Der Desinformant
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Der Desinformant

Erinnerungen eines DDR-Geheimdienstlers

Horst Kopp

  1. 256 pages
  2. German
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  4. Disponible sur iOS et Android
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Der Desinformant

Erinnerungen eines DDR-Geheimdienstlers

Horst Kopp

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"Die Abteilung X war ein Instrument des Psychokrieges. Und deshalb noch geheimer als geheim."Horst Kopp war Offizier in der fĂŒr Aktive Maßnahmen und Desinformation zustĂ€ndigen Abteilung X der Hauptverwaltung AufklĂ€rung. Seine Mitarbeiter sorgten unter anderem dafĂŒr, dass bestimmte Meldungen in westdeutsche Zeitungen und Zeitschriften lanciert wurden. Sie kooperierten mit Journalisten, und manche der Angeworbenen glaubten, fĂŒr die CIA zu arbeiten. Kopp wirft einen erhellenden Blick auf ein von Legenden und Geheimnissen umranktes Kapitel nachrichtendienstlicher TĂ€tigkeit in der Zeit des Kalten Krieges. Und Kopp verrĂ€t, wer Bundeskanzler Willy Brandt 1972 die Mehrheit sicherte und im Amt hielt, als die CDU/CSU ihn stĂŒrzen und durch ein konstruktives Misstrauensvotum ihren Fraktionschef Barzel an die Macht bringen wollte. Horst Kopp schildert hier erstmals die Details.

