Laws of UX
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Laws of UX

10 praktische Grundprinzipien fĂŒr intuitives, menschenzentriertes UX-Design

Jon Yablonski, Isolde Kommer

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  1. 139 pages
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Laws of UX

10 praktische Grundprinzipien fĂŒr intuitives, menschenzentriertes UX-Design

Jon Yablonski, Isolde Kommer

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Mit Psychologie zu besseren Produkten und Services- Die wertvollsten psychologischen Grundprinzipien fĂŒr UX-Designer- Hilfreiche Prognosemodelle einfach und an Beispielen erklĂ€rt- inkl. einer Rahmenstruktur fĂŒr die Anwendung im ArbeitsalltagJon Yablonski erklĂ€rt in diesem Buch, wie UX-Designer*innen Grundprinzipien aus der Psychologie nutzen können, um eine bessere User Experience zu generieren. Anstatt Benutzer*innen zu zwingen, sich an das Design eines Produkts (z. B. App) anzupassen, hilft dieser praktische Leitfaden dabei, das Design danach auszurichten, wie Benutzer*innen sich verhalten und mit digitalen Schnittstellen interagieren, um ihre Nutzung einfacher und angenehmer zu gestalten.Dabei greift der Autor auf bekannte Regeln und Prinzipien aus der psychologischen Forschung zurĂŒck und ĂŒbertrĂ€gt sie in die UX-Design-Welt. So sprechen wir beispielsweise einer App mit schönem Design mehr Kompetenz zu und verzeihen ihr eher Fehler, oder erwarten von einem Onlineshop, dass der Kaufprozess so funktionieren, wie wir es von anderen Shops gewohnt sind. Außerdem können wir eine große Menge an Informationen besser speichern und verarbeiten, wenn sie in Chunks gegliedert sind, weshalb etwa Texte, die mithilfe von Überschriften und AbsĂ€tzen gegliedert sind, eine höhere UX generieren als ein langer Fließtext, der die User ĂŒberfordert.Nachdem der Autor die verschiedenen Prinzipien erklĂ€rt und an anschaulichen, einfach nachzuvollziehenden Beispielen demonstriert hat, zeigt er, wie man diese Prinzipien praktisch fĂŒr die eigene Arbeit und im Team nutzen kann. ZusĂ€tzlich geht er auch auf die ethischen Komponenten ein (Beispiele: Endlos-Scrollen, Like-Button).

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Information

Publisher
O'Reilly
Year
2020
ISBN
9783960103912
Topic
Design
Subtopic
UI/UX Design

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Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – Jakobs Gesetz

Nutzer verbringen die meiste Zeit auf anderen Websites und wĂŒnschen sich, dass Ihre Website genauso funktioniert wie alle anderen Websites, die sie bereits kennen.
Wichtige Erkenntnisse
  • Nutzer ĂŒbertragen ihre Erfahrungen mit einem vertrauten Produkt als Erwartungen auf ein anderes, Ă€hnlich erscheinendes Produkt.
  • Wenn wir auf vorhandene mentale Modelle aufbauen, können wir eine bessere User Experience schaffen: Die Anwender können sich auf ihre Aufgaben konzentrieren, statt neue Modelle erlernen zu mĂŒssen.
  • RĂ€umen Sie bei VerĂ€nderungen Unstimmigkeiten weitestmöglich aus dem Weg, indem Sie den Benutzern die Möglichkeit geben, fĂŒr eine begrenzte Zeit weiterhin eine vertraute Version einzusetzen.

Überblick

Vertrautheit ist außerordentlich wertvoll. Durch Vertrautheit erkennen wir bei der Interaktion mit einem digitalen Produkt oder einer digitalen Dienstleistung sofort, wie diese zu nutzen ist – von der Navigation ĂŒber die Suche nach Inhalten bis hin zur notwendigen kognitiven Verarbeitung des Layouts und der visuellen Elemente auf der Seite. In Summe sorgt die eingesparte mentale Anstrengung fĂŒr eine geringere kognitive Belastung. Mit anderen Worten: Je weniger intellektuelle Energie die Nutzer zum Erlernen einer Schnittstelle aufbringen mĂŒssen, desto besser können sie sich ihren eigentlichen Zielen widmen. Und je leichter wir es ihnen machen, ihre Ziele zu erreichen, desto wahrscheinlicher wird der Erfolg.
Als Designer wollen wir sicherstellen, dass die Nutzer bei der Verwendung unserer Schnittstellen ihre Ziele erfolgreich erreichen. Dazu reduzieren wir die Reibungsverluste auf ein Minimum. Reibung muss allerdings nicht immer schlecht sein – manchmal ist sie sogar notwendig. Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, ĂŒberflĂŒssige oder sinnlose Reibung zu verringern oder zu vermeiden, dann sollten wir sie auch nutzen. So bietet es sich an, in strategischen Bereichen wie Seitenstruktur, Navigation und Platzierung erwartbarer Elemente – zum Beispiel der Suche – auf gĂ€ngige Entwurfsmuster und Konventionen zu setzen. So stellen wir sicher, dass die Anwender sofort produktiv werden können, statt erst die Funktionsweise einer Website oder App erlernen zu mĂŒssen. In diesem Kapitel sehen wir uns anhand einiger Beispiele an, wie sich dieses Gestaltungsprinzip umsetzen lĂ€sst – doch zunĂ€chst wollen wir uns mit seinem Ursprung befassen.

