Edukative Aktivitäten und Interventionen in der Pflege
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Edukative Aktivitäten und Interventionen in der Pflege

Chronisch Kranke beraten, anleiten, schulen

Matthias Mertin, Irene Müller, Julia Lademann, Christa Büker

  1. 160 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Edukative Aktivitäten und Interventionen in der Pflege

Chronisch Kranke beraten, anleiten, schulen

Matthias Mertin, Irene Müller, Julia Lademann, Christa Büker

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Über dieses Buch

Edukative Aktivitäten zur Förderung des Selbstmanagements von Menschen mit chronischen Erkrankungen sind ein zentrales Aufgabenfeld der professionellen Pflege. Hierzu zählen die Förderung der Health Literacy, die strukturierte Schulung sowie die Stärkung der Selbstfürsorge. Auf der Basis von bezugs- und pflegewissenschaftlichen Theorien und Modellen sowie aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, erwirbt die Leserin/der Leser die Grundlagen von patientenzentrierten Beratungen, Anleitungen und Schulungen und kann dadurch die betroffenen Menschen in Belastungs-, Entscheidungs- oder Konfliktsituationen unterstützen. Durch die Gestaltung von edukativen Interventionen werden die Selbstpflegekompetenzen betroffener Menschen erweitert und stabilisiert, sodass ein Leben mit einer chronischen Erkrankung bewältigt werden kann.

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Information

1 Chronische Erkrankungen und Patientenedukation

Irene Müller, Matthias Mertin

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Das Ziel des ersten Kapitels ist es, einerseits die Bedeutung der wachsenden Anzahl chronisch kranker Menschen und die daraus resultierenden Auswirkungen auf ihr alltägliches Leben darzustellen und andererseits Möglichkeiten aufzuzeigen, die den betroffenen Menschen ein Leben mit ihrer chronischen Erkrankung mit einer möglichst hohen Lebensqualität ermöglichen sollen. Dazu werden vorerst die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die erweiterten Kompetenzen von akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen im Rahmen von Patientenedukation beschrieben sowie auf Konzepte, Strategien und übergeordnete Ziele der Patientenedukation eingegangen. Die gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte haben unter anderem dazu geführt, dass Patientinnen und Patienten an ihren gesundheitsbezogenen Entscheidungen partizipieren wollen und ihre Präferenzen berücksichtigt werden. Das Leben mit einer chronischen Erkrankung bedeutet unter anderem, Symptome richtig einzuschätzen und daraus resultierende Probleme zu lösen. Das Leben mit einer chronischen Erkrankung zieht unter anderem auch die korrekte Einnahme bzw. Applikation von Medikamenten nach sich und ist somit mit adhärentem Verhalten verbunden. Schließlich sind diese Menschen mit grundlegenden Veränderungen in ihrem Selbstpflegeverhalten konfrontiert.

1.1 Praxisbeispiel

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Der Pflegestudierende Adam N.1 befindet sich im 6. Semester seines dualen Pflegestudiums und ist aktuell auf einer internistischen Station eingesetzt. In den vergangenen Tagen hat er u. a. Frau Beier betreut, eine 57-jährige Diabetikerin, die in den vergangenen Jahren mehrmals wegen aufgetretener Hypoglykämien stationär behandelt wurde. Frau Beier hat ihm in einem Gespräch verraten, dass sie sich gern mit Freundinnen zum Kartenspielen trifft und dabei auch mal ein Glas Wein und Eierlikör trinkt. Und ein Stück Kuchen gäbe es da auch häufiger. Während einer Dienstübergabe spricht Adam an, dass er von Frau Beier gehört habe, dass ihr Zielblutzucker bei ungefähr 110 mg/dl liegen soll. Im Rahmen seines Studiums habe er jedoch gelernt, dass nach aktuellen Erkenntnissen zu niedrige Blutzuckerzielgrenzen die Gefahr von Hypoglykämien erhöhen. Seiner Meinung nach müsse die Patientin im Hinblick auf das Blutzuckermanagement beraten werden. Daraufhin meldet sich eine Kollegin zu Wort und weist Adam Nowak darauf hin, dass für die Beratung der Diabetes-Patienten die Stationsärztin zuständig sei.
Als er wieder in einer Theorie-Phase in der Hochschule ist, spricht er dies bei seinen Mitstudierenden an, da er selbst bisher der Meinung war, dass Patientenedukation ein wichtiger Teil der professionellen Pflege sei. Unter seinen Mitstudierenden sehen das jedoch nicht alle so. Einige meinen, dass kleinere Beratungstätigkeiten durchaus von Fachpflegepersonen übernommen werden könnten, aber so etwas wie Patientenschulungen sei dann doch eher die Aufgabe von Ärztinnen und Ärzten.