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Informations

Madrid und andere Baustellen
Die seit Anbeginn ihrer Existenz verfolgte Außenpolitik der Sowjetunion war auf die Schaffung eines Systems kollektiver Sicherheit gerichtet. Moskau war damit in den 30er Jahren am Widerstand Großbritanniens und Frankreichs gescheitert, was verhĂ€ngnisvolle Folgen hatte. Und am Ende des Zweiten Weltkrieges zerbrach die Anti-Hitler-Koalition und begann der Kalte Krieg, was zur GrĂŒndung zweier bald bis an die ZĂ€hne bewaffneter MilitĂ€rpakte fĂŒhrte. In den 60er Jahren war der atomare Vorsprung der USA dahin, die UdSSR hatte durch enorme Anstrengungen – wofĂŒr in der DDR nicht zuletzt die Wismut-Kumpel einen beachtlichen Teil leisteten – ein atomares Patt erreicht. Dieses militĂ€rstrategische Gleichgewicht der beiden FĂŒhrungsmĂ€chte der NATO und des Warschauer Vertrages fĂŒhrte zu grundsĂ€tzlichen neuen Überlegungen. Frieden war nicht mehr gegen den anderen zu erzwingen, sondern nur noch gemeinsam zu erringen. Alles andere wĂŒrde in einer nuklearen Katastrophe enden. Wer als Erster schießt, stirbt als Zweiter, lautete die richtige und folgenreiche Erkenntnis. Am 5. Juli 1966 verabschiedete der Politisch Beratende Ausschuss, das FĂŒhrungsgremium des Warschauer Vertrages, in Bukarest eine Deklaration, in der die Einberufung einer europĂ€ischen Konferenz fĂŒr Sicherheit und Zusammenarbeit vorgeschlagen wurde. Ziel der Konferenz sollte sein, »die Prinzipien der Beziehungen zwischen den Staaten Europas in einer gemeinsamen Deklaration zu formulieren und den Weg zur Schaffung eines Systems der Kollektiven Sicherheit zu öffnen«.
FrĂŒhere AnlĂ€ufe der Sowjetunion – etwa 1955 auf der Genfer Konferenz der Regierungschefs der vier SiegermĂ€chte und auf Außenministertreffen 1955 und 1958 – waren abgewiesen worden. Inzwischen aber hatte ein Umdenken bei den GroßmĂ€chten begonnen. Dazu trug im Übrigen auch der Berliner Mauerbau 1961 bei, wie etwa der BRD-Diplomat Hans-Heinrich Wrede Jahrzehnte spĂ€ter formulierte: »Der Mauerbau war ein trauriger Höhepunkt des Kalten Krieges. Doch zugleich war er auch ein Wendepunkt, denn er hat ein Umdenken in der Frage eingeleitet, wie die West-Ost-Beziehungen insgesamt und wie die deutsche Frage kĂŒnftig konzeptionell und praktisch zu behandeln seien.« Der konspirativ vollzogene Mauerbau markierte damit sichtbar das Scheitern der westlichen Politik der StĂ€rke.
Nach jener Aufforderung in Bukarest im Sommer 1966 begannen intensive Verhandlungen, an deren Ende neun Jahre spÀter eine von 33 europÀischen Staats- und Parteichefs sowie dem PrÀsidenten der USA und dem kanadischen Regierungschef unterzeichnete Schlussakte stand. »Der Prozess schuf ein neues Bewusstsein, dass StabilitÀt nur gesamteuropÀisch zu erreichen sei«, schrieb der SPD-Sicherheitsexperte Egon Bahr 1996 in einem Text der edition ost.
Als im Sommer 1975 Honecker und die anderen PolitgrĂ¶ĂŸen in der Finlandia-Halle ihren Namen unter die Schlussakte setzten, verteidigten Bohnsack und ich gerade unsere Diplomarbeit als Staatswissenschaftler an der Akademie fĂŒr Staat und Recht in Potsdam-Babelsberg. FĂŒnf Jahre anstrengendes Fernstudium, fĂŒnf Jahre Doppelbelastung gingen endlich zu Ende.
Auch der AuslandsaufklĂ€rung der DDR war klar, dass die in jahrelangen Verhandlungen zustandegekommene Vereinbarung Konsequenzen fĂŒr unsere Arbeit haben wĂŒrde. NatĂŒrlich glaubte keiner daran, dass die westlichen Dienste nach Helsinki ihre TĂ€tigkeit gegen uns einstellen wĂŒrden.
Dieser Illusion gab sich niemand hin, keiner war derart naiv zu glauben, dass der Klassenkampf sich nunmehr erledigen wĂŒrde. Zumal unmittelbar nach der Unterzeichnung der Schlussakte deutlich wurde, dass der Westen die bĂŒrgerlichen Freiheiten und die Menschenrechte zum Kernpunkt der zehn fixierten Prinzipien machen wĂŒrde. Es begann der Streit um die Interpretation des Dokuments. Bei uns im Hause wurde die Parole ausgegeben: Der ideologische Kampf wird hĂ€rter und schĂ€rfer.
Der in der Folgezeit nicht nur von Diplomaten beschworene »Geist von Helsinki« sollte kĂŒnftig vorrangig vom Westen unterlaufen werden, indem einzelne Elemente der Schlussakte ihres Zusammenhangs entledigt oder willkĂŒrlich und einseitig ausgelegt wurden. Aber wir waren keine Diplomaten, keine Politiker, sondern Geheimdienstler, die – neben manch anderem – die TĂ€tigkeit unserer Diplomaten und UnterhĂ€ndler sichern sollten. So geschah es, dass ich 1980 zu einer Nachfolgekonferenz in Madrid abkommandiert wurde.
