Glückliches Sterben
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Glückliches Sterben

  1. 208 Seiten
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Glückliches Sterben

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Über dieses Buch

Sommer 1945, Kalifornien: Der jüdische Schriftsteller Bruno Frank liegt im Sterben und beginnt seinen letzten Roman, in dem er den Tod des großen französischen Moralisten und Frauenhelden Chamfort erzählen will. Das Manuskript bricht nach dem ersten Kapitel ab, Frank stirbt, doch der Beginn des Romans wird mit Unterstützung seiner Freunde Thomas Mann und Lion Feuchtwanger in einer Zeitschrift veröffentlicht.Jahrzehnte später liest Volker Harry Altwasser dieses Fragment und beschließt, das Buch für Frank zu Ende zu schreiben. Entstanden ist ein übermütiger, dicht erzählter Roman, der die Biografien zweier großer Männer leichtfüßig verknüpft, ein wahres Buch voll Erotik und Tod.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783882214062

VIERTER TEIL

Heutzutage ist der Literaturerfolg
eine einzige Lächerlichkeit
.
Chamfort.

Vielleicht war es sein letzter Sonntag?
Bruno Frank durchfuhr dieser Gedanke mitten im Redigieren seines Novellenromans Chamfort erzählt seinen Tod – zu Ende. Am Mittwoch war sein Geburtstag gewesen, er hatte seitdem mit Elisabeth Tag und Nacht gearbeitet. Sie hatten lange Pausen gemacht, sicherlich, aber sie hatten auch einfach beide nicht mehr aufgehört, das Manuskript voranzutreiben.
Ihm war nicht verborgen geblieben, wie sich seine Frau seit vorgestern von ihm abwandte, schrieb es aber seiner Krankheit zu. Was musste sie sich sorgen. Er hingegen war glücklich, fühlte sich glücklich und glücklich legte er sich den Stoß von einhundertzwanzig Seiten auf den Schoß, um weiter mit dem Bleistift Pfeile, Kreuze und Ausrufezeichen zu setzen.
Diese Tätigkeit liebte er an seiner Arbeit am meisten. Es war nicht das Erfinden, es war das genaue Setzen der Erfindungen: das Eliminieren jedmöglichen Zufalls und das Heraushören jeglicher Schwäche; das Aufspüren mit geschlossenen Augen.
So konnte er ganz Wildhund sein, befehlslos und bereit. Dieses Lauern hatte ihm den Ruf eines peniblen Erzählers eingebracht, dessen kurze Novellen manchmal zu perfekt schienen, wie Rezensenten behauptet hatten, und ja, er wusste es selbst, kein Leser der Welt konnte so genau bei der Sache bleiben. Es war ja geradezu Aufgabe des Inhalts, von der Form abzulenken. Und wo der Leser sich der Form zuwendet, da schwächelt der Inhalt.
Durch die Pappwand hörte Bruno die Feuchtwangers mit Elisabeth reden, und ihm schien es, als wäre dies ein Vorgeschmack. Hört man als Toter die Lebenden wie durch eine Wand reden? Vielleicht rettet man ja wirklich das Letzte, was man im Leben mitbekam, mit ins Totenreich? Die armen Soldaten! Konzentrationslagerhäftlinge! Das war alles gar nicht zu glauben, was die Befreiungsarmeen an Bilddokumenten aus Deutschland mitbrachten. Auf jeden Fall hatten die Ureinwohner Amerikas Recht, wenn sie sagten, Fotografien seien Teufelszeug.
Fotos, unerbittlich wie der Teufel.
Im Nachbarzimmer redeten sie weiter über Artikel und Berichte aus Europa; und was war dieser Tage als Erstes in Deutschland geschehen? Kaum war die Tinte auf der Kapitulationsurkunde getrocknet, da wurde schon wieder eine Partei gegründet, und wieder eine diktatorische: diesmal die Diktatur des Proletariats; der Weltbürger Bruno Frank hätte sich am liebsten in Chamforts Zynismus gerettet.
Die Kommunisten hatten am dreizehnten Juni neben ihrer Parteigründung auch das Erscheinen ihrer Zeitung bekanntgegeben: die erste Auflage der Deutschen Volkszeitung – wie hatte Bruno mit den anderen jüdischen Intellektuellen des Exils dagegen gekämpft! Die Kommunisten ans Ruder zu lassen, hieße das nicht, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben?
Der Sterbende konnte sich die Freude von Brecht, Seghers und den anderen ›Mexikanern‹ gut vorstellen, wenigstens gab es in der ersten Nummer das Wort ›Sozialismus‹ nicht ein einziges Mal. Die deutschen Kommunisten distanzierten sich auch ganz klar vom sowjetischen Modell, es sei für Deutschland nicht anwendbar, hieß es, und zwischen den Zeilen stand, Deutschland sei zu fortschrittlich in wirtschaftlichen und sozialen Dingen. Mutig, mutig, den Befreier so zu brüskieren; was aber war für Deutschland anwendbar?
