Die Philosophie bei Batman
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Die Philosophie bei Batman

Eine Reise in die Seele des Dark Knight

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Die Philosophie bei Batman

Eine Reise in die Seele des Dark Knight

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Batman ist einer der komplexesten und ambivalentesten Charaktere der Comic-Welt. Um ihn und sein Tun drehen sich eine Menge Fragen:
Welchen philosophischen Belastungen und Herausforderungen muss er sich beim Schutz von Gotham City stellen? Was treibt seine Gegenspieler an? Ist Batman in seiner Menschlichkeit besser als Superman?
Die Philosophie bei Batman bietet unterhaltsame Antworten und Einblicke in Batmans Welt. Das Buch zeigt wie der Dark Knight zum Beispiel mit ethischen Fragen, moralischer Verantwortung, seinem Wunsch nach Rache an den Mördern seiner Eltern und seiner geheimen Identität ringt. Dabei beschäftigen sich die Autoren mit bekannten Philosophen wie Plato, Aristoteles, Kant, Nietzsche und Kierkegaard.

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Information

Verlag
Wiley-VCH
Jahr
2013
ISBN
9783527659432
Teil 1

Handelt der Dunkle Ritter immer richtig?

1
Warum bringt Batman den
Joker nicht um?

Mark D. White

Gestatten: Joker

Im Verlauf einiger Jahrzehnte wandelte sich der Joker vom harmlosen Verbrecherclown zum ruch- und konkurrenzlosen Mörder. Jason Todd, der zweite Robin, geht auf sein Konto: Er prügelte ihn buchstäblich zu einem blutigen Brei und gab ihm dann den Rest. Lieutenant Sarah Essen, Jim Gordons zweite Frau, erschoss er vor den Augen zahlreicher Kleinkinder, die er drohte zu töten, um an Sarah heranzukommen. Jahre zuvor hatte er Jims Adoptivtochter, Ex-Batgirl Barbara Gordon, ins Rückgrat geschossen und Jim mit den Bildern gequält, wie sie, von der Hüfte abwärts gelähmt, hilflos, nackt und blutverschmiert auf dem Bauch lag. Ganz zu schweigen von den unzähligen Bürgern Gotham Citys – unlängst hat der Joker sogar seine eigenen Handlanger ausradiert![1]
Jedes Mal, wenn der Joker aus Arkham ausbricht, begeht er schmutzige Verbrechen, Verbrechen der Sorte, die der Philosoph Joel Feinberg (1926 – 2004) »Krank! Krank! Krank!« oder »triple-sick«[2] nennt. Natürlich fängt Batman den Joker jedes Mal wieder ein und schickt ihn durch die Drehtür zurück nach Arkham.[3] Batman weiß, dass der Joker wieder ausbrechen und höchstwahrscheinlich wieder töten wird, wenn er es nicht verhindern kann – was offensichtlich immer wieder passiert.
Warum bringt der Kreuzritter mit dem Cape ihn also nicht einfach um? Er würde so viele Leben retten! Unzählige würden noch leben, darunter etliche seiner Freunde und Partner, hätte er es längst getan. Polizeichef Gordon denkt immer wieder darüber nach, den Joker umzulegen, und meistens ist es Batman, der ihn daran hindert.[4] In einer äußerst erhellenden Szene von Hush steht Batman kurz davor, den Joker aus dem Weg zu räumen, und es ist Jim, der ihn davon abbringt. Batman fragt: »Wie viele Leben lassen wir ihn noch zerstören, Jim?« Und Jim antwortet: »Ist mir egal. Deines zerstört er nicht.«[5]
Obwohl er oft darüber nachgedacht hat, bringt Batman den Joker, seinen bei weitem blutrünstigsten Gegner, nicht um. Mit Ausnahme seiner allerersten Fälle weigert sich Batman generell zu töten, er sagt, wenn er töte, sei er um nichts besser als die Kriminellen, die zu bekämpfen er geschworen hat. Das klingt fast egoistisch, könnte man doch einwenden: »Hey, es geht doch nicht um dich, Batman!« Oder doch? Kann das sein? Gewöhnlich denken wir, jeder soll etwas tun, was vielen nützt – aber was ist, wenn dieses »Etwas« bedeutet, zum Mörder zu werden? Was ist wichtiger: Gutes tun oder nichts Falsches tun? (Alfred, bitte ein Aspirin!)
In diesem Kapitel fragen wir, ob es moralisch vertretbar ist, einen Menschen umzubringen, um weiteres Blutvergießen zu verhindern, also um eben das Problem, mit dem Batman konfrontiert ist, wenn er seine persönlichen Moralvorstellungen und die zahllosen Menschenleben, die er retten könnte, gegeneinander abwägt. Das Thema ist nicht neu, jüngst erst wurde es von dem Schurken Hush und dem wieder auferstandenen Jason Todd, zuvor auch schon von Jean-Paul Valley (Der Sturz des dunklen Ritters) aufgeworfen, die allesamt laxer mit der Ethik umgehen als Batman selbst.[6] Hier soll es mit Hilfe einiger berühmter Gedankenspiele diskutiert werden, durch die wir die Sachlage in ihre konstitutiven Elemente zergliedern können – nicht anders als Batman, wenn er ein clever eingefädeltes Verbrechen entschlüsseln will. (Na ja, fast, lasst mir meine Illusionen!)

