Greek Myth and Religion
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Greek Myth and Religion

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This volume contains the collected papers of Albert Henrichs on numerous subjects in ancient Greek myth and religion.

What was ancient Greek religion really like? What is the reality of belief and action that lies behind the unwieldy sources, which stem from vast areas and epochs of the ancient world? What is the meaning, intended and otherwise, of religious action and speech in ancient Greece? Who were the Greek gods, how were they worshipped, and how were they viewed by those who worshipped them?

One of the leading students of ancient Greek religion over the past five decades, Albert Henrichs, the Eliot Professor of Greek Literature at Harvard University, combines wide and deep learning, a pragmatic, incisive approach to the sources, and an apt use of comparative perspectives. Henrichs breaks new ground in discussing sacrifice, libation, cultic identity, religious action and speech, epiphany, and the personalities of the gods. Special attention is devoted to ancient Greek sources on the ancient Persian prophet Mani, founder of Manichaeism.

As a group, Albert Henrichs' papers on Greek religion offer a basic education on Greek myth and religion and constitute a blueprint for serious study of the subject.

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Information

Publisher
De Gruyter
Year
2019
ISBN
9783110447927
Edition
1

Part I: Sacrifice and Ritual

1 ΜΕΓΑΡΟΝ im Orakel des Apollon Kareios

M. L. West hat kürzlich eine Neuedition der Orakel des Apollon Kareios (Hierapolis, 2. Jh. n. Chr.) vorgelegt.1 Aus den wenigen Stellen, die noch keine befriedigende Erklärung gefunden haben, sei hier eine herausgegriffen. In dem wichtigsten Text (II b) wird ein Opfer an Gaia beschrieben (Zeile 7–11):
πρῶτα μὲν οὖν Γαίῃ παμμήτορι βοῦν ἀγελαίην
ἐς μέγαρον τετράγυιον ἅμ’ εὐόδμοις θυέεσσιν
ῥέξαντες πυρὶ δαίσατ’, ἐπὴν δέ μιν ἐξανύσῃ φλόξ,
λοιβῇσίν τε μελικρήτοις χθονί τ’ ἀμφιχέασθε
πασσυδίῃ.
Es sind vor allem zwei Dinge, die für ein chthonisches Opfer charakteristisch sind: Das Blut des Opfertieres muss in die Erde fliessen und das Opfertier selber gänzlich vernichtet werden.2 Das geschieht meist durch Verbrennen. Bevor wir auf den Text des Orakels näher eingehen, sollen die beiden bekanntesten epischen Beispiele für diesen Opferritus zum Vergleich vorgeführt werden.
Kirke gibt Odysseus präzise Vorschriften darüber, wie er durch ein Opfer an die Unterirdischen die Seelen der Toten anlocken kann (Od. 10.517–20 = 11.25–28):
βόθρον ὀρύξαι ὅσον τε πυγούσιον ἔνθα καὶ ἔνθα
ἀμφ’ αὐτῷ δὲ χοὴν χεῖσθαι πᾶσιν νεκύεσσι,
πρῶτα μελικρήτῳ, μετέπειτα δὲ ἡδέϊ οἴνῳ,
τὸ τρίτον αὖθ’ ὕδατι. ἐπὶ δ’ ἄλφιτα λευκὰ παλύνειν.
Auf das Ausheben der Opfergrube und die Libation, die zur Hauptsache aus νηφάλια besteht,3 folgt dann das eigentliche Brandopfer in der Form des Holokautoma (Od. 10.526–37; vgl. 11.34–36). Aus der ausführlichen Schilderung seien nur zwei Verse zitiert, die für uns wichtig sind (Od. 11.35–36): [32]
τὰ δὲ μῆλα λαβὼν ἀπεδειροτόμησα
ἐς βόθρον, ῥέε δ’ αἷμα κελαινεφές.
Apollonios Rhodios hatte diese Homerstellen vor Augen, als er Medea dem Jason folgende Instruktionen geben liess (3.1032–36):
βόθρον ὀρύξασθαι περιηγέα, τῷ δ’ ἔνι θῆλυν
ἀρνειὸν σφάζειν καὶ ἀδαίετον ὠμοθετῆσαι,
αὐτῷ πυρκαιὴν εὖ νηήσας ἐπὶ βόθρῳ.
μουνογενῆ δ’ Ἑκάτην Περσηίδα μειλίσσοιο,
λείβων ἐκ δέπαος σιμβλήια ἔργα μελισσέων.
Auch hier finden sich wieder die Grundelemente des chthonischen Opfers: Eine Opfergrube (wir erfahren, dass sie rund ist); ein Opfertier, das ganz verbrannt wird; eine Libation mit Honig, dem Hauptbestandteil des bei Homer und im Orakeltext genannten μελίκρατον.4
