Teil II
Externe Validität verbessern
Kapitel 4
Erhebungsdesigns und -methoden
IN DIESEM KAPITEL
Unterschiede zwischen Erhebungsdesigns
Vor- und Nachteile verschiedener Erhebungsmethoden
Beobachtende Methoden verstehen
In der Regel lassen sich Forschungsdesigns einer von zwei großen Kategorien zuordnen: Versuchsdesigns (Experimente) und Erhebungsdesigns (Beobachtungen oder Befragungen). Den Versuchsdesigns widmen wir uns in Teil III dieses Buchs. In diesem Kapitel befassen wir uns mit Erhebungsdesigns.
Die Unterschiede zwischen Forschungsdesigns und Forschungsmethoden sind am Anfang für viele Studierende verwirrend. In diesem Kapitel erklären wir die Unterschiede zwischen verschiedenen Arten von Designs und Datenerhebungsmethoden. Diese Informationen sollen Ihnen die erfolgreiche Planung eines Forschungsprojekts mit einem Erhebungsdesign erleichtern.
Wir bauen dabei auf Kapitel 3 auf und betrachten eine besondere Form der externen Validität, die man als ökologische Validität bezeichnet, sowie deren Beziehung zu beobachtenden Forschungsmethoden.
Erhebungsdesigns verstehen
Erhebungsdesigns (Beobachtungen, Befragungen) sind Forschungsdesigns, die Variablen messen, welche natürlich auftreten, also von den Forschenden nicht absichtlich manipuliert oder beeinflusst werden (wie das bei Experimenten der Fall ist). Erhebungsdesigns verwendet man daher oft, um Beziehungen zwischen Variablen zu untersuchen, wie sie in der realen Welt vorkommen.
Im Vergleich zu Experimenten lassen sich Erhebungen oft einfacher und kostengünstiger durchführen. In Erhebungen lassen sich größere Stichproben als in Experimenten untersuchen, und die Ergebnisse lassen sich oft auch auf größere Populationen verallgemeinern (mehr dazu in Kapitel 5).
In Forschungsprojekten kommt immer eins von drei verschiedenen Erhebungsdesigns zum Einsatz: ein Querschnittdesign, ein Längsschnittdesign oder ein Design mit aufeinanderfolgenden unabhängigen Stichproben. (Mehr dazu finden Sie auch im Kasten »Klassifikation von Forschungsdesigns« weiter hinten in diesem Kapitel.)
Wählen Sie Ihr Forschungsdesign immer in Abhängigkeit von der jeweiligen Forschungsfrage, die Sie bearbeiten möchten.
In den folgenden Abschnitten beleuchten wir die Vor- und Nachteile der einzelnen Erhebungsdesigns.
Querschnittdesigns
Mit einem Querschnittdesign erheben Sie Daten von allen Einzelpersonen zu einem einzigen Datenerhebungszeitpunkt (also pro Person in einer einzigen Sitzung, selbst wenn sich die ganze Studie über einen längeren Zeitraum erstreckt). Eine solche Datenerhebungssitzung kann kurz sein (vielleicht fünf Minuten) oder länger dauern (zum Beispiel einen ganzen Tag, oder Sie lassen die Teilnehmer Erholungspausen machen). Wie lange die einzelne Datenerhebung dauert, ist unwichtig: Das wesentliche Merkmal eines Querschnittdesigns ist, dass Sie die Daten behandeln, als wären sie alle zum selben Zeitpunkt erhoben worden.
Für den Einsatz eines Querschnitt-Erhebungsdesigns gibt es zwei Gründe:
Untersuchungen der Beziehungen zwischen mindestens zwei Variablen: Stellen Sie sich vor, Sie möchten in einer Forschungsstudie die Beziehung zwischen Prüfungsangst und der Leistung in einer Prüfung zu Forschungsmethoden untersuchen. In dieser Studie bitten Sie alle Teilnehmer, einen Fragebogen auszufüllen, um deren Prüfungsangst zu messen. Außerdem lassen Sie die Teilnehmer eine Prüfung zu Forschungsmethoden absolvieren. Im Anschluss können Sie die Beziehung zwischen den Scores des Fragebogens und den Prüfungsergebnissen untersuchen. Wenn Sie diese Studie mit vielen Teilnehmern durchführen möchten, kann es lange dauern, bis Sie alle Ergebnisse vorliegen haben, aber die Messungen (Fragebogen und Prüfung) führen Sie bei den einzelnen Teilnehmern jeweils zu einem einzigen Zeitpunkt durch.
Feststellung der Prävalenz (des Vorkommens) bestimmter Variablen wie Überzeugungen, Haltungen oder Stimmungszuständen: Sie möchten vielleicht eine Studie durchführen, um den Anteil der Studierenden zu beschreiben, die starke Prüfungsangst haben. In dieser Studie würden die Teilnehmer nur einen Fragebogen (der die Prüfungsangst misst) zu einem Zeitpunkt bearbeiten.
So eine Studie erscheint auf den ersten Blick ganz einfach, sie wird aber selten von Studierenden durchgeführt. Warum? Studien, die die Prävalenz eines Merkmals messen sollen, erfordern in der Regel eine sehr große Stichprobe aus einem geografisch ausgedehnten Gebiet, sodass die Ressourcen, die für die Durchführung erforderlich sind, das übliche Budget von Studierenden sprengen würden.
Vorteile von Querschnittdesigns
In vielen Studiengängen, die sich mit empirischer Sozialforschung beschäftigen, werden in Forschungsprojekten gerne Querschnitt-Erhebungsdesigns verwendet, weil diese viele praktische Vorteile haben, unter anderem:
Ressourcenbedarf: Sie erfordern (meistens) weniger Ressourcen als andere Erhe-bungsdesigns, sodass sie kostengünstiger sind.
Zeitbedarf: Sie erfordern (me...