Ist Batman Utilitarist oder Deontologe? Oder keins von beiden?

Das Argument für den Mord am Joker ist sehr einfach: Wenn Batman ihn umbringt, verhindert er die ganzen Morde, die er noch begehen würde. Diese Argumentation ist typisch für den Utilitarismus, eine Ethik, die das größtmögliche Glück oder Wohlergehen der größtmöglichen Zahl als Ergebnis menschlicher Handlungen anstrebt.[7] Viele Leben retten um den Preis von einem ergäbe netto einen hübschen Zugewinn an Wohlergehen; trotz der tragischen Komponente würden die meisten Utilitaristen dafür plädieren. (Wir könnten die Überlegungen erweitern, etwa um das Rachebedürfnis der Familien der Opfer oder die Trauer, die manche Menschen bei jedem Mord empfinden, doch ich will die Dinge nicht verkomplizieren.)
Superhelden sind aber keine Utilitaristen. Klar, sie mögen Glück und Wohlergehen nicht weniger als andere Menschen, doch bestimmte Dinge sind für sie schlicht tabu. Die Kriminellen wissen das natürlich und nutzen es aus: Warum sonst würden sie Unschuldige als Geißeln nehmen? Weder die Superhelden der Comic-Serien noch Polizisten in der Wirklichkeit riskieren das Leben unschuldiger Menschen, um einen Verbrecher dingfest zu machen, selbst wenn sie ihn damit unschädlich machen könnten. Ganz allgemein töten Superhelden nicht, auch nicht, um viele andere Menschen zu retten.[8]
Aber warum weigern sie sich? Der Utilitarist kann das nicht nachvollziehen. »Du lässt zu, dass es weitere Opfer geben wird, nur weil du nicht töten willst?« Genau das haben Jason Todd und Hush kürzlich Batman vorgeworfen. Ob er sich schon mal überlegt hätte, wie viele Leben er dadurch, dass er den Joker am Leben lässt, auf dem Gewissen hat, fragt Hush und kann es nicht fassen, dass Gerechtigkeitssinn und Pflichtgefühl den Blutzoll rechtfertigen sollen. Jason Todd sieht die Sache etwas persönlicher: Er verzeiht Bruce Wayne zwar, dass er ihn nicht gerettet hat, aber nicht, dass der Joker immer noch lebt, bei allem was dieser getan hat. Er kann sich das nur mit Blindheit, Wegschauen und Gefühllosigkeit erklären, angesichts der Friedhöfe, die der Joker gefüllt hat, angesichts der unzähligen Opfer, angesichts all der Freunde Batmans, die verstümmelt wurden. Und dass Batman tatsächlich zuließ, dass der Joker ihn, Jason Todd, umbrachte ...[9] Batmans Standardantwort ist: Wenn ich auch nur einmal töte, bin ich nicht besser als die Kriminellen, die ich bekämpfe. Batman würde den Joker nur zu gern umbringen – aber damit wäre eine Grenze überschritten, von der es kein Zurück gibt.[10]
Utilitaristen, wie gesagt, sehen das anders, Vertreter einer anderen Richtung der Ethik, die Deontologen, würden Batman hingegen zustimmen.[11] Sie beurteilen eine Handlung nach ihrer Motivation, nicht nach den Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Das Ziel heiligt für einen Deontologen niemals die Mittel, die Mittel müssen stets rechtmäßig sein. Es ist für Deontologen daher völlig unerheblich, dass mit dem gewaltsamen Tod eines Verbrechers potenzielle Opfer geschützt werden, in ihren Augen zählt nur eins: Töten ist unmoralisch, Punkt. Doch selbst der geradlinigste Deontologe kennt Ausnahmen von dieser Regel, beispielsweise in Notwehr. Dann wäre Töten also doch zulässig, vorausgesetzt, die Begründung stimmt? Damit ließe sich locker rechtfertigen, einen blutrünstigen Killer auszuschalten, oder? Um das herauszufinden, nehmen wir den öffentlichen Nahverkehr ...

