Geld aus dem Nichts
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Geld aus dem Nichts

Wie Banken Wachstum ermöglichen und Krisen verursachen

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Wie Banken Wachstum ermöglichen und Krisen verursachen

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Über dieses Buch

Die jüngste Finanzkrise hat deutlich gemacht, dass Banken und ihre Kreditvergabe in heutigen Wirtschaften eine entscheidende Rolle spielen. Wie genau diese Kreditvergabe mit der Geldschöpfung zusammenhängt, ist für viele Menschen allerdings kaum ersichtlich.

Mathias Binswanger schafft in seinem Buch nun endlich Klarheit und erklärt, wie Geld geschaffen wird, welche Bedeutung dieser Prozess in einer modernen Wirtschaft besitzt und welche Probleme er verursacht.

Fundiert und differenziert zeigt er die Banken in ihrer Tätigkeit als Geldproduzenten: Sie leihen nicht Geld aus, welches vorher jemand bei ihnen deponiert hat, sondern sie schaffen neues. Dank der Fähigkeit der Geldschöpfung ermöglichen Banken so Wachstum, indem Investitionen finanziert werden können, ohne dass vorher gespart wird. Der Autor zeigt aber auch die Schattenseiten des Prozesses: Ein Großteil des von den Banken geschaffenen Geldes wird in einer modernen Wirtschaft für den Kauf von Wertpapieren oder Immobilien verwendet, was zu spekulativen Blasen und Finanzkrisen führt.

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Information

Verlag
Wiley-VCH
Jahr
2015
ISBN
9783527695126

Teil III
GELDSCHÖPFUNG UND WIRTSCHAFTSWACHSTUM

»The study of money, above all other fields in economics, is one in which complexity is used to disguise truth or to evade truth, not to reveal it.«
John Kenneth Galbraith (Money: Whence it came, where it went, 1975, S. 15)

