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GynÀkologische Onkologie
fĂŒr Klinik und Praxis
Uwe Andreas Ulrich, Uwe Andreas Ulrich
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- German
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GynÀkologische Onkologie
fĂŒr Klinik und Praxis
Uwe Andreas Ulrich, Uwe Andreas Ulrich
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Bösartige Tumoren der Geschlechtsorgane machen etwa 15 Prozent der malignen Erkrankungen bei Frauen aus. Wer Patientinnen mit jenen betreuen möchte, muss in der gynĂ€kologischen Onkologie bewandert sein. In diesem Kompendium beschreiben erfahrene Kliniker die entsprechenden Krankheiten und geben einen Ăberblick ĂŒber die derzeitigen Standards in Diagnostik und Therapie â unter BerĂŒcksichtigung der Leitlinien sowie der wissenschaftlichen Literatur.
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Informations
1 Vulvakarzinom
Uwe Andreas Ulrich
âd. Cancroide und krebsige Affectionen der Ă€usseren GeschlechtstheileDiese treten an den Ă€usseren Geschlechtstheilen zuweilen primĂ€r auf und haben dann ihren Sitz gewöhnlich an den kleinen Schamlippen, an der Clitoris und deren Umgebung, zuweilen gesellen sie sich als secundĂ€re Leiden zu den analogen Affectionen des Uterus und der Vagina. HĂ€ufiger beobachtet man das Cancroid, welches hier dieselben EigenthĂŒmlichkeiten darbietet, wie an der Vagina und am Uterus, seltener kömmt es an den Ă€usseren Geschlechtstheilen zur Ablagerung medullarer oder fibrös-krebsiger Massen. Dem Cancroide sowohl, als dem Krebse sind zeitweilig wiederkehrende Blutungen und zwischen diesen profuse Secretionen einer fleischwasserĂ€hnlichen oder eitrigen FlĂŒssigkeit eigenthĂŒmlich; die Cancroide sind meist unschmerzhaft , wĂ€hrend der Krebs gewöhnlich der Sitz intensiver, brennender oder lancinirender Schmerzen ist, welche von der Vulva in das Innere des Beckens nach den Inguinalgegenden und selbst in die Oberschenkel ausstrahlen. BezĂŒglich der Prognose und Therapie dieser Uebel verweisen wir auf das, was wir ĂŒber die Cancroide und krebsigen Affectionen des Uterus und der Vagina anzufĂŒhren Gelegenheit hatten.â
aus: Friedrich Wilhelm Scanzoni, Lehrbuch der Krankheiten der weiblichen Sexualorgane. Wien: Wilhelm BraumĂŒller, 1857.
Der auf der gegenĂŒberliegenden Seite stehende Absatz âCancroide und krebsige Affectionen der Ă€usseren Geschlechtstheileâ aus dem 1857 erschienenen âLehrbuch der Krankheiten der weiblichen Sexualorganeâ von Friedrich Wilhelm Scanzoni, damals âProfessor der Medicin an der Königlichen UniversitĂ€t zu WĂŒrzburgâ, wird hier in voller LĂ€nge wiedergegeben; mehr zum Vulvakarzinom findet sich in dem 570 Seiten langen Buch nicht. In jenen Jahren war die operative Frauenheilkunde gerade im Begriff, sich von der Mutterdisziplin Chirurgie zu lösen, um zusammen mit der Geburtshilfe zu dem Doppelfach zu werden, das es bis heute ist. Die Unterscheidung in âCancroideâ und âKrebseâ erfolgte in der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht selten rein klinisch und war eher unscharf. Insofern ist es kaum möglich, mit letzter Sicherheit wiedergeben zu wollen, welcher heutigen EntitĂ€t die von Scanzoni und seinen Zeitgenossen beschriebenen Befunde entsprĂ€chen. Die meisten als âCancroideâ bezeichneten GeschwĂŒlste waren gleichwohl Plattenepithelkarzinome, spĂ€ter wurden die Begriffe synonym verwendet, und in der heutigen GynĂ€kopathologie gibt es den Terminus âCancroidâ nicht mehr. Mit den âCancroidenâ wird Scanzoni insofern wohl die hĂ€ufigste Form des Vulvamalignoms â das Plattenepitelkarzinom â gemeint haben (Scanzoni 1857, Schottlaender u. Kermauner 1912, Wilkinson u. Rush 2019, Ulrich 2009).
