Formelhafte Sprache in Text und Diskurs
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Formelhafte Sprache in Text und Diskurs

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Formelhafte Sprache in Text und Diskurs

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Der Band versammelt theoretische und empirische Beiträge, die sich mit formelhafter Sprache aus text- und diskurslinguistischer Perspektive beschäftigen. Im Mittelpunkt stehen die Verwendungsweisen und Funktionen von formelhaften Wendungen und Phrasemen in unterschiedlichen Textsorten sowie einzeltextübergreifenden Diskursen. Mit der Verbindung von formelhafter Sprache und Diskurslinguistik führt der Band die Diskussion an der Schnittstelle zwischen den beiden Forschungsrichtungen weiter.

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Information

Jahr
2018
ISBN
9783110599268

Theoretische und methodologische Überlegungen zu formelhafter Sprache in Texten und Diskursen

Stephan Stein

Vorgeformtheit aus text(sorten)linguistischer Perspektive

Zusammenfassung: Es gehört zu den Alltagserfahrungen einer jeden Sprachverwenderin und eines jeden Sprachverwenders, dass sich auch im Umgang mit Texten Phänomene der Rekurrenz ausmachen lassen und sich gleichsam usuelle Formen der Formulierungs- und Textgestaltung beobachten lassen. Im Mittelpunkt des Beitrags steht deshalb die Frage, welche Erscheinungsformen von Vorgeformtheit auf Textebene im Sprachgebrauch zu unterscheiden sind und mit welchen Instrumentarien sie sich beschreiben lassen. Als sprachtheoretische Grundlage kann zwar in Teilen auf die Konzepte der traditionellen Phraseologieforschung zurückgegriffen werden, es ist aber ergiebiger, an das Konzept der Common sense-Kompetenz und die Theorie der idiomatischen Prägung anzuknüpfen. Auf dieser Grundlage werden Möglichkeiten einer textpragmatischen Beschreibung usueller Wortverbindungen vorgestellt, im Anschluss daran werden die beiden zentralen Ausprägungen von Vorgeformtheit auf Textebene, Formulierungsmuster und formelhafte Texte, an Beispielen erläutert und die Möglichkeiten ihrer Einbindung in herkömmliche Phraseologieauffassungen diskutiert. Der Beitrag schließt mit Überlegungen dazu, welche Kosten und welcher Nutzen mit dem Rückgriff auf textuelle Vorgeformtheit verbunden sind.

1Warum „Vorgeformtheit“?

