Die wundersame Geldvermehrung
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Die wundersame Geldvermehrung

Staatsverschuldung, Negativzinsen, Inflation

Hans-Werner Sinn

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  1. 368 pages
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Die wundersame Geldvermehrung

Staatsverschuldung, Negativzinsen, Inflation

Hans-Werner Sinn

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In seinem neuen Buch setzt Hans-Werner Sinn dort an, wo sein Bestseller »Der Corona-Schock« endete: die Finanzierung des Euroraums aus der Druckerpresse hat in der Finanz- und Coronakrise ungeheure Ausmaße angenommen. Es wird fĂŒr Deutschland und seine Nachbarn immer schwieriger, ĂŒberhaupt noch einen Weg zwischen der Zombifizierung ganzer Wirtschaftszweige und einer Inflation zu finden. Der bekannteste deutschsprachige Ökonom warnt eindringlich vor den Gefahren der massiven Ausweitung der Geldmenge, die aus dem europĂ€ischen Traum von gemeinsamen Frieden und Wohlstand einen Albtraum machen könnte.

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Informations

Éditeur
Verlag Herder
Année
2021
ISBN
9783451825798

1. Einleitung und KurzĂŒbersicht: Die Inflationsgefahr

Europa schwimmt im Geld, aber es ist deswegen nicht reich, denn Geld ist nur Papier oder eine Ziffer im Computer. Es kann gefĂ€hrliche Illusionen wecken, wie eine Vielzahl von Inflationen in der Geschichte der Menschheit gezeigt hat. Ähnlich wie so viele VorlĂ€ufer in den vergangenen Jahrhunderten haben sich auch die Regierungen der EurolĂ€nder bei ihren Zentralbanken das Geld drucken lassen, das sie den BĂŒrgern in der Eurokrise und der nachfolgenden Coronakrise nicht glaubten abnehmen zu können. Das Geld haben die Staaten verwendet, um die von ihnen in Anspruch genommenen Arbeitsleistungen und die von ihnen erworbenen GĂŒter zu bezahlen und auch um Sozial­transfers und Subventionen auszuschĂŒtten. Die Wirtschaft und die BĂŒrger erhielten Ersatzeinkommen aus der Druckerpresse, die an die Stelle der nur noch zögerlich fließenden Markteinkommen traten. Es floss im Übrigen auch etwas neues Geld als Kredit an die private Wirtschaft inklusive der Bauherren, aber das war nur ein kleiner Teil des Geschehens.
Sicher, das Geld wurde von den EmpfĂ€ngern anschließend an andere weitergereicht, die ihre Leistungen nun besser verkaufen konnten. Es gab positive Multiplikatoreffekte auf den Wirtschaftskreislauf. Und es floss niemals direkt an die Staaten. Stets wurden private GeschĂ€ftsbanken als Kreditvermittler zwischengeschaltet. Sie besorgten sich bei den Zentralbanken neu gedrucktes Kreditgeld, das sie alsbald an die Staaten und zum Teil auch an die Firmen und Haushalte weiterverliehen. Von der Möglichkeit, zusĂ€tzlich auch noch Kreditgeld aus dem Bodensatz an Zentralbankgeld zu schaffen, das bei ihnen zirkulierte, machten die Banken wenig Gebrauch. Mit dem neuen Geld wurden AnsprĂŒche auf GĂŒter und Leistungen verteilt, die weit ĂŒber das hinausgingen, was produziert werden konnte.
WĂ€hrend die Erlöse der Firmen und die Einnahmen der Staaten normalerweise aus dem bereits in Umlauf befindlichen Geld stammen, das beim Verkaufsakt und bei der Steuerzahlung nur den Besitzer wechselt, wird das von den Zentralbanken verliehene Geld zur VerfĂŒgung gestellt, ohne dass der staatliche Sektor dafĂŒr eine Leistung hĂ€tte erbringen oder das Geld jemandem hĂ€tte wegnehmen mĂŒssen. Scheinbar muss dafĂŒr niemand auf den Erwerb von GĂŒtern verzichten, die er sonst mit seinem Geld hĂ€tte kaufen können. Manna scheint vom Himmel zu regnen.
