Erinnerungen von jenseits des Grabes
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Erinnerungen von jenseits des Grabes

  1. 896 Seiten
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Erinnerungen von jenseits des Grabes

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Über dieses Buch

Was für ein abenteuerliches Leben: Kindheit in der bretonischen Heide, Wanderungen durch die Wälder der Neuen Welt, Engagement in der konterrevolutionären ›Armée des Princes‹ in Deutschland, Exil in England. Geschrieben im Stil einer Grabrede, schildert Chateaubriand in seinen Erinnerungen die Hauptepisoden seines wechselvollen Lebens, er schreibt über das Verschwinden von Menschen und Landschaften, von Glauben, Sitten und Institutionen. Er schuf das Epos einer Zeit der Aufstände und Katastrophen, eine Zeit, die er selbst perfekt verkörperte. Monarchist aus Tradition und Treue, verstand er als Historiker und Politiker doch die Notwendigkeit, den Liberalismus zu verteidigen. Die Stimme seiner Erinnerungen lässt die Kräfte auferstehen, die während der Restauration am Werk waren: Bilder des alten Frankreichs mit der Einfachheit des provinziellen Lebens, Gespräche zwischen Männern mit Geschmack und gebildeten Frauen in den Schlössern bei Paris, Rufe ferner Schlachten und politische Umwälzungen. Eine Stimme, die sich nach der Jugend, der Liebe und dem Ruhm sehnt und sich stets an die Nachwelt wendet, um verstanden zu werden.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783957574343
ANHANG

