////////// Nun sag, wie hast du’s mit Nah-Ost?
Die neue hässliche Ordnung des Fruchtbaren Halbmondes
von Stefan Buchen
Was wäre gewesen, wenn die USA 2003 nicht im Irak einmarschiert wären? Vielleicht muss man den Umweg über den kontrafaktischen Gedanken gehen, um etwas Licht in die gegenwärtige »Obskurität« nahöstlicher Verhältnisse zu bringen. Was gewesen wäre, ist der spekulativere Teil der Antwort. Leichter lässt sich sagen, was nicht gewesen, was uns erspart geblieben wäre. Die USA und der gesamte Westen hätten sich nicht dem Vorwurf des brachialen Neoimperialismus ausgesetzt, zumal die Begründung für die Invasion – Massenvernichtungswaffen im Besitz von Saddam Husein – erfunden war und das irakische Regime mit den Anschlägen vom 11. September 2001 nichts zu tun hatte. Gegen alle Fakten und Vernunft war die Mehrheit der US-amerikanischen Öffentlichkeit Anfang 2003 überzeugt, dass Saddam für 9/11 bestraft werden müsse – ein Riesenerfolg der Bush-Propaganda.
Ohne die US-Invasion wäre in Bagdad keine schiitisch geprägte, eng mit Iran kooperierende Regierung zur Herrschaft gelangt. Die entmachteten Baathisten wären kein Bündnis mit radikalen Sunniten eingegangen, um einen heimlichen »zweiten Staat« im Untergrund des neuen Irak zu gründen. Aus diesem Untergrundstaat hätte kein »Islamischer Staat« hervorgehen und zehn Jahre später auf verheerende Weise in den syrischen Krieg eingreifen können. Der seit 1979 schwelende innerislamische Religionskrieg zwischen Schiiten und Sunniten wäre nicht auf eine neue gefährliche Eskalationsstufe gesprungen. Fanatische Islamisten hätten sich nicht in ihrem Handlungsmuster bestätigt gefühlt, mit medienwirksamen Gewaltprovokationen die USA und den Westen in immer neue Kämpfe hineinziehen und so langfristig schwächen zu können. Man müsste sich heute wohl nicht der Mühe unterziehen, hinter dem scheinbaren »Chaos« des Mittleren Ostens die beängstigende Fratze einer neuen Ordnung zu erkennen, die hässlicher ist als alle früheren.
Wäre Saddam an der durch Flugverbotszonen und Embargo eingeschränkten Macht geblieben und hätte er versucht, diese Restmacht, ähnlich wie alle übrigen Potentaten der arabischen Welt, an seine Söhne zu vererben, wäre auch der Irak von der unvermeidlichen Protestwelle des arabischen Frühlings erfasst worden. Das bedeutet nicht, dass Frieden, Freiheit und Wohlstand im Fruchtbaren Halbmond und in Nordafrika ausgebrochen wären. Eine Arabellion hätte auch dann ihre Mängel gehabt. Aber an Euphrat und Tigris hätte die Geschichte wohl keinen so katastrophalen Lauf genommen. Vor allem: Der Westen hätte eine ganz andere politisch-moralische Autorität gehabt, einem mit Chemiewaffen und Fassbomben um sich werfenden Jungdiktator in Damaskus Einhalt zu gebieten. Womöglich wäre die Bereitschaft dazu ohne die Vorgeschichte aus Shock and Awe sogar dagewesen, zumal Russland und China im UN-Sicherheitsrat nicht so unverhohlen das Asad-Regime gedeckt hätten.
»100 Jahre Krieg« hat der ehemalige CIA-Agent Robert Baer, neben Edward Snowden der vielleicht wichtigste Dissident der Vereinigten Staaten, als Folge des Irak-Abenteuers vorausgesagt. Erst unter der US-Besatzung konnte sich der Djihad-fixierte sunnitische Islamismus im Irak breitmachen, jener Islamismus, den die USA nach 9/11 doch eigentlich zurückdrängen wollten. Der von westlichen Truppen besetzte Irak, Urgrund und Phantasiespiegel früherer islamischer Größe, wurde zum Anziehungspunkt für Heilige Krieger aus den Ländern des Orients und der muslimischen Diaspora im Okzident.
Aber das war nicht alles. Mit ihrem Einzug in Bagdad haben sich die amerikanischen Herren in gefährliche Nähe zu einem anderen Erzfeind begeben, dem Iran. Zunächst war den Machthabern in Teheran tatsächlich ein »Schock« in die Glieder gefahren. Sie fürchteten, die Bush-Krieger könnten, als wären sie das Heer Alexander des Großen, ihren Feldzug bis nach Persien fortsetzen, das sie ja neben dem Irak auf der »Achse des Bösen« verortet hatten. Regime Change war das erklärte Ziel der US-amerikanischen Iran-Politik. Die Befürchtung der Mullahs und Revolutionsgarden zerstreute sich indes rasch. Vielmehr entdeckten sie die verlockende Möglichkeit, den auf Stadt- und Wüstenpisten des Zweistromlandes patrouillierenden GIs schmerzhaften Schaden zuzufügen. Die meisten im Irak gefallenen US-Soldaten starben durch Improvised Explosive Devices (improvisierte Sprengladungen) aus iranischer Schmiede. Parallel zu diesem Untergrundkrieg gegen die Truppen des »Großen Satans« wusste die Islamische Republik die politische Chance zu nutzen, die sich aus der dem Irak aufgezwungenen »Demokratie« ergab. Die schiitische Bevölkerungsmehrheit wählte ab 2005 sukzessive Regierungen, die in Teheran ihren wichtigsten Verbündeten sahen. Eine beispiellose Ironie der Geschichte.
Eine Intensivierung des von Huntington vorhergesagten Clash zwischen dem Westen und auf Rache, Provokation und Selbstbehauptung fixierten Strömungen in der islamischen Welt ist aber nur eine und womöglich nicht die wirkmächtigste Folge der US-Invasion im Irak. Prägender für die Region zwischen Aden und Ankara, Karachi und Kairouan ist der seit 2003 immer erbitterter geführte innerislamische Religionskrieg zwischen Sunniten und Schiiten. Motor dieses sektiererischen, an den Dreißigjährigen Krieg in Europa erinnernden Konflikts ist die Rivalität zwischen Iran und Saudi-Arabien, die mit dem Massenaufstand gegen den Schah und der Errichtung der Islamischen Republik Iran 1979 begann. Vom Sieg der Revolution im Namen der Rückbesinnung auf den »reinen Islam« des Propheten Muhammad beflügelt, untermauerte Ayatollah Khomeini seinen Führungsanspruch in der islamischen Welt über die Grenzen Irans hinaus. Sichtbarstes Zeichen waren