Drei Lieben
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Drei Lieben

Roman

  1. 176 Seiten
  2. German
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Drei Lieben

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Über dieses Buch

VON DER MONDÄNEN ORIENTALISCHEN METROPOLE BAKU INS PARIS DER 1920ERSommer 1917: Hermann Opitz beschließt, sein altes Leben hinter sich zu lassen, sein Heimatdorf, seine Ehe - und meldet sich freiwillig zum Kriegsdienst. Ein Jahr später strandet er in Baku, das in den Jahren des Ölbooms zur mondänen orientalischen Metropole geworden war, und begegnet dort Jale, der Tochter eines Ölbarons. Wenig später gerät das junge Liebespaar in die Wirren der Russischen Revolution und flieht nach Paris.SPURENSUCHE IN DER FAMILIENGESCHICHTE UND DAS GLÜCK DER VERBUNDENHEITZwei Generationen später begibt sich der Enkelsohn von Hermann Opitz auf eine Spurensuche in der Geschichte seiner Familie. Er erkundet das Leben seiner Großeltern, die ihm stets wie die modernen Erben von Philemon und Baucis in Erinnerung waren; er besucht das Heimatdorf seines Großvaters, wo ihm seine Tante Sophie von ihrem Leben und Lieben im Wien der Nazi-Jahre erzählt; und schließlich begegnet er Rita, an deren Seite er das Glück der Verbundenheit erlebt, das er einst in den Augen seiner Großeltern gesehen hat - und gleichzeitig zu ahnen beginnt, dass das private Glück untrennbar mit den Zeitläuften der Weltgeschichte verknüpft ist.DREI LIEBESGESCHICHTEN VOR DEM PANORAMA DER WELTGESCHICHTESchlicht und unsentimental erzählt Walter Grond die Geschichten dreier Liebespaare, die auf rätselhafte Weise ineinander verwoben sind - und lässt zugleich die grenzenlose Kraft der Liebe spürbar werden, die unbeirrt von allen Schrecken der Geschichte des 20. Jahrhunderts wirkt.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783709937808

Rita

Bis zuletzt hielt ich mich abseits der Trauergemeinde auf. Beim Kondolieren am Grab stand ich dann Sophies Verwandten gegenüber und reichte einigen von ihnen die Hand. Für die Verwandten war ich der freundliche Zaungast, später Sophies letzter Konversationspartner, das Mitteilungsbedürfnis der alten Dame ein Familienthema. Ein verschämtes Schmunzeln, ein ironisches Wort, ein leichtes Entsetzen, das ich erntete, sobald ich erwähnte, mit Sophie angenehme Gespräche geführt zu haben. Ein pittoreskes Flüstern und Blicke-Ernten auf dem Friedhof, infolgedessen ich schließlich Rita kennenlernen sollte.
Der mit Silberbeschlägen geschmückte Sarg war gerade in die Tiefe gesenkt worden. Ein Meer von Blumen und Gestecken lag auf der ausgehobenen Erde. Der Bestattungsunternehmer verteilte Bildchen zum Andenken und auch Rosen, mit betont feinen Gesten. Man spürte, wie sehr das prunkvolle Begräbnis die Leute aus dem Dorf, die auf ihre stumme Weise Sophie die letzte Ehre erweisen wollten, irritierte. Ja wie deplatziert sich die Dorfleute fühlten, und dass sich jedenfalls die illustre Gesellschaft, die zum Begräbnis angereist war, ihrer ganzen Aufmerksamkeit sicher sein konnte.
Vor Sophies Grab kreuzten sich Ritas und meine Blicke zum ersten Mal. Ich hatte schon während der Seelenmesse in der Kirche zu ihr hinübergeblinzelt, hingerissen von ihren feinen Gesichtszügen und ihren katzenartigen Bewegungen. Rita war zu schön und ich zu gering, als dass ich mir Hoffnungen hätte machen können. Ich würde nie ihre hohe Stirn und nie ihr langes gewelltes Haar anfassen, nicht die ebenmäßigen Linien der Backen und des Kinns, der Nase und des Mundes nachzeichnen und nicht ihre Augen, aufblitzend wie ferne Lichter, mit meinen Lippen berühren.
