Heteronomieästhetik der Moderne
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Heteronomieästhetik der Moderne

Irene Albers, Marcus Hahn, Frederic Ponten, Irene Albers, Marcus Hahn, Frederic Ponten

  1. 347 páginas
  2. German
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Heteronomieästhetik der Moderne

Irene Albers, Marcus Hahn, Frederic Ponten, Irene Albers, Marcus Hahn, Frederic Ponten

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Today's spectrum of research in literary studies is characterized by a sense of openness to the methods of comparative literature and cultural studies, along with a wide range of interdisciplinary crossover. The spectrum Literaturwissenschaft series is intended to be a forum for this pluralistic new model of literary studies. It presents papers that are informed by methodologically innovative, frequently comparative approaches, and whose findings are of importance well beyond the narrow boundaries of national philological horizons.

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Información

Editorial
De Gruyter
Año
2022
ISBN
9783110701746
Edición
1
Categoría
Literatur

Wandrers Sturmlied im Kalten Krieg: Goethes Heteronomieästhetik und die Reinigungsarbeit der Literaturwissenschaft

Marcus Hahn
Marcus Hahn, Professor für deutsche Philologie (Neuere deutsche Literaturwissenschaft) an der Universität Regensburg. Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Köln, danach Literatur- und Medienwissenschaftler in Konstanz, Siegen, Wien und Gent. Zu seinen Publikationen zählen u. a. Geschichte und Epigonen. »19. Jahrhundert« / »Postmoderne«, Stifter / Bernhard (Freiburg: Rombach, 2003), (Hg.) Disziplinen des Lebens. Zwischen Anthropologie, Literatur und Politik (Tübingen: Narr, 2004), (Hg.) Trancemedien und Neue Medien um 1900. Ein anderer Blick auf die Moderne (Bielefeld: transcript, 2009), Gottfried Benn und das Wissen der Moderne 1905 – 1932 (2 Bde. Göttingen: Wallstein, 2011) sowie die gemeinsam mit Nacim Ghanbari bzw. Frederic Ponten herausgegebenen Themenhefte Reinigungsarbeit (2013) und Deutschland-Analysen (2020) der Zeitschrift für Kulturwissenschaften .

Zusammenfassung

Der Mythos von der Autonomie hat seine Wirksamkeit nie allein nur der ästhetischen Programmatik verdankt, wie sie am Ende des achtzehnten Jahrhunderts theoretisch entwickelt und bis ins zwanzigste Jahrhundert fortgeführt worden ist. Es war immer auch notwendig, auf ein Korpus von kanonischen Werken verweisen zu können, das zum einen der literaturgeschichtlichen Großerzählung von der Geburt der ästhetischen Autonomie aus dem Geiste der Modernisierung und Säkularisierung als Kronzeugen dienen und das zum anderen in der akademischen Ausbildung als Übungsobjekt verwendet werden konnte. Als einer der frühesten und wichtigsten deutschsprachigen Texte aus diesem Korpus gilt bis heute Johann Wolfgang Goethes Hymne Wandrers Sturmlied (1772 – 1774). Der Artikel überprüft diese Einschätzung am Text und an seiner Interpretationsgeschichte. Er kommt zu dem Ergebnis, dass dieses Gedicht erst im Kalten Krieg zum autonomen Sprachkunstwerk erklärt worden ist und dass es sich – wie die Untersuchung der in ihm gestalteten literarischen, religiösen und sozialen Heteronomien zeigt – viel eher einer heteronomen Schreibpraxis Goethes zuordnen lässt.