Demokratie? Auch das barg Gefahren; Bruno seufzte und verschwand erneut ins Todesjahr Chamforts. Heute zwanzig Seiten durchgehen, Montag zwanzig, Dienstag zwanzig und Mittwoch die letzten zehn Seiten, dann wäre wieder Zeit, sich ein bisschen um die Gegenwart zu kümmern. Er machte zwischen zwei Sätzen der Seite zweiundfünfzig ein Kreuz, das er auf der Rückseite wiederholte, ehe er nach einem Doppelpunkt eine weitere Maxime Chamforts einfügte: Die öffentliche Meinung ist eine Gerichtsbarkeit, die ein rechter Mann nie ganz anerkennt und die er nie ablehnen soll.
»Wie wahr, mein Guter!«, flüsterte Bruno Frank. Er dachte an die letzten Tage in München, der Stadt, die er so geliebt hatte, in der er sich so sehr zu Hause gefühlt hatte.
Im Rotaryclub, von ihm selbst mitbegründet, hatte man dann die öffentliche Meinung gegen ihn und andere Juden forciert. Plötzlich war er kein Liebling der Münchener Abendgesellschaft mehr gewesen, plötzlich war er ein Verschwender, ein reicher Jude, ein Verderbter. Bruno Frank lachte, als er an den Kommentar seines Bruders dachte, der die Großbank des Vaters weitergeführt hatte, und sprach ihn laut aus: »Neid ist Ruhm.«
Wer konnte das besser verstehen als Chamfort, dieser mit so vielen Talenten Ausgestattete – dieser trotzdem grandios Scheiternde.
Er war am Neid anderer zugrunde gegangen, zuerst an dem der Frauen, dann an dem der Kollegen und schließlich an dem des gemeinen Straßenvolkes. Das Scheitern – und das Überwinden des Scheiterns, das war Bruno Franks großes Thema. In seiner Politischen Novelle war es Grundlage für eine ganze Gesellschaft. Er hatte es bei Friedrich dem Zweiten gefunden, beim Freiherrn von der Trenck, bei Cervantes, bei Chamfort: Am Ende gab es immer ein vergessenes Heft, das dem Scheitern ein Schnippchen schlug, eine fruchtbare Zeit in einem spanischen Gefängnis, eine Idee in einem preußischen Kerker oder auch nur eine Einsicht auf einem schlesischen Schlachtfeld. Dieser Triumph im schwächsten Moment, das war etwas, woran man glauben konnte, meinte Bruno Frank, etwas, von dem man erzählen konnte, immer und immer wieder, und gerade in dunkelsten Zeiten.
Sein Arbeitsfreund Thomas Mann hatte ihn da nie verstanden. Er war eben niemand, der vom Glück begünstigt wurde, er war ein bürgerlicher Arbeiter, der nicht an Fügung und Zufall glaubte. Für Thomas Mann musste alles im Voraus konzipiert sein, da unterschied Bruno Frank sich von ihm.
Wie schlecht wäre ihm selbst der Cervantes gelungen, glaubte Bruno, wenn er schon vorher gewusst hätte, dass die Tragik der Liebe so wichtig für den Roman werden würde?
Sie unterschieden sich grundsätzlich in ihren Erzählhaltungen, Bruno Frank war es schon lange klar geworden, und er bewunderte die Disziplin des Zauberers, der Tag für Tag Stück um Stück verfertigte – und dann sah es in der Einheit trotzdem wie hingezaubert aus.
Vor den Arbeitenden sollte man Respekt haben, nicht vor den Talentierten.
Bruno Frank legte die beschriebenen Blätter auf den Beistelltisch und klingelte nach Elisabeth.
