börsennotierten Softwareentwicklers. Die Finanzierung dieser Transaktion im Volumen von 3 Mrd. Euro, von der sich die Apfel AG erhebliche Synergieeffekte sowie eine Stärkung ihrer Wettbewerbsposition verspricht, erfolgt zu zwei Dritteln aus einbehaltenen Gewinnen sowie zu einem Drittel durch den Kredit eines Bankenkonsortiums unter Führung der Europäischen Investbank AG.
–Die Eheleute Häuslich planen den Erwerb der von ihnen genutzten Wohnung. Während sie 25% des Kaufpreises aus eigenen Mittel aufbringen können, wollen sie für den verbleibenden Betrag ein Darlehen aufnehmen. In diesem Zusammenhang ist zunächst die Frage zu beantworten, ob das Ehepaar die aus der Darlehensaufnahme resultierenden finanziellen Belastungen tragen kann. Darüber hinaus müssen sie ein Angebot aus der Vielzahl an verfügbaren Darlehensalternativen auswählen.
Die angesprochenen Beispiele verdeutlichen das breite Spektrum an finanzwirtschaftlichen Entscheidungssituationen, die in der Unternehmenspraxis auftreten. Zudem erkennen Sie die starken Interdependenzen zwischen Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen, da in fast allen Beispielen Aspekte der Finanzmittelbeschaffung und -verwendung zu beachten sind. Schließlich zeigt das Beispiel der privaten Darlehensaufnahme, dass bei unternehmerischen und privaten Finanzierungsentscheidungen grundsätzlich die gleichen Fragen zu beantworten sind. Im Mittelpunkt der weiteren Ausführungen stehen privatwirtschaftliche Unternehmen, die finanzielle Mittel an den Kapitalmärkten aufnehmen, um diese anschließend zur Verwirklichung der Unternehmensziele zu investieren. Doch auch wenn der Fokus des Buches auf Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen von Unternehmen liegt, sollten auch Ihre privaten Finanzen von den neu erworbenen Kenntnissen profitieren. In diesem Sinne erweist sich die Anschaffung des Buches hoffentlich als vorteilhafte Investition!