Als sich nun auf dem Friedhof unsere Augen zum ersten Mal fanden, spürte ich, wie mein Herz aus der Brust sprang und mich atemringend und mit einem unerträglichen Druck im Kopf zurückließ. Es war mir, als leerte sich mein ganzer Körper. Ich fühlte mich völlig im Stich gelassen. Überwältigt. Meine Mutter meint, ich litte wie sie an der Krankheit der Schwärmerei. Rita war in einen flauschigen Webpelz gehüllt, und ihr Haar unter einem extravaganten Hut gebändigt. Verstohlen hatte ich auf sie hingesehen, und fühlte mich nun dabei ertappt, wie ein armer Sünder, der etwas begehrt, das ihm nicht gehört.
Ich wollte rasch an ihr vorbeigehen, doch Rita fing mich mit einem Lächeln um den Mund ein und hielt mich mit ihrem Blick fest. Es handelte sich nur um einen Augenblick, aber in diesem Augenblick fiel ich in eine andere Ordnung, in den Rhythmus dieser Frau, den ihres Atems, ihres Augenaufschlages, ihres Pulses, den ich zu spüren meinte, und der nun den Atem und schließlich das Herz in meinen Körper zurückkehren ließ.
Ich erinnere mich nur ungenau an die anderen auf dem Friedhof, so sehr war ich von Ritas Erscheinung gefangen. Irgendwo über den Wolken würde Sophie lächeln und mir zuzwinkern. Eine Schar von mondänen, eleganten und schicken Menschen hatte sich eingefunden, jung gebliebene Damen waren darunter, stattliche Herren, schnöselige Mädchen und Burschen. Ein graumelierter Mann erkundigte sich bei einem alten Mütterchen aus dem Dorf, ob die Lehrerin aus seiner Schulzeit noch lebe. Ein anderer erklärte, man sei hier zusammengekommen, um mit seiner Mutter ein ganzes Zeitalter zu verabschieden. Man werde das Haus verkaufen. Es gebe keine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, er lebe wie seine Geschwister in einer anderen Welt. Das Wort endgültig, das er verwendete, klang unfreundlich, geradezu frostig.
Wahrscheinlich bezog er sich auf die Ausführungen des Pfarrers. Jener hatte in seiner Predigt Sophies starken Charakter hervorgestrichen, ihre Gottesfurcht und die besondere Fähigkeit, für ihre weltläufige Familie ein zentripetales Kraftfeld zu bilden; die Söhne und Töchter und Enkelkinder seien immer wieder gern ins Dorf zurückgekehrt.
Ich sah Rita in einer Gruppe von jungen Menschen stehen, eifrig in ein Gespräch verwickelt, und wollte schon zu meiner Pension aufbrechen. Einen Grund, mich von dieser mir fremden Frau zu verabschieden, gab es nicht, ich hatte kein einziges Wort mit ihr gewechselt. Sie bliebe eine ferne Verführung, die Aufhebung der Schwerkraft, ein unerreichbarer Traum.
In diesem Augenblick spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Der Pfarrer erklärte mir schelmisch, er müsse mich Sophies ältestem Sohn vorstellen, Sophie habe das so gewünscht. Er fasste mich am Arm und ging zu jenem graumelierten Herrn hinüber, dessen Gespräch ich vorhin mitgehört hatte.
Als der Pfarrer ihn ansprach, verzog jener die Augenbrauen, als fürchte er Unannehmlichkeiten. Sophie, so der Pfarrer, sei mir bei einem Spaziergang begegnet und habe unsere Konversation bis zuletzt sehr belebend gefunden. Ich würde als Dramaturg und gelegentlich Regisseur an der Opéra Bastille arbeiten.
Nun schlug die Stimmung um, der Graumelierte stellte sich mir als Sophies Sohn vor, wurde gesprächig, und damit begann diese Serie von verschämten oder ironischen Bemerkungen, diese Furcht vor Indiskretionen, die mir bei allen Verwandten Sophies begegnen sollte. Sophies ältester Sohn war Beamter im Europaparlament, lebte mit seiner Familie in Straßburg.
„Ein schöner Zufall für meine Mutter“, sagte er schließlich, „sie wollte partout ständig in die Oper. Die junge Dame dort drüben, sie kommt aus Wien, war jahrelang ihr Konversationspartner, meine Mutter eine Opernverrückte.“
Die junge Dame war Rita.
Er machte uns miteinander bekannt, lud uns zum Essen in das nahe liegende Gasthaus (er sagte zur Zehrung) und wies uns an das untere Ende der Tafel. Kaum hatten wir Platz genommen, ergriff Rita das Wort. Mit einer Nichte Sophies befreundet, hatte sie als Studentin gegen eine kleine Apanage Sophie in die Oper begleitet. Ihr Kontakt zur alten Dame war nie abgebrochen, Rita hatte sie bis zuletzt besucht und von ihr erfahren, dass es mich gibt.
