Infrastrukturen
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Infrastrukturen

  1. 34 Seiten
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Infrastrukturen

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Warum lohnt es sich über Infrastrukturen nachzudenken? Gegenwärtig erleben wir eine schier atemberaubende Zunahme und Verdichtung an infrastrukturell geleisteten Verknüpfungen rund um den Planeten. Gleichzeitig sind Infrastrukturen selbst auch Gegenstand sozial- und geisteswissenschaftlicher Forschungsarbeiten geworden.

Dabei sind Infrastrukturen – so die leitende These dieses Essays – Instrumente und Medien der Verräumlichung.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783110641660

1 Einleitung

Infrastrukturen sind heute allgegenwärtig und doch oft kaum sichtbar.1 Rohrleitungen sind über große Strecken im Erdreich oder der Wand verborgen. Sendemasten kleiden den Planeten in Datenflüsse ein, die mit menschlichem Sensorium nicht wahrnehmbar sind. Gleichzeitig sind einige Infrastrukturen, wie etwa Straßen, so omnipräsent und alltäglich, dass sie fast ins Vergessen abgleiten. Alltägliches Tun vollzieht sich fest eingezurrt in vielfältige solcher Infrastrukturen, oft auch in mehrere gleichzeitig. Und mit einigem Recht ließe sich behaupten, es gäbe weder Entkommen noch Entgleiten, also keinen Außenraum der Infrastruktur.
Gegenwärtig erleben wir eine schier atemberaubende Zunahme und Verdichtung an infrastrukturell geleisteten Verknüpfungen rund um den Planeten. Gleichzeitig sind Infrastrukturen selbst auch Gegenstand sozial- und geisteswissenschaftlicher Forschungsarbeiten geworden. Warum lohnt es sich über Infrastrukturen nachzudenken? Nachdem die Horizonte in der Neuzeit gleichsam abgesteckt, weiße Flecken auf der Landkarte eliminiert und Unlesbares eingehegt wurde, wurde zunehmend mehr Energie in die Erschließung und Verdichtung des Innenraums diesseits der Horizonte gelenkt. Nicht nur innerhalb der Spannen der Städte und der Staaten. Verknüpfung und Verzahnung als Projekt bedurfte Beschleuniger und Anschlussstellen zwischen territorialen Einheiten, und bettete diese damit in globale Zirkulationen ein. Doch diese stetig zunehmende Mobilität von Menschen und Dingen, und die stetig sich vertiefende Einbettung in globale Zirkulationen, bedeutet nicht, dass sich alles ins Flüchtige auflöst. Globalisierung durch die Lupe der Infrastruktur zu denken, erlaubt auch, die Metaphorik der Flüsse mit der der Strukturen zu verbinden. Wo postmoderne Theorie nur Strömungen und Beliebigkeiten sah, treten mit der Analytik der Infrastruktur Anordnungen und Architekturen in den Vordergrund, die Verflüssigtes in historisch sedimentierten und tatsächlich materiell zementierten Bahnen lenken. Mit anderen Worten, die Verflüssigung wird zum Gegenstand von Kanälen, Bahnen und Leitungen; sowie von Flutmauern, Netzen und Sonargeräten. Kurz, die Zentralität der Infrastruktur zeigt die Zentralität der geleiteten Bewegung und Verknüpfung an. Allerdings berührt die kaum noch überschaubare Menge an Studien zum Thema die Frage nach Verräumlichungsprozessen, wenn überhaupt, dann stets nur am Rande. Dieser Text setzt an dieser Lücke an und thematisiert Infrastrukturen als Instrumente und Medien der Verräumlichung. Die Vielfalt der Infrastrukturen zusammengenommen mit der Heterogenität der Positionen zu diesen Gefügen erfordert eine Eingrenzung. Diese erfolgt hier indem ethnologische Studien ins Zentrum gerückt werden, wobei ihre Einbettung in einen interdisziplinären Dialog mitberücksichtigt wird.