»Was sagt der Zauberer?«, fragte er sie, kaum dass sie im Zimmer stand: »Wann ist er hier?«
»Er schafft es nicht vor Freitag, mein Lieber.«
»Schaffe ich es bis Freitag?«
»Diesseitigkeit. Fähigkeit zum Mitleid. Freiheit von Dogmen. Weltbürgertum. Turgenjew. Flaubert. Schopenhauer. Thomas Mann. Realist. Skeptiker. Nihilist. So sieht mein Olymp aus«, sagte Bruno Frank wenig später zu Lion Feuchtwanger: »Diesen Olymp habe ich schon neunzehnhundertzweiundzwanzig geschaffen. Zwei Jahre später heiratete ich Elisabeth, sie war gerade achtzehn geworden, ich war da Mitte dreißig. Mein lieber Lion, was wurde da getratscht. Na ja, du weißt es ja, du warst ja selbst dabei.«
»Was mich interessiert, wie ist es, einen lebenden Menschen zu vergöttern? Einen Freund und Kollegen, den du seit fast vierzig Jahren fast jeden Tag siehst. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, Bruno, wie du das machst.«
»Am Ende wird man ehrlich, das ist wohl immer so. Vielleicht könnte es eine geheime Lust der Unterwerfung geben, Elisabeth weiß, was ich meine. – Jetzt schiebt mich erst einmal in die Sonne von Kalifornien. Ich möchte immerzu nur die Sonne spüren auf meinem absterbenden Gesicht. Im Übrigen verstehe ich jetzt Seneca. Es gibt im Leben nichts besseres, als glücklich zu sterben.«
Sie brachten ihn aus der Villa heraus, nicht hinten in den Garten, in dem sich der Pool befand, sondern nach vorn zur Straße hin. Lion und Marta schoben den Rollstuhl auf die Holzveranda, von der aus man einen freien Blick zu beiden Seiten der breiten Straße hatte. Die Bäume waren noch Setzlinge, ihr Schatten noch durchsichtig.
Elisabeth setzte sich zu ihm, innerlich über diese erneute Andeutung ihres Mannes erbost, wie er seine Verlogenheit mit einem ›vielleicht‹ abtat, doch äußerlich schauspielerte nun auch sie in Perfektion. Sie hatte sich entschieden, ihrem Mann nicht mehr mit Aussprachen zu kommen. Das war hart für sie – aber eigentlich hatte sie ihn doch durchschaut. Wozu also noch irgendwelche Überschriften?
Er sehnte sich nach einem glücklichen Ende. Sie wollte es ihm gönnen, von Herzen, und sie wusste, sie könne ihm Glückseligkeit vorspielen, warum auch nicht? Sie war die Tochter der großen Fritzi Massary, dem Operettenstar der Weimarer Republik, und die Adoptivtochter des nicht minder berühmten Schauspielers Max Pallenberg.
Sie hatte also von den Besten lernen können, auch wenn sie es nur wie nebenbei getan hatte. Sich an eine heimische Frühstücksszene im Kindesalter erinnernd, ahmte sie ihre Mutter nach: »Mein Liebling, egal, was wir tun, wir tun es für uns.«
Bruno lächelte seiner jungen Frau zu, nickend: »Es ist lieb, dass du das jetzt sagst, mein Schatz.«
Sie streichelte ihn, als sie begann: »Denk doch ein wenig an die Jahre zweiundzwanzig bis fünfundzwanzig, Bruno. Eben hast du dir mit den beiden Romanen Tage des Königs und TrenckRoman eines Günstlings einen Namen gemacht. Der soeben in Berlin gegründete ›Ernst Rowohlt Verlag‹ hat dich groß herausgebracht, aber anders als Lion bist du nach dem Erfolg nicht nach Berlin gegangen, sondern in München geblieben: mir zuliebe. – Du hast dich ganz offen dazu bekannt, ein Mann des neunzehnten Jahrhunderts zu sein, und das gefiel mir jungem Ding damals so sehr. Mir kam es mutig vor, der ganzen Welt zu sagen, sie sei nur ein Abklatsch einer großartigen Vergangenheit. Die ideologisch polarisierte Gegenwart, das Hochjubeln eines kollektiven Menschenbildes, von links wie von rechts, diesem Wahn hast du ein skeptisches Individuum gegenübergestellt, gegen das die Kollektive nicht ankamen.«
»Ja, damals habe ich im ›Wir‹ das ›Ich‹ benutzt, genau entgegengesetzt zu Chamfort, der im allgemeinen ›Ich‹ das ›Wir‹ einpflanzte. – Es gibt immer so viele Parallelen! Als Schriftsteller glaubt man ständig, man hätte den Stoff gefunden, den man sucht, aber ich bin mir nicht sicher, ob der Stoff nicht lediglich Stift und Papier sucht, wie du es so schön formuliert hast, meine Liebe.«
»Der Postbote!«
»Heute fährt er vorbei, wirst sehen!«
»Erinnerst du dich noch an den Umzug in München? Was waren wir glücklich! Von Feldafing in den Herzogpark, in die Mauerkirchnerstraße, genau neben deinen Zauberer in der Poschingerstraße. Zum Glück war Bruno Walter musikalischer Direktor an der Städtischen Oper Berlin geworden, sodass er uns das Haus überlassen konnte. Nach all den Jahren deines Vagabundierens sind wir zusammen heimisch geworden. Du hast es ›Heimat meines Lebens‹ genannt. So hätte es bleiben können.«
»Die Hochzeit in Garmisch! Am sechsten August vierundzwanzig. Und nun sind wir schon im zwanzigsten Ehejahr. Du warst damals gerade achtzehn Jahre alt geworden, ein uneheliches Kind des Grafen von Coudenhove, der dich mit sechzehn Jahren gezeugt hat. Und als du sechzehn Jahre warst, da habe ich dich kennengelernt und heimlich verführt. Und ich bin sechzehn Jahre älter als du. Bei uns ist alles entweder sechzehn oder zwanzig. Und als ich sechzehn Jahre war, bin ich von einer älteren Frau verführt und in die Liebe eingeweiht worden.«
»Und als ich sechzehn war, da war ich für dich die Erbin deiner einzigartigen Fürstin. – Und ich hatte geglaubt, es wäre mehr als eine Rolle für dich gewesen, mehr als ein Spaß.«
»Das war es doch auch, natürlich! Ich hab es ja gar nicht anders gekannt«, sagte Bruno auflachend.
