Reste des Einganges zum ehemaligen Sperrkreis 1 wiedergefunden
Das einzige erhalten gebliebene Gebäude, an dem jetzigen Parkplatz gelegen, wurde während des Krieges im unteren Teil als Garage genutzt und im oberen Teil Offizieren und Mannschaften der SS und des Sicherheitsdienstes zur Verfügung gestellt.
Bei der heutigen Nutzung des Gebäudes ist im unteren Teil eine Gaststätte eingerichtet, im oberen Teil werden Langzeitbesuchern hotelähnliche Zimmer angeboten. Die ehemalige Wolfsschanze, mit den riesigen Trümmerbrocken und den Resten der völlig zerstörten oder nur zum Teil erhaltenen Bunker und Gebäude übersät, ist seit 1959 eine der größten touristischen Attraktion in ganz Polen geworden. Jährlich besuchen sie zirka 200.000 Personen. Täglich rollen viele Busse mit interessierten Besuchern an, die von bereitstehenden Touristenführern empfangen werden und über einen festgelegten Rundweg durch die Anlage geführt werden. Da ich selbst schon mehrmals in der Anlage war, auch mit einer eigenen Reisegruppe aus meiner Heimat Westerwald, und einige polnische Touristenführer kennenlernte, werde ich von ihnen immer erfreut begrüßt und ihren Gruppen stolz vorgestellt, um als ehemaliger Soldat des Führerhauptquartiers Wolfsschanze und Zeitzeuge meine Kenntnisse einzubringen. Dies wurde jedes Mal mit einem dankbaren Applaus gewürdigt. Viele Teilnehmer aus meiner Heimat freuten sich über die von mir und dem Busfahrer zusammengestellter mehrtägiger Reise, die uns über Berlin und die Wanderdünen an der Ostseeküste zur Bernsteinstadt Danzig und durch die eindrucksvolle masurische Landschaft führte. Angestrebtes Ziel war natürlich hauptsächlich die Besichtigung der Trümmerlandschaft der ehemaligen Wolfsschanze. Ich erklärte ihnen gerne anhand des Lageplans meine Wirkungsstätte „Wolfsschanze“, in der ich als Soldat im 2. Weltkrieg gedient hatte. Meine sehr interessierten Zuhörer waren schon im Bus voller Vorfreude, dort alle die von mir geschilderten Erlebnisse endlich an Ort und Stelle selbst in Augenschein nehmen zu können.
Reisegruppe Pracht in der Wolfsschanze
Beachtenswert während meiner Führung durch die Trümmerlandschaft der ehemaligen Wolfsschanze sind die riesigen Trümmerreste von ehemaligen Gebäuden und auch die beiden Mahnmale zu dem Attentat vom 20. Juli 1944. Das älteste Mahnmal in Form eines aufgeschlagenen Buches, mit dem geborstenen Rücken, wurde gemeinsam vom deutschen und polnischen Staat geschaffen. Auf den beiden Seiten steht jeweils in deutscher und polnischer Schrift der folgende Text: HIER STAND DIE BARACKE IN DER AM 20. JULI 1944 CLAUS SCHENK GRAF VON STAUFFENBERG EIN ATTENTAT AUF ADOLF HITLER UNTERNAHM. ER UND VIELE ANDERE, DIE SICH GEGEN DIE NATIONALSOZIALISTISCHE DIKTATUR ERHOBEN HATTEN, BEZAHLTEN MIT IHREM LEBEN.
Trümmerreste Wolfsschanze
Salterberg: Die ehemalige Stadt Rastenburg ist heute die polnische Kreisstadt Kętrzyn. Bei meinem letzten Besuch in Ketrzyn, (im August 2012) fotografierte die Fotojournalistin Ute Jape die heutige touristische Attraktion, die riesigen Trümmerreste der Gebäude des einstigen Führerhauptquartiers Wolfsschanze und wir fanden auch nach längerem Suchen, die völlig von Unkraut überwucherten vier noch vorhandenen Winkeleisen in welchen die Schranke bewegt wurde, die damals in dem zwei Meter hohen Zaun der Absperrung eingebaut war. Der etwa 2,50 Meter Zugang über die Straße und den Bahnkörper ist noch vollständig vorhanden, wird aber bei den Führungen nicht erwähnt und gezeigt, weil er außerhalb der heutigen Wege liegt und nur noch Ehemaligen bekannt ist. Ich erinnerte mich, dass von dem dort ausgehenden Weg nach etwa 100 m der Eingang des ehemaligen Sperrkreises 1 A gewesen war.
Trümmerreste Wolfsschanze
Ältestes Mahnmal in Form eines aufgeschlagenen Buches mit geborstenem Rücken
Kniefall von Kurt Salterberg vor einem Gedenkstein in polnischer und deutscher Sprache
Laudatio: Prof. Dr. med. Anton Scharl
Laudatio zu Ehren Kurt Salterbergs 90. Geburtstag am 8.1.2013.