Der Begriff der Infrastruktur formierte sich im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhundert unter Eisenbahnern und Ingenieuren. Er bezeichnet anfangs Dinge wie Trassen, Schwellen oder Dämme, die die Grundlage eines modernen Bahnnetzwerkes darstellen.2 Im 20. Jahrhundert dann fand der Begriff Eingang in die Militärsprache und umfasste Bauten, die die Manövrierfähigkeit und Schlagkraft von Armeeverbünden sicherstellen sollten, wie beispielsweise Trainingslager und Stützpunkte. Schließlich erfuhr der Begriff im ausgehenden 20. Jahrhundert eine zum Teil metaphorische Ausweitung, und bezeichnet nun vielfältige Materialitäten und Kanäle, die die Mobilität von Menschen, Dingen und Ideen erst ermöglichen.
Im Sinne einer Periodisierung gilt Infrastruktur einigen als Charakteristikum der Moderne,3 da nie zuvor so viele Menschen angeschlossen waren; nie gab es einen solchen Reichtum an verschiedenen Typen und keine solche Reichweite einzelner Infrastrukturtypen. Dementgegen lässt sich auch argumentieren, dass nicht erst die westliche Moderne jene Klasse von Dingen und Arrangements hervorgebracht hat, die als Infrastrukturen fungieren. Zahllose Gesellschaften haben Pfade und Straßen oder Kanäle und Brücken angelegt, die die Zirkulation oder Aufbewahrung von Menschen, Gütern oder Ideen erlauben.4 Ob Infrastrukturen Grundelemente alle gesellschaftlichen Ordnungen sind, ist eine legitime Frage. In noch weiter zugespitzter Form könnte gefragt werden, ob Infrastrukturen allein menschliche Errungenschaften sind – denn auch Tiere bringen Bauten wie Pfade und Brücken hervor.5 Französische Denker im Speziellen weiten den Geltungsbereich des Begriffs Infrastruktur daher radikal aus. So sehen einige Landschaften als Infrastrukturen an, da erstere durch Menschen geformte Natur darstellen und auf gesellschaftliche Bedürfnisse hin organisiert werden.6 Diese Lesart verweist auf die Tendenz französischer Marxisten, wie der Anthropologe Maurice Godelier, die Marx’sche Basis und Infrastruktur in eins zu setzen. Hier erscheint die Gesamtheit ökologischer, sozialer und ideeller Gegebenheiten, insofern sie die Reproduktion der Gesellschaft ermöglicht, selbst als Infrastruktur.7 Dies mag etwas zu weit gehen; aber die darin artikulierte Anerkennung der Vielgestalt infrastruktureller Dinge ist wegweisend für die gegenwärtige Art, Infrastruktur zu denken.
In der folgenden systematischen Diskussion geht es um Infrastrukturen als, wie Dirk van Laak sie definiert,8 „alles Stabile, das notwendig ist, um Mobilität und einen Austausch von Menschen, Gütern und Ideen zu ermöglichen.“ Nach Infrastrukturen zu fragen, leitet den Blick damit nicht nur auf Dinge, sondern auf jene soziomaterielle Arrangements, die die Zirkulation von Dingen überhaupt erst ermöglichen, mithin also auf, wie Brian Larkin treffend formuliert,9 die „grounds on which other objects operate“. In der Literatur werden immer wieder drei Charakteristika benannt. So sind Infrastrukturen, erstens, modular und können also per Baukastenprinzip erweitert werden. Zweitens sind Sie skalierbar (scaleable), das heißt, ihre Reichweite kann erweitert werden und sie können Teil räumlicher Verknüpfungen sein. Und, drittens, handelt es sich bei ihnen um netzwerkartige Gebilde, die Verdichtungen und Knotenpunkte aufweisen, und oft aufeinander aufgesattelt sind.
Damit sind Infrastrukturen – so die leitende These dieses Essays – Instrumente und Medien der Verräumlichung. Indem sie bestimmte gesellschaftliche Entscheidungen abbilden, sind sie nicht nur Mittel und Gegenstand heftiger politischer Aushandlungsprozesse,10 sondern Vehikel der Hervorbringung und Stabilisierung räumlicher Ordnung. Infrastrukturen nehmen nicht nur selber Raum ein, sondern bringen Räume als solche erst hervor. Die Genese von Stad...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. 1 Einleitung
  6. 2 Ding, Zeichen und Tun: Nachdenken über Infrastrukturen
  7. 3 Asphalt, Stahl und Algen: Infrastrukturen als Bauten
  8. 4 Datenfliessräume
  9. 5 Zonen der Interoperabilität
  10. 6 Aufschichtung, Stabilität und Pfadabhängigkeit: Die Zeit der Infrastruktur
  11. 7 Verknüpfung und Abschottung
  12. 8 Schluss