Praxishandbuch Interkulturalität
Vielfalt in der Arbeitswelt managen
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Praxishandbuch Interkulturalität
Vielfalt in der Arbeitswelt managen
Über dieses Buch
Die kulturelle Vielfalt in der Arbeitswelt wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten eine der zentralen Herausforderungen darstellen - nicht zuletzt durch die Flüchtlingsströme der letzten Monate und Jahre, deren Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt eine immense Wichtigkeit hat und fast täglich Gegenstand der politischen Diskussion ist. Untrennbar damit verbunden ist der Blick darauf, inwieweit bislang die Integration von Menschen gelingt, die zwar in Deutschland geboren sind, jedoch einen Migrationshintergrund aufweisen. Darüber hinaus gehört zur Betrachtung der Interkulturalität als eine der entscheidenden Diversitätsdimensionen auch die Beschäftigung damit, wie sich Fach- und Führungskräfte für den deutschen Arbeitsmarkt gewinnen und an ihn binden lassen, und wie es gelingen kann, in multinationalen Belegschaften die richtige Balance zwischen Individualität und gemeinsamen kulturellen Werten zu schaffen.
Diese Aufgaben werden Unternehmen und das Personalmanagement auf absehbare Zeit stark fordern. Und genau dort setzt das "Praxishandbuch Interkulturalität" an. Nach einer kurzen allgemeinen Einführung gliedert sich das Buch in vier Unterkapitel. Das erste inhaltliche Kapitel beschäftigt sich mit der Integration von Geflüchteten in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Im zweiten Kapitel steht die Integration von in Deutschland geborenen Menschen mit Migrationshintergrund im Fokus. Kapitel drei widmet sich der Internationalen Rekrutierung und berücksichtigt dabei unterschiedliche Zielgruppen (High Potential, Fachkräfte mittleren Qualifikationsniveaus sowie niedrig qualifizierte Kräfte). Das letzte inhaltliche Kapitel schließlich betrachtet multinationale Belegschaften aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Das Buch schlägt darüber hinaus eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis, indem aktuelle Studienergebnisse und statistische Hintergrundinformationen mit sehr praktischen Handlungsempfehlungen und Praxisbeispielen aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen verknüpft werden.
Häufig gestellte Fragen
Information
1
Interkulturalität als Modell der Zukunft
Einführung
Kultur – Versuch einer Definition
- Verhaltensmuster sind einer der sichtbarsten Teile einer Kultur (Hofstede et al. 2010). Zum Beispiel sind sie häufig in Reise-Ratgebern zu finden: Ob man sich per Händedruck, Wangenkuss, Umarmung oder Verbeugung begrüßt, ob man mit Messer und Gabel, Stäbchen oder mit der Hand isst, ob man Beine, Schultern oder Haare in der Öffentlichkeit zeigen sollte etc. Durch diese Sichtbarkeit ist es relativ leicht, die unterschiedlichen Verhaltensweisen zu erkennen und sich gegebenenfalls anzupassen.
- Kommunikationsstile hingegen stellen einen abstrakteren Aspekt einer Kultur dar und sind somit schwieriger zu erkennen. Unterschiedliche Arten und Weisen zu kommunizieren führen häufig zu Missverständnissen und Konflikten, ohne dass bemerkt wird, dass diese einen kulturellen Hintergrund haben. In der Literatur werden viele Arten von Kommunikationsstilen definiert. Ein Beispiel sind die sogenannten Kommunikationsstile »direkt« oder »indirekt«. In den Kulturen, die durch direkte Kommunikation geprägt sind, kommunizieren Menschen klar ihre Gefühle, Gedanken und Wünsche, äußern offene Kritik und erwarten ein ähnliches Verhalten von ihrem Gesprächspartner bzw. ihrer Gesprächspartnerin. Andere Kulturen sind durch indirekte Kommunikation geprägt. Das heißt, die Menschen kommunizieren ihre Gefühle, Gedanken und Kritik durch Andeutungen und Hinweise, zum Beispiel mithilfe von nonverbaler Kommunikation wie Gestik, Mimik und Intonation (Taylor u. Osland 2003). Sie sind in der Lage, solche Andeutungen zu interpretieren und den eigentlichen Sinn eines Gespräches zu erschließen. Sie erwarten zudem, dass ihre Gesprächspartnerinnen und -partner ebenfalls solche Methoden verwenden, um sich auszudrücken. Die deutsche und die US-amerikanische Kultur werden häufig mit einem direkten Kommunikationsstil verbunden, während Menschen aus China, Lateinamerika oder dem arabischen Raum ein indirekter Kommunikationsstil zugeordnet wird (Merkin u. Ramadan 2010; Schröder 2010; Günthner 2008).