Dieselben Elemente lassen sich unschwer in der Inschrift wiedererkennen: Das Opfer an die Gaia ist ein Holokautoma, auf das die typische weinlose Libation folgt. Die einzige Schwierigkeit bietet die Wendung: ἐς μέγαρον τετράγυιον. Gemeint ist offenbar ein Hinweis auf die Opferstätte. Die Präposition ἐς ist ja, was man erwartet. Sie gibt die Richtung an, in die das Opfer zu vollziehen ist und dann das Blut strömt. So war es auch bei Homer (Od. 11.35–36): ἀπεδειροτόμησα | ἐς βόθρον. Dieser Ausdruck ist bei chthonischen Opfern geradezu formelhaft. Pausanias, der sich im kultischen Vokabular gut auskannte, sagt vom ­Atheneheiligtum in Titane bei Korinth (2.12.1): δρᾷ δὲ καὶ ἄλλα ἀπόρρητα ἐς βόθρους τέσσαρας (sc. ὁ ἱερεύς), ἡμερούμενος τῶν πνευμάτων τὸ ἄγριον, καὶ δὴ καὶ Μηδείας ὡς λέγουσιν ἐπῳδὰς ἐπᾴδει. Vom Heiligtum des Trophonios in Lebadeia berichtet er (9.39.6): ἐν ταύτῃ (sc. τῇ νυκτὶ) κριὸν θύουσιν ἐς βόθρον. [33] Diese Parallelen legen den Schluss nahe, dass μέγαρον hier eine ähnliche Bedeutung hat wie βόθρος.
Der erste Herausgeber verstand unter dieser Wendung ein „santuario di quattro iugeri”.5 Jedoch verkleinerte er dieses gigantische Bauwerk zu einem „santuario vastissimo”. Dabei wird stillschweigend vorausgesetzt, dass die Präposition ἐς falsch gebraucht ist und dass Gaia einen Tempel hatte, was ungewöhnlich wäre.6
Ein Wort τετράγυιος ist nicht belegt. Daher setzte es der Herausgeber mit τετράγυος gleich, das eine epische Vokabel ist und nur in der Odyssee, bei ­Apollonios Rhodios, bei Kallimachos und in den Orphischen Argonautika vorkommt. Da diese Texte alle in der epischen Tradition stehen, wundert man sich nicht über die Konstanz im Wortgebrauch: Das Wort erscheint in allen Fällen am Versanfang und überdies in gleichem Kontext und in gleicher Prosodie. Der Kontext ist klar. Da es sich um ein Flächenmass handelt (vier γύαι), muss es sich auf Land beziehen. Od. 18.374 wird τετράγυον ausnahmsweise als Substantiv gebraucht. Od. 7.113 dagegen ist es ein τετράγυος ὄρχατος, Apollonios Rhodios 3.411–12 ein νειὸς τετράγυος (ebenso 3.497, 1343–44), Kallimachos, Hymni 3.175–76 ebenfalls ein νειὸς τετράγυος, und schliesslich orphische Argonautika 871 τετραγύῳ θέμενος σπόρον αὔλακι (so Sanctamandus: τετράγυον die Handschriften, denen Dottin wie meist folgt). In allen Fällen ist die dritte Silbe des Wortes kurz, also τετράγῠος. Nun haben manche Homer- und Kallimachoshandschriften die Schreibung τετράγυιος. Was an allen genannten Stellen aus metrischen Gründen falsch sein muss, wird in dem Orakeltext vom Metrum gefordert: Die Wendung ἐς μέγαρον τετράγυιον verlangt eine Länge in der dritten Silbe des Wortes, wie sie in der Inschrift steht. Das feste Schema, nach dem das Wort seit Homer ­verwandt wurde, verbietet es, mit einer metrischen Willkür in unserem sonst einwandfreien Text zu rechnen, zumal τετράγυιον in der Bedeutung τετράγυον „vier Morgen gross” ohnehin keinen annehmbaren Sinn ergibt.
Bevor eine andere Erklärung vorgeschlagen wird, muss nach der Bedeutung von μέγαρον gefragt werden. H. Lloyd-Jones hat bereits das Richtige erkannt. Er sagt: „ἐς μέγαρον τετράγυιον (ῥέξαντες) is an interesting example of the technical meaning of μέγαρον in sacrificial ritual, on which see [Stengel 1920: 26].”7 Es scheint jedoch angebracht, etwas weiter [34] auszuholen. Bereits J. Harrison hatte die antiken Zeugnisse zusammengestellt, in denen μέγαρα als unterirdische Räume für chthonische Opfer definiert werden.8 Das Bedeutungsfeld des Wortes ist dann von L. Robert auf viel breiterer Grundlage erneut untersucht worden.9 Porphyrios, De antro nympharum 6 hat alles auf den einfachsten Nenner gebracht: χθονίοις (sc. θεοῖς) καὶ ἥρωσιν ἐσχάρας, ὑποχθονίοις δὲ βόθρους καὶ μέγαρα ἱδρύσαντο.10 Die Formulierung bei Porphyrios zeigt deutlich, dass βόθροι und μέγαρα keineswegs identisch sind. Darauf ist später zurückzukommen. ­Eustathios hat in einem Lexikon zu den (attischen) Rednern gelesen, dass μέγαρα in einer Spezialbedeutung gebraucht wird (zu Od. 1.27, p. 1387.15–19): κατάγεια οἰκήματά φησι ταῖν θεαῖν ἤγουν Δήμητρος καὶ Περσεφόνης.
