Raketengetrieben
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Raketengetrieben

Wie die post-israelische Generation um ihr Leben kämpft

  1. 14 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Raketengetrieben

Wie die post-israelische Generation um ihr Leben kämpft

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Über dieses Buch

"Abermals stellt sich heraus, dass meine Generation ganz andere Prioritäten darüber hat, was die existenzielle Bedrohung unseres Landes ausmacht, als unsere politische Führungsschicht."Adi Livny schildert aus der Perspektive eines säkularen, gebildeten, urbanen Menschen in den 20ern und 30ern, wie es ist, als junger Mensch im heutigen Tel Aviv zu leben. Nicht der Nahost-Konflikt, sondern der Kampf ums wirtschaftliche Überleben ist die prägendste Erfahrung dieser Generation.

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Adi Livny
Raketengetrieben
Wie die post-israelische Generation um ihr Leben kämpft
Als ich diese Woche in Tel Aviv den Rothschild Boulevard entlanglief, war ich von seiner Normalität erstaunt. Die üppige Prachtstraße voller plaudernder Passanten und eilender Radfahrer offenbarte nichts über die Ereignisse des Sommers 2011. Damals schlug hier die junge Videoeditorin Daphni Leef ein Zelt auf, nachdem sie ihre Wohnung verlassen musste, ohne eine neue finden zu können. Einer spontanen Facebook-Kampagne folgend schloss sich ihr eine Gruppe enttäuschter Mieter an, und Leef löste mit ihrer Aktion eine beispiellose Protestwelle aus – zunächst gegen die Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt, dann allgemein gegen die Lebenshaltungskosten in Israel. Über mehrere Monate hinweg gerieten soziale Fragen in den Vordergrund und verdrängten den Diskurs über die Sicherheit des Landes.
Seit dem Sommer 2011 ist viel Zeit vergangen. Jetzt werden Nachrichtensendungen wieder von Sicherheitsfragen dominiert, denn in der Tat wurden wir in der Zwischenzeit Zeuge zweier Militäroperationen. Die erste, »Pillar of Defense«, ereignete sich im November 2012 – zwei Monate vor den Wahlen. Gerade rechtzeitig, um Sicherheit, nicht wirtschaftliche und soziale Fragen zum bestimmenden Wahlkampfthema zu machen. Die zweite Operation, »Protective Edge«, ein groß angelegter Krieg, fand erst letzten Sommer statt und kostete 72 Israelis und 2271 Palästinensern das Leben. Nur wenige Monate sind seit diesem heftigen Sommer vergangen, in dem vom Gaza-Streifen aus Raketen auf verschiedene israelische Städte abgefeuert wurden, die den Israelis zwischen 15 und 90 Sekunden ließen, um Schutz vor ihnen zu suchen. Und dennoch: An jenem milden Wintertag, an dem ich durch die Stadt flanierte, erinnerte auch an diese Ereignisse so gut wie nichts mehr. Fast scheint es, als dass der Oslo-Kompromiss erfolgreich gewesen wäre.
Wenn mich irgendwann in den 1990ern jemand gefragt hätte, wie ich mir Israel nach einem erfolgreichen Friedensprozess ausmale, ich hätte mir vermutlich so etwas Ähnliches vorgestellt wie das heutige Tel Aviv. Israels lebhafte wirtschaftliche und kulturelle Metropole, die wegen ihrer Bars und ihrer schwulenfreundlichen Kultur ein begehrtes Touristenziel ist, gibt dem Konflikt letztlich keinen Raum. Sicher, es gab andere Zeiten – als Tel Aviv bevorzugtes Ziel massiver Selbstmordanschläge war während der 1990er-Jahre und der Zweiten Intifada der frühen 2000er-Jahre. Damals war der Konflikt stets Teil ihrer Existenz, selbst in albernen, aber doch bedeutungsvollen Ereignissen wie den »Raves Against the Occupation«. Heute jedoch klingt das anachronistisch. Allein das Wort Okkupation. Ich kann mich kaum daran erinnern, wann ich das letzte Mal jemanden dieses Wort habe sagen hören. Es ist, als ob die Menschen lange auf eine Lösung gehofft hatten, und als diese sich nicht einstellen wollte, sagten sie achselzuckend: »Nun gut!«, und setzten irgendwann ihre typisch westliche, kapitalistische, schnelllebige Alltagsroutine fort.
Was den Konflikt aus dem unmittelbaren Bewusstsein verdrängt, ist die Tatsache, dass diejenigen, die die Hauptlast tragen, kaum sichtbar werden: die israelischen Bewohner des »Gaza Envelope«, der Gegend rund um den Gaza-Streifen samt der Stadt Sderot und einigen Kibbuzim und Siedlungen. Sie sind nach wie vor in der Schusslinie und erleben, was im hebräischen Euphemismus als drip of rockets bekannt geworden ist. Im Krieg des letzten Sommers wurde Gaza zu einem großen Teil zerstört, fast eine halbe Million Palästinenser wurden zu Flüchtlingen. Die israelischen Medien berichten bisweilen über die israelischen Grenzgebiete nahe Gaza, über den Gaza-Streifen selbst hört man jedoch so gut wie nichts.
Dass die meisten von uns den Konflikt im Alltag nicht miterleben, erlaubt, ihn an den Rand unserer Aufmerksamkeit zu schieben. »Wir« ist natürlich nicht repräsentativ für alle Israelis, nicht einmal für die Israelis meiner Generation. Trotz seiner Selbstbeschreibung als melting pot ist Israel eine extrem gespaltene Gesellschaft, die aus Säkularen, Religiösen, Ultraorthodoxen, Siedlern, palästinensischen Israelis, Bewohnern des Zentrums und Bewohnern der Peripherie besteht. Ich selbst kann nur über die Erfahrung einer dieser Subkulturen sprechen – nämlich der überwiegend säkularen, gebildeten, in der Regel urbanen Menschen in ihren 20ern und 30ern. Wir sind diejenigen, die zwar in einer vom Konflikt geprägten Gesellschaft leben, die aber zugleich ein Post-Konflikt-Bewusstsein haben. Der Konflikt erscheint uns letztlich wie eine natürliche Tatsache, wie eine störrische Konstante. Der Wirtschaftsminister Naftali Bennet, Vorsitzender der rechtsgerichteten Partei Jüdisches Heim, hat den Konflikt am 17. Juni 2013 mit einem »Splitter im Hintern« verglichen: Es sei besser, damit zu leben, als zu versuchen, ihn zu entfernen. Selbst wenn man die Formulierung nicht teilen möchte, ist die Auffassung, den »Konflikt zu managen«, anstatt ihn zu lösen – eine Formulierung des Außenministers Avigdor Lieberman –, zu einer griffigen Figur in der israelischen Gesellschaft geworden. Diese Perspektive dominiert letztlich die politische Gefühlslage selbst derjenigen, die Liebermans militaristischer und rechtsgerichteter Ideologie ansonsten kaum folgen wollen.
Die flexible Generation
Mit dem Konflikt zu leben ist eine generationenübergreifende Erfahrung, die von Israelis ganz unterschiedlicher Provenienz geteilt wird. In dieser Hinsicht ist unsere Welt so geblieben, wie sie von unseren Eltern erlebt wurde. In jeder anderen Hinsicht leben ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Verlag
  3. Benutzerhinweise
  4. Adi Livny
  5. Über die Autorin
  6. Impressum