Die Graphematik der Morpheme im Deutschen und Englischen
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Die Graphematik der Morpheme im Deutschen und Englischen

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Die Graphematik der Morpheme im Deutschen und Englischen

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Wie werden Wörter im Deutschen und im Englischen geschrieben? Wo sind Gemeinsamkeiten, wo sind Unterschiede? Diese Fragen werden aus morphologisch-graphematischer Perspektive bearbeitet. Es geht hier also nicht um Bezüge zwischen Schrift und Lautform (traditionell oft im Fokus der Graphematik), sondern um Korrespondenzen zwischen Schrift und Morphologie. Das betrifft zum einen den Aufbau von Morphemen. Welche Beschränkungen lassen sich hier für die Abfolge der Buchstaben formulieren? Was sind minimale, was sind prototypische Stämme und Affixe? Zum anderen geht es um Fragen der Einheitlichkeit (Wie uniform wird ein Morphem in der Schrift repräsentiert?) und der Eindeutigkeit (Wie distinkt verweist eine Schreibung auf ein Morphem?). Insgesamt zeigt sich, dass im Englischen eher Affixe verlässlich kodiert werden (oft eindeutig und einheitlich), während im Deutschen häufig Stämme einheitlich kodiert werden. Das sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Strategien der Leseerleichterung.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783110605181

1Einleitung

1.1Zielsetzung

Diese Arbeit hat das Ziel, die Wortschreibung im Deutschen und im Englischen zu beschreiben und in ihren wesentlichen Zügen zu vergleichen. Beide Schriftsysteme sind alphabetisch – das deutsche gilt aber als ein insgesamt regelmäßiges und transparentes System, während die Unregelmäßigkeiten des englischen augenscheinlich Legion sind. Ein Vergleich der beiden Schriftsysteme ist einerseits aus typologischer Perspektive interessant: Wo unterscheiden sich die Systeme wie stark voneinander, wo nicht? Und etwas genereller: Nach welchen Kriterien und mit welchen Methoden können Schriftsysteme überhaupt sinnvoll verglichen werden? Andererseits ist eine Untersuchung auch einzelsprachlich fruchtbar, wie im Verlauf der Arbeit gezeigt wird. Nun liegen aber gerade zum englischen und (in noch größerem Maße) zum deutschen Schriftsystem bereits eine Vielzahl von Arbeiten vor. Kann eine weitere Arbeit überhaupt noch etwas Neues beitragen?
Das kann sie, denn der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt – anders als in den meisten existierenden Arbeiten zum Englischen oder Deutschen – auf den morphographischen Regularitäten. Damit ist zweierlei gemeint. Erstens geht es um den graphematischen Aufbau von Morphemen: Welche graphematische Form haben Morpheme im Deutschen und Englischen? Welche Einheiten stehen zum Aufbau zur Verfügung und wie kombinieren sie? Wie kombinieren sie nicht? Zweitens stehen morphographische Korrespondenzen im Mittelpunkt: Wie einheitlich und eindeutig werden Morpheme in den beiden Sprachen graphematisch kodiert? Variieren Morpheme in verschiedenen Umgebungen oder werden sie konstant verschriftet?
Die phonographische Perspektive, die in vielen Darstellungen der Graphematik bis heute zentral ist, spielt demgegenüber hier nur am Rande eine Rolle. Das ist einerseits forschungshistorisch begründet. So hat sich die Graphematik – auch vor der Benutzung dieses Begriffs – immer zentral mit den Bezügen zwischen Schriftzeichen und Lauten beschäftigt. Zum Englischen liegen bspw. seit dem Aufkommen der elektronischen Datenverarbeitung fantastisch detaillierte Listen vor, welche Phoneme (z. T. positionsabhängig) mit welchen Graphemen korrespondieren (z. B. Hanna et al. 1966; Dewey 1970 u. v. a.). Mit der Zeit wurden die Analysen detaillierter und bezogen bspw. Silbenkonstituenten und graphematischen Kontext als Determinatoren für Korrespondenzen mit ein (so z. B. Kessler/Treiman 2001). Zum Deutschen liegen keine vergleichbaren empirisch basierten Aufstellungen der phonographischen Korrespondenzen vor. Sie sind aber auch nicht wirklich nötig, weil die phonographischen Korrespondenzen im Deutschen schon auf den ersten Blick wesentlich eindeutiger sind als im Englischen. Zusammengenommen bedeutet das: Dieses Feld ist gut bearbeitet; es wird schwer sein, etwas grundsätzlich Neues zu phonographischen Korrespondenzen zu entwickeln.
Andererseits ist die Marginalisierung der Phonographie in dieser Arbeit auch Konsequenz des Typus von Schriftsystem, zu dem das englische und deutsche gehören. Es handelt sich bei beiden Schriftsystemen um Alphabetschriften. Für solche Systeme sind phonographische Korrespondenzen konstitutiv. Sie können enger und weiter sein, kontextfrei oder kontextsensitiv, zum Teil auch idiosynkratisch – bis jetzt ist aber kein alphabetisches Schriftsystem bekannt, das sich zu einem vollständig logographischen entwickelt hätte. Regelmäßige phonographische Bezüge sind also nicht überraschend, sie sind gewissermaßen die Nulllinie. Besonders interessant – und da setzt diese Arbeit an – sind vielmehr genau diejenigen Schreibungen, die nicht phonographisch expliziert werden können – zum Beispiel die morphographischen Schreibungen. Natürlich brauchen wir für die Feststellung der Abweichungen Informationen über die regelmäßigen phonographischen Bezüge; sie dienen in dieser Arbeit aber vor allem als Folie.
Damit soll nicht gesagt sein, dass die Beschreibung phonographischer Bezüge ohne theoretische Herausforderungen und Probleme wäre (siehe Abschn. 1.3, wo diese Probleme angesprochen werden); es bedeutet lediglich, dass der Schwerpunkt der Arbeit auf nicht-phonographischen Schreibungen liegt.