1978 war die erste KSZE-Nachfolgekonferenz in Belgrad nach zwanzig Verhandlungswochen nahezu gescheitert. Die Abgesandten der 35 Teilnehmerstaaten wollten ĂŒber die bessere Handhabung der Schlussakte von Helsinki sprechen und den nĂ€chsten Konferenztermin festlegen. Doch der Westen wollte nur ĂŒber »Korb III« und die Verletzung der Menschenrechte im Osten reden. Das lag auch an der VerĂ€nderung der Großwetterlage. In den USA amtierte seit 1976 Jimmy Carter als PrĂ€sident; nach der Niederlage der USA in Vietnam versuchte er, das ramponierte Image seines Landes mit einem global gefĂŒhrten Kampf fĂŒr die Menschenrechte aufzupolieren. Damit begann eine neue Periode der Ideologisierung der US-amerikanischen Außenpolitik. Die Hardliner warfen zudem seinem VorgĂ€nger Ford vor, man habe in Helsinki den Sowjets zu viele ZugestĂ€ndnisse gemacht. Das sollte nun vom Weißen Haus korrigiert werden. Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt schrieb spĂ€ter: »Das legitime Verlangen nach Verwirklichung der Menschenrechte war in den HĂ€nden Carters und Reagans (US-PrĂ€sident von 1981 bis 1989 – H. K.) zeitweilig zu einem Schlaginstrument verkommen. Man redete nicht mehr miteinander. Die Diplomatie war zum Teil herabgesunken zu einer mittels Fernsehen und Lautsprechern ausgetragenen gegenseitigen Beschimpfung.«
In diesem Klima nun sollte in Madrid ĂŒber sicherheits- und vertrauensbildende Maßnahmen und AbrĂŒstung in Europa beraten werden. Markus Wolf hatte festgelegt, dass ein Mitarbeiter der Abteilung X der DDR-Delegation an die Seite gestellt werden sollte. Wagenbreth diskutierte mit uns, die Entscheidung fiel am Ende zwischen Bohnsack und mir. FĂŒr GĂŒnter sprachen dessen zweifellos vorhandene journalistische QualitĂ€ten, außerdem beherrschte er die englische Sprache besser als ich, weshalb er bereits als »Schwimmtrainer« mit unserer Olympiamannschaft 1976 nach Montreal geflogen war. Meine StĂ€rken hingegen lagen nachweislich in der praktischen operativen Arbeit: Ich war der bessere Spion.
Am Ende entschied man sich fĂŒr mich.
Ich hatte mehrere Monate Zeit, mich auf diesen Einsatz in der spanischen Metropole vorzubereiten. Als Erstes musste ich mir eine glaubwĂŒrdige Legende zulegen. Das war die eines journalistischen Mitarbeiters im Presseamt des Ministerrates. Ich war nicht der Einzige aus unserem Hause, der an dieser »Maßnahme« beteiligt war. Soweit ich wusste, waren auch Mitarbeiter der Abteilungen III (zustĂ€ndig fĂŒr die legal abgedeckten Residenturen) und der VII (Auswertung und Analyse) involviert. Nicht unerwartet wurde ich fĂŒr Madrid der Abteilung III unterstellt, die Horst JĂ€nicke verantwortete, der ein Stellvertreter von Markus Wolf war.
Bereits in der Vorbereitungsphase war es wichtig, sich als Nobody unter der Legende einzufĂŒhren. Die wenigen DDR-Journalisten, die an solchen Treffen teilnahmen, waren erprobt. Sie kannten sich nicht nur untereinander, ihre Gesichter waren auch den Delegationsmitgliedern vertraut. Tauchten plötzlich fremde Personen auf, waren diese bereits enttarnt: Jeder DDR-Insider wusste, dass erstens der Name falsch war, unter dem er sich vorstellte, weil er zweitens nicht von der Dienststelle kam, die ihn angeblich geschickt hatte. Das klappte bei mir aber ganz gut, so war ich bald in die Madrid-Mannschaft integriert. Diese bestand aus etwa zwanzig Personen inklusive Dolmetscher, SekretĂ€rinnen und »Journalisten«. Chef der Crew war Botschafter Peter Steglich, der bereits in Helsinki SekretĂ€r der DDR-Delegation gewesen war. Wir sollten in Madrid fast anderthalb Jahre lang in unserem Quartier Bad und Toilette teilen. Unsere Zimmer in der DDR-Botschaft lagen nĂ€mlich nebeneinander. Die Vertretung befand sich im Norden Madrids in einer besseren Gegend. Nebenan gab es ein französisches Gymnasium und auf der anderen Straßenseite ein GebĂ€ude, das der spanische Geheimdienst nutzte. Von dessen Dach wurde unsere Botschaft rund um die Uhr observiert, jeder, der das Haus betrat oder verließ, wurde fotografiert. Fuhren wir an arbeitsfreien Wochenenden mit einem der Renaults der Botschaft ĂŒber Land, folgten sie uns in gebĂŒhrendem Abstand. Machten wir Picknick, legten die Spanier ebenfalls eine Pause ein. Der Gartennachbar war ein faschistischer General, der dort seine gewiss nicht geringe Pension verzehrte, wie wir hörten, als wir am ersten Abend im Garten in lauer Luft am Pool ein Bier tranken. Berlin und die dortige Hektik waren weit weg. Allerdings: Jeden Wochenendausflug musste ich mir von der Zentrale in Berlin genehmigen lassen, und ĂŒberschritt die geplante Reise 200 Kilometer, war sie fĂŒr mich tabu. Ich musste mir dann immer eine Ausrede einfallen lassen, warum ich nicht mitfuhr.