Das Vulvakarzinom galt lange Zeit als eine Erkrankung ausschlieĂlich Ă€lterer Frauen. Zwar scheint das durchschnittliche Diagnosealter von 73 Jahren diese Annahme zu belegen, aber in den letzten Jahren haben viele Publikationen einen Trend zu jĂŒngeren Patientinnen gezeigt, und die Vorstufen, die vulvĂ€ren intraepithelialen Neoplasien (VIN), betreffen ĂŒberwiegend junge Frauen (RKI 2016, Dellinger et al. 2017, Rogers u. Cuello 2018, Buchanan u. Mutch 2019, Weinberg u. Gomez-Martinez 2019).
Anatomisch gesehen, ist die Vulva Teil des Integuments, und so kĂŒmmern sich auch die Dermatologen um vulvĂ€re LĂ€sionen, nicht zuletzt bei Erkrankungen, die sich ebenso an der ĂŒbrigen Haut manifestieren, wie dem Lichen sclerosus, dem Basaliom und dem Melanom. Gehören die VIN und das Vulvakarzinom unstrittig in die Hand des gynĂ€kologischen Onkologen, ist es ebenso klar, dass ein Vulvamelanom in das Fachgebiet der Dermatoonkologie fĂ€llt.
1.1 Epidemiologie
Neben der Tendenz zu einem niedrigeren Erkrankungsalter zeigt sich in den letzten Jahrzehnten weltweit eine Inzidenzzunahme der VIN und invasiven Vulvakarzinome. Auch die Lokalisation der LĂ€sionen unterlag einer Verschiebung zugunsten der vorderen Kommissur zwischen Klitoris und Urethra (in der Literatur findet sich dafĂŒr die Bezeichnung âMittellinienkarzinomâ). In einer 2008 publizierten deutschen Studie wurden die in einer groĂen Frauenklinik einmal zwischen 1980 und 1989 und dann zwischen 1998 bis 2007 diagnostizierten Vulvakarzinome verglichen. Im frĂŒheren Untersuchungszeitraum fanden sich 53 Vulvakarzinome, davon waren 11,3 % der Patientinnen jĂŒnger als 50 Jahre und 18,9 % der Befunde waren an der vorderen Kommissur manifestiert. Im spĂ€teren Untersuchungszeitraum waren es bereits doppelt so viele Patientinnen aber 41,2 % der Betroffenen jĂŒnger als 50 Jahre â und in 36,4 % fand sich das Karzinom vorn (Hampl et al. 2008a). FĂŒnfundsiebzig Prozent der Patientinnen mit einer VIN sind jĂŒnger als 50 Jahre. Im Jahr 2016 wurden in Deutschland etwa 3.300 Vulvakarzinome diagnostiziert (Reuschenbach et al. 2013, RKI 2016).
In den letzten Jahrzehnten wurde eine Zunahme der Inzidenz des Vulvakarzinoms bei gleichzeitiger Abnahme des Alters der betroffenen Frauen beobachtet.
1.2 Ătiologie und Histologie
Bei etwa 90 % der VIN â den sog. undifferenzierten VIN â geht man analog zu den CIN von einer HPV-Infektion als einer notwendigen Voraussetzung fĂŒr die ZellverĂ€nderungen aus. Vor allem die Typen 16 und 18 spielen eine Rolle bei den VIN, bei den invasiven Vulvakarzinomen dominiert Typ 16, seltener wird Typ 33 gesehen.