Dass ich hier, abweichend von der Titelgebung des gesamten Bandes, an der Bezeichnung „Vorgeformtheit“ festhalte und sie dem durchaus weiter verbreiteten und etablierten Ausdruck „Formelhafte Sprache“ vorziehe, hat Gründe, die sich im Wesentlichen aus dem Untersuchungsgegenstand und der Forschungsbilanz ergeben. Denn wie der Titel verdeutlicht, geht es nicht allein um Phraseme, sondern auch um andere Erscheinungsformen von Vorgeformtheit, die primär oder ausschließlich auf Textebene relevant und fassbar werden. Dass sich das Spektrum an Phänomenen, die unter dem Etikett der Phraseologie oder anderer sprachwissenschaftlicher Herangehensweisen (Analyse von Formelhaftigkeit, Routinisierung, Ritualisierung usw. des Sprachgebrauchs) behandelt werden, vor allem in den letzten drei Dekaden kontinuierlich erweitert hat bzw., treffender formuliert, erweitert worden ist, zieht u. a. die Konsequenz nach sich, dass nicht nur noch erheblicher empirischer Untersuchungsbedarf besteht, sondern dass auch Grundfragen – teilweise noch, teilweise wieder – recht unterschiedlich beantwortet werden. Das betrifft auch Fragen der Konstitution des Gegenstandsbereichs: So wäre aus Sicht der ursprünglichen Bezugsdisziplin für die Untersuchung rekurrenter sprachlicher Formen, der herkömmlichen Phraseologieforschung, etwa zu fragen, was (heute) phraseologisch genau heißt, was (noch bzw. schon) zur Phraseologie gehört, wie der Bestand an einzubeziehenden Sprachphänomenen geordnet und klassifiziert werden soll und, nicht zuletzt, wie mit Formen sprachlicher Vorgeformtheit (auf Textebene) umgegangen werden soll, die üblicherweise nicht zu den phraseologischen Phänomenen gerechnet werden.
Richtet man den Blick auf rekurrente Phänomene aller Art und unterschiedlicher Komplexität auf Textebene, die erheblich über das in der herkömmlichen Idiomatik und Phraseologie Erfasste und Erfassbare hinausgehen (können), bewegt man sich in einem Forschungsbereich, in dem die Rede ist u. a. von Phrasem/Phraseologismus bzw. Phraseologizität, Formel(haftigkeit), Muster(haftigkeit) (z. B. Formulierungsmuster, Textmuster, Stilmuster), Modell(haftigkeit), Verfestigung/Petrifizierung, Prägung bzw. Vorgeprägtheit, (kommunikative, Text-/Formulierungs-)Routine bzw. Routinisierung, (pragmatische/textuelle) Stereotyp(i)e und Ritual bzw. Ritualisierung, womit zwangsläufig z. T. nur partiell verschiedene, z. T. aber auch grundverschiedene Perspektiven auf den jeweiligen Untersuchungsgegenstand verbunden sind. Ungeachtet der Verschiedenheit der Untersuchungsperspektiven lässt sich im Vergleich der jeweiligen Untersuchungsgegenstände jedoch ein übereinstimmendes wesentliches Grundmerkmal erkennen, das darin besteht, dass in der Kommunikationspraxis etwas – sprachliche Strukturen und Ausdrücke, Abläufe und Abfolgen, Entstehungsprozesse, Verwendungsanlässe und -motive – wiederholt auftritt, sodass im Ergebnis ein Textprodukt entsteht, dem etwas mehr oder weniger stark Wiedererkennbares anhaftet. Man ist dabei gezwungen, zu (Un-)Schärfe anzeigenden Ausdrucksmitteln wie mehr oder weniger fest zu greifen, da man es in der Regel nicht mit dichotomisch (z. B. phraseologisch – nicht phraseologisch) geprägten Phänomenen zu tun hat, sondern mit sprachlichen Einheiten, deren Wiederverwendungscharakter und damit zusammenhängend deren Wiedererkennbarkeit unterschiedlich stark ausgeprägt sein bzw. empfunden und beurteilt werden können. Bei der Suche nach einem dafür passenden Oberbegriff hat „Vorgeformtheit“ gegenüber den anderen Begriffsprägungen den Vorteil, theoretisch unvorbelastet, anschaulich und auch allgemeinverständlich, vor allem aber geeignet zu sein, die z. T. auf ganz unterschiedlichen sprachlichen Ebenen angesiedelten Phänomene in ihrem gemeinsamen Kern zu erfassen.1
Als wesentliche Bestimmungsgrundlage dienen dabei Rekurrenz und Usualität, d. h. Folgen davon, dass bestimmte Formulierungs- und Textstrukturierungswahlen bzw. -entscheidungen für die kommunikative Praxis ausschlaggebend sind, gleichsam der gesellschaftlichen Norm (und demzufolge Erwartung) entsprechen und damit vom Zwang und Aufwand für jeweils neue, individuell zu findende Lösungen befreien (können). Dieser Aspekt wird auch aus Sicht korpuslinguistischer Analyseverfahren betont: „‚Musterhaftigkeit‘ lässt sich als Phänomen der Textoberfläche denken, als Phänomen rekurrenten, für bestimmte Kontexte typischen Sprachgebrauchs“ (Bubenhofer 2009: 30), den nicht nur Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, sondern auch Sprachteilhaberinnen und -teilhaber als linguistische Laien erkennen (können). Entscheidend ist also, sowohl dass sich etwas in vergleichbaren Kommunikationszusammenhängen – gesellschaftlich akzeptiert, wenn nicht sogar erwünscht – wiederholt, als auch dass etwas aufgrund des Wiederholtwerdens ganz oder teilweise wiedererkennbar ist, weil es eine oder sogar die sozial typisierte Art der Kommunikationsdurchführung darstellt.

2Sprachtheoretische Grundlage: Common sense-Kompetenz und Theorie idiomatischer Prägung