Das führt uns in attisches Milieu und bezieht sich auf den vieldiskutierten Ritus des μεγαρίζειν. Hier genügt es, auf Clemens Alexandrinus, Protrepticus 2.17.1 (= F 50 Kern) zu verweisen: δι’ ἣν αἰτίαν ἐν τοῖς θεσμοφορίοις μεγαρίζοντες χοίρους ἐμβάλλουσιν.11 Ausführlicher ist das Scholion zu Lukianos, Dialogi meretricii 2.1 (p. 275–76 Rabe).12 Auf dieselbe Quelle wie Eustathios wird Hesych s.v. μέγαρα zurückgehen: οἱ μὲν τὰς καταγείους οἰκήσεις, καὶ βάραθρα. Diese unterirdischen Megara der Demeter und Kore zeigt auch eine delische Inschrift aus dem frühen 2. Jh. v. Chr., IDélos 440 A 41 εἰς τὸ μέγαρον τὸ ἐν τῷ θεσμοφορίω[ι. Pausanias berichtet von Heiligtümern chthonischer ­Gottheiten, die mit μέγαρα ausgestattet waren, so in Messene (Paus. 4. 31.9): [35]
πλησίον δὲ Κουρήτων μέγαρον, ἔνθα ζῷα τὰ πάντα ὁμοίως καθαγίζουσιν· ἀρξάμενοι γὰρ ἀπὸ βοῶν τε καὶ αἰγῶν καταβαίνουσιν ἐς τοὺς ὄρνιθας ἀφιέντες ἐς τὴν φλόγα.
L. Robert rechnet mit der Möglichkeit, dass μέγαρον hier einen tiefgelegenen Altar bezeichnet, dem umbauten Herdaltar von Lykosura vergleichbar.13 Ebenso im Heiligtum der Demeter und Kore zu Potniai (Paus. 9.8.1):
καὶ ἐς τὰ μέγαρα καλούμενα ἀφιᾶσιν ὗς τῶν νεογνῶν.
Ein solches Megaron ist im Tempelbezirk der Demeter und Kore zu Priene ausgegraben worden. Es stammt aus frühhellenistischer Zeit und ist eine kunstvoll ausgemauerte und verschliessbare Grube, die zwei Meter tief ist. Dieses Megaron ist viereckig und misst 2.85 × 2.98 m (Innenmasse 1.75 × 1.88 m).14 Natürlich darf man dieses Beispiel nicht verallgemeinern. Es dürfte grössere Megara gegeben haben, über denen oder in denen man einen Stier oder eine Kuh schlachten und verbrennen konnte, wie es Pausanias für Messene und der Orakeltext für Hierapolis bezeugt.
Das Megaron als Opfergrube unterscheidet sich vom βόθρος dadurch, dass es eine aus haltbarem Material gebaute und dauerhafte Anlage ist, während der βόθρος lediglich ein frisch ausgehobenes Erdloch ist. Weil das Megaron eben ein in die Erde versenktes kleines Bauwerk war, konnte man ihm diesen Namen geben, der seit dem alten Epos ein Gebäude und seit Herodot einen Kultraum bezeichnet. Es ist daher auch ziemlich unwahrscheinlich, dass das μεγαρίζειν des Demeterkultes in natürlichen Höhlen und Gewölben stattfand, wie man häufig liest.
Die antiken Lexikographen bezeugen die Schreibweise μάγαρον.15 Diese Schreibweise ist für Kultgebäude im Sarapis- und Dionysoskult der Kaiserzeit inschriftlich gesichert. Bei diesen Gebäuden kann es sich um unterirdische Räume handeln. Zu den beiden Inschriften, die Robert als Belege für diese Schreibweise anführt,16 ist inzwischen eine dritte aus Abdera hinzugekommen, in der ein dionysisches Magaron genannt wird.17 Ferner [36] heisst es in einem Zauberpapyrus (P. Mich. 3.154, 3./4. Jh. n. Chr.) im Zusammenhang mit einer magischen Katabasis: καὶ εἰς μάγαρον κατέ̣[βη]ν̣.
In dem Orakeltext bezeichnet μέγαρον also unzweifelhaft ein...

Table of contents

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Preface
  5. Part I: Sacrifice and Ritual
  6. Part II: Gods and Myths
  7. Part III: Divine Epiphanies
  8. Part IV: Manichaica