Zarte Landung
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Zarte Landung

  1. 424 Seiten
  2. German
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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Sie begegnen sich auf einem Langstreckenflug nach London: Jude Turner und Síle O'Shaughnessy. Es ist Judes erster Flug überhaupt - Reiselust ist ihr fremd. Sie ist im beschaulichen Ireland, Ontario, verwurzelt und betreut dort ein kleines Heimatmuseum. Síle hingegen ist als Flugbegleiterin in ihrem Element. Sie lebt im quirligen Dublin und ist ständig auf Achse. Ihre Begegnung über den Wollken geht keiner der beiden Frauen aus dem Sinn. Sie schreiben sich E-Mails, führen Ferngespräche, treffen sich. Sie verlieben sich ineinander - zwei Frauen, deren Welten unterschiedlicher nicht sein könnten …"Zarte Landung", die wunderschön erzählte transatlantische Liebesgeschichte, ist von Emma Donoghues persönlichen Erfahrungen inspiriert, die sie als "Zeitzonen-Tango" beschreibt. Es ist nach ihr vierter Roman, der auf Deutsch vorliegt.Unter den Top Ten 2014 der "Besten Bücher aus unabhängigen Verlagen"!

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783944576299
Scheitelpunkt
Wäre ich eine Amsel,
ich würde flöten und singen,
dem Schiff würde ich folgen
mit meiner Liebe darinnen.
»Wäre ich eine Amsel«, Anonymus
Síle, Marcus und Jael aßen überteuertes Sushi in einem Restaurant in Temple Bar, das nur harte, schallabweisende Oberflächen aufwies.
»Es ist, als würde man in einem Xylophon zu Mittag essen«, beschwerte Marcus sich lautstark.
»Das kommt davon, wenn man sich in der tiefsten Provinz vergräbt«, sagte Jael zu ihm. »Du hast deinen Stadtpanzer schon ganz und gar abgelegt, und dabei sind es doch erst zwei Monate.«
»Ich baue Salat an, Pastinaken, Porree und Grünkohl, und ich richte mir ein Solarium ein«, sagte er.
»Ja, und ich habe selbstgefällige ›Zurück zur Natur‹-Affen allmählich satt. Was ist das da übrigens auf deinem Kopf?!«
»Tweed ist wieder angesagt«, meinte Síle und knabberte an einem Stück eingelegtem Ingwer.
»Nicht in Form einer Altmännermütze.«
»Der kahlgeschorene Schädel schien mir für Leitrim ein bisschen viel«, sagte Marcus verlegen und rückte seine Mütze zurecht. »Die Nachbarn denken sicher, ich mache eine Chemo.«
»Und was dich angeht –« Jael drohte Síle mit einem Eßstäbchen. »Ich dachte, diese kanadische Sache sollte nur eine unverbindliche Affäre sein?«
Sie hatte Síle kalt erwischt. »Nein, du hast gesagt, es klänge nach Spaß, so lange es eine unverbindliche Affäre bliebe.« Síle gelang es nicht, ihr Lächeln zu verbergen.
»Ich hoffe, dir ist klar, dass sie jederzeit wieder dem haarigen Charme des Neandertalers von nebenan erliegen könnte?«
»Ja«, mischte Marcus sich ein, »der Menne im Wohnwagen könnte in der Tat ein gewisses Hindernis sein.«
»Er ist weder haarig noch ein Hindernis«, sagte Síle mit lauter werdender Stimme. Fast wünschte sie, sie hätte ihnen nicht die ganze Geschichte erzählt. »Es ist ganz beiläufig und zwanglos passiert – es war nicht so, als wären sie ineinander verliebt.«
»Nein, bloß miteinander verheiratet«, sagte Jael kichernd.
»Geschieden – bis auf den Papierkram!!«, fauchte Síle.
»Okay, aber selbst wenn sie verrückt nach dir ist – Fernbeziehungen verschlingen Zeit und Energie ohne Ende«, warnte Jael sie.
»Klar, aber alles außer auf dem Sofa rumliegen braucht Energie«, widersprach sie. »Anton hat viel um die Ohren und findet dennoch Zeit für sein Taekwondo, oder?«
»Komm mir nicht mit dem verdammten Taekwondo! Das ist bloß eine Ausrede, um samstags nachmittags von mir und Ys wegzukommen. Nein, aber erinnerst du dich, wie ich hinter dieser Ex-Nonne in Portugal her war?«, fuhr Jael fort. »Was für ein Drama, diese ewige Warterei auf Post!«
»Das war prä-E-Mail, Granny«, gab Marcus seinen Senf dazu. »In Anbetracht von Internet und Billigflügen war die Zeit nie besser, sich in jemanden in weiter Ferne zu verlieben.«
Síle grinste ihn an. »Wie auch immer, es ist passiert, also habe ich keine andere Wahl.«
»Natürlich hast du das! Lesben und ihr verquerer Sinn für Romantik!« Jael kippte ihren Sake hinunter. »Wenn du es unbedingt fortführen musst, dann halte es pflegeleicht. Was ist mit Telefonsex? Das habe ich ein paar Mal mit dieser Polizistin in Australien ausprobiert.«
»Warum nur ein paar Mal?«, fragte Marcus.