1 Wachstum – Inflation – Spekulation: Mögliche Auswirkungen der Geldschöpfung in der Wirtschaft

In den vorangehenden Teilen des Buches wurde dargestellt, wie Geld durch Geschäftsbanken geschaffen wird und wie sich dieser Prozess im Verlauf der Zeit entwickelt hat. Im Folgenden geht es um die fundamentale Frage, welche Auswirkungen diese Geldschöpfung auf die Wirtschaft hat. Dies ist eine der umstrittensten Fragestellungen der gesamten Volkwirtschaftslehre, welche Ökonomen seit hunderten von Jahren beschäftigt und häufig in die Irre geführt hat. Denn solange man den Geldschöpfungsprozess der Geschäftsbanken nicht richtig erfasst bzw. ignoriert, lassen sich die Auswirkungen einer Erhöhung der Geldmenge in der Wirtschaft nicht nachvollziehen. Wie wir sehen werden, ist die Möglichkeit der Geldschöpfung eine Voraussetzung für andauerndes Wirtschaftswachstum, welches sonst gar nicht finanzierbar wäre.
Da Geld über die Kreditvergabe bzw. durch den Kauf von Aktiven der Geschäftsbanken geschaffen wird, hängt die Auswirkung der Geldschöpfung in der Wirtschaft ganz entscheidend davon ab, was die Kunden der Bank mit dem neu geschaffenen Geld machen. Dabei lassen sich die folgenden drei grundsätzlichen Möglichkeiten unterscheiden[1]:
1. Reales Wachstum: Geld wird produktiv verwendet zur Finanzierung eines Mehreinsatzes bzw. Verbesserung der Produktionsfaktoren Arbeit und Realkapital, was eine Ausdehnung bzw. Veränderung der Produktion bewirkt. Unternehmen, die sich von einer Geschäftsbank Geld ausleihen, verwenden das Geld dafür, neue Maschinen oder Anlagen zu kaufen, die Beschäftigung zu erweitern, und die Produktionsprozesse zu verbessern, so dass sie in Zukunft mehr oder auch neue Arten von Gütern und Dienstleistungen produzieren können. Das zusätzlich in der Wirtschaft umlaufende Geld ermöglicht dann sowohl eine Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage als auch des gesamtwirtschaftlichen Angebots. In der Realität sind allerdings nicht alle finanzierten Investitionsprojekte erfolgreich, und die Finanzierung nicht erfolgreicher Investitionsprojekte führt zur Inflation, da den erhöhten Ausgaben keine Mehrproduktion gegenüber steht. Solange aber eine Mehrheit der Investitionsprojekte erfolgreich ist, bewirken Investitionen in Realkapital genau so wie die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen in erster Linie reales Wirtschaftswachstum. Nur teilweise produktiv sind Hypothekarkredite. Dienen sie der Finanzierung des Baus von Immobilien, dann führen sie über einen gewissen Zeitraum auch zu einer Zunahme der Produktion. Dienen die Hypothekarkredite hingegen nur zum Erwerb von schon bestehenden Liegenschaften, was bei der Mehrheit der Hypothekarkredite der Fall ist (Congdon, 2005, S. 114), dann werden sie nicht produktiv genutzt, und mehr Hypothekarkredite führen in diesem Fall tendenziell zu einer Zunahme der Immobilienpreise.
2. Inflation bei Gütern und Dienstleistungen: Geld wird unproduktiv verwendet zur Finanzierung des Kaufs von bereits existierenden Gütern und Dienstleistungen. Wird neu geschaffenes Geld für den Kauf von bereits früher produzierten Gütern oder Dienstleistungen eingesetzt, dann erhöht sich die Geldmenge, ohne dass irgendetwas Zusätzliches hergestellt wird. In diesem Fall führt die Geldschöpfung zu Inflation, da sich gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöht, aber das Angebot konstant bleibt. Eine solche unproduktive Verwendung ergibt sich am offensichtlichsten bei Konsumkrediten, wo nur zusätzliche Nachfrage finanziert wird. Aber auch Kredite an Unternehmen und Geldschöpfung durch Aufkauf von Staatschulden können zu unproduktiver Geldverwendung führen, wenn damit keine zusätzliche Produktion finanziert wird.
3. Inflation auf Finanzmärkten; Geld wird unproduktiv zum Kauf von Wertpapieren (vor allem Aktien) und Immobilien verwendet. Neu geschaffenes Geld kann auch zum Kauf von Wertpapieren oder Immobilien verwendet werden. In diesem Fall findet die Inflation auf den entsprechenden Finanzmärkten oder dem Immobilienmarkt statt, ohne dass sie in den Statistiken als Inflation gemessen wird. Sie äußert sich dann in Form von steigenden Aktienkursen oder steigenden Grundstückpreisen, da die Nachfrage nach diesen Aktiven ansteigt, ohne dass sich das Angebot verändert. Solche Preissteigerungen haben häufig spekulativen Charakter. Bei länger anhaltenden, starken Preissteigerungen spricht man von spekulativen Blasen. Diese Blasen platzen oft abrupt (es kommt zum Crash) und verursachen dann Finanzkrisen.