1.2Deutsches vs. englisches Schriftsystem

Warum werden nun in dieser Arbeit ausgerechnet das deutsche und das englische Schriftsystem miteinander verglichen? Zum einen gehören die beiden Sprachen zu den am besten erforschten Sprachen der Welt. Diese Arbeit kann also auf einer starken Forschungsbasis aufbauen. Zum anderen handelt es sich um zwei eng verwandte westgermanische Sprachen, die beide ein Schriftsystem desselben Typs nutzen (Alphabetschrift); gleichzeitig unterscheiden sie sich auf den ersten Blick erheblich, was die Regularitäten und deren Konsistenz angeht. Das deutsche Schriftsystem gilt als ein recht regelmäßiges, das englische Schriftsystem hingegen als notorisch komplex mit unnötig vielen Ausnahmen. Es liegen Dutzende Vorschläge für eine Vereinfachung vor, die in regelmäßigen Abständen vorgebracht werden (vgl. für einen Überblick die Zusammenstellung in Yule/Yasuko 2016).
Die Unterschiede in der Regularität lassen sich mit dem Parameter der Tiefe erfassen. Katz/Frost (1992) haben m. W. den Namen geprägt (‚deep‘ vs. ‚shallow‘ orthographies); Meisenburg (1998) formuliert die Idee weiter und wendet den Parameter auf verschiedene romanische Schriftsysteme in Geschichte und Gegenwart an. Im Kern geht es um die Frage, welche Einheiten im Schriftsystem einer Sprache primär repräsentiert sind. In flachen Schriftsystemen wie dem Spanischen entsprechen sich Grapheme und Phoneme weitestgehend. Wenn man diese Entsprechungen kennt und wenn man weiß, wie ein Wort im Spanischen geschrieben wird, dann kann man es auch aussprechen (und andersherum). Tiefe Schriftsysteme wie das Französische sind im Kern ebenfalls alphabetisch, hier ist die segmentale Entsprechung von Graphemen und Phonemen allerdings überlagert von lexikalischen und morphologischen Informationen. Es bringt uns nicht viel weiter, zu wissen, dass die Infinitivform regarder ‚betrachten‘ mit finalem /e/ realisiert wird; genauso werden (unter anderem) auch das Partizip Passiv (regardé) und die 2. Ps. Plural (regardez) realisiert. Wir müssen wissen, welchen morphologischen Kategorien die betreffende Wortform zugeordnet ist, um sie richtig zu schreiben.
Zwischen diesen beiden Extremen – flachen Schriftsystemen wie dem Spanischen auf der einen Seite und tiefen Systemen wie dem Französischen auf der anderen Seite – spannt sich ein Kontinuum von Schriftsystemen auf, die typologisch mit dem Parameter der Tiefe beschrieben werden können. Das Englische wird regelmäßig als tiefes Schriftsystem klassifiziert, und zwar als eines, das mehr auf die Wortebene als auf morphologische Informationen Bezug nimmt (vgl. Günther 2004: 1921). Mit anderen Worten: Die Tiefe des englischen Schriftsystems ergibt sich aus der relativen Idiosynkrasie vieler Wortschreibungen. Das deutsche Schriftsystem ist im Vergleich dazu flacher (vgl. Günther 2004: 1919 f.), weil regelmäßiger. Wenn die Auslautverhärtung als phonetisches Oberflächenphänomen modelliert wird (wenn also das Morphem Hund auch im Singular zugrundeliegend mit /d/ auslautet), können Grapheme und Phoneme recht eng aufeinander bezogen werden.
Unabhängig von der Angemessenheit dieser phonologischen Interpretation können wir festhalten: Deutsch und Englisch sind zwei eng verwandte und gut beschriebene Sprachen, die alphabetisch verschriftet werden; sie unterscheiden sich aber deutlich in der Konsistenz der Graphem-Phonem-Bezüge. Gleichzeitig unterscheiden sich auch ihre Flexionssysteme: Während das Deutsche noch über ein relativ reichhaltiges Kategoriensystem verfügt, das vor allem (aber nicht ausschließlich) segmental realisiert wird, sind im Englischen nur noch Reste eines solchen Systems zu finden.
Nachdem nun die Auswahl der beiden Schriftsysteme motiviert ist, geht es im Folgenden um die grundlegenden theoretischen Vorannahmen.