1

Vor einigen Jahren hat die Slavistin Annette Werberger die nach dem Zweiten Weltkrieg in West- und Mitteleuropa etablierte Sicht auf die historische Genese der literarischen Moderne pointiert als den Glauben an „die Selbstentfaltung einer selbstbewussten, reflektierten modernen Schriftkultur” (2012, 118) beschrieben. In ihr entwickelten sich „literarische Gattungen und Formen”, „parallel dazu literarische Institutionen (Zeitungen, Salons, Literaturhäuser etc.)” und so würden durch den Fortschritt „von oralen Formen, Mythen und Epen zum modernen Roman, von den Heiligenviten zur Biographie oder von den geistlichen Liedern zum hermetischen Gedicht” schließlich „die heteronome religiöse Literatur säkularisiert und folkloristische Mündlichkeit sowie Anonymität überwunden” (2012, 118). Die Idee der „Literaturautonomie” sei in dieses Verständnis der Moderne „als eine Art (deutsche‍[r]) Mythos” eingebettet, „der durch Exklusion von Gebrauchsliteratur aus dem romantischen und später modernen Literaturbegriff, durch eine Fremdmachung und Antiquisierung von oraler Literatur zu Folklore und durch eine Sakralisierung von weltlicher Literatur” zustande gekommen sei, und der dem „Großnarrativ von der säkularen autonomen Literatur als höchster europäischer Kunstform” (2012, 118 – 119) zugearbeitet habe. Ein zentraler Punkt, den man in Werbergers Zusammenfassung ergänzen sollte, ist der Hinweis darauf, dass der deutsche, teilweise aber auch europäisch-transatlantische1 Mythos von der literarischen – oder allgemeiner: von der ästhetischen – Autonomie seine Wirksamkeit nie allein nur der autonomieästhetischen Programmatik selbst verdankt hat, wie sie am Ende des achtzehnten Jahrhunderts in den theoretischen Schriften Karl Philipp Moritz’, Immanuel Kants oder Friedrich Schillers entwickelt und bis zur ästhetischen Theorie Theodor W. Adornos und seiner Erben im zwanzigsten Jahrhundert fortgeführt worden ist.2 Vielmehr war es immer auch notwendig, dass ein Korpus von kanonischen deutschsprachigen (oder in anderen europäischen oder europäischstämmigen ‚Literatursprachen‘ verfassten) Texten benannt werden konnte, in denen Autonomie zwar unter Umständen nicht vollständig realisiert, aber doch zumindest als zentrales bürgerliches oder bohemistisches Ideologem in Anspruch genommen zu werden schien. Sie waren nicht nur Kronzeugen für die literaturgeschichtliche Großerzählung von der Geburt der ästhetischen Autonomie aus dem Geiste der Säkularisierung,3 sondern hatten auch eine Rolle als Demonstrations- und Übungsobjekte in der akademischen Ausbildung zu spielen, in der gelehrt wurde, was Autonomie ist und mit welcher Methode man sie am besten erkennen kann. Besonders attraktiv waren dabei Werke, die als vermeintlich blinde literarische oder künstlerische Praxis sowohl der Theoretisierung der Autonomie im deutschen Idealismus um 1800 als auch der folgenschweren soziologischen Aneignung der Autonomievorstellung um 1900 durch Max Weber als eigene ‚Wertsphäre‘ – später von Niklas Luhmann bzw. Pierre Bourdieu zum ‚Funktionssystem‘ bzw. ‚Feld‘ der Kunst weiterentwickelt – historisch vorausliegen. Die Kunst selbst, so wird es von dieser chronologischen Abfolge suggeriert, ist schon längst ins Reich der Freiheit aufgebrochen, bevor ihr die philosophische Ästhetik oder die Kunstsoziologie in gebührendem zeitlichen Abstand folgen – die Eule der Minerva beginnt ihren Flug bekanntlich erst mit der einbrechenden Dämmerung.
Einer der wichtigsten deutschsprachigen Texte aus diesem Korpus ist Johann Wolfgang Goethes Gedicht Wandrers Sturmlied (1772 – 1774) gewesen. Dem von Werberger skizzierten Mythos zufolge müsste es sich dabei um eine paradigmatische literarische Umsetzung der Autonomieästhetik handeln, d. h. – um nur zwei neuere Belegstellen zu zitieren – in diesem Text müsste eine „Autonomie-Proklamation des dichterischen Genies” vorliegen, das „sich von allen heteronomen Instanzen zu emanzipieren” (Valk 2012, 99) trachtet, und es müsste „[d]‌ie Autonomie des dichtenden Subjekts” nicht nur „die Grundbedingung der Hymne” (Schilling 2014, 143), sondern auch die ihrer Auslegung sein. Dieses autonomistische Verständnis ist in der langen und komplizierten Deutungsgeschichte von Wandrers Sturmlied weder von Anfang an vorhanden gewesen noch ist es unwidersprochen geblieben, weshalb es in diesem Beitrag nicht nur um Fragen der autonomie- oder hetero...

Índice

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Die Heteronomieästhetik der Moderne und das Projekt einer symmetrischen Literaturwissenschaft
  5. Wandrers Sturmlied im Kalten Krieg: Goethes Heteronomieästhetik und die Reinigungsarbeit der Literaturwissenschaft
  6. Zur Heteronomie der Einbildungskraft von Marsilio Ficino bis Friedrich Schiller
  7. Die Heteronomie des l’art pour l’art. John Keats und Théophile Gautier
  8. „Death By Water”. Moby-Dick und die Propheten der Heteronomie
  9. Art magique. Literarische Heteronomie bei Baudelaire
  10. Nachhut der Avantgarde. Raoul Hausmann und Richard Huelsenbeck als Historiographen des Dadaismus
  11. Die Attrappe. Aby Warburgs Vortrag zum „Schlangenritual” der Hopi
  12. Heteronomieästhetik und Gemeinschaftsbildung im Zeichen des Rhythmus. Überlegungen zu einer theoriegeschichtlichen Konstellation in den 1930er und 1940er Jahren
  13. „Genauso haben Horkheimer und ich es gemeint”. Heteronomieästhetik in Thomas Manns Zusammenarbeit mit Theodor W. Adorno am Doktor Faustus
  14. Von der Heteronomie des Autors zur Autonomie der Sprache: Leiris und Ricardou als Leser von Roussel (und Mallarmé)
  15. Postautonomie und Spekulation – das Werk von Veronica Stigger und die Ausweitungen des literarischen Feldes in Lateinamerika