Ein Hormon regiert die Welt
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Ein Hormon regiert die Welt

Wie Dopamin unser Verhalten steuert - und das Schicksal der Menschheit bestimmt

Daniel Z. Lieberman, Michael E. Long

  1. 256 pages
  2. German
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Ein Hormon regiert die Welt

Wie Dopamin unser Verhalten steuert - und das Schicksal der Menschheit bestimmt

Daniel Z. Lieberman, Michael E. Long

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Warum wollen wir wie besessen bestimmte Dinge haben, sind aber gelangweilt, wenn wir sie bekommen? Warum verwandelt sich die Leidenschaft von Verliebten so schnell in Desinteresse? Die Antwort liegt in einem Hormon in unserem Gehirn: Dopamin. Es ist die Quelle unseres Verlangens und lĂ€sst uns fĂŒr einen kurzen Nervenkitzel alles riskieren. Dabei ist es die Aussicht auf etwas Neues, die uns antreibt, nicht die ErfĂŒllung. Dopamin ist der Grund, warum wir forschen und entdecken, aber auch der Ursprung von Verschwendung, Risiko und Sucht. Lieberman und Long entschlĂŒsseln auf völlig neue Weise das menschliche Verhalten, das von Dopamin gesteuert wird, und erklĂ€ren, warum das Hormon, das uns seit Urzeiten antreibt, das Schicksal der Menschheit bestimmt.

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Information

Publisher
Riva
Year
2018
ISBN
9783745303087

Kapitel 1

LIEBE

Sie haben den Menschen gefunden, auf den Sie Ihr Leben lang gewartet haben. Warum also dauern die Flitterwochen nicht ewig?
In diesem Kapitel untersuchen wir die chemischen Stoffe, die bewirken, dass Sie Sex haben wollen und sich verlieben – und derentwegen sich frĂŒher oder spĂ€ter alles wieder Ă€ndert.
Shawn wischte ein StĂŒck seines beschlagenen Badezimmerspiegels frei, fuhr sich mit den Fingern durchs schwarze Haar und lĂ€chelte. »So klappt es bestimmt«, sagte er.
Er legte das Handtuch beiseite und bewunderte seinen flachen Bauch. Er trainierte wie besessen, was ihm zwei Drittel eines Six-packs beschert hatte. Von dieser Besessenheit schweiften seine Gedanken zu einem noch dringenderen Verlangen ab: Schon seit Februar war er mit keiner Frau mehr ausgegangen, was nur eine nette Umschreibung dafĂŒr war, dass er seit sieben Monaten und drei Tagen keinen Sex mehr gehabt hatte. Er erschrak, als ihm bewusst wurde, dass er das so genau wusste. Diese PechstrĂ€hne endet heute Abend, dachte er.
An der Bar inspizierte er die Möglichkeiten. An diesem Abend waren viele attraktive Frauen da. NatĂŒrlich war Aussehen nicht alles. Klar, er vermisste den Sex, aber er wollte auch jemanden in seinem Leben haben, eine Frau, der er ohne Grund eine SMS schreiben und auf die er sich jeden Tag freuen konnte. Er hielt sich fĂŒr einen Romantiker, auch wenn es ihm an diesem Abend nur um Sex ging.
Immer wieder traf sich sein Blick mit dem einer jungen Frau, die mit einer redseligen Freundin an einem Stehtisch stand. Sie hatte dunkles Haar und braune Augen und fiel ihm auf, weil sie nicht die ĂŒbliche Samstagabenduniform trug. Sie hatte flache Schuhe an statt High Heels und sie trug eine Jeans statt Discoklamotten. Er stellte sich vor und das GesprĂ€ch kam schnell und mĂŒhelos in Gang. Sie hieß Samantha und das Erste, was sie sagte, war, dass ein Cardio-training ihr lieber sei, als Biere zu kippen. Das fĂŒhrte zu einem intensiven Austausch ĂŒber örtliche Fitnessstudios, ĂŒber Fitness-Apps und die Vor- und Nachteile eines Trainings am Morgen gegenĂŒber dem am Nachmittag. Er wich ihr den ganzen Abend nicht von der Seite und sie fand bald Gefallen an seiner Gesellschaft.
Viele Faktoren fĂŒhrten dazu, dass sich zwischen ihnen eine langfristige Beziehung entwickelte: gemeinsame Interessen, dass sie sich in der Gegenwart des anderen wohlfĂŒhlten, sogar die GetrĂ€nke und ein wenig Verzweiflung. Doch nichts von alledem war der wahre SchlĂŒssel zur Liebe. Der entscheidende Faktor war, dass sie beide unter dem Einfluss einer bewusstseinsverĂ€ndernden chemischen Substanz standen. So wie alle anderen in der Bar auch.
Und das gilt genauso fĂŒr Sie.