Aber der Schein trĂŒgt, denn es gibt keine geheimnisvollen MĂ€chte, die in der Lage sind, fĂŒr eine Volkswirtschaft Ressourcen aus dem Nichts herbeizuzaubern. Geld stellt VerfĂŒgungsrechte ĂŒber Teile des Sozialprodukts dar, und wenn seine Menge schneller wĂ€chst als das Sozialprodukt, gibt es eine Inflationsgefahr. Die Gefahr ist dann nicht virulent, wenn dieses Geld ungenutzt in der bloßen Finanzwelt zirkuliert oder auch nur in Horten aufbewahrt wird. Wenn aber im Übermaß Geld geschaffen und verteilt wird und wenn die Geldhalter plötzlich auf die Idee kommen, dieses Geld fĂŒr den Kauf von Konsum- und InvestitionsgĂŒtern zu verwenden, und die VerkĂ€ufer dasselbe mit dem erhaltenen Geld machen, kann der Geldwert sehr rasch erodieren.
Das spricht nicht grundsĂ€tzlich gegen eine Politik der temporĂ€ren Geldvermehrung. Es gibt Situationen, in denen die Droge frischen Geldes eine lahmende Wirtschaft wieder ankurbeln oder vor den KrĂ€ften der internationalen Spekulation retten kann. So kann man vermuten, dass der Erwerb von Staatspapieren mit dem neuen Geld Finanzkrisen und Staatskonkurse in Europa kurzfristig hat vermeiden können, als die internationale Spekulation in den Jahren nach der Finanzkrise den Glauben an die StabilitĂ€t des Euroraums verloren hatte. Die Staaten und Banken blieben solvent, und ihre GlĂ€ubiger, die Anleger aus aller Welt, wurden vor Konkursen geschĂŒtzt. Kettenreaktionen, die zu einem Finanzcrash fĂŒhren, wurden vermieden. In Maßen lĂ€sst sich der Druck neuen Geldes tatsĂ€chlich rechtfertigen, wenn es dazu dient, vorĂŒbergehende LiquiditĂ€tsengpĂ€sse und nicht etwa eine echte Insolvenz aufgrund eines falschen GeschĂ€ftsmodells zu vermeiden. Danach mĂŒsste jedoch wieder eine Phase der Verringerung der Geldmenge folgen.
Die Geldmenge wurde im Euroraum vor allem durch umfangreiche Staats­papierkĂ€ufe aufgeblĂ€ht, von denen die EZB behauptet, sie tĂ€tige sie, um damit eine mĂ€ĂŸige Inflation zu erzeugen. Zu einer solchen Inflation verpflichte sie der Maastrichter Vertrag, denn sie sei gleichbedeutend mit Preis­stabilitĂ€t. Lange Jahre kam die Inflation aber nicht zustande, weil das neue Geld von den Banken und anderen Marktteilnehmern gehortet wurde. Die fehlende Wirkung nahm die EZB zum Anlass, immer mehr von den Staats­papieren mit frischem Geld aus den Druckerpressen zu erwerben.
Der Bestand an Zentralbankgeld im Euroraum hat sich seit dem Beginn der Finanzkrise im Sommer des Jahres 2008 bis zur letzten Überarbeitung des Manuskripts im September 2021 fast versiebenfacht, von 880 Milliarden auf ziemlich genau 6 Billionen Euro, viel schneller, als die Wirtschaftsleistung stieg. Davon sind 4,9 Billionen ein GeldĂŒberhang ĂŒber jenes Niveau der Geldmenge, das sich in Relation zur Wirtschaftsleistung vor der Lehman-Krise schon einmal als ausreichend fĂŒr die Eurozone erwiesen hatte. Von diesem GeldĂŒberhang waren bis zum September 2021 etwa vier FĂŒnftel durch die KĂ€ufe staatlicher Papiere in Umlauf gekommen. Drei Viertel des Zuwachses der Schulden der Eurostaaten wĂ€hrend der Krisenjahre seit Ende 2008 wurden auf dem Umweg ĂŒber zwischengeschaltete Banken von den nationalen Notenbanken und der EZB-Zentrale finanziert. Dennoch fand nach Meinung des EuropĂ€ischen Gerichtshofs (EuGH) die vom Maastrichter Vertrag verbotene Monetisierung von Staatsschulden nicht statt. Alles entspreche den vereinbarten Regeln, erklĂ€rte er dem skeptischen Bundesverfassungsgericht (BVerfG).
Mittlerweile hat die Inflation aber begonnen. Da der Nachfrageeffekt staatlicher Defizite mit der Materialknappheit am Ausgang der Pandemie zusammentraf, kam es im Jahr 2021 zu einer Anstoßinflation. Perspektivisch sind in den nĂ€chsten Jahren weitere Anstoßeffekte in einem Kostenschub durch die Energiewende, in der Pensionierung der Babyboomer und in einer durch Zinsdifferenziale erzeugten Euroabwertung zu sehen. All diese Anstoß­effekte können zu einer Änderung der Inflationserwartungen fĂŒhren, die eine sich selbst verstĂ€rkende Inflationsspirale in Gang setzt, bei der sich der GeldÂ­ĂŒberhang inflationĂ€r entlĂ€dt, Ă€hnlich wie der Ketchup, der lange im KĂŒhlschrank lag und nach dem SchĂŒtteln auf einmal aus der Flasche herausspritzt.