In der Realität können wir alle der drei beschriebenen Auswirkungen beobachten, wobei allerdings je nach wirtschaftlicher Situation, die eine oder andere dominiert. So war in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren in der Zeit des Wiederaufbaus und des Deutschen Wirtschaftswunders eindeutig die produktive Verwendung von Krediten vorherrschend. Geldschöpfung bewirkte vor allem reales wirtschaftliches Wachstum. Umgekehrt dominierte dort nach dem ersten Weltkrieg bis zur Hyperinflation im Jahre 1923 die unproduktive Verwendung von Geld, wie dies immer der Fall ist, wenn zu schnell zu viel Geld geschaffen wird. Der Börsenboom Ende der 1990er Jahre in den USA, aber auch in europäischen Ländern ist wiederum ein Beispiel für eine größtenteils unproduktive Verwendung von Geld an der Börse.
In den meisten Zeiten haben wir eine Mischung von realem Wirtschaftswachstum und Inflation, da produktive und unproduktive Verwendung von neu geschaffenem Geld parallel stattfinden. Die spekulativen Auswirkungen der Geldschöpfung auf den Finanzmärkten waren aber in der Vergangenheit meist auf bestimmte Episoden beschränkt (zum Beispiel der Boom und anschließende Zusammenbruch des Systems von John Law im Frankreich des 18. Jahrhunderts oder der Börsenboom und nachfolgende Crash in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre in den USA) und konnten in normalen Zeiten vernachlässigt werden. In neuster Zeit aber werden auch diese Auswirkungen zunehmend zu einem Dauerphänomen. Aus diesem Grund gewinnt die unproduktive Verwendung von neu geschaffenem Geld auf Finanz- und Grundstückmärkten immer mehr an Bedeutung (siehe Teil IV).
Keine der drei beschriebenen Auswirkungen folgt allein zwingend aus der Geldschöpfungstätigkeit. Geldschöpfung führt weder automatisch zu Wirtschaftswachstum noch zu Inflation noch zu spekulativen Blasen. Sie kann die eine oder die andere Auswirkung haben. Unabhängig davon, welche Auswirkung gerade dominiert, gilt aber die Tatsache, dass keine der drei Auswirkungen längerfristig ohne entsprechende Geldschöpfung möglich ist. Geldschöpfung ist eine notwendige aber keine hinreichende Bedingung für Wirtschaftswachstum, für Inflation oder für spekulative Blasen. Die eigenartige Sichtweise der Mainstreamökonomie besteht darin, dass (zumindest langfristig) nur die Auswirkung auf das Preisniveau akzeptiert wird. Die langfristige Auswirkung auf die reale Wirtschaft wird hingegen vehement bestritten. Geld soll und muss für die reale Wirtschaft langfristig neutral sein (siehe Kapitel 4). Auch spekulative Blasen werden als kurzfristiges Phänomen betrachtet, das man in der langen Frist nicht zu berücksichtigen braucht.
Dabei gilt es zu beachten, dass die drei möglichen Auswirkungen der Geldschöpfung miteinander zusammenhängen und sich zum Teil gegenseitig bedingen. So wird ein Unternehmen möglicherweise gerade deshalb produktive Investitionen vornehmen, weil darauf spekuliert wird, dass Konsumenten verstärkt unproduktive Konsumkredite aufnehmen und deshalb mehr kaufen. Oder es werden vermehrt Aktien auf Kredit an der Börse gekauft, weil man glaubt, dass in der Realwirtschaft neue produktive Investitionen finanziert werden, die einen neuen Boom auslösen.
Es gibt aber auch negative Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Auswirkungen der Geldschöpfung. Werden etwa zu schnell zu viele Kredite vergeben, dann dominiert die unproduktive Verwendung des damit geschaffenen Geldes und die Folge davon ist eine rasche Zunahme der Inflation. Diese hat aber eine abschreckende Wirkung auf Investitionen in Realkapital, denn in solchen Fällen besteht Unsicherheit über den Realwert zukünftiger erwarteter Erträge, was die Unternehmen von größeren Investitionsprojekten abhält. Stattdessen wird das Geld dann oft im Ausland angelegt, wo die Geldwertstabilität eher gewährleistet ist. Dies war vor allem der Fall während sogenannter Hyperinflationen wie zu Beginn der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland.
Auch muss berücksichtigt werden, dass Geld immer wieder für andere Zwecke verwendet wird. Gehen wir beispielsweise davon aus, dass in einer Wirtschaft in einem bestimmten Jahr die Geldmenge über einen Kredit an ein Unternehmen erhöht wird. Das Unternehmen verwendet diesen Kredit produktiv, indem damit Investitionen in neues Realkapital finanziert werden. Am Ende des Jahres wird der Kredit zurückbezahlt und im nächsten Jahr vergibt die Bank einen Kredit in gleicher Höhe an ein anderes Unternehmen, welches diesen Kredit aber nich...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelei
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Vorwort
  5. Einleitung: Warum wir den Prozess der Geldschöpfung und seine ökonomische Bedeutung nicht richtig verstehen
  6. Teil I Einfach und doch mysteriös: Geldschöpfung in der heutigen Wirtschaft
  7. Teil II Entdeckung und Entwicklung der Geldschöpfung
  8. Teil III Geldschöpfung und Wirtschaftswachstum
  9. Teil IV Geldschöpfung und Finanzmärkte: Spekulative Blasen und Finanzkrisen
  10. Teil V Braucht es Reformen?
  11. Fazit: Eine neue makroökonomische Perspektive
  12. Anmerkungen
  13. Literatur
  14. Stichwortverzeichnis