1.3Theoretischer Rahmen

Dieser Arbeit liegen die folgenden drei Annahmen zugrunde:1
1. Die Graphematik ist Teil des Sprachsystems; phonologische und graphematische Formen sind auf dieselben Einheiten der Inhaltsebene bezogen. In altverschrifteten Sprachen wie dem Deutschen oder dem Englischen bestehen komplexe Wechselwirkungen zwischen geschriebener und gesprochener Sprache. Die Schrift prägt unser Bewusstsein über Sprache (vgl. Firth 1968; Lüdtke 1969; Aronoff 1992; Stetter 2005). Deswegen sollte die Schrift ein integraler Bestandteil eines Modells der Sprache sein.
Diese Annahme hat zwei Konsequenzen. Die erste lautet: Wörter können – wie andere sprachliche Ausdrücke auch – auf mehreren Ebenen beschrieben werden, und die graphematische Ebene ist eine von ihnen. Wörter haben mindestens eine graphematische Struktur (‹Katze›), eine phonologische Struktur (/kat.sə/),2 eine semantisch-konzeptuelle Struktur (‚Katze‘) sowie eine morphologische Struktur ({COM, FEM; Sg}).3 Diese Trennung der Ebenen kann als unkontrovers gelten (vgl. Jacobs 2007). Sie ist in repräsentationellen Modellen wie Jackendoff (1997, 2002) konsequent umgesetzt: Hier sind Phonologie, Syntax und Semantik drei Komponenten, die über unterschiedliche und voneinander unabhängige kombinatorische Systeme verfügen. Zwischen ihnen vermitteln Schnittstellen. Das hier vorgeschlagene Vorgehen ist ohne Weiteres anschlussfähig an diese Grammatikmodelle. Mehr noch: Wie oben angedeutet, ist die Integration der Schrift in solche Modelle zumindest in altverschrifteten Sprachen ein Desiderat.
Die zweite Konsequenz dieser Annahme ist: Morphologie und Syntax sind medienneutral. Diese Annahme setzt ein strukturell einfacheres Sprachsystem an als die alternative Annahme zweier – medial differenzierter – Sprachsysteme und sollte daher bevorzugt werden. Die relevanten Einheiten und Relationen der neutralen Morphologie werden gebildet aus der Vereinigungsmenge der graphematisch und der phonologisch ermittelten morphologischen Einheiten und Relationen. Das Vorgehen lässt sich gut am Französischen demonstrieren: Hier wird bspw. Genus bei Partizipien phonologisch nicht gekennzeichnet, graphematisch allerdings schon (‹regardé› und ‹regardée› sind homophon). In der medienneutralen Morphologie wird die rein graphematische Opposition übernommen: regardé wird mit dem Merkmal (genauer: mit der Einheitenkategorie) {Mask} beschrieben, regardée mit dem Merkmal {Fem}. Ähnliches gilt für die Syntax. Das syntaktische Wort (nicht das phonologische oder graphematische) ist die Grundeinheit in dieser Arbeit: Wortformen werden im Rahmen dieser Arbeit syntaktisch definiert (vgl. Aronoff 1994; Wurzel 2000). Diese syntaktischen Wörter haben dann wie oben erläutert phonologische, graphematische, morphologische und semantische Teilstrukturen, die in ihrem Zusammenspiel untersucht werden können. Besonders für die graphematische und phonologische Struktur ist es wichtig festzuhalten, dass es sich hier nicht notwendigerweise um graphematische und phonologische Wörter handeln muss. Umgekehrt gibt es graphematische und phonologische Wörter, die keine syntaktischen Wörter sind (Gallmann 1999; Fuhrhop 2008).4
Der Gegenstand dieser Arbeit ist die Graphematik und ihr Verhältnis zur Morphologie. Die Orthographie hingegen wird nur am Rande behandelt. Dieser Schwerpunktsetzung liegt die Auffassung Eisenbergs (2013a) zugrunde, dass das Schriftsystem des Deutschen ‚natürlich‘ gewachsen ist und dass es die Aufgabe der Graphematik ist, dessen einschlägige Regularitäten zu ermitteln. Die Basis für diese Ermittlung ist der Schreibgebrauch (Eisenberg 2013a: 287). Die Orthographie ist demgegenüber eine Kodifizierung der graphematischen Regularitäten – und zwar eine von mehreren möglichen; sie ist, genau wie eine graphematische Theorie, eine Theorie über ein Schriftsystem (vgl. Eisenberg 1983).