Wenn eine solche Situation droht, mĂŒssten die Zentralbanken das ĂŒberschĂŒssige Geld wieder einsammeln, indem sie die Staatspapiere, die sie in Besitz genommen haben, wieder verkaufen. Da die Staaten dabei ­erhebliche Schwierigkeiten in Form steigender Finanzierungslasten und die Banken, die Ă€hnliche Papiere in ihren BĂŒchern haben, gefĂ€hrliche Abwertungsverluste auf ihre Anlageportfolios zu verkraften hĂ€tten, ist jedoch zu erwarten, dass der Rat der EuropĂ€ischen Zentralbank die Geldmengenreduktion nur sehr zögerlich angehen wird, wenn ĂŒberhaupt. Die Anstoßinflation trifft eine Ökonomie, deren Inflationsbremse zerstört ist.
Die Umverteilungseffekte, die von einer möglichen Inflation ausgelöst wĂŒrden, sind bereits fĂŒr sich genommen sehr problematisch, denn sie betreffen nicht nur die Geldhalter im engeren Sinne, sondern generell jene Teile der Bevölkerung, deren Einkommen nicht inflationsgesichert ist und die nicht reich genug sind, um Realkapital in Form von Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen erwerben zu können. Wer Riester-VertrĂ€ge, SparbĂŒcher, Rentenpapiere oder Lebensversicherungspolicen besitzt, nĂ€mlich das KleinbĂŒrgertum, gehört zu den Verlierern. Diese Sparer verlieren durch die lockere Geldpolitik bereits ihre Zinsen und sehen ihrem Rentenalter mit Bangen entgegen. Wenn sie eines Tages feststellen mĂŒssen, dass sie wegen einer Inflation außerdem noch das ersparte Kapital selbst verlieren, werden sie aufbegehren und ihren Unmut kundtun. Politische Konsequenzen erheblichen Ausmaßes sind nicht ausgeschlossen.
Der Ärger wĂ€re ja auch nur zu verstĂ€ndlich. Da sind Millionen von BĂŒrgern, die tagaus, tagein ihre mĂŒhsame Arbeit verrichten, um sich die GĂŒter des tĂ€glichen Bedarfs zu kaufen und ein paar Euros fĂŒr ihr Alter zusammenzusparen. Bevor sie einen Euro ausgeben, drehen sie ihn dreimal um. Und auf der anderen Seite stehen diejenigen, die direkt oder indirekt in den Genuss der zusĂ€tzlichen Geldschöpfung im Umfang von Tausenden von Milliarden Euro gekommen sind, fĂŒr die sie eben solche GĂŒter erwerben konnten. Das sind nicht nur diejenigen, deren Einkommen im Zuge der Coronamaßnahmen gestĂŒtzt wurden, sondern auch die Inhaber großer Investmentportfolios aus aller Welt, deren AnsprĂŒche gegen Staaten und private Schuldner, die sonst vielleicht in Konkurs gegangen wĂ€ren, gerettet wurden.
Der eine schuftet, um ein bisschen Geld zusammenzukratzen, und der andere wird ĂŒber politische Prozesse vor den Konsequenzen der eigenen Fehl­investition geschĂŒtzt, oder er kommt zu ungeahntem Geldsegen, ohne sich anstrengen zu mĂŒssen. Der Hinweis auf diesen Verteilungskonflikt klingt vielleicht populistisch, doch verdeutlicht er den Kern des gesellschaftlichen Problems. Jeder, der verantwortlich denkt, sollte diesen Sachverhalt zutiefst verinnerlichen.
Die Nonchalance, mit der in BrĂŒssel und Berlin Hunderte von Milliarden Euro aus der Druckerpresse verteilt werden, damit GlĂ€ubiger vor dem Konkurs ihrer Schuldner geschĂŒtzt oder Geschenke verteilt werden können, steht in einem erheblichen gedanklichen Widerspruch zu der Bedeutung, die das Geld fĂŒr den BĂŒrger hat, der es Tag fĂŒr Tag durch seine Arbeitsleistung neu erwerben muss, um ĂŒber die Runden zu kommen.
Die Verteilungsfrage stellt sich im Übrigen nicht nur innerhalb eines Landes, sondern auch international, denn, wie durch die sogenannten Targetsalden gemessen, landete besonders viel von dem neuen Geld im Austausch fĂŒr GĂŒter und Vermögensobjekte in Deutschland. Die Inflationsgefahr beinhaltet fĂŒr die Bundesbank und damit fĂŒr die Bundesrepublik Deutschland und ihre BĂŒrger auch die Gefahr, Forderungen zu verlieren, die aus den Ungleichgewichten des innereuropĂ€ischen Zahlungsverkehrs resultieren.
