Mann und Frau
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Mann und Frau

Warum man Geschlechter unterscheidet

  1. 15 Seiten
  2. German
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Warum man Geschlechter unterscheidet

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Über dieses Buch

Gesa Lindemann kritisiert in ihrem Beitrag zum Kursbuch 173 die gesellschaftliche Unterscheidung von Mann und Frau. Auf Basis einer sprachkritischen Auseinandersetzung mit den Begriffen "Professor" und "Professorin" verdeutlicht die Oldenburger Soziologin, dass Männlichkeit und Allgemeinheit zusammengedacht werden, während Weiblichkeit eine Sonderform darstellt.

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783867742832
Gesa Lindemann
Mann und Frau
Warum man Geschlechter unterscheidet
Mann und Frau? Für viele ist es fraglich, ob die Geschlechterdifferenz überhaupt noch von Bedeutung ist. Geschlecht spiele zwar noch in Interaktionen eine Rolle, aber für die Struktur der Arbeitsteilung etwa ist die Geschlechterunterscheidung unwichtig. Mit Ausnahme der Arbeitsteilung bei der Fortpflanzung gibt es keine gesellschaftlichen Funktionen, die für Frauen oder Männer grundsätzlich unzugänglich oder gar tabu sind. Frauen und Männer können im Prinzip in gleicher Weise Elternurlaub nehmen, können in der Medizin oder im Kindergarten arbeiten, können auch in Wirtschaft oder Politik zunehmend Spitzenpositionen besetzen usw. Im Grunde genommen bräuchten wir nicht dauernd zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden. Die Gesellschaft würde auch funktionieren, wenn wir es nicht täten. In der akademischen Soziologie gilt es daher für viele als ausgemacht, dass Menschen an der Geschlechterdifferenz eher aus Nostalgie festhalten, aus Gewohnheit oder weil sie auf der Suche nach einem/einer Sexualpartner/in sind.
Um zu begreifen, inwiefern die Geschlechterunterscheidung dennoch gesellschaftlich von Bedeutung ist, muss man etwas weiter ausholen. Wenn man die Geschlechtsunterscheidung als Unterscheidung ernst nimmt, geht es um zweierlei: zum einen darum, zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden, andererseits darum, den Bereich festzulegen, in dem diese Unterscheidung gültig sein soll. Ich möchte dies anhand einer (erfundenen) Geschichte verdeutlichen.
Sozialwissenschaftler des Exzellenzclusters »Herausbildung normativer Ordnungen« an der Goethe Universität Frankfurt am Main fanden heraus, dass sich im Frankfurter Zoo Schimpansenmänner extrem abwertend und aggressiv gegenüber den Frauen ihrer Gruppe verhielten. Dies käme unter anderem dadurch zum Ausdruck, dass die dominanten Männer sich stets die appetitlichste Nahrung schnappen würden. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt forderte deshalb auf Grundlage der Forschungsergebnisse den Zoodirektor auf, sich umgehend für eine umfassende Chancengleichheit einzusetzen. Andernfalls müsste er zurücktreten, denn die Duldung eines derart frauenverachtenden Verhaltens wäre in einer öffentlichen Institution nicht tragbar.
Die Geschichte klingt komisch, weil die Geschlechterunterscheidung hier bei nicht menschlichen Wesen angewendet wird. Im Rahmen der menschlich-gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse ist es für Konservative selbstverständlich: Zwischen den Geschlechtern soll so unterschieden werden, dass es einerseits zwei unterschiedliche Geschlechter gibt, dass aber andererseits Männer und Frauen als Menschen gleich sein sollen. Aus diesem Grund sollten sie auch die gleichen Zugangschancen zu erstrebenswerten Gütern haben. Dieses Zusammenspiel von Gleichheit und Differenz ist ein Merkmal der Geschlechterunterscheidung bei Menschen, aber nicht bei Schimpansen oder Ratten.
Wenn die Unterscheidung zwischen Männern und Frauen aufgerufen wird, wird also einerseits zwischen den Geschlechtern unterschieden und gleichzeitig festgelegt, dass diese Art zu unterscheiden nur für den Kreis der Menschen gilt. Auf diese Weise grenzt die Unterscheidung auch den Bereich ab, in dem sie gültig ist. Nur bei Menschen soll so zwischen Männern und Frauen unterschieden werden, dass zwischen den Unterschiedenen normativ Gleichheit gefordert ist.
Die strukturelle Bedeutung der Geschlechterdifferenz
Der Bereich, in dem die Geschlechterunterscheidung gültig ist, ist derjenige des Menschlich-Gesellschaftlichen. Dieser muss von der Natur abgegrenzt werden. Denn nur für menschlich-gesellschaftliche Verhältnisse gilt, dass eine auf Gleichheit abzielende Kritik überhaupt sinnvoll und möglich ist. Dies gilt übrigens nicht nur für die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern. Die auf Gleichheit zielende Kritik ist für die moderne Gesellschaft insgesamt unerlässlich. Denn wenn sich Ungleichheit zu sehr verfestigt, ist der Bestand einer modernen Gesellschaft gefährdet.
Dies gilt es nun Schritt für Schritt zu entfalten. Fangen wir mit der Natur-Kultur-Unterscheidung an. Der Ethnologe Philippe Descola ist einer von vielen, die in ihren Arbeiten immer wieder gezeigt haben, dass es für die Natur-Kultur-Unterscheidung zentral ist, wie zwischen sozialen Personen und anderem unterschieden wird.
Ein Beispiel: Die Achuar, ein Stamm im Amazonasgebiet, sehen sich auch mit Pflanzen und Tieren in einem allgemeinen System der Heiratsverwandtschaft verbunden. Das ist ein ganz anderer Zugang zur Welt, als wir ihn gegenwärtig kennen. Denn unser moderner Weltzugang lebt von der Natur-Kultur-Unterscheidung. Die Unterschiede dieser Weltzugänge sind dadurch bestimmt, dass unterschiedliche Wesen beziehungsweise Dinge den Status eines sozialen Akteurs haben.
Potenziell können sehr unterschiedliche Wesen eine legitime soziale Person sein: Geister, Menschen, Tiere, Pflanzen, Götter, Verstorbene usw. Bereits ein kurzer Blick in die anthropologische Forschung lehrt, wie vielgestaltig Mitwelten sein können. Es ist ein Kennzeichen der modernen Gesellschaft, dass die Grenzen des Kreises sozialer Personen anhand eines sachlichen Kriteriums gezogen werden. Alle lebenden Menschen – aber auch nur diese – gelten in der westlichen Moderne als soziale Personen. Diese Grenzziehung hat sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts herausgebildet.
Das Bemerkenswerte an dieser Form der Grenzziehung zwischen sozialen Personen und anderem besteht darin, dass kein anspruchsvolles Kriterium im Sinne von personalen Eigenschaften (Autonomie, Selbstbewusstsein etc.) erfüllt werden muss. Es reicht aus, als ein lebendiger menschlicher Körper wahrgenommen werden zu können. Dieses Kriterium führt zu einer zunehmenden Einbeziehung aller lebenden Menschen. Zuerst waren es die besitzenden weißen...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Verlag
  3. Gesa Lindemann
  4. Mann und Frau
  5. Über die Autorin
  6. Impressum