Ursprung

Jakobs Gesetz (auch bekannt als »Jakob’s Law of the Internet User Experience«) wurde im Jahr 2000 vom Usability-Experten Jakob Nielsen vorgestellt. Er beschrieb darin die Tendenz der Nutzer, aufgrund ihrer gesammelten Erfahrungen mit anderen Websites eine Erwartungshaltung an Design-Konventionen zu entwickeln.1 Nielsen bezeichnet diese Beobachtung als »Gesetz der menschlichen Natur«. Laut Nielsen sollten Designer sich an einheitliche Gestaltungsrichtlinien halten, damit sich die Nutzer besser auf den Inhalt oder die Botschaft der Website bzw. das angebotene Produkt konzentrieren können. Im Gegensatz dazu bergen unkonventionelle Designs die Gefahr, beim Nutzer zu Frust und Verwirrung zu fĂŒhren, sodass er seine AktivitĂ€ten eher aufgibt und sich verabschiedet: Die Schnittstelle funktioniert einfach nicht so, wie es seiner Auffassung nach der Fall sein sollte.
Die gesammelten Erfahrungen, auf die sich Nielsen bezieht, sind fĂŒr die Besucher einer neuen Website oder die Nutzer eines neuen Produkts hilfreich, weil sie ihnen ein VerstĂ€ndnis davon vermitteln, wie das Produkt funktioniert und was damit möglich ist. Dieser Faktor zĂ€hlt vielleicht zu den wichtigsten in der User Experience und hĂ€ngt direkt mit dem psychologischen Konzept des mentalen Modells zusammen.

Psychologisches Konzept

Mentale Modelle
Ein mentales Modell enthĂ€lt das, was wir ĂŒber ein System und insbesondere ĂŒber seine Funktionsweise zu wissen glauben. Egal, ob es sich um ein digitales System wie eine Website oder um ein physisches System wie die Kasse in einem LadengeschĂ€ft handelt: Wir entwickeln ein Modell davon, wie ein System funktioniert. Dieses Modell wenden wir dann auch auf neue Situationen mit einem Ă€hnlichen System an. Mit anderen Worten: Wir nutzen das Wissen aus frĂŒheren Erfahrungen, wenn wir mit etwas Neuem konfrontiert werden.
FĂŒr uns Designer sind mentale Modelle wertvoll, weil wir unsere EntwĂŒrfe an das mentale Modell der Nutzer anpassen können, um deren Erfahrung zu verbessern. Dabei ermöglichen wir es ihnen, ihr Wissen leicht von einem Produkt oder einer Erfahrung auf eine andere zu ĂŒbertragen, ohne dass sie erst herausfinden mĂŒssen, wie das neue System funktioniert. Wenn das Design eines Produkts oder einer Dienstleistung mit dem mentalen Modell des Benutzers ĂŒbereinstimmt, kann eine gute User Experience entstehen. Zu unseren grĂ¶ĂŸten Herausforderungen gehört es, die Kluft zwischen unseren eigenen mentalen Modellen und denen der Nutzer zu verkleinern. Um dieses Ziel zu erreichen, verwenden wir viele verschiedene Methoden: Anwenderbefragungen, Personas, Journey Maps, Empathy Maps und mehr. Mit diesen unterschiedlichen Methoden wollen wir nicht nur einen tieferen Einblick in die Ziele unserer Benutzer erhalten, sondern auch in ihre vorhandenen mentalen Modelle und herausfinden, wie sich all diese Faktoren auf das von uns gestaltete Produkt beziehungsweise die von uns gestaltete Dienstleistung auswirken.