4 Winkeleisen, in welchen die schranke bewegt wurde
90 Jahre ist Kurt Salterberg seit heute alt. Auch heutzutage ist das noch ein langes Leben. Die meisten von Euch kennen den Jubilar seit vielen Jahren und es scheint Euch vermutlich normal so wie er ist, „de Kurt war immer esuh“. Nicht nur das Lebensalter von 90 Jahren ist außergewöhnlich, der ganze Kerl ist beeindruckend. Kennen gelernt habe ich ja zuerst seine Tochter. Die ist auch außergewöhnlich, und daher war ich neugierig auf den Mann, der ihr Vater ist, der sie erzogen und geprägt hat, der ihre Sicht auf die Welt beeinflusst, ihren Charakter geformt und ihr Talent unterstützt hat. Vor 3 Jahren habe ich mich dann auf den Weg gemacht, sozusagen von Wald zu Wald, aus dem Bayerischen Wald in den Westerwald. Nach einer Fahrt auf engen kurvigen Straßen traf ich dann den Mann, der angeblich 87 Jahre alt sein sollte. Da stand aber kein Greis, sondern ein verschmitzt lächelnder, nicht mehr ganz taufrischer aber immer noch drahtig, fidel, ja fast jugendlich wirkender ältere Herr, der mich aus blauen Augen genauso neugierig anblickte, wie ich ihn. Hat mich schon das Äußere beeindruckt, so konnte ich in der folgenden drei Jahren bis zum heutigen Tag Aspekte seiner Persönlichkeit kennen lernen, die Euch allen bekannt sind, mir aber schwer imponiert haben. Aus einfachen Verhältnissen stammt der Mann. Er wurde geboren in eine Zeit und eine Gegend, die alles andere als wohlhabend war. Die Schulbildung war einfach. Die Jugend war geprägt von den Erfahrungen der Nazizeit und dem unseligen, grausamen Krieg. Und was hat der Mann daraus gemacht? Ich rede jetzt nicht über den Beruf als kaufmännischer Angestellter. Ordentlich gearbeitet und die Familie redlich ernährt haben viele. Kurt tat mehr. Er hat als Bürgermeister über Jahre eine Gemeinde geführt, sie entwickelt und zukunftsfähig gemacht. Aber das ist nicht alles. Viel mehr beeindruckt mich sein Engagement als Historiker und Heimatforscher, seine Arbeit als Bewahrer der Geschichte seiner Heimat. Sein Haus ist eine Schatzkammer voll von historischen Dokumenten über diesen Teil des Westerwalds. Der Verein der Heimatfreunde, das Raiffeisenmuseum, das sind Dinge, die nachhallen, wenn er mal nicht mehr unter uns ist. Sie werden die Erinnerung an ihn auch außerhalb des Familien- und Freundeskreises wachhalten. Ein altes chinesisches Sprichwort sagt „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen.“ Kurt ist einer der Windmühlen baut. Wer von Euch schon mal im Raiffeisenmuseum und im Puppenstubenmuseum war, weiß wie eindrucksvoll es ist, was der Jubilar und seine Freunde und Freundinnen zusammengetragen und geschaffen haben. Vielleicht wisst ihr auch, dass es dieses Museum ist, welches den Namen Hamm/Sieg bis nach Japan und Indien, nach Nord- und Südamerika bekannt gemacht hat. Erst kurz vor Weihnachten hat eine Gruppe Japaner die nicht ganz kurze Anreise nach Hamm gemacht, um das Raiffeisenmuseum zu besuchen und sich von Kurt Salterberg die Geschichte des Gründers des Genossenschaftswesens erzählen zu lassen. Noch eine andere wichtige Rolle hat Kurt Salterberg angenommen, die des Zeitzeugen. Die Laune des Schicksals wollte es, dass er Wachsoldat im Führerhaupt quartier war, Er stand Wache in der Wolfsschanze just zu der Stunde, als Graf Stauffenberg sein leider misslungenes Attentat durchführte. Mit seinen mittlerweile 90 Jahren erzählt er lebhaft von den Ereignissen dieses Tages. Besonders bemerkenswert finde ich dabei seine Ehrlichkeit. Es gibt ja viele, die in den vergangenen 50 Jahren zu Ereignissen aus dem 1000-jährigen Reich berichten. Viele davon schönten ihre eigene Rolle und deuteten an, dass sie ja eigentlich immer dagegen, ja sogar heimliche Widerstandskämpfer gewesen seien. Nicht so Kurt Salterberg. Er sagt der heutigen Jugend bei seinen Vorträgen in den Schulen, wie beeinflusst er und seine Alterskameraden von der Propaganda der Nazis waren. Er führt am eigenen Beispiel vor Augen, wie schwer es ist, nicht von einer Massenbewegung und Massenpropaganda geprägt zu sein. Was er anmahnt ist: Passt auf, haltet Euch nicht für immun, denkt nicht, ihr wäret heute klüger als