Es kam wie im Flug, im Grunde zu ideal, als dass ich die Süße dieses Luftzugs hätte deuten können.
„Sophie meinte, Sie sind ein besonderer Mensch“, sagte Rita.
Mir war nicht klar, ob in ihrer Stimme ein ironischer oder einfach nur freundlicher Ton war. „Ich konnte ihr ein wenig die Zeit vertreiben“, versuchte ich abzulenken.
„Sophie hatte ein feines Gespür. Sie waren ein besonderer Mensch für sie.“
Ich weiß nicht, ob aus Verlegenheit oder weil ich ihr das Kompliment zurückgeben wollte, sagte ich: „Sie begleiteten sie in die Oper. Für Sophie waren Sie bestimmt auch ein besonderer Mensch.“
Ich glaube, ich betonte diesen letzten Satz derart ungeschickt, dass es klang wie „Für mich sind Sie kein besonderer Mensch“, oder vielleicht auch wie „Sie sind eine umwerfende Frau!“ Ich errötete. Rita errötete ebenfalls und lachte einen Augenblick später amüsiert auf. Ich hatte etwas völlig Unangebrachtes zum falschen Moment von mir gegeben, ich hätte ebenso sagen können, „Ich schlafe immer auf der rechten Bettseite“ oder „Daran wirst du dich gewöhnen müssen“ oder um es auf die Spitze zu treiben, „Dir ist klar, Sophie wacht über uns. Es ist vorherbestimmt, wir beide kommen zusammen.“ Peinlicher hätte ich mich nicht benehmen können, aber eben auch so umfassend ungeschickt, dass es wirklich lieb klang, wie mir Rita später erklärte. Einem Frauenheld wäre dieser Fauxpas nicht passiert, und sie habe in diesem Augenblick dem Himmel dafür gedankt, dass ich kein Don Juan bin.
Wir redeten dann über Sophies kleine Angewohnheiten, ihren Esprit, ihren Humor. Ein tieferes Gespräch entwickelte sich an diesem Abend nicht. Aber es war mir, als hätte die alte Dame die Gelegenheit herbeigeführt und dafür gesorgt, dass wir uns kennenlernen können, trotz der großen Distanz unserer Lebensorte und der noch größeren Unwahrscheinlichkeit, dass sich unsere Wege jemals kreuzten.
Als ich beim Abschied Rita um eine E-Mail Adresse bat, wunderte ich mich über mich selbst. Rita runzelte die Stirn. Und doch sagte sie offenherzig, sie würde sich sehr über eine Nachricht freuen. Und da ich ihr noch am selben Abend eine Nachricht schickte und ihr schrieb, ich würde ein paar Tage in Wien bleiben und sie gerne wiedersehen, sagte sie sofort zu, und wir vereinbarten, uns in einem Wiener Innenstadtcafé zu treffen.
Wir sprechen beide gern über unser erstes Rendezvous. Es fühlt sich wie eine kleine Messe an, ein Ritual, das wir pflegen, um uns des Außergewöhnlichen unserer Beziehung bewusst zu bleiben. Sie sagt dann, „es gibt sie wirklich, die Liebe auf den ersten Blick, unglaublich, und sie vergeht nicht, unfassbar“, krault mein Haar und schmiegt sich an mich. Betont immer wieder, wie überrascht sie von meinen Augen war, ja wie hell diese seien, geradezu leuchtend, und wie sehr sie meine Nase mag, die ganz gerade ist, und meine große Ohren mit den weichen Läppchen, und meinen schlaksigen Gang, und dass ich groß und schlank sei, asketisch, ein Wüstenläufer.
Und ich berühre dann zärtlich das Knöchelchen an ihrem Ellbogen, das ich wie sie habe, unser Beweis, wie wir den kleinen Knorpelfortsatz nennen, dass wir uns ähnlicher als Geschwister sind. In einem philosophisch-erotischen Sinn, wie wir uns dann beschwören, Schwester und Bruder unter dem Mantel einer Liebe, die unvermeidbar ist, naturgegeben, geradezu notwendig eintritt. Einer Liebe, die sich in einer übersinnlichen und daher unübertrefflich sinnlichen Weise als ein Geschenk der Natur anfühlt. Etwas berauschend Inzestuöses an sich hat, ohne an den Tabus der Familie zu rühren.