NACHWORT

Das Bild, das man sich seit mehr als fünfzehn Jahrzehnten von Chateaubriand gemacht hat, hat sich bis auf den heutigen Tag ständig verändert. Es ist nicht nur geringfügigen Korrekturen unterzogen, sondern so grundlegend umgestaltet worden, dass im Laufe der Jahrzehnte völlig gegenteilige Darstellungen entstanden sind. Nun können ja biografische Angaben über eine Persönlichkeit, die in der Öffentlichkeit Spuren hinterlassen hat, noch so objektiv sein, sie werden immer einer ganz und gar unterschiedlichen subjektiven Bewertung unterliegen. Jede Dichtung vermag die Zuversicht in die Glaubwürdigkeit menschlichen Handelns, objektiver Tatsachen oder geheimster Denkvollzüge mehr zu stärken als eine Biografie. Aber selbst die von einem Menschen in der Öffentlichkeit hinterlassenen Spuren können objektiv und subjektiv ganz verschieden bewertet werden. Das trifft bei Chateaubriand in umso stärkerem Maße zu, als er selbst an seinem Bilde bewusst mitgearbeitet hat, als er selbst bemüht war, gewisse Spuren zu verwischen und andere besonders hervortreten zu lassen; letztlich aber auch, da vieles entscheidende Material erst im Laufe der Zeit ans Tageslicht gefördert worden ist. Die Memoiren, seine (unserer subjektiven Wertung nach) größte literarische Leistung, haben, wiewohl sie bereits 1848 im Feuilleton einer Zeitung erschienen, erst volle hundert Jahre später in ihrer wahren Gestalt das Licht der Welt erblickt.
So umstritten indessen mancherlei an der Persönlichkeit Chateaubriands ist, es unterliegt keinem Zweifel mehr, dass dieser geniale Dichter, Essayist, politische Publizist und Memoirenschreiber in Frankreich als Prototyp der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angesehen worden ist und noch immer angesehen wird, und zwar nicht nur als Dichter oder als dieses oder jenes, sondern in seiner ganzen Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit, die man damals ahnte und von der man heute vieles gründlicher weiß. Es kann überdies als feststehend gelten, dass Chateaubriand mit seinen dichterischen und publizistischen Werken, insbesondere aber mit seinen Memoiren bewusst ein – sein eigenes – Denkmal für die Nachwelt geschaffen hat; und weiterhin, dass dieses »stilisierte« Leben für die Nachwelt bis in unsere Zeit hinein und über die Grenzen Frankreichs hinaus Wirkungen gezeitigt hat, dass Chateaubriand, um es mit einem Wort zu sagen, als Typus eine für unsere Zeit kennzeichnende Schöpfung ist. »Arbeiten Sie, mein Freund, Sie können es. Die Zukunft gehört Ihnen!« Mit diesen Worten ermunterte im Juni 1798 der Dichter Louis Marquis de Fontanes, der sich zu jener Zeit bereits eines gewissen Rufes, ja Ruhmes erfreute, den um zehn Jahre jüngeren, nach England emigrierten neunundzwanzigjährigen bretonischen Edelmann François de Chateaubriand, als dieser ihm einige Manuskripte vorgelegt hatte.
Berühmt und im Besitz der Zukunft sein! Das waren Zauberworte für Chateaubriand. Und seiner Zukunft und seinem Ruhm über das Grab hinaus wollte er sein ganzes ferneres Dasein widmen.
Als Chateaubriand achtzehn Jahre alt war, starb der Vater. Und da er das letzte von zehn Geschwistern war, fiel das Erbe nicht eben üppig aus. So ließ der junge Edelmann aus der Provinz nach verschiedenen Versuchen, in die traditionelle bretonische Karriere des Seemanns oder Seeoffiziers einzuschwenken, nolens volens eine Vorstellung am königlichen Hofe über sich ergehen. Ganz im Stile der Zeit Ludwigs XVI. stand er als künftiger Höfling dem König gegenüber, nahm an einer Jagd in den ausgedehnten Forsten rings um Versailles teil. Schon traf er Anstalten, sich in Paris niederzulassen, doch ehe es dazu kam, brach die Revolution aus. Es vollzog sich im Leben der Nation und jedes Einzelnen eine Umwälzung, die in historischer Rückschau weltgeschichtliche Ausmaße gewann; es vollzog sich der politisch-revolutionäre Durchbruch des Bürgertums, sein Kampf um die juristische Sanktionierung des bürgerlichen Besitzes, die Fortsetzung der in Europa allenthalben im Gang befindlichen industriellen Revolution auf der politischen Ebene. Was 1789 seinen Anfang nahm, endete in der Julirevolution 1830 mit dem Sieg des Besitzbürgers und also mit dem endgültigen Erlöschen der politischen Relevanz des Feudaladels. Zu diesem Zeitpunkt war Chateaubriand allerdings bereits zweiundsechzig Jahre alt. Sein Eintritt in die Gesellschaft koinzidierte mit dem Beginn der Revolution und der sozialen Umwälzungen. Vier Jahrzehnte dieses turbulenten Anfangs einer neuen Zeit hat er mehr oder weniger aktiv, immer aber mit vollem Bewusstsein und einem außerordentlichen Fingerspitzengefühl für die jeweilige Situation erlebt.
»Wenn der Tod«, bemerkte Chateaubriand rückblickend, »den Vorhang zwischen mir und der Welt herablässt, wird man sehen, dass das Drama meines Lebens sich in drei Akte teilt.« Den ersten Akt spiele er als Forschungsreisender und Soldat; im zweiten Akt liege der Schwerpunkt auf der Literatur, im dritten auf der Politik. Chateaubriand dachte – rückblickend – sein Leben in drei Akten, das Ganze als Drama, als Theater. Die Mitspieler teilten sich in die Rollen, das heißt Chateaubriand teilte ihnen die Rollen zu. Liegt es nicht nahe, ihm selbst etwas wie Pose unterzulegen? Die Zeitgenossen jedenfalls, die ihn aus der Nähe sahen, taten es ganz selbstverständlich. Noch Sainte-Beuve, der um vieles Jüngere, hatte große Mühe, sich in seinem Urteil über das Werk des Dichters frei zu machen von dem Eindruck der persönlichen Wirkung eines Poseurs. Der österreichische Schriftsteller Heimito von Doderer charakterisiert einmal die Pose und den Poseur folgendermaßen: »Bei jeder Pose besteht die Möglichkeit, dass sie nichts anderes ist, als die an den Horizont gestellte, noch leere Rüstung einer bestimmten Haltung, in die einer schließlich hineinverschwindet. Er hat sie bisher nur spielend geübt, wie ein Kind die Tätigkeiten der Erwachsenen nachmacht. Man dürfte eigentlich über posierende Menschen nicht geringschätzig urteilen (man tut’s fast immer). Denn plötzlich hört so ein Poseur dann auf und ist geworden, was er bisher spielte, wie ein Bub etwa, der im späteren Leben wirklich ein Lokomotivführer oder Schiffskapitän wird.«
Das trifft ganz und gar auf Chateaubriand zu. Wir können die Pose geradezu als das entscheidende Merkmal seines Lebens ansehen, übrigens auch als das Schule machende Merkmal. Jene »leere Rüstung« stand von Anbeginn an am Horizont des jungen Bretonen. Was seine Rolle als Forschungsreisender anlangt – um ein Beispiel herauszugreifen –, so hat eine intensive Forschung längst alle Fakten zusammengetragen und weiß heute, dass der unternehmende Forscher weder, wie er sein Leben lang behauptete, mit Washington, dem damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, gesprochen hat, noch dass er je weiter ins Innere Amerikas gedrungen ist als bis an den Rand der von den europäischen Siedlern bewohnten Gebiete.
Was Chateaubriand erlebt zu haben meinte oder vorgab, entsprach nicht der Wirklichkeit. Die Wirklichkeit war vielmehr, was in seiner blühenden dichterischen Fantasie vor sich gegangen war. Will man nach der Wirklichkeit Amerikas fragen, muss man die zehn oder fünfzehn Jahre Älteren fragen, zu deren jüngsten der Comte Henri de Saint-Simon gehörte, jene also, die Amerika mit La Fayette erlebten und es von der englischen Herrschaft befreien halfen. Später notierte Chateaubriand in seinen Memoiren, dass er, indes er auf die Zukunft wartete, der Poesie das versprach, was der Wissenschaft verloren gehen sollte. In der Tat fand er in Amerika nicht, was er suchte; er fand die Polarwelt nicht; dafür aber begegnete er dort einer neuen Muse.
Unumstritten fällt Chateaubriand das Verdienst zu, Amerika für Frankreich und für die französische Literatur entdeckt und geistig heimisch gemacht zu haben. »Die amerikanische Exotik in den Natchez«, sagt Michel Butor in einem Essay über Chateaubriand, »ist nicht nur ein Ornament wie in den vor ihm geschriebenen Romanen. In der Tat stehen wir hier einem ersten Beispiel von Literatur gegenüber, die auf die Ethnografie begründet ist, und sogar dem ersten konsequenten Beispiel einer Reflexion über die abendländische Kultur auf der Grundlage der Ethnografie. Chateaubriand ist vielleicht der Erste, der gespürt hat, welches für uns der Preis für die Kunst der Primitiven, für das Denken der Primitiven ist. In dieser Hinsicht ist er seiner Zeit weit voraus.«
Was Chateaubriand in die Heimat zurückbrachte, war kein »ursprüngliches«, kei...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. INHALT
  4. Testamentarisches Vorwort
  5. ERSTER TEIL Monarchie und Revolution 1768–1800
  6. ZWEITER TEIL Konsulat und Kaiserreich 1800–1814
  7. DRITTER TEIL Restauration und Revolution 1814–1830
  8. VIERTER TEIL Unter Louis-Philippe 1830–1841
  9. ANHANG