Das alles ist schon deshalb problematisch, weil die grundlegenden Entscheidungen von einer Institution, der EZB, getroffen wurden, die außerhalb jeglicher demokratischer Kontrolle arbeitet, nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts im Verdacht steht, ihr Mandat zu verletzten, und noch nicht einmal durch einen Rechnungshof kontrolliert wird. Diese Institution verteilt Rettungsgelder aus der Druckerpresse und gibt Rettungsversprechen nach eigenem GutdĂŒnken. Sie rettet nicht nur Staaten, sondern vor allem die Investoren aus aller Welt, die sich hemmungslos mit den Schuldscheinen hoch verschuldeter Staaten eingedeckt haben, wohl wissend, dass die EZB die Risiken ĂŒbernimmt.
Die StabilitĂ€t des Geldes ist eine Grundvoraussetzung der marktwirtschaftlichen Ordnung, denn erst sie ermöglicht einen reibungslosen GĂŒtertausch innerhalb einer Zeitperiode und vor allem zwischen diesen Perioden. Der eine wagt es zu sparen, verzichtet heute und gibt dafĂŒr in Form von Geld seine Anspruchsrechte auf GĂŒter anderen, die damit Investitionen finanzieren, die sie aus dem laufenden Einkommen nicht stemmen können. Aus den Investitionen entsteht ein realer Kapitalbestand, der, wenn er nicht durch Kriege zerstört wird, im Laufe der Zeit immer mehr Bedarf an ArbeitskrĂ€ften bedeutet, so dass sich im Wettbewerb der Unternehmen immer höhere Löhne und ein höherer Lebensstandard der Massen ergeben. Der Prozess, mittels dessen Ersparnis in Investitionen und reales Kapital verwandelt wird, ist die Quelle des wirtschaftlichen Wachstums und des Wohlstands fĂŒr alle. Bei einer Inflation besteht die Gefahr, dass die Sparer sich nicht mehr trauen, ihr Geld zu verleihen, denn eine Inflation ist grundsĂ€tzlich nicht kalkulierbar und schafft sowohl beim GlĂ€ubiger als auch beim Schuldner Unsicherheit bezĂŒglich der Höhe der realen Tilgungs- und Zinslasten, die aus einem Kreditkontrakt zu erbringen sind. Diese Unsicherheit ist Sand im Getriebe der Marktwirtschaft und der Gesellschaft.
Bei einer Hyperinflation wie in Deutschland vor 100 Jahren kann sogar der normale Tausch von GĂŒtern und Leistungen beeintrĂ€chtigt werden, weil bereits zwischen der Einnahme eines Geldbetrages und seiner Verausgabung fĂŒr baldigen Konsum eine erhebliche Geldentwertung stattfindet. Dann verliert das Geld seine Funktion als Tauschmittel, und die Menschen mĂŒssen sich in den umstĂ€ndlichen Naturaltausch flĂŒchten, wie er vor der Entwicklung des Geldwesens ĂŒblich war.
Stefan Zweig hat in seinen Lebenserinnerungen sehr plastisch beschrieben, wie sich die große deutsche Inflation der Jahre bis 1923 auf das tĂ€gliche Leben der Menschen auswirkte, wie das KleinbĂŒrgertum verarmte und wie zermĂŒrbend es war, wenn die Frauen ihren MĂ€nnern an den Werktoren die LohntĂŒten abnahmen, um sie vor der tĂ€glichen Entwertung durch die Inflation in KonsumgĂŒter umzutauschen. Und er hat klargemacht, wie auch die politische Radikalisierung der Menschen in der Weimarer Republik durch die Inflation verursacht wurde:1
»Nichts hat das deutsche Volk – dies muss immer wieder ins GedĂ€chtnis gerufen werden – so erbittert, so hasswĂŒtig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation.«2
Auch ein nĂŒchterner Ökonom, der die Inflation gerne in eine blasse mathematische Formel ĂŒberfĂŒhrt, tut gut daran, die vielen plastischen Schilderungen des Autors ĂŒber das Leben und die persönlichen Katastrophen in Zeiten der Inflation zu lesen, um auch einmal intuitiv zu begreifen, was auf dem Spiele steht, und um zu verstehen, welch hohes Gut die StabilitĂ€t des Geldwertes ist.
Dieses Buch prognostiziert nicht, dass sich eine Inflation wie vor 100 Jahren wiederholt. DafĂŒr gibt es keine konkrete Veranlassung. Es zeigt aber, dass bezĂŒglich der Anstoßeffekte Parallelen zu der Inflation der 1970er Jahre durchaus bestehen. Die durchschnittliche jĂ€hrliche Inflationsrate in Deutschland lag damals bei etwa 5 %. Deshalb ist es angebracht, wachsam zu sein. TatsĂ€chlich lief die Geldmenge im Euroraum seit dem Jahr 2015 derart aus dem Ruder, dass man sich Sorgen um die StabilitĂ€t des Geldwertes machen muss. Das Buch diskutiert die Mechanismen und...

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