Pragmatische Geschichte
Utopisches Denken, politische Reform und erzĂ€hlerische Innovation 1720â1820
Oliver Bach
- 535 pages
- German
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Pragmatische Geschichte
Utopisches Denken, politische Reform und erzĂ€hlerische Innovation 1720â1820
Oliver Bach
About This Book
Die vorliegende Studie verbindet erstmals die Entwicklung der utopischen Literatur der Jahre 1720â1820 nicht nur mit derjenigen des praktisch-philosophischen Denkens dieser Zeit, sondern setzt beide auch in Verbindung mit einem dritten, romanpoetologischen Diskurs: der pragmatischen Geschichte.
Im 18. Jahrhundert durchlĂ€uft das utopische Denken eine wichtige VerĂ€nderung: WĂ€hrend Utopien im 16. und 17. Jahrhundert den Zustand des vollkommenen Menschen und seiner idealen Gesellschaft vorstellten, interessieren sie sich nun verstĂ€rkt fĂŒr die Entwicklung, die der Mensch von seinem jetzigen unvollkommenen hin zu jenem vollkommenen Zustand nehmen muss, und fĂŒr die Möglichkeiten, die er von Natur aus hierfĂŒr mitbringt. Diese in der Forschung als Dynamisierung und Subjektivierung der Utopie bekannt gewordene Gattungsentwicklung geht einher mit dem zeitgleichen Trend zu einer verstĂ€rkt anthropologischen und psychologischen Grundlagentheorie in der Moral- und Rechtsphilosophie sowie der Ăsthetik. Vom Naturzustand zum Idealzustand: Diese Perspektive erfordert schlieĂlich auch eine erzĂ€hlerische Innovation, welche die Zeitgenossen unter dem Rubrum Historia Pragmatica fassen. Das ursprĂŒnglich aus der Historiographie stammende und ĂŒber die Philologie und Moralphilosophie in die Romanpoetik ĂŒbergegangene Paradigma pragmatischer Geschichte fĂŒhlt sich einem anthropologischen RealitĂ€tssinn ebenso verpflichtet wie einem moralischen Vervollkommnungsideal, liefert damit eine bestimmte Legitimation der Fiktion und bildet das Fundament fĂŒr jene charakteristische Erneuerung der Utopie, wie sie bis in die Romantik wirkt.