Es werden zwei Typen der vulvĂ€ren, intraepithelialen Neoplasie unterschieden: die klassischen, usual type (uVIN) und die differenzierten (dVIN). BezĂŒglich des Schweregrades erfolgt international zunehmend nur noch die Einteilung in hoch- (= high-grade, HGSIL oder HSIL) und niedriggradige VIN (= low-grade, LGSIL oder LSIL) â wie bei den CIN (s. Kapitel 3), aber viele Kliniker und Pathologen im deutschsprachigen Raum mögen sich noch nicht von der Abstufung VIN 1 bis 3 trennen (Tab. 1.1, Abb. 1.1). Die deutlich hĂ€ufigeren klassischen VIN (uVIN) sind in aller Regel HSIL und entsprechen damit VIN 2â3. LSIL (VIN1) haben ihre klinische Entsprechung z. B. in Vulvakondylomen. Die dVIN der Ă€lteren Frauen sind meistens ebenfalls hochgradige LĂ€sionen, die vor allem mit invasiven Vulvakarzinomen assoziiert sind; die meisten hiervon Betroffenen weisen einen Lichen sclerosus auf. Differenzierte VIN neigen hĂ€ufiger â und wohl auch schneller â zur Krebstransition als die uVIN (Cohen et al. 2019). Alte klinisch-pathologische Bezeichnungen wie Queyratâsche Erythroplasie, Bowenoide Papulose und Carcinoma in situ vulvae sind nicht mehr Bestandteil der Terminologie (Horn u. Schierle 2009, Wilkinson u. Rush 2019, ACOG 2020).
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Abb. 1.1: Histologisches Bild (a) einer hochgradigen intraepithelialen Neoplasie der Vulva (VIN 3, HSIL); (b) eines gut differenzierten Plattenepithelkarzinoms der Vulva (Quelle: U. A. Ulrich und H. Neudeck, MLK Berlin).
Bei den invasiven Karzinomen der Vulva geht es im Prinzip um Plattenepithelkarzinome (95 %), die sich als verhornend oder nicht verhornend prĂ€sentieren (Tab. 1.2, Abb. 1.1). Die verhornenden Karzinome ĂŒberwiegen deutlich mit 65â80 %, sind selten assoziiert mit HPV â dafĂŒr hĂ€ufig mit einem Lichen sclerosus â und betreffen die Ă€lteren Frauen. Umgekehrt sind die selteneren nicht verhornenden Plattenepithelkarzinome eher HPV-assoziiert, die betroffenen Patientinnen sind deutlich jĂŒnger; im Mittel etwas ĂŒber 50 Jahre. Daneben gibt es als Sonderformen verruköse und Ă€uĂerst selten klarzellige Karzinome; letztere können sich auf dem Boden einer Endometriose in einer Episiotomie- oder Dammrissnarbe bilden. In weniger als 5 % findet sich histologisch ein Basalzellkarzinom, noch seltener sind Malignome der vulvĂ€ren Hautadnexstrukturen oder der Bartholinâschen DrĂŒse, die damit keine Vulvakarzinome im eigentlichen Sinne sind. Auch ein Melanom (etwa 5 % der Vulvamalignome) kann primĂ€r an der Vulva auftreten (Del Pino et al. 2013, Boer et al. 2019, Kojima et al. 2019, Renati et al. 2019, Zhang et al. 2019).
Tab. 1.1:Typen der VIN (modifiziert nach Del Pino et al. 2013, Wilkinson u. Rush 2019).
Usual-type, klassische VIN (uVIN) (syn.: normaler Typ, undifferenziert, common type) | differenzierte VIN (dVIN) |
etwa 90 % der VIN (i. d. R. HSIL) jĂŒngere Patientinnen | etwa 2â10 % der VIN (i... |
Table des matiĂšres
- Title Page
- Copyright
- Contents
- Geleitwort
- Vorwort zur zweiten Auflage
- Vorwort zur ersten Auflage
- Autorenverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis
- 1âVulvakarzinom
- 2âVaginalkarzinom
- 3âZervixkarzinom
- 4âEndometriumkarzinom
- 5âMaligne mesenchymale TumorenÂ ï»żâÂ ï»żSarkome und Mischtumoren
- 6âMaligne Ovarialtumoren, Tubenkarzinom und primĂ€r peritoneales Karzinom
- 7âGestationsbedingte Trophoblasterkrankungen
- 8âRadioonkologische Therapie der gynĂ€kologischen Malignome
- 9âAntineoplastische Systemtherapie der gynĂ€kologischen Tumoren
- KurzlebenslÀufe der Autoren
- Stichwortverzeichnis
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[author missing] (2021) GynÀkologische Onkologie. 2nd edn. De Gruyter. Available at: https://www.perlego.com/book/3119715/gynkologische-onkologie-fr-klinik-und-praxis-pdf (Accessed: 15 October 2022).
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[author missing]. GynÀkologische Onkologie. 2nd ed. De Gruyter, 2021. Web. 15 Oct. 2022.