»Hast du dich hinterher nicht einsam gefühlt?«, fragte Síle. »Ich habe schon oft gedacht, dass es traurig sein muss – diese unüberwindliche Kluft zwischen Wort und Fleisch …«
»Nein, es war einfach zu teuer«, sagte Jael. »Sie hat so lange gebraucht, um zu kommen, dass es jedes Mal dreißig Mecken gekostet hat.«
Sie grölten.
»Du hättest die Aussie dazu bewegen sollen, sich vorher selbst schon mal ein bisschen in Stimmung zu bringen«, sagte Síle, »um dann für das große Finale anzurufen.«
»Ach, und einmal mit Anton«, fügte Jael hinzu, »als er über Nacht in Belfast war und zu viel Kaffee getrunken hatte, um schlafen zu können.«
»Ging das schneller?«, fragte Marcus.
»Zwei Minuten, höchstens! Ich hatte Six Feet Under stummgeschaltet und hab kaum etwas verpasst.«
»Ich weiß nie, ob es an der Art liegt, wie du die Dinge erzählst, dass sie so haarsträubend klingen«, sagte Síle, »oder ob du so ein haarsträubendes Leben führst, damit du deinen Freunden was erzählen kannst.«
»Ich und ein haarsträubendes Leben führen? Schön wär’s! Wenn ich daran denke, wie wild ich früher war«, lamentierte Jael, den Mund voller Reis. »Promisk, mal hier, mal dort, gebrochene Herzen pflasterten meinen Weg. Und jetzt bin ich eine spießige Vorort-Mami mit pflegeleichter Frisur.«
»Du hast immer noch eine gepiercte Zunge«, versuchte Marcus sie zu trösten.
»Nein, es ist zugewachsen«, erwiderte sie düster und zeigte es ihm.
Síle stieß einen Laut der Enttäuschung aus.
»Wisst ihr, was überhaupt das Schlimmste ist? Wir haben Yseult mit dem Zug nach Kildare geschickt, und Mummy und Dad sind mit ihr in die Sonntagsschule gegangen.«
»Nein!«
»Hoffentlich wird sie nicht so hässlich homophob«, sagte Marcus.
»Dafür sorge ich schon«, versicherte Jael ihm. »Um ehrlich zu sein, hält sie uns das für ein paar Stunden vom Leib, damit wir mal ungestört in die Kiste gehen können.«
»Ich habe früher Chatrooms dem Telefon immer vorgezogen«, sagte Marcus, »weil es da Bilder gibt.«
»Früher?«, wiederholte Jael.
»Heißt das, du sublimierst deine Libido durch Gartenarbeit?«, wollte Síle wissen.
»Nun …« Verlegen trank er einen Schluck Sake.
Jael sprang ein. »Sag nicht, du hast in der Ödnis des Nordwestens jemanden aufgetan?«
»Nein, in der Ödnis von Temple Bar«, entgegnete er und wies mit dem Kopf nach draußen. »Er wohnt über dem Vintage Vinyl. Ich habe das ganze Wochenende dort verbracht.«
»Also deshalb hast du meine Nachrichten ignoriert!«, sagte Síle anklagend.
»Du Schlampe!« Jael beglückwünschte ihn, und zwar laut genug, dass die Gäste am Nebentisch aufschreckten.
»Name und Seriennummer!« Absurderweise verspürte Síle einen Stich: Sie hätte es als Erste erfahren sollen, aber sie war in der letzten Zeit so mit Jude beschäftigt gewesen …
»Pedro Valdez. Er kennt dich, Síle.«
»Pedro aus Barcelona? Gott, die Welt ist klein! Er hat die Fotos für die Pride Exhibition gemacht, die ich damals, wann war das – ’93? – organisiert habe.«
»Du hättest uns also schon vor Jahren miteinander bekanntmachen können?«
»Woher sollte ich wissen, dass ihr beide euch mögen würdet – von all den schwulen Schwestern in meinem Bekanntenkreis ausgerechnet ihr?«
»Natürlich tun wir das«, sagte Marcus. »Er ist hinreißend, er ist irrsinnig witzig, er ist ein brillanter Designer –«
»Ich hätte gedacht, dass Pedro ein bisschen zu still für dich ist«, sagte Síle.