2.1Konzept

Als Beschreibungsgrundlage ist ein sprachtheoretisches Konzept erforderlich, das wesentlich weiter gefasst ist als die herkömmliche phraseologische Modellierung sprachlicher Einheiten auf der Grundlage von Eigenschaften wie Polylexikalität und Idiomatizität, vor allem aber „Gebräuchlichkeit“. Da man Gebräuchlichkeit etwas vereinfachend als „Kenntnis“ und durch sie ermöglichte Verwendung der entsprechenden Zeichenkomplexe verstehen kann, wird üblicherweise angenommen, dass sich Gebräuchlichkeit in verschiedenen Ausprägungen von Festigkeit (psycholinguistische, strukturelle und ggf. pragmatische Festigkeit) manifestiert (vgl. stellvertretend Burger 2015: 16–17). Zu kurz kommt bei dieser weit verbreiteten Sehweise jedoch die Rolle der sozial eingespielten Praxis, da auch die pragmatische Festigkeit lediglich darauf bezogen ist, dass sich zur Bewältigung bestimmter kommunikativer Aufgaben mündlicher wie schriftlicher Art bestimmte sprachliche Formen verfestigt haben. Hinzukommen muss daher die Kenntnis der Gebrauchszusammenhänge und -bedingungen, wie sie in dem von Feilke entwickelten Konzept der Common sense-Kompetenz angelegt ist:
Die Common sense-Kompetenz ist kommunikationstheoretisch eine ‚Kontextualisierungs‘-Kompetenz, d. h. sie ist eine wichtige Grundlage unserer Fähigkeit, gemeinsame Kontexte für Meinen und Verstehen zu erzeugen. […] Eine Common sense-Kompetenz ermöglicht die pragmatische Strukturierung von Situationen im Hinblick auf Anschlußmöglichkeiten für das verständigungsrelevante Weltwissen und Handeln der sozialen Akteure.
(Feilke 1994: 366; Hervorhebung im Original)
Gemeint ist, dass die pragmatische Fixierung bzw. die „rekurrente Kontextkonstellation“ (Feilke 2004: 47) zum entscheidenden Kriterium und Auslöser „idiomatischer Prägung“ (vgl. dazu Feilke 1994: 238) wird. Die Auffassung, dass die zwischen Kontextfaktoren und Ausdrucksformen bestehende Bindung grundsätzlich pragmatischer Natur ist, findet sich durchaus bereits in Idiomatik und Phraseologieforschung, und zwar insofern, als ihre Vertreter seit den 1970er Jahren den Einbezug von „pragmatischen Idiomen“ und „pragmatischen Phraseologismen“ bzw. „Routineformeln“ diskutieren und mehrheitlich favorisieren, womit eine kontinuierliche Erweiterung des Gegenstandsbereichs zugunsten von nicht (allein) aufgrund strukturlinguistischer, sondern nur aufgrund pragmatischer Eigenschaften fassbaren Phänomenen einhergeht. Das dabei zugrunde liegende Verständnis von Vorgeformtheit unterstreicht unabhängig von syntaktischen oder semantischen Ausdrucksauffälligkeiten (wie vermeintlichen Irregularitäten etwa bestimmter Phrasemtypen) (grundlegend und ausführlich dazu Stumpf 2015) die Annahme, „dass es in jeder Sprache eine unbekannte Zahl pragmatisch konventioneller und zugleich strukturell motivierter, semantisch kompositioneller, komplexer Zeichen gibt“ (Feilke 2004: 48). Der gängigen Auffassung zufolge „können [dies] Wörter (Komposita), Phrasen und Sätze sein“ (Feilke 2004: 48) – allerdings m. E. auch Textteile und ganze Texte, die als Muster der Textproduktion funktionsspezifisch geprägt sind und sich in Gestalt von Text-(herstellungs)mustern manifestieren.

2.2Konsequenzen aus „pragmatischer Fixierung“ und „rekurrenten Kontextkonstellationen“

Im Vergleich mit der traditionellen Phraseologieforschung ergeben sich aus der Perspektive der Theorie idiomatischer Prägung Konsequenzen insbesondere
1.hinsichtlich des Umfangs und der Ordnung des Gegenstandsbereichs: Was in der herkömmlichen Phraseologie aufgrund struktureller „Auffälligkeiten“ im Zentrum steht, baut auf dem wesentlich breiteren Fundament aus phraseologisch als peripher eingestuften regulär gebildeten Einheiten, sprich: usuell rekurrenten Kollokationen, auf; der in Zentrum-Peripherie-Modellen (vgl. zur Kritik Stumpf 2017) im Zentrum angesiedelte bzw. in Feilkes (2004: 58) Ebenen-Modell herausgehobene Bereich der Phraseologie stellt bekanntlich nur einen kleinen, aufgrund struktureller Eigenschaften jedoch besonders auffälligen und damit leicht identifizierbaren Teil vorgeformter Einheiten dar (z....

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort und Danksagung
  5. Inhalt
  6. Einleitung: Formelhafte Sprache in Text und Diskurs
  7. Theoretische und methodologische Überlegungen zu formelhafter Sprache in Texten und Diskursen
  8. Formelhafte Sprache in Textsorten
  9. Formelhafte Sprache in Diskursen
  10. Index