wir damals. Umso anerkennenswerter, glaubhafter und vorbildhafter ist es, wenn er davon berichtet, wie er erkannt hat, dass das alles eine große Lüge und ein großes Verbrechen war. Umso überzeugender ist sein Bekenntnis zur Demokratie und zu den Werten, die jedem Menschen einen gleichwertigen Platz und gleiche Rechte auf dieser Welt geben. Kurt Salterberg steht für all das, was einen großartigen Menschen ausmacht, das Engagement für das Gemeinwohl, welches nicht zuerst nach dem eigenen Profit fragt. Das Bemühen die Erfahrungen der Vergangenheit zu erhalten, um für die Zukunft gewappnet zu sein und Lehren zu ziehen. Vor allem aber, und jetzt wird es ganz persönlich, für die Liebe zur Familie. Seine Charlotte habe ich leider nicht mehr kennen gelernt. Aber ich sehe heute noch die Zuneigung und Vertrautheit in seinen Augen, wenn er von ihr spricht. Sie haben eine Tochter und einen Sohn großgezogen, wie ich auch. Beides sind hochanständige, ehrliche und fleißige Menschen geworden. Und beide lieben und bewundern ihren Vater. Wenn ich in Annettes Augen die Liebe sehe, wenn sie von Ihrem Vater spricht, dann weiß ich, was für ein glücklicher Mensch unser Kurt ist und ich wünsche mir, dass meine eigene Tochter dieselbe zärtliche Zuneigung in ihren Augen hat, wenn sie von mir spricht. Für mich ist Kurt Salterberg daher ein Vorbild geworden, als Bürger, als Mensch und als Vater. Möge er noch lange unter uns sein. Bitte nehmen Sie Ihr Glas und stoßen mit mir auf das Wohl und die Gesundheit dieses jungen 90-Jährigen an. Hoch soll er leben.
Zwei von vielen Veröffentlichungen in deutschen und amerikanischen Zeitungen: Ute Jape, Fotografenmeisterin, Fotoreporterin, freie Schriftstellerin, Gesprächspartnerin, Autorin.
Ute Jape: Kurt Salterbergs persönliche Lebenserfahrung sollen nun auf vielseitigen Wunsch seiner Zuhörer und der Nachfragenden in unserem Buch von Kurt Salterberg als Erzähler und mir als Autorin, niedergeschrieben werden.
Für unser Buch haben Kurt Salterberg und ich 2012 in der Trümmerlandschaft der ehemaligen Wolfsschanze bei Rastenburg/Ostpreußen und auch im Gelände des ehemaligen Hindenburg-Reichsdenkmals Tannenberg, Fotos zu dieser Reportage gemacht. Die Stadt Rastenburg gibt es heute nicht mehr. Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg wurde sie zur polnischen Kreisstadt Kêtrzyn. Woiwodschaft Ermland-Masuren mit der Hauptstadt Olsztyn ist eine der 16 Woiwodschaften der Republik Polen. Wikipedia
Kurt Salterberg ist ein Sammler, Bewahrer und Warner. Der Krieg, an dem er sich als „verführter“ junger Soldat, wie ein Abenteurer beteiligte, lehrte ihn bald, dass es dabei nur um das Überleben oder den Tod geht .Viele Jahre brauchte er, um dem Verdrängten in sich wieder nachzuspüren. Er forderte erst für sich, später für Schüler und Nachfragende, Aufklärung. Um zu begreifen, was mit Deutschland in seiner Jugendzeit, während der Hitlerdiktatur passiert war, besorgte er sich Bücher, Dokumente und Fotos darüber. Sie stapeln sich nicht nur in seinem Arbeitszimmer, sie werden auch immer wieder zu Rate gezogen. Kurt Salterberg erfährt heute im hohen Alter viele Ehrungen: Für die Mitbegründung des Deutschen Raiffeisenmuseums über den Reformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der in Hamm geboren wurde. Für den Verein „Heimatfreunde im Hammer Land“, den er mit ins Leben gerufen hat. 20 Jahre lang war er dessen Vorsitzender. Auch das welthistorische Ereignis, das Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler, das er als Hitlers Wachsoldat in unmittelbarer Nähe miterlebte, hat sein Leben geprägt .Es war viel Einfühlungsvermögen nötig, um Kurt Salterberg von dieser Zeit berichten und erzählen zu lassen. Vieles persönliche Leid kam erst auf Nachfrage wieder in seine Erinnerung zurück. Kurt Salterberg hatte es verdrängt. Gemeinsam haben wir vieles aufarbeiten können.
Ich selbst, 1938 in Köln geboren, konnte die Reportage nur niederschreiben, weil mich die Jahre der Hitlerdiktatur sehr beschäftigt haben und ich mir aus vielen Quellen Auskunft und Dokumente darüber beschafft hatte. Denn auch in meinem Elternhaus und meiner Schulzeit wurde der Zeitra...