Kulturvergleichende Studien
- Machtdistanz (Power Distance)
- Unsicherheitsvermeidung (Uncertainty-Avoidance)
- Individualismus vs. Kollektivismus (Individualism vs. Collectivism)
- Maskulinität vs. Feminität (Masculinity vs. Feminity)
- lang- vs. kurzfristige Orientierung (Long-Term vs. Short-Term Orientation) sowie
- Genuss vs. Zurückhaltung (Indulgence vs. Restraint)
Kulturdimension | Erläuterung |
Machtdistanz | Diese Dimension gibt an, inwieweit weniger mächtige Individuen einer Organisation bzw. Institution eine ungleiche Verteilung von Macht akzeptieren bzw. erwarten. Die Machtdistanz wird mit dem Power-Distance-Index gemessen, der 2010 in einer Studie von Hofstede et al. für 76 Länder erhoben wurde. Es zeigte sich, dass die Machtdistanz in Osteuropa, Lateinamerika, Asien und Afrika höher ist als in deutsch- oder englischsprachigen Ländern (Hofstede 2011). |
Unsicherheitsvermeidung | Diese Dimension beschreibt, wie tolerant eine Gesellschaft gegenüber Ambiguitäten ist. Kulturen, die eine hohe Unsicherheitsvermeidung aufweisen, neigen dazu, ungewohnte Situationen durch Regeln und Gesetze zu minimieren. In der 2010 durchgeführten Studie von Hofstede et al. für 76 Länder zeigte sich, dass der Index bei ost- und zentraleuropäischen sowie deutschsprachigen Ländern höher lag als in englischsprachigen Ländern (Hofstede 2011). |
Individualismus vs. Kollektivismus | Diese Dimension steht für das Ausmaß, in dem Personen in einer Gesellschaft beispielsweise Eigeninitiative gegenüber dem Konzept der Großfamilie bevorzugen (Festing et al. 2011). Während in individuellen Kulturen Personen zunächst nach sich selbst und ihrer unmittelbaren Familie schauen, sind Personen in kollektiven Kulturen von Geburt an in starke Gruppen integriert, wie die eigene Großfamilie mit Onkeln, Tanten und Großeltern. Der Index wurde in der 2010 durchgeführten Studie für 76 Länder ermittelt, wobei sich zeigte, dass Individualismus vor allem in den westlichen Ländern vorherrscht, wohingegen Kollektivismus eher in östlichen Ländern vorzufinden ist (Hofstede 2011). |
Maskulinität vs. Feminität | Der Kulturdimension Maskulinität vs. Feminität liegt die Annahme zugrunde, dass zwischen eher maskulinen Werten und eher femininen Werten unterschieden werden kann. Diese differieren von durchsetzungs- und wettbewerbsfähig zu zurückhaltend und fürsorgend. Während die erstgenannten Werte dem maskulinen Pol zugeschrieben werden, stehen die Letztgenannten für den femininen. Bezugnehmend auf die 2010 durchgeführte Studie von Hofstede et al. findet sich ein erhöhter Index für Maskulinität in Japan und deutschsprachigen Ländern. In skandinavischen Ländern sowie in den Niederlanden ist demgegenüber ein niedriger Index zu... |
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titelseite
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Interkulturalität als Modell der Zukunft
- 2 Integration geflüchteter Menschen in den deutschen Arbeitsmarkt
- 3 Die Folgegeneration auf dem Arbeitsmarkt – Die berufliche Integration der in Deutschland geborenen Menschen mit Migrationshintergrund
- 4 Umgang mit multinationalen Belegschaften
- Die Autoren
- Literaturverzeichnis
- Stichwortverzeichnis
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