»Überhaupt nicht! Er ist nur ein bisschen eigenwillig.«
Jael zuckte die Achseln. »Diese Dinge kann man nie voraussehen.«
»Ich freue mich so!« Síle legte Marcus den Arm um die Schultern.
»Ich wette, jetzt wünschst du, du wärst in Dublin geblieben«, meinte Jael.
Er streckte ihr die Zunge heraus.
»Als ich das letzte Mal zwei verkuppelt habe, war es das reinste Desaster«, sagte Síle. »Ich habe dem abgeschworen.«
»Um wen ging’s da?«
»Um meine Schwester. Ich habe Orla mit Willliam verkuppelt – er war der Seminarleiter, als ich die Fortbildung in Sachen Mitarbeiterführung gemacht habe. Im Laufe der Jahre ist er ultrakatholisch geworden, richtig gruselig. Aber hör mal«, wandte sie sich an Marcus, »wie kommt es, dass ihr zwei euch nie zuvor begegnet seid, du und Pedro?«
»Ich glaube, wir sind uns sogar mal begegnet – bei einer Fetischnacht auf den Quays – ’98 oder so –«
»Er sagt schon ›wir‹, hörst du das?«, meinte Jael grimmig.
»– aber damals trug er eine Gummimaske, von daher konnte ich mich nicht an sein Gesicht erinnern.«
Die beiden Frauen prusteten vor Lachen.
»Also, Jude Lavinia!« Síle lag in ihrem purpurroten Samtmorgenmantel vor dem Kaminfeuer und breitete ihr Haar zum Trocknen auf einem Seidenkissen aus.
»Schweig!«, sagte Jude. »Ich wünschte, ich hätte mir meinen zweiten Vornamen nicht entlocken lassen.«
»Du wirrrst mirrr alles errrzählen«, sagte Síle mit transilvanischem Akzent.
»An deinem Ende der Welt muss es schon ziemlich spät sein.«
»Ich warte noch auf die Sopranos.«
»Ein Chor?«
»Jude! Manchmal ist deine Unwissenheit in Sachen Fernsehen geradezu außerirdisch.«
»Aha.«
»Also – ist der Frühling inzwischen in Ontario angekommen?«, fragte Síle.
»Oh, es ist schon praktisch Sommer. Der Flieder hinterm Haus hat an Muttertag angefangen zu blühen, was ich als einen der seltenen Witze meiner Mom betrachte.«
»Mein Liebling«, sagte Síle bekümmert. Sie schwiegen. »Bei uns ist der Muttertag im März, nicht im Mai. Es hat bestimmt damit zu tun, wann die ersten Blumen blühen.« Sie sah Jude vor sich, wie sie sich mit der Hemdmanschette die Augen trocknete. Welches Hemd? Das schwarze aus Baumwolle? »Ich wünschte, du wärst hier – du könntest in mein sehr aufnahmefähiges Haar weinen.«
Ein zittriges Lachen. »Ich erinnere mich gut daran.«
»Übrigens, Jael und Marcus finden es ein bisschen verdächtig, dass du dich in eine ältere Frau verliebt hast, kurz nachdem deine Mutter gestorben ist.«
Es folgte ein ausgeprägtes Schweigen, bevor Jude sagte: »Wow. Das war mir noch nicht in den Sinn gekommen.«
»Du machst Witze.«
»Die beiden Dinge haben nichts miteinander zu tun.«
»Alles ist miteinander verbunden, Süße«, sagte Síle.
»Tja, nenn mich naiv –«
Síle bereute, davon angefangen zu haben. »Ich wollte dich nicht –«
»– aber ich glaube, deine Freunde ziehen voreilige Schlüsse.«
»Logisch«, stimmte Síle eilig zu. »Wir Dubliner reden schneller als wir denken.«
»Rizla ist in deinem Alter – vielleicht finde ich Jüngere einfach nicht so interessant. Und wenn du meine Mom kennengelernt hättest – na, sagen wir einfach, du und sie – ihr beide habt nicht das Geringste gemein«, fügte Jude entschlossen hinzu.
Síle wand sich auf ihrem Schaffell, um es sich noch bequemer zu machen. »Ich wünschte, wir hätten dieses Gespräch im Bett.«
»Mmmhhh« – stimmte Jude ihr zu. »Die Sache mit euch älteren Frauen ist: Ihr wisst wirklich, was ihr tut.«
»Oh, danke! Aber ich habe keine sonderlich breite Erfahrung. Jael hat da diesen Begriff entwickelt – sexuelle Dichte«, sagte Síle. »Das ist die Anzahl der Menschen, mit denen du genitalen Sex hattest, geteilt durch die Jahre, die du schon sexuell aktiv bist. Sie sagt, jeder, dessen Dichte unter eins ist, hat die Einladung zur Party des Lebens zerrissen.«
»Und wie hoch ist Jaels Dichte?«
»Als ich sie kennenlernte, lag sie um fünf, aber seit sie Anton geheiratet hat, geht es rapide bergab.«
»Und was ist mit deiner?«
»Lass mal sehen – dich inbegriffen«, beschloss Síle, »wären das sechs im Laufe von über, Moment, zwanzig Jahren … Das sind ungefähr null Komma drei Frauen pro Jahr.«
»Ein Bein«, sagte Jude, »oder ein Arm und einige Rippen.«
Síle lachte.