Frau Professor Thomsons Straßenbahn

Zu den klassischen ethischen Dilemmata gehört das »Trolley-Problem« (benannt nach dem englischen Wort für Straßenbahn). Als Erste formulierte es Philippa Foot, und Judith Jarvis Thomson erweiterte es um eine interessante Variante.[12] Eine Straßenbahn gerät außer Kontrolle, auf ihrem Weg wird sie fünf Menschen überrollen, die sie nicht rechtzeitig bemerken und nicht mehr reagieren können. Es gibt eine Möglichkeit, diese Menschen zu retten: Man kann eine Weiche umstellen und sie auf ein anderes Gleis lenken. Dort steht »nur« ein Mensch, der allerdings auch keine Chance hätte. Stellen Sie sich vor, Sie stünden da und müssten entscheiden, ob Sie die Weiche umlegen oder nicht.
Oder stellen wir uns vor, ein gewisser Bruce stünde an der Weiche. Kann er es moralisch vertreten, die Straßenbahn aufs andere Gleis zu lenken? Ist er gar moralisch dazu verpflichtet? Thomson entscheidet sich für den Mittelweg: Bruce darf, muss aber nicht. Utilitaristen sähen Bruce in der Pflicht, Deontologen hingegen hätten ein Problem, wenn er tätig würde, denn für den Tod des einen würde er die Verantwortung tragen, während er für den Tod der fünf nichts kann. Thomsons Lösung scheint beide Ansätze zu verbinden: Bruce darf, sollte vielleicht sogar die Weiche umlegen und so eine Person töten und fünf retten, aber es ist auch akzeptabel, wenn er damit ein Problem hat.
Den Unterschied zwischen Utilitaristen und Deontologen erkennt man unter anderem an den Regeln, die sie aufstellen. Utilitaristen geben vom Handelnden unabhängige Ziele vor: Wohlstand maximieren. Es ist ihnen egal, wer dieser Regel folgt. Alle sollen so handeln, dass insgesamt mehr Wohlstand entsteht, wer sich dem entzieht, für den gibt es keine Entschuldigung. Deontologen hingegen formulieren Regeln personenbezogen. Du sollst nicht töten, sagen sie, und die Betonung liegt auf »du«, ganz egal, welche Gründe für das Töten sprechen sollten. Anders gesagt: Utilitaristen legen Wert auf den Ausgang einer Handlung, Deontologen auf das richtige Handeln. Die Weiche umlegen mag gut sein, weil nur ein Mensch umkommt statt fünf, aber es ist nicht unbedingt richtig (weil die erforderliche Tat verwerflich ist).[13]

Hush fänd's klasse ...