Beispiele

Haben Sie sich jemals gefragt, woher Formularelemente ihr charakteristisches Aussehen beziehen (Abbildung 1-1)? Die Menschen, die sie entworfen haben, hatten ein mentales Modell davon, wie diese Elemente aussehen sollten – und dieses beruhte auf Steuerpulten, die sie aus der physischen Welt kannten. Das Design von Webelementen wie Options- und Kontrollfeldern und sogar SchaltflĂ€chen orientiert sich am Vorbild ihrer greifbaren Pendants.
Wenn unsere Designs nicht mit dem mentalen Modell des Benutzers ĂŒbereinstimmen, entstehen Probleme. Eine solche Diskrepanz kann sich nicht nur auf die Wahrnehmung der von uns entwickelten Produkte und Dienstleistungen auswirken, sondern auch auf die Geschwindigkeit, mit der die Nutzer diese verstehen. Dieser Effekt wird als Diskordanz zum mentalen Modell bezeichnet und tritt bei der plötzlichen VerĂ€nderung eines vertrauten Produkts auf.
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Abbildung 1-1: Vergleich zwischen Schalttafelelementen und typischen Formularelementen (Quelle: Jonathan H. Ward [links], Googles Material Design [rechts])
Ein bekanntes Beispiel fĂŒr eine solche Diskordanz ist die Umgestaltung von Snapchat im Jahr 2018. Statt schrittweise und durch umfangreiche Betatests begleitete Änderungen einzufĂŒhren, lancierte das Unternehmen eine komplett ĂŒberarbeitete Version, die das vertraute Format der App radikal verĂ€nderte, indem sie die Möglichkeit, Storys zu betrachten, und die Kommunikation mit Freunden nun am selben Ort vereinte. Unzufriedene Nutzer drĂŒckten auf Twitter sofort massenhaft ihre Ablehnung aus. Noch schlimmer war die anschließende Abwanderung der Nutzer zum Snapchat-Konkurrenten Instagram. Der Snap-CEO Evan Spiegel hatte gehofft, durch die Neugestaltung frischen Wind in das GeschĂ€ft mit den Werbekunden zu bringen und dass sich Anzeigen besser an die Nutzer anpassen lassen wĂŒrden. Stattdessen gingen die Anzeigenaufrufe und -einnahmen zurĂŒck, die Nutzerzahl brach dramatisch ein. Snapchat hatte es versĂ€umt, zu gewĂ€hrleisten, dass das mentale Modell seiner Benutzer mit der neu gestalteten App-Version ĂŒbereinstimmte, und die daraus resultierende Diskordanz erzeugte einen herben RĂŒckschlag.
Nicht immer mĂŒssen grĂ¶ĂŸere Neugestaltungen jedoch die Nutzer vergraulen – siehe Google. Google bot seinen Nutzern in der Vergangenheit schon hĂ€ufiger die Möglichkeit, sich fĂŒr neu gestaltete Versionen seiner Produkte wie Google Kalender, YouTube und Gmail zu entscheiden. Als das Unternehmen 2017 nach Jahren des im Wesentlichen gleichbleibenden Designs die neue Version von YouTube auf den Markt brachte (Abbildung 1-2), ermöglichte es Desktop-Usern einen schrittweisen und unverbindlichen Einstieg in das neue Material Design-UI. Die Benutzer konnten sich das neue Design als Vorschau ansehen, sich damit vertraut machen, Feedback abgeben und auf Wunsch sogar zur alten Version zurĂŒckkehren. Die unvermeidliche Diskordanz zum mentalen Modell wurde abgemildert, indem die Benutzer einfach die Möglichkeit erhielten, erst dann zu wechseln, wenn sie bereit waren.
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Abbildung 1-2: Vergleich der BenutzeroberflÀche vor (links) und nach (rechts) der Neugestaltung von YouTube im Jahr 2017 (Quelle: YouTube)
Die meisten E-Commerce-Websites setzen ebenfalls auf bereits existierende mentale Modelle. Durch vertraute Muster und Konventionen können Einkaufsseiten wie Etsy (Abbildung 1-3) effektiv darauf hinwirken, dass sich die Kunden auf die wichtige Produktsuche und den Einkauf konzentrieren. Wenn die Erwartungen der Nutzer an den Ablauf der Produktauswahl, die Nutzung des virtuellen Warenkorbs und der Kasse erfĂŒllt werden, können sie auf ihr gesammeltes Wissen aus frĂŒheren Onlineshop-Erfahrungen zurĂŒckgreifen; der gesamte Vorgang fĂŒhlt sich angenehm und vertraut an.
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Abbildung 1-3: E-Commerce-Websites wie Etsy nutzen bereits bestehende mentale Modelle, damit sich die Verbraucher auf den Produktekauf konzentrieren können, anstatt neue Interaktionsmuster erlernen zu mĂŒssen (Quelle: Etsy, 2019).
Die Verwendung mentaler Modelle als Gestaltungsgrundlage ist nicht auf den digitalen Bereich beschrĂ€nkt. Einige meiner Lieblingsbeispiele finden sich im Automobilbau, besonders im Hinblick auf die Bedienelemente. Nehmen Sie zum Beispiel den Prototyp EQC 400 von Mercedes-Benz aus dem Jahr 2020 (Abbildung 1-4). Die Bedienelemente zur Sitzverstellung an der TĂŒrverkleidung sind der Form des Sitzes angepasst. Dieses Design macht es fĂŒr den Benutzer leicht verstĂ€ndlich, welchen Teil seines Sitzes er mit dem jeweiligen Knopf verstellen kann. Dies ist ein wirkungsvolles Design, weil es auf unserem bereits bestehenden mentalen Modell eines Autositzes beruht und dann die Bedienelemente an dieses mentale Modell anpasst.
Solche Beispiele zeigen, wie wir die vorhandenen mentalen Mod...

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