1.2 Edukative Interventionen

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Erhöhter Bedarf an edukativen Unterstützungsmaßnahmen
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Edukative Aktivitäten und Interventionen gelten schon seit längerer Zeit als zentrale Bestandteile einer professionellen Pflegepraxis. Bereits mit der Einführung des Krankenpflegegesetzes im Jahr 2003 wurden neue Anforderungen an die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege formuliert, in denen der Beratung und Anleitung von Patientinnen und Patienten ein besonderer Stellenwert zukam (Hummel-Gaatz & Doll 2007). Mit der Einführung des Pflegeberufereformgesetzes im Jahr 2017 wurden edukative Aufgaben von Pflegefachpersonen noch einmal deutlich betont. Der Grund hierfür liegt auch darin, dass im gesamten nationalen Gesundheitswesen ein erhöhter Bedarf an edukativen Unterstützungsmaßnahmen zu verzeichnen ist (Sunder & Segmüller 2017). Dies ist einerseits durch gesundheitspolitisch initiierte, aber auch durch demographisch-epidemiologische Veränderungen bedingt, wofür eine Reihe von Ursachen verantwortlich ist:
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Anstieg chronischer Erkrankungen
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• Als ein Hauptgrund dafür gilt, dass sich die gesundheitliche Problemlage der Bevölkerung durch einen Anstieg chronischer Erkrankungen verändert hat, wobei nicht nur insgesamt eine Zunahme chronischer Erkrankungen zu verzeichnen ist, sondern auch eine Verlängerung der jeweiligen Verlaufsdauer (Schaeffer & Schmidt-Kaehler 2012). Aufgrund der demographischen Alterung nimmt der Anteil jüngerer Menschen in der Gesellschaft ab, während die Anzahl der älteren Menschen steigt. Aktuelle Prognosen des Statistischen Bundesamtes sagen einen Anstieg des Anteils der Bevölkerung im Alter von ≥ 60 Jahren von 2013 bis 2030 von 27 % auf 35 % voraus (Robert Koch-Institut 2015). Aufgrund der demographischen Alterung steigt auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von chronischen Krankheiten und Beeinträchtigungen (Schaeffer & Schmidt-Kaehler 2012). Der Versorgungsbedarf von Menschen mit chronischen Erkrankungen unterscheidet sich dabei wesentlich von dem Versorgungsbedarf akut erkrankter Menschen. Während bei Akutkrankheiten die Heilung im Vordergrund steht, ist es das Hauptziel bei chronischen Erkrankungen, das Fortschreiten der Erkrankung zu begrenzen, Rückfälle zu vermeiden und das Selbstmanagement zu fördern (Giger & de Geest 2008). Dies bedeutet, dass chronische Erkrankungen einen erhöhten Selbstpflege-, Informations-, Schulungs- und Beratungsbedarf mit sich bringen (Jurkowitsch 2016).
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Unzureichende Berücksichtigung von Bedürfnissen
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• Zugleich ist das auf Akutversorgung ausgerichtete Versorgungssystem nicht adäquat auf diese Erfordernisse eingestellt. Laut Giger und de Geest (2008) werden weder die psychosozialen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten noch die Rolle von An- und Zugehörigen angemessen berücksichtigt. Dies hat sich zudem durch einen chronischen Pflegemangel im Krankenhaus verschärft (Isfort & Weidner 2010). In den vergangenen 20 Jahren lässt sich eine kontinuierliche Zunahme der behandelten Patientinnen und Patienten in allgemeinen Krankenhäusern und zugleich eine deutliche Verkürzung der Verweildauern von 10,8 im Jahr 1996 auf 7,3 Tage im Jahr 2016 verzeichnen (Statistisches Bundesamt 2018). Dies lässt sich auf den Reform- und Kostendruck im Gesundheitswesen und in Folge dessen auf die Einführung des Abrechnungssystems mit Diagnosis Related Groups (DRGs) zurückführen (Hummel-Gaatz & Doll 2007).
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Stärkung der Patientenrechte
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• Zudem lässt sich seit einigen Jahren beobachten, dass gesellschaftspolitisch eine Stärkung der Patientinnen und Patienten und ihrer Rechte diskutiert wird (Hummel-Gaatz & Doll 2007). Während in der Vergangenheit Patientinnen und Patienten zu einseitig als Objekte der Fürsorge und als passive Leistungsempfänger betrachtet wurden, wird zunehmend angestrebt, sie aktiv an der Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Gesundheit zu beteiligen (Schaeffer & Schmidt-Kaehler 2012).
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Stärkung und Förderung des Selbstmanagements
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Edukative Maßnahmen, mit denen den Bedarfen der Nutzerinnen und Nutzer entsprochen werden können, werden in Deutschland unter dem Begriff der Patientenedukation subsummiert. Laut Schaeffer und Petermann (2011) hat die Patientenedukation in allen Bereichen des Gesundheitswesens, vor allem in der Versorgung chronisch Kranker, an Bedeutung gewonnen. Ihnen zufolge handelt es sich bei Patientenedukation um systematisch vermittelte Strategien, die darauf ausgerichtet sind, den betroffenen Erkrankten notwendiges krankheits- und behandlungsbezogenes Wissen zu vermitteln und ihre Partizipation am Behandlungsprozess zu erhöhen. Das sich hieraus ergebende übergeordnete Ziel aller edukativen Interventionen ist die Stärkung und Förderung des Selbstmanagements.
Während in der Vergangenheit Edukationsmaßnahmen noch stark arztzentriert ausgerichtet waren, zielen moderne Konzepte darauf ab, die Patientinnen und Patienten in ihrem Krankheitsmanagement zu unterstützen und dadurch die Selbststeuerung und Selbstbestimmung zu fördern. Edukative Interventionen sind somit nicht mehr allein die Aufgabe von Ärztinnen und Ärzten, sondern werden zunehmend auch von weiteren Gesundheitsberufen angeboten und durchgeführt. Pflegefachkräften kommt dabei aufgrund ihrer Nähe zu den Patientinnen und Patienten eine Schlüsselrolle zu. Laut Schaeffer und Petermann (ebda.) lassen sich edukative Interventionen grob in insgesamt vier Strategien unterteilen:
• Die Förderung der Health Literacy zielt darauf ab, Patientinnen und Patienten dazu zu befähigen, sich selbst relevante Gesundheitsinformationen verschaffen zu können, sich diese zu erschließen, sie zu bewerten und für ihr eigenes Handeln nutzbar zu machen. Für die Förderung der Health Literacy steht mittlerweile ein umfangreiches Instrumentarium zur Verfügung, welches auch von Pflegepersonen in Beratungsgesprächen angewendet werden sollte.
Strukturi...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. 1 Chronische Erkrankungen und Patientenedukation
  7. 2 Health Literacy
  8. 3 Strukturierte Schulungsprogramme
  9. 4 Self-Care-Support
  10. 5 Pflegegeleitete Entscheidungsberatungen
  11. Register
Zitierstile für Edukative Aktivitäten und Interventionen in der Pflege