Thomson vergleicht die außer Kontrolle geratene Straßenbahn gern mit einem Chirurgen, der fünf Patienten hat, die alle an unterschiedlichen Organversagen sterben werden, wenn sie kein Spenderorgan bekommen. Wenn unser Chirurg seinen gesunden Kollegen betäubt und ihm die Organe entnimmt, rettet er seine fünf Patienten, lässt den Kollegen allerdings über die Klinge springen.[14]
Mit Ausnahme des verrückten, bandagierten Dr. Hush würden nur wenige Menschen eine so drastische Maßnahme gutheißen (am allerwenigsten Dr. Thomas Wayne, Friede seiner Seele). Sie merken schon, worauf ich hinaus will (Batman-Fans sind so gescheit!): Was unterscheidet einen, der zufällig an der Weiche steht, vom Chirurgen, der seinen Kollegen als Organspender missbraucht? In beiden Fällen kann ein Mensch durch Nichtstun fünf Menschen sterben lassen oder etwas tun, was einen tötet, aber fünf rettet. Die meisten Menschen würden es in dem einen Fall für richtig und im anderen gefühlsmäßig für falsch halten, dieses Gefühl hingegen zu begründen fällt schwer – selbst studierten Philosophen!

Zehn Gründe, warum das Batmobil keine Straßenbahn ist

Inwiefern ist Batmans Situation mit dem Menschen an der Weiche oder dem Chirurgen vergleichbar? Welche für Batman und den Joker relevanten Faktoren fehlen im Vergleich zu den beiden philosophischen Dilemmata? Und was sagt Batmans Weigerung über ihn selbst aus?
Ein wichtiger Unterschied: Alle sechs potenziellen Opfer im Straßenbahnbeispiel sind »ethisch gleichwertig«. Es gibt also keine moralische Rechtfertigung, sie unterschiedlich zu behandeln, sie tragen eben so wenig Schuld wie Patienten und Kollege im Chirurgenbeispiel.
Spielt das überhaupt eine Rolle? Thomson modifiziert ihr Beispiel mehrfach, um das zu verdeutlichen: Die fünf Menschen auf der Hauptstrecke könnten Säufer sein, die sich am frühen Morgen in ihrem Suff aufs Gleisbett gelegt haben und eingeschlafen sind, der auf dem Nebengleis hingegen ein mit Reparaturarbeiten beschäftigter Mitarbeiter der Stadtwerke. Der Mitarbeiter muss sich bei den Schienen aufhalten, die fünf Trunkenbolde nicht. Hätte das Einfluss auf unsere Entscheidung, wenn wir an der Weiche stünden? Wenn die fünf Patienten durch eigenes Verschulden in ihre verzweifelte Lage kamen und sich nie um ihre Gesundheit gekümmert haben, der Kollege sich hingegen stets fit gehalten und asketisch gelebt hat? In beiden Fällen sind die fünf...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelei
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Einführung
  5. Teil 1  Handelt der Dunkle Ritter immer richtig?
  6. Teil 2  Recht, Gerechtigkeit und die Gesellschaftsordnung – wie ist Batman einzuordnen?
  7. Teil 3  Herkunft und Ethik: Werdegang eines Kreuzritters
  8. Teil 4  Wer ist Batman? (Ist das eine Fangfrage?)
  9. Teil 5  Existentialistische und taoistische Einsichten über Fledermäuse
  10. Teil 6  Freund, Vater ... Rivale? Die vielen Rollen der Fledermaus
  11. Über die Autoren
  12. Danksagung
  13. Anmerkungen
  14. Stichwortverzeichnis