Die offizielle Delegation flog von Berlin-Schönefeld mit einer sowjetischen Transportmaschine, die irgendwelche Aggregate nach Havanna bringen sollte und eine Zwischenlandung in Madrid machte. Keine Linienmaschine, erst recht kein Charter. Die DDR sparte eben, wo sie konnte.
Ich hatte im GepĂ€ck sieben Punkte, die ich in den nĂ€chsten Monaten erfĂŒllen sollte. Ganz oben stand die Sicherung der Delegation, eventuelle Provokationen sollten verhindert oder abgewehrt werden. Nicht minder wichtig die ungefilterte Wiedergabe meiner Beobachtungen des Kongressverlaufes. Die Zentrale wollte keine geschönten Berichte oder Interpretationen, sondern die ungeschminkte Wahrheit. Daneben, drittens, sollte ich Kontakte zu westlichen Konferenzteilnehmern suchen und ausloten, wer fĂŒr uns interessant sein könnte. Eine Werbung war mir ausdrĂŒcklich untersagt worden, aber ich sollte Augen und Ohren offenhalten, an wen man spĂ€ter mit diesem Ziel herantreten könnte. Die Punkte vier bis sieben waren das Übliche: Zusammenarbeit mit den IM vor Ort (zwei hatte ich quasi im GepĂ€ck), Sammlung von Material und Erfahrungen fĂŒr die Arbeit in Berlin sowie meine engagierte Mit- und Nachwuchsarbeit in der Delegation. Denn es wurden nicht nur regelmĂ€ĂŸig junge Diplomaten im Wechsel eingeflogen, die Erfahrungen sammeln sollten, auch inoffizielle Mitarbeiter wechselten durch. Ich ließ drei neue nachkommen und die PlĂ€tze von anderen besetzen.
Die Sitzungen fanden in einem Kongresszentrum statt, das etwa zehn Kilometer von unserer Botschaft entfernt lag. Meist fuhren wir mit unseren Renaults dorthin. Das Auditorium, bestehend aus den Delegationen, saß in ansteigenden Sitzreihen, wie in einem Kino oder Theater. Unsere PlĂ€tze befanden sich in der achten Reihe vorm PrĂ€sidium und waren, wie schon in Helsinki, in der Abfolge des spanischen Alphabets verteilt worden – die RepĂșblica DemocrĂĄtica Alemana war zwischen der RepĂșblica Federal de Alemania und den Estados Unidos de AmĂ©rica platziert. Die Westdeutschen saßen in einer Reihe mit und hinter uns, jenseits des Ganges thronten die US-Amerikaner.
Die Debatten waren fĂŒr mich, wenngleich fĂŒr die meisten Beobachter ziemlich ermĂŒdend, absolut spannend. Ich hatte noch nie zuvor an solchen diplomatischen Muskel- und Wortspielen teilgenommen. Vieles blieb mir fremd und verborgen, doch ich fand, dass die Sache einen beachtlichen Unterhaltungswert besaß. Vor allem wurde mir die Kompliziertheit und KomplexitĂ€t der Materie erstmals bewusst. Es war nicht so einfach und schlicht, wie es bisweilen in Berlin vom Schreibtisch aus wirkte. Sicher, prinzipiell lagen wir dort immer richtig, und hier lief man Gefahr, bei der unablĂ€ssigen Differenzierung den Wald vor lauter BĂ€umen nicht mehr zu erkennen. Man stieg jeder einzelnen VerĂ€stelung nach, wobei mir nicht klar war, ob das eine besonders raffinierte Methode der Verwirrung oder einfach dem Denken westlicher Diplomaten geschuldet war. Die tickten vielleicht von Haus aus so.
Allerdings hatten wir in Diplomaten wie Peter Steglich die absoluten »Durchblicker« auf unserer Seite, ich beneidete sie um ihre SouverĂ€nitĂ€t und FĂ€higkeit zum klaren Urteil. Das war klassenmĂ€ĂŸig und von keinerlei Zweifel getrĂŒbt.
Der unseren Diplomaten vorgegebene Spielraum, maßgeblich von der sowjetischen Delegation bestimmt, mit der wir uns regelmĂ€ĂŸig berieten, war ziemlich eng. Die NATO hatte Ende der 70er Jahre ihren sogenannten NachrĂŒstungsbeschluss gefasst und begann in Westeuropa mit der Stationierung von neuen atomar bestĂŒckten Mittelstreckenraketen und Marschflugkörpern. Die Sowjetunion brachte in der DDR und in der ČSSR ihre SS-20 in Stellung. Damit verkĂŒrzten sich dramatisch die Vorwarnzeiten.
Die GesprĂ€che in Madrid wurden zudem ĂŒberschattet von der Intervention der Sowjetarmee in Afghanistan, dem sich ein zehn Jahre wĂ€hrender sinnloser Krieg anschließen sollte. Deshalb boykottierte der Westen im Sommer 1980 die Olympischen Spiele in Moskau (und der Osten im Gegenzug die in Los Angeles 1984). Im Dezember 1981 rief Polen den Kriegszustand aus, um eine konzertierte Aktion der VerbĂŒndeten wie 1968 in der ČSSR zu vermeiden. Hintergrund waren soziale Unruhen und Streiks, die zur Bildung und Legalisierung der Gewerkschaft Solidarnoƛć fĂŒhrten. Der schlossen sich, mit Berufung auf Helsinki, zehn Millionen Polen an, was zu einer Staatskrise fĂŒhrte. Die Konterrevolution, wie allgemein der schwindende Verlust der Macht der regierenden Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) bezeichnet wurde, sollte mit der VerhĂ€ngung des Kriegsrechts und der Internierung von Oppositio...