Ohne in sein Lachen einzustimmen, sagte sie: »Mein Gott, was hat meine Mutter getobt! – Und vielleicht hatte sie sogar Recht.«
»Wieso?«
»Wegen deines Rufes, der sich in ganz München schon herumgesprochen hatte. Du galtest als ›homme à femmes‹! Ein Frauenverführer ersten Ranges, ein Spielsüchtiger, ein Sohn aus reichstem Hause, ohne Verantwortung und freiheitsliebend. – Und genau so war auch mein echter Vater gewesen, der Graf von Coudenhove, den ich nie kennengelernt habe. Er war wie du, meine Mutter muss geglaubt haben, dass sich alles wiederholt! Und davor hatte sie Angst, dass ich sechzehnjährig auch schwanger sitzengelassen werde.«
»Hätte die große Massary doch nur mehr Vertrauen zu ihrem einzigen Kind gehabt! Aber ich kann sie natürlich verstehen, wenn man meine Wenigkeit bedenkt. Aber wie schön wäre es jetzt, wenn sie sich damals nicht eingemischt hätte.«
»Ja, diese Abtreibung hätte nicht sein müssen. Dieser Pfuscher hätte mich nicht verletzt. Stattdessen wäre jetzt hier ein Kind bei uns.«
»Oder zwei.«
»Oder zwei, mein guter Bruno. Wie alt wäre es jetzt?«
»Ich rechne, Moment. – Vierundzwanzig! Mein Gott, vierundzwanzig Jahre.«
»Vielleicht selbst schon verheiratet, wie Erika Mann.«
»Sie würde jetzt mit zwei Enkelkindern hier sein. Die würden da auf dem Vorgartenrasen spielen. Es würde laut werden. Sie würde ihre Kinder zur Ruhe ermahnen müssen. Es gäbe einen Grund, sich Fotoalben anzulegen.«
»Sie?«
»Ja. – Ich hätte ihr einen Mann gesucht, in den sie sich sofort verliebt hätte. Denn du weißt, als großartiger ›hommes à femmes‹ kenne ich die Frauen und die Mädchen!«
»Bis zur Heirat in Garmisch! Wir hatten das ganze kleine Hotel gemietet. Unten in der Gaststube herrschte alle drei Tage lang eine ausgelassene Stimmung, einer wollte immer tanzen. Bruno, unsere Hochzeitsnacht hat gerade mal vier Stunden gedauert, dann waren wir schon wieder unten bei unseren Freunden und Verwandten.«
»Und du ganz in Weiß!«
»Ja. Ganz in Weiß. Und schließlich war auch meine Mutter versöhnt, die ja Angst gehabt hatte, dass durch meine Heirat in der Öffentlichkeit bekannt werden würde, dass sie eine uneheliche Tochter hat. Ein Skandal!«
»Ja, aber diese Skandalgefahr haben wir gut umschifft. Überhaupt keine Presse war in Garmisch, diesem kleinen Örtchen, wo man wusste, wie man Rücksicht nahm. Verheiratet wurde Elisabeth Frank – mein Gott, welch gewöhnlicher Name«, sagte Bruno lachend und zärtlich.
Das alternde Ehepaar umarmte sich, ehe Elisabeth noch leise sagte, wie gut es gewesen sei, dass niemand der Gäste gegenüber der Presse geplaudert hatte.
»Du hast eben in eine Bankiersfamilie eingeheiratet, du uneheliches Kind einer Operettensängerin!«, sagte Bruno und fügte an: »Ja, es war schön mit dir, die ganzen kurzen vierundzw...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Vorwort
  4. Erster Teil
  5. Zweiter Teil
  6. Dritter Teil
  7. Vierter Teil
  8. Fünfter Teil
  9. Epilog
  10. Anhang
  11. Inhalt
  12. Impressum