Es gibt nun allerdings einen Unterschied zwischen der Graphematik einer Sprache und den übrigen linguistischen Beschreibungsebenen: Der Schriftgebrauch ist sehr viel empfänglicher für Eingriffe in die kodifizierte Norm. Wenn die Norm geändert wird (wie das beispielsweise 1996 der Fall war), dann ändert sich auch der Gebrauch und damit die Graphematik. Das unterscheidet die Graphematik von der Phonologie: Die Orthoepie hat nicht annähernd dieselbe Wirkung auf das Gesprochene wie die Orthographie auf das Geschriebene. Das muss stets mit bedacht werden, wenn wir versuchen, das Schriftsystem zu beschreiben.
2. Die Aufgabe der Graphematik ist es, die Einheiten und Relationen der graphematischen Ebene sichtbar zu machen. Diese Einheiten und Relationen sind prinzipiell von zweierlei Art:
Graphematische Einheiten und Relationen sind solche, die ohne Rückgriff auf die übrigen linguistischen Strukturebenen – also autonom – ermittelt werden können. Die Schrift (zumindest die Druckschrift) ‚zerfällt‘ beispielsweise fast automatisch in die Einheiten Buchstaben und Wörter; sie ist gleichsam „vorsegmentiert“ (Kohrt 1985b: 430). Auch andere Einheiten lassen sich graphematischautonom bestimmen (siehe Kap. 3). Rein graphematische Regularitäten betreffen z. B. die minimale Wortlänge und Fragen der Graphotaktik: Welche Buchstaben treten verdoppelt auf, welche nicht? Welche kommen nur, welche nicht an bestimmten Positionen vor? Es handelt sich hier um eine bewusst naive Herangehensweise: Es wird so getan, als ob nur die Schrift gegeben sei, nicht aber das Sprachsystem, dessen Teil sie ist (vgl. die oft analoge Behandlung der Phonologie im amerikanischen Strukturalismus).
Für jede dieser Einheiten und Relationen ist weiterhin von Interesse, ob sie auf außergraphematische Einheiten und Relationen reduzierbar ist oder nicht; die nicht-reduzierbaren sind genuin graphematische Einheiten und Relationen. Der Buchstabe ist eine solche Einheit: Er ist durch eine rein graphematische Analyse identifizierbar, gleichzeitig aber nicht vollständig auf bspw. das Phonem reduzierbar. Die theoretische Möglichkeit solcher genuin graphematischen Einheiten macht die autonome Analyse notwendig (vgl. Eisenberg 1988): Wenn es sein könnte, dass Grapheme Einheiten ‚eigener Art‘ sind, dann darf eine Analyse nicht bereits davon ausgehen, dass sie phonologisch determiniert sind.
Phonographische und morphographische Einheiten und Relationen sind demgegenüber solche, die auf der Basis von phonologischen, morphologischen oder syntaktischen Einheiten und Regularitäten definiert sind. So ist beispielsweise von Interesse, wie Phoneme in der Schrift kodiert werden. Auch wenn die resultierende Einheit graphematisch heterogen ist – das Phonem /o/ kann graphematisch z. B. als ‹o›, ‹oo› oder ‹oh› realisiert werden –, ist die Zusammenfassung dieser Elemente zu einer Einheit legitim (z. B. der des „Phonographems“ wie bei Nerius (Hg.) 2007).5 Die determinierende nicht-graphematische Einheit ist dabei selbstverständlich nicht auf das Phonem beschränkt: Auch die hierarchisch niedrigere Ebene der phonologischen Merkmale kann in ihrem graphematischen Reflex untersucht werden, ebe...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Danksagung
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. Abbildungsverzeichnis
  7. Abkürzungsverzeichnis
  8. 1 Einleitung
  9. 2 Datengrundlage
  10. 3 Der graphemische Aufbau von Morphemen
  11. 4 Morphographische Korrespondenzen
  12. 5 Zusammenfassung und Diskussion
  13. 6 Literatur
  14. 7 Anhang
  15. 8 Sachregister