Table des matiĂšres

  1. Impressum
  2. Titel
  3. Über das Buch
  4. »Schönes Wetter«
  5. Wie wird einer »Desinformant«?
  6. Angeworben
  7. »Gott mit uns«
  8. Die Abteilung X
  9. Meine Lieblings-IM
  10. Von Deckadressen, inoffiziellen Mitarbeitern und konspirativen Wohnungen
  11. Klassische Spionage und aktive Maßnahmen
  12. Die HV A in Helsinki im christlichen Hospiz
  13. Zum Tanz mit Tereschkowa
  14. Walraff, Rowohlt und andere
  15. Madrid und andere Baustellen
  16. Als OibE in den Magistrat
  17. Niederlagen
  18. Epilog
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APA 6 Citation

Kopp, H. (2016). Der Desinformant ([edition unavailable]). Das Neue Berlin. Retrieved from https://www.perlego.com/book/1065478/der-desinformant-erinnerungen-eines-ddrgeheimdienstlers-pdf (Original work published 2016)

Chicago Citation

Kopp, Horst. (2016) 2016. Der Desinformant. [Edition unavailable]. Das Neue Berlin. https://www.perlego.com/book/1065478/der-desinformant-erinnerungen-eines-ddrgeheimdienstlers-pdf.

Harvard Citation

Kopp, H. (2016) Der Desinformant. [edition unavailable]. Das Neue Berlin. Available at: https://www.perlego.com/book/1065478/der-desinformant-erinnerungen-eines-ddrgeheimdienstlers-pdf (Accessed: 14 October 2022).

MLA 7 Citation

Kopp, Horst. Der Desinformant. [edition unavailable]. Das Neue Berlin, 2016. Web. 14 Oct. 2022.