1 Begriffsdefinition
Aktivierend-therapeutische Pflege in der Geriatrie bezieht sich auf Menschen mit
• Unterstützungs- und Pflegebedarf sowie
• (Früh-)Rehabilitationsbedarf
und geht über die Grundpflege hinaus und ist mit der Behandlungspflege nicht zu vergleichen.
Unter Beachtung der vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie aktueller gesundheitlicher Einschränkungen stehen insbesondere das (Wieder-)Erlangen und Erhalten von Alltagskompetenz im Mittelpunkt.
Ziel ist,
• die individuell optimal erreichbare Mobilität des Menschen,
• die Selbständigkeit und
• Teilhabe in der Form, wie diese vor der aktuellen Verschlechterung bestanden haben, wieder zu erreichen.
Dies beinhaltet, den alten, multimorbiden Patienten mit multiplen Funktionseinschränkungen trotz und mit seiner aktuellen oder chronifizierten Einschränkung die Möglichkeiten seines Handelns selbst erfahren zu lassen und dahingehend zu motivieren, mit pflegerischer Unterstützung Aktivitäten wieder zu erlernen und einzuüben.
Aktivierend-therapeutische Pflege greift auch die Arbeit der Therapeuten auf, setzt diese im interdisziplinären Behandlungskonzept fort und gibt Impulse zur Zieldefinition des Behandlungsteams.
Die Zielformulierung und Bestimmung der erforderlichen Interventionen im Rahmen der Aktivierend-therapeutischen Pflege werden
• gemeinsam mit dem Betroffenen,
• im interdisziplinären geriatrischen Team und
• ggf. mit den Angehörigen
erarbeitet, umgesetzt und evaluiert.
Die Aktivierend-therapeutische Pflege wird somit und demnach geprägt von einem Beziehungsprozess mit
• zielgerichteten Maßnahmen und
• aktivierend-trainierenden Aktivitäten
mit dem Betroffenen.
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie, Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie sowie der Bundesverband Geriatrie haben den geriatrischen Patienten definiert durch (
Abb. 1):
• geriatrietypische Multimorbidität und
• höheres Lebensalter (überwiegend 70 Jahre oder älter);
Die geriatrietypische Multimorbidität ist hierbei vorrangig vor dem kalendarischen Alter zu sehen.
Oder durch das Alter 80+
aufgrund der alterstypisch erhöhten Vulnerabilität, z. B. wegen
• des Auftretens von Komplikationen und Folgeerkrankungen,
• der Gefahr der Chronifizierung sowie
• des erhöhten Risikos eines Verlusts der Autonomie mit Verschlechterung des Selbsthilfestatus.
Abb. 1: Definition des geriatrischen Patienten
Mit Blick auf diese Definition ergeben sich Besonderheiten hinsichtlich der Bedarfe, Risiken und Verbindlichkeiten bei der Aktivierend-therapeutischen Pflege in der Geriatrie, bspw. die Beachtung eines erhöhten Sturz- und Dekubitusrisikos, die in der individuellen Pflege der Betroffenen ihren Niederschlag finden.
2 Beschreibungen
Die Begriffsbestimmung bildet die Grundlage für eine Beschreibung der Aktivierend-therapeutischen Pflege in der Geriatrie. Den in Kapitel 1 dargestellten Zielen folgend, beschäftigte sich die Arbeitsgruppe zur Beschreibung der ATP-G mit Pflegetheorien und -modellen sowie verschiedenen Leistungserfassungs- und Klassifikationssystemen.
Die in den einzelnen Pflegemodellen bzw. -theorien aufgeführten Bereiche wurden durch die Arbeitsgruppe analysiert. Hierbei wurde ausgehend vom Pflege...