Schon im Café de l’Europe am Wiener Graben, in dem wir uns zu unserem ersten Rendezvous trafen, waren wir von diesem großen Gefühl erfasst gewesen. Wir hatten nicht über unsere Arbeit oder über sonst etwas gesprochen, womit man gewöhnlich eine Konversation beginnt. Wir waren beide von unseren Gefühlen eingeschüchtert, beide auf körperliche Distanz bedacht, und doch bewegten sich unsere Arme und Beine im Gleichklang, nahmen unsere Körper, wie durch fremde Hand geführt, zueinander Kontakt auf, und führte ein Lächeln des einen zu einem Lächeln des anderen, oder ein Sorgenrunzeln auf der Stirn des einen zu einer Verunsicherung des anderen, und ich glaube, selbst die kleinen Ticks, wie ein Kratzen am Ohr, übertrugen sich.
Rita und ich fielen in unsere Seelen, oder vielmehr war es eine einzige, in der wir uns beide aufhielten. Die Wucht der Gefühle war so gewaltig, dass wir uns monatelang nicht anzufassen wagten. Bei unserem ersten Treffen in Paris wagte ich es dann in einem Restaurant, über den Tisch nach ihrer Hand zu greifen, und Rita betont noch heute, wie unerwartet das für sie kam, und wie sehr sie sich bemühte, den Wallungen standzuhalten, die diese Berührung in ihr ausgelöst hatte.
Wir waren von Anfang an aufgeregt, und jede neue Entdeckung, wie ähnlich wir uns seien, wühlte uns auf. Zugleich beruhigte jedes Déjà-vu unsere Ängste, von denen wir nicht wenige teilen. Lange Zeit dominierte die Vergangenheit, die wir vor uns ausbreiteten, unser Gespräch, sie bestärkte das Gefühl, wir seien schon immer beisammengewesen. Mit Rita kam das Bedürfnis, gleichsam in der Geschichte zu schürfen. Ja Vergessenes, auf jeden Fall Verlorengegangenes auszugraben, ja in den Tiefen unserer Erinnerungen nach dem Sinn der Gegenwart zu fragen.
Meine Mutter behauptet, ich würde oft tagelang verstummen, und ich war wirklich erstaunt, wie redselig ich Rita gegenüber war, schon bei unserem ersten Rendezvous im Café de l’Europe am Wiener Graben. Ich begann bei meinem Großvater und bei Großmutter Jale. Rita ließ mir den Vortritt, so empfand ich es damals, sie ließ mich zuerst meine Welt vor ihr ausbreiten. Sie selbst lächelt gütig, wenn ich so etwas behaupte, und fügt zärtlich herablassend hinzu, ich hätte sie schlicht nicht zu Wort kommen lassen. Allerdings habe sie während meiner Erzählungen immer wieder gedacht, „das ist wie bei mir“. Ich vermute, sie hat ein großes Geschick darin, Menschen zum Reden zu bringen. Ihre Angst vor Männern, die sie verletzen könnten, ist ein Teil von Rita. Diese Züge sind widersprüchlich an ihr, davon erzähle ich später.
In einem Roman von Hervé Le Tellier schildert der Erzähler, wie ihn die Frau seines Herzens in eine neue Welt mitnehmen will, eine Welt, die ihn verunsichert, da sie tiefer als das Meer sei. Vielleicht sagte Rita einmal beiläufig (hatte ich ihr gerade von meinem Großvater erzählt?), meine Geschichte gehöre niedergeschrieben. Aber das war nicht das Entscheidende. Das Gefühl, das sich beim Niederschreiben einstellt, ist mit meiner Leidenschaft vergleichbar, die ich für Rita empfinde, ganz gleich, ob ich gerade mit ihr zusammen bin oder nicht. Es handelt sich um etwas Unstillbares, das sich aber sinnlich anfühlt. Die Geschichte selbst öffnet sich mir seitdem wie ein Akkordeon, von den Tagen meines Großvaters herauf bis zu denen mit Rita. Meine Hände ziehen die Lamellen langsam auseinander. Handelte es sich anfangs um einen einzigen Laut, diese wahre Erzählung vom Anfang der Welt, wie wir sie uns ausdenken, geht sie nach und nach auseinander, wird vielstimmiger, auch offener, umso näher ich der Gegenwart komme. Im Heute bin ich so sehr Teil der Geschichte geworden, dass ich mich und Rita nicht mehr von Ferne betrachten kann.
Ich mochte das Café de l’Europe sofort. Es wirkt informeller als die vielen Jahrhundertwende-Kaffeehäuser in Wie...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Jale
  4. Sophie
  5. Rita
  6. Walter Grond
  7. Zum Autor
  8. Impressum
  9. Weitere E-Books aus dem Haymon Verlag