»Ich kann kaum glauben, dass es vor mir nur fünf glückliche Gewinnerinnen gegeben hat.«
»Wettergegerbte Hure der Stratosphäre, die ich bin?«
»Es ist nur … Du bist so weit herumgekommen, weißt du? Du bist in so vielen Gewässern geschwommen, dass du gut Vergleiche anstellen kannst. Du kennst so viele verschiedene Arten von Essen, von Musik, Filmen …«
»Warum hat sich mein Liebesleben nicht aus ebenso vielen Quellen gespeist? Keine Ahnung«, erwiderte Síle. »Vielleicht war ich zu sehr damit beschäftigt zu reisen und zu essen und ins Kino zu gehen …«
»Allein schon wenn ich deine Telefonnummer wähle, werde ich feucht …«
Síle setzte sich auf, und ihr Haar fiel in einem feuchten Schleier um sie herum. Eine geschlagene Minute sprach keine von ihnen. Schon merkwürdig, dachte sie, wie viel Geld Leute während der teuersten Tarifzeit bereit sind zu zahlen, um einander beim Schweigen zuzuhören.
»Síle? Bist du noch da?«
»Ja. Bloß sprachlos.«
»Ganz was Neues.«
Als der Shuttle in der Morgendämmerung draußen hupte und die Amseln zu zwitschern begannen, hatte Síle sich gerade eine neue schwarze Strumpfhose angezogen und schickte eine E-Mail an Jude ab.
Der Gedanke an Dich ist ein andauernder Schock für mich – wie der Duft einer frischangeschnittenen Zitrone. Deine S.
»Nuala und Tara, ihr könnt Spanisch, richtig? Japanisch irgendjemand?«
»Ein wenig«, sagte Justin.
Sie musterte sein Revers. »Prima, aber wo ist dein Namensschild?«
»Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, Síle –«
»Nicht wieder auf dem Nachttisch im Hotel liegengelassen, oder? Das nächste Mal muss ich es in deiner Akte vermerken«, warnte sie ihn.
»Ja, Mami«, flüsterte er.
Sie grinste zurück. »Also ich bin heute Abend in der Hauptkabine, und zwar mit dir, dir, dir, dir, dir und dir«, sagte sie und wies auf die Betreffenden. Die anderen fünf würden sich um die Erste Klasse kümmern, was weniger Arbeit bedeutete als in der Economy, aber mehr Servilität, dachte sie immer. »Der Kapitän sagt, über Grönland kann es ein bisschen turbulent werden, und er möchte Grapefruitsaft. Der Erste Offizier will Clamato.«
»Wie ist die Passagierauslastung?«, fragte Coral und zupfte ihr jadegrünes Halstuch zurecht. Sie sah verkatert aus, und nicht zum ersten Mal in diesem Jahr. Síle hatte sie auch schon dabei erwischt, wie sie einen stärkenden Zug aus dem Sauerstoffvorrat an Bord nahm.
»Sechsundneunzig Prozent«, antwortete Síle. Grimassen ringsum. In früheren Jahren waren es eher fünfzig bis sechzig Prozent gewesen, mit vielen Reihen unbesetzter Plätze.
»Ich habe gehört, bei den Russen müssen die Passagiere stehen, damit sie mehr reink...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelei
  2. Widmung
  3. Hinweis der Autorin
  4. Silvester
  5. Reisekrankheit
  6. Sic transit
  7. Was, wann, wo, wie, warum
  8. Genii loci
  9. Alte Gewohnheiten
  10. Auslandskorrespondenz
  11. Praktisch nichts
  12. Familie
  13. Menschliche Behausung
  14. Bereinigung
  15. Folgen
  16. Heimatstützpunkt
  17. Scheitelpunkt
  18. Das, was im Werden ist, das, was vergeht
  19. Lieder der Sehnsucht
  20. Hier und jetzt
  21. Geografieunterricht
  22. Schwerwetter
  23. Stippvisite
  24. Im Frühjahr vor, im Herbst zurück
  25. Geschichte zum Anfassen
  26. Alles auf eine Karte
  27. Abkunft
  28. Platzschilder
  29. Danksagung
  30. Die Autorin
  31. Impressum
  32. Weitere Titel