APA 6 Citation

Mertin, M., & Müller, I. (2020). Edukative Aktivitäten und Interventionen in der Pflege ([edition unavailable]). Kohlhammer. Retrieved from https://www.perlego.com/book/2045661/edukative-aktivitten-und-interventionen-in-der-pflege-chronisch-kranke-beraten-anleiten-schulen-pdf (Original work published 2020)

Chicago Citation

Mertin, Matthias, and Irene Müller. (2020) 2020. Edukative Aktivitäten Und Interventionen in Der Pflege. [Edition unavailable]. Kohlhammer. https://www.perlego.com/book/2045661/edukative-aktivitten-und-interventionen-in-der-pflege-chronisch-kranke-beraten-anleiten-schulen-pdf.

Harvard Citation

Mertin, M. and Müller, I. (2020) Edukative Aktivitäten und Interventionen in der Pflege. [edition unavailable]. Kohlhammer. Available at: https://www.perlego.com/book/2045661/edukative-aktivitten-und-interventionen-in-der-pflege-chronisch-kranke-beraten-anleiten-schulen-pdf (Accessed: 15 October 2022).

MLA 7 Citation

Mertin, Matthias, and Irene Müller. Edukative Aktivitäten Und Interventionen in Der Pflege. [edition unavailable]. Kohlhammer, 2020. Web. 15 Oct. 2022.