Teil IV
Ihre eigene Rolle im Change
In diesem Teil . . .
Wer als Führungskraft in Top oder Middle Management oder als Projektleiter für Wandel verantwortlich ist, erfährt in diesem Teil, was seine spezielle Rolle für erfolgreichen Change ist. Beispiele aus der Praxis, ein Erste-Hilfe-Kasten für Projektleiter und zahlreiche Tipps helfen Ihnen, Ihre Aufgabe wahrzunehmen. Wenn Sie Unterstützung brauchen, zeigen Ihnen die entsprechenden Abschnitte in den Kapiteln, wie Sie sich diese Unterstützung organisieren können. Und weil Widerstand ein unvermeidbares Phänomen in einer tief greifenden Veränderung ist, handelt ein Kapitel ausführlich davon, wie Sie damit umgehen können.
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Plötzlich Leiter für ein Change-Projekt – und nun?
In diesem Kapitel
Ihre Rolle als Projektleiter verstehen
Als Projektleiter kraftvoll starten
Externe Unterstützung auf richtige Weise suchen
Es ist sehr unterschiedlich, zu welchem Zeitpunkt und von wem ein Mitarbeiter davon erfährt, dass er bei einem Change die Projektleitung übernehmen soll. Optimalerweise sollte das ganz früh stattfinden – aber leider ist das selten der Fall. Rechnen Sie eher damit, dass das Projekt schon eine Weile im Verborgenen läuft (zum Beispiel durch die vorbereitenden Beratungen im Top Management), bevor Sie angesprochen werden.
Dieses Kapitel fasst die Punkte zusammen, die für Sie als Projektleiter wichtig sind, damit Sie die menschliche Seite der Veränderung kompetent steuern können. Leser, die bisher vor allem fachlich-inhaltlich gearbeitet haben, finden Informationen dazu, wie sich diese Projektleitungsaufgabe von ihrer bisherigen Tätigkeit unterscheidet und was die Rolle eines Change-Projektleiters ausmacht. In einem Change-Projekt gibt es viele unvorhersehbare Ereignisse und mehr Konflikte und Widerstand als in reinen Fachprojekten. Manche Personen stehen einer Change-Projektleitung daher skeptisch gegenüber. Hier können Sie Chancen und Risiken für sich abwägen und erfahren, wie Sie das Unvorhersehbare erfolgreich meistern können.
Anhand des Kompetenzprofils für Change-Projektleiter können Sie prüfen, wo Sie sich für diese Aufgabe schon gewappnet fühlen und wo Sie noch Ergänzungsbedarf sehen. Der Erste-Hilfe-Kasten hilft Ihnen, über die ersten zwei Wochen zu kommen, falls Sie die Projektleitung »spontan« übernehmen müssen. Außerdem gibt Ihnen der letzte Abschnitt einen Überblick über die Argumente für beziehungsweise gegen externe Beratung.
Warum ich?
Möglicherweise geht es Ihnen ja so wie vielen anderen Projektleitern: Die Verantwortung ist plötzlich da, obwohl Sie nicht ausdrücklich darum gebeten haben. Sie fühlen sich ins kalte Wasser geschubst, wo Sie jetzt den Kopf oben zu halten versuchen; es kribbelt elektrisierend auf der Haut, aber Sie wissen noch nicht, ob Sie der Schlag trifft oder ob das die Vorphase einer genialen Zeit wird. Vielleicht freuen Sie sich über die neue Herausforderung. Trotzdem bleibt bei vielen neuen Projektleitern häufig die Frage: Warum wurde gerade ich ausgewählt? Je nach Tagesform oder Selbstvertrauen reichen die Antworten dann von »Es war halt kein anderer da …« bis »Weil ich der Beste für diese Aufgabe bin!«.
Sie werden Ihre Rolle als Projektleiter im Change nicht verstehen und keinen Erfolg haben, wenn Sie die mit dieser Aufgabe verknüpften Erwartungen an Ihre Person nicht kennen. Es ist also keine private Frage, warum es gerade Sie »getroffen hat«, sondern diese Information ist karriererelevant: Warum man Sie ausgewählt hat, hat etwas mit den Erwartungen an das Projekt zu tun. Es kann nicht erfolgreich werden, wenn Sie im Dunkeln tappen.
Sich einen Überblick über die Erwartungen verschaffen
Ihr erster Schritt als Projektleiter besteht zunächst darin, ein möglichst klares Bild von Projektauftrag und -hintergrund zu bekommen. Gehen Sie deshalb folgendermaßen vor:
Ermitteln Sie den
Initiator für das Veränderungsprojekt. Falls das nicht Ihr unmittelbarer Ansprechpartner (zum Beispiel Vorgesetzter) ist, forschen Sie so lange nach, bis Sie zur Quelle des Auftrags vorstoßen. Sprechen Sie mit diesem Initiator
persönlich und fragen Sie ihn:
• Wie: Welche Umstände haben zu dem Change-Projekt geführt?
• Wo: Welchen Stellenwert hat dieses Projekt im Zusammenspiel mit allen anderen laufenden Projekten oder Initiativen? Welches Projekt ist noch höher gewichtet? (Ein Change-Vorhaben braucht die eindeutige Unterstützung und volle Aufmerksamkeit des Top Management, wenn es erfolgreich sein will; die Hintergründe dazu erläutert Ihnen Kapitel 11.)
• Wofür: Was ist Ihr oberstes Ziel in dem Change-Projekt?
• Wer: Wer ist bereits eingebunden, wer noch nicht?
• Was: Was erwarten Sie ganz konkret von mir als Projektleiter?
Mit diesen Fragen stellen Sie sicher, dass in der Kommunikationspyramide keine wesentlichen Informationen, Ziele oder Teilaufträge verloren gingen oder verändert wurden.
Fragen Sie Ihren
Vorgesetzten nach verfügbaren Informationen und seinen Vorstellungen von Ihrer Rolle...