WAS IST MÄCHTIGER ALS LUST?

Im Jahr 1957 entdeckte Kathleen Montagu Dopamin im Gehirn. Sie forschte im Labor des Runwell Hospital in der NĂ€he von London. Anfangs hielt man Dopamin nur fĂŒr einen chemischen Stoff, den der Körper zur Produktion von Norepinephrin braucht. So wird Adrenalin genannt, wenn es im Gehirn gefunden wird. Dann aber fielen Wissenschaftlern seltsame VorgĂ€nge auf. Nur 0,0005 Prozent der Gehirnzellen – eine von zwei Millionen – bildeten Dopamin, aber diese Zellen schienen einen ĂŒbergroßen Einfluss auf das Verhalten zu haben. Studienteilnehmer empfanden GlĂŒck, wenn sie die Dopaminproduktion ankurbelten, und unternahmen große Anstrengungen, diese seltenen Zellen zu aktivieren. TatsĂ€chlich konnten sie unter bestimmten UmstĂ€nden dem Drang, das Wohlbehagen auslösende Dopamin zu aktivieren, nicht widerstehen. Manche Wissenschaftler gaben dem Dopamin den Namen LustmolekĂŒl und die Bahnen der Dopamin produzierenden Zellen im Gehirn wurden Belohnungssystem genannt. Im Volksmund und in der PopulĂ€rwissenschaft wird Dopamin auch gern als GlĂŒckshormon bezeichnet.
Der Ruf des Dopamins als GlĂŒckshormon wurde durch Experimente mit DrogenabhĂ€ngigen weiter gefestigt. Die Forscher injizierten ihnen eine Mischung aus Kokain und radioaktivem Zucker, sodass sie herausfinden konnten, welche Teile des Gehirns die meisten Kalorien verbrannten. Sobald das intravenös verabreichte Kokain wirkte, wurden die Teilnehmer gebeten einzuschĂ€tzen, wie high sie waren. Die Wissenschaftler entdeckten, dass der Rausch umso stĂ€rker war, je aktiver das Dopamin-Belohnungssystem war. Sobald der Körper das Kokain aus dem Gehirn abgebaut hatte, ließ die AktivitĂ€t des Dopamins nach und der Drogenrausch flaute ab. Weitere Studien erbrachten Ă€hnliche Ergebnisse. Nun stand die Rolle des Dopamins als LustmolekĂŒl beziehungsweise GlĂŒckshormon fest.
Andere Forscher versuchten, die Resultate zu reproduzieren, erlebten dabei jedoch eine Überraschung. Sie hielten es fĂŒr unwahrscheinlich, dass die Dopaminbahnen sich entwickelt hatten, um Menschen zum Drogenmissbrauch zu ermuntern. Die Drogen fĂŒhrten vermutlich nur eine kĂŒnstliche Form der Dopaminstimulation herbei. Den Wissenschaftlern erschien es wahrscheinlicher, dass die evolutionĂ€ren Prozesse, die zur Bildung von Dopamin gefĂŒhrt hatten, der Notwendigkeit entsprangen, den Überlebens- und Fortpflanzungstrieb zu fördern. Deshalb ersetzten sie Kokain durch Essen und erwarteten die gleiche Wirkung. Das Ergebnis ĂŒberraschte alle. Das war der Anfang vom Ende des Dopamins als LustmolekĂŒl.
Die Forscher fanden heraus, dass Dopamin nichts mit Lust zu tun hat. Es löst ein viel einflussreicheres GefĂŒhl aus. Dopamin zu verstehen, erweist sich als der SchlĂŒssel zur ErklĂ€rung und sogar zur Vorhersage einer eindrucksvollen Bandbreite menschlichen Verhaltens: Kunst, Literatur und Musik zu schaffen, nach Erfolg zu streben, neue Welten und neue Naturgesetze zu entdecken, ĂŒber Gott nachzudenken – und sich zu verlieben.
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Shawn wusste, dass er verliebt war. Seine Unsicherheit legte sich. Jeden Tag hatte er das GefĂŒhl, dass ihm eine goldene Zukunft bevorstand. Je mehr Zeit er mit Samantha verbrachte, desto begeisterter war er von ihr. Jedes Mal, wenn er an sie dachte, schienen die Möglichkeiten grenzenlos zu sein. Seine Libido war stĂ€rker denn je, aber nur in Bezug auf sie. Andere Frauen existierten nicht mehr. Besser noch: Als er versuchte, ihr sein GlĂŒck zu beschreiben, unterbrach sie ihn und sagte, sie empfinde genau das Gleiche.
Shawn wollte sichergehen, dass sie fĂŒr immer zusammenbleiben wĂŒrden. Deshalb machte er ihr eines Tages einen Heiratsantrag. Sie sagte Ja.
Einige Monate nach ihren Flitterwochen Ă€nderten sich die Dinge. Anfangs waren sie voneinander besessen gewesen, doch mit der Zeit erschien ihnen ihre drĂ€ngende Sehnsucht immer weniger drĂ€ngend. Die Überzeugung, dass alles möglich war, war nun weniger stark, weniger zwingend und stand nicht mehr im Mittelpunkt. Ihre Euphorie ließ nach. Sie waren nicht unglĂŒcklich, aber die tiefe Befriedigung der frĂŒheren gemeinsamen Tage schwand allmĂ€hlich. Das GefĂŒhl, ihre Möglichkeiten seien grenzenlos, kam ihnen immer unrealistischer vor. Sie dachten nicht mehr stĂ€ndig aneinander. Andere Frauen zogen Shawns Aufmerksamkeit auf sich, obwohl er nicht die Absicht hatte fremdzugehen. Auch Samantha flirtete manchmal, auch wenn es nicht mehr als ein LĂ€cheln war, das sie mit dem Studenten austauschte, der an der Kasse Lebensmittel in TĂŒten packte.
Sie waren glĂŒcklich miteinander, doch der frĂŒhe Glanz ihres neuen Lebens wich langsam dem Eindruck, alles sei wie in ihrem alten Leben. Die Magie, worin auch immer sie bestanden haben mochte, verblasste.
Genau wie in meiner letzten Beziehung, dachte Samantha.
Alles schon mal erlebt, dachte Shawn.

AFFEN UND RATTEN UND WARUM LIEBE VERBLASST

In mancherlei Hinsicht sind Ratten leichter zu studieren als Menschen. Wissenschaftler können mit ihnen viel mehr anstellen, ohne fĂŒrchten zu mĂŒssen, dass der Ethikausschuss an ihre TĂŒr klopft. Um die Hypothese zu testen, dass sowohl Nahrung als auch Drogen die Dopaminproduktion anregen, pflanzten Forscher Elektroden in Rattengehirne ein, sodass sie die AktivitĂ€t einzelner Dopaminneuronen direkt messen konnten. Dann bauten sie KĂ€fige mit Rutschen fĂŒr Futterpellets. Die Ergebnisse entsprachen ihren Erwartungen. Kaum hatten sie das erste Pellet eingeworfen, feuerte das Dopaminsystem der Ratten. Volltreffer! NatĂŒrliche Belohnungen stimulieren die DopaminaktivitĂ€t ebenso gut wie Kokain und andere Drogen.
Dann taten sie etwas, das ihre Kollegen versĂ€umt hatten. Sie fĂŒhrten ihr Experiment weiter und ĂŒberwachten die Gehirne der Ratten, wann immer sie Futterpellets in die KĂ€fige rutschen ließen, Tag fĂŒr Tag. Die Resultate waren völlig ĂŒberraschend. Die Ratten fraßen das Futter so begeistert wie immer. Offensichtlich schmeckte es ihnen. Aber ihre DopaminaktivitĂ€t flaute ab. Warum hörte das Dopamin auf zu zĂŒnden, obwohl die Stimulierung weiterging? Die Antwort darauf lieferten zwei sonderbare Quellen: ein Affe und eine GlĂŒhbirne.
Wolfram Schultz ist einer der einflussreichsten Pioniere der Dopaminforschung. Als Professor fĂŒr Neurophysiologie an der UniversitĂ€t Freiburg in der Schweiz interessierte er sich fĂŒr den Einfluss des Dopamins auf das Lernen. Er pflanzte winzige Elektroden in die Gehirne von Makaken, dorthin, wo Dopaminzellen sich hĂ€uften. Dann setzte er die Affen in eine Vorrichtung, die zwei Lampen und zwei BehĂ€lter enthielt. Ab und zu leuchtete eine der beiden Lampen auf. Eine Lampe kĂŒndigte Futter im BehĂ€lter auf der rechten Seite an, die andere zeigte an, dass sich im linken BehĂ€lter Futter befand.
Die Affen brauchten eine Weile, bis sie die Regel kapierten. ZunĂ€chst öffneten sie die Kisten wahllos und hatten damit in etwa der HĂ€lfte der FĂ€lle Erfolg. Wenn sie ein Pellet fanden, feuerten die Dopaminzellen in ihrem Gehirn, wie bei den Ratten. Nach einiger Zeit fanden die Affen heraus, was die Signale bedeuteten, und öffneten jedes Mal den richtigen FutterbehĂ€lter. Ab da verĂ€nderte sich der Zeitpunkt der DopaminausschĂŒttung: Die Zellen feuerten nicht mehr, wenn die Affen das Futter fanden, sondern schon, wenn die Lampe aufleuchtete. Warum?
Wenn eine Lampe anging, war das immer unerwartet. Doch sobald die Affen herausfanden, dass die Lampe Futter ankĂŒndigte, wurde ihre Â»Ăœberraschung« nur noch vom Licht ausgelöst, nicht mehr vom Futter. Das fĂŒhrte zu einer neuen Hypothese: Die AktivitĂ€t des Dopamins ist kein Lustmarker. Sie ist eine Reaktion auf etwas Unerwartetes, Mögliches, in Gedanken Vorweggenommenes.
Auch bei Menschen lösen Ă€hnliche, vielversprechende Überraschungen einen Dopaminschub aus: ein netter Brief von der Geliebten (Was steht wohl drin?), eine E-Mail von einer Freundin, die Sie seit Jahren nicht mehr gesehen haben (Was gibt es Neues?) oder, wenn Sie auf eine Romanze hoffen, die Begegnung mit einem faszinierenden neuen Partner an einem klebrigen Tisch in derselben alten Kneipe wie immer (Wer weiß, was passieren wird!). Doch wenn diese Ereignisse zur Regel werden, schwindet die Neuheit und auch der Dopaminschub ebbt ab – und ein noch netterer Brief oder eine lĂ€ngere E-Mail oder ein sauberer Tisch bringen ihn nicht zurĂŒck.
Diese einfache Hypothese liefert eine chemisch gestĂŒtzte Antwort auf eine uralte Frage: Warum schwindet Liebe dahin? Unser Gehirn ist darauf programmiert, sich nach dem Unerwarteten zu sehnen und daher in die Zukunft zu blicken, in der es aufregende neue Möglichkeiten gibt. Doch wenn etwas, einschließlich der Liebe, vertraut wird, legt sich diese Aufregung und wir wenden uns neuen Dingen zu.
Die Wissenschaftler, die dieses PhĂ€nomen studierten, nannten den Kick, den etwas Neues uns verschafft, Belohnungsvorhersagefehler. Wir machen stĂ€ndig Vorhersagen ĂŒber die Zukunft: wann wir Feierabend machen können, wie hoch unser Kontostand sein wird, wenn das nĂ€chste Monatsgehalt eingegangen ist, und so weiter. Wenn das, was geschieht, besser ist als das, was wir erwartet haben, handelt es sich buchstĂ€blich um einen Fehler in unserer Vorhersage der Zukunft. Vielleicht können wir frĂŒher nach Hause gehen oder unser Kontostand betrĂ€gt 100 Euro mehr als erwartet. Dieser erfreuliche Irrtum aktiviert das Dopamin – nicht die zusĂ€tzliche Freizeit oder das zusĂ€tzliche Geld, sondern der Nervenkitzel der unerwartet guten Nachrichten.
TatsĂ€chlich genĂŒgt bereits die reine Möglichkeit eines Belohnungsvorhersagefehlers, damit Dopamin aktiv wird. Angenommen, Sie gehen auf einer Ihnen vertrauten Straße zu Fuß zur Arbeit, wie Sie es schon viele Male zuvor getan haben. Plötzlich sehen Sie, dass eine neue BĂ€ckerei eröffnet wurde. Sofort wollen Sie hineingehen und nachsehen, was sie zu bieten hat. Der Auslöser dafĂŒr ist Dopamin. Das GefĂŒhl, das es erzeugt, unterscheidet sich von der Freude, die man empfindet, wenn man etwas Leckeres schmeckt, etwas Angenehmes berĂŒhrt oder etwas Schönes ansieht. Es handelt sich um vorweggenommene Freude: Wir haben die Chance, etwas Neues und Besseres zu genießen. Sie sind aufgeregt wegen der BĂ€ckerei, obwohl Sie noch keine ihrer Backwaren gegessen, ihren Kaffee noch nicht probiert und noch nicht einmal ins Innere des GeschĂ€fts geblickt haben.
Sie gehen hinein und bestellen eine Tasse Kaffee aus dunkel gerösteten Bohnen und ein Croissant. Sie nippen an Ihrem GetrĂ€nk. Das komplexe Aroma breitet sich auf Ihrer Zunge aus. Es ist der beste Kaffee, den Sie je getrunken haben. Dann beißen Sie in das Croissant. Es ist butterig und blĂ€ttrig, genau wie das Croissant, das Sie vor Jahren in einem CafĂ© in Paris gegessen haben. Was fĂŒhlen Sie jetzt? Vielleicht wird Ihr Leben mit dieser neuen Möglichkeit, in den Tag zu starten, ein wenig besser. Von nun an frĂŒhstĂŒcken Sie jeden Morgen in dieser BĂ€ckerei und trinken den besten Kaffee und essen das knusprigste Croissant der Stadt. Sie erzĂ€hlen Ihren Freunden davon, vielleicht mehr, als sie hören wollen. Sie kaufen eine Tasse, auf der der Name des CafĂ©s steht. Sie starten nun voller Begeisterung in jeden Tag. Nun, das liegt an diesem fabelhaften CafĂ©, keine Frage! Das ist Dopamin in Aktion.
Es ist, als hÀtten Sie sich in das Café verliebt.
Doch manchmal stellt sich das, was wir wollen, als nicht so angenehm wie erwartet heraus, wenn wir es erst einmal haben. Dopamingesteuerte Erregung (der Kick der Erwartung) dauert nicht ewig, weil aus der Zukunft schließlich Gegenwart wird. Das prickelnde Mysterium des Unbekannten wird vertraut, alltĂ€glich, langweilig – und EnttĂ€uschung macht sich breit. Der Kaffee und das Croissant waren so gut, dass Sie inzwischen regelmĂ€ĂŸig in diesem CafĂ© frĂŒhstĂŒcken. Doch nach ein paar Wochen wird aus »dem besten Kaffee und Croissant der Stadt« das immer gleiche FrĂŒhstĂŒck.
Aber nicht der Kaffee oder das Croissant haben sich geÀndert, sondern Ihre Erwartung.
So waren auch Samantha und Shawn nur so lange voneinander besessen, bis ihre Beziehung vollkommen normal wurde. Wenn etwas Teil unseres Alltags wird, gibt es keinen Belohnungsvorhersagefehler mehr und es wird kein Dopamin mehr ausgeschĂŒttet, das Sie in Erregung versetzt. Shawn und Samantha ragten fĂŒreinander aus einem Meer voller anonymer Gesichter in einer Bar heraus. Dann waren sie voneinander fasziniert, bis die vorgestellte Zukunft – ein immerwĂ€hrend...

Table of contents

  1. Decke
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. INHALT
  5. EinfĂŒhrung: UNTEN ODER OBEN
  6. Kapitel 1: LIEBE
  7. Kapitel 2: SUCHT
  8. Kapitel 3: HERRSCHAFT
  9. Kapitel 4: KREATIVITÄT UND WAHNSINN
  10. Kapitel 5: POLITIK
  11. Kapitel 6: FORTSCHRITT
  12. Kapitel 7: HARMONIE
  13. Dank
  14. Die Autoren
  15. Literaturverzeichnis
Citation styles for Ein Hormon regiert die Welt

APA 6 Citation

Lieberman, D., & Long, M. (2018). Ein Hormon regiert die Welt ([edition unavailable]). Riva. Retrieved from https://www.perlego.com/book/2056377/ein-hormon-regiert-die-welt-wie-dopamin-unser-verhalten-steuert-und-das-schicksal-der-menschheit-bestimmt-pdf (Original work published 2018)

Chicago Citation

Lieberman, Daniel, and Michael Long. (2018) 2018. Ein Hormon Regiert Die Welt. [Edition unavailable]. Riva. https://www.perlego.com/book/2056377/ein-hormon-regiert-die-welt-wie-dopamin-unser-verhalten-steuert-und-das-schicksal-der-menschheit-bestimmt-pdf.

Harvard Citation

Lieberman, D. and Long, M. (2018) Ein Hormon regiert die Welt. [edition unavailable]. Riva. Available at: https://www.perlego.com/book/2056377/ein-hormon-regiert-die-welt-wie-dopamin-unser-verhalten-steuert-und-das-schicksal-der-menschheit-bestimmt-pdf (Accessed: 15 October 2022).

MLA 7 Citation

Lieberman, Daniel, and Michael Long. Ein Hormon Regiert Die Welt. [edition unavailable]. Riva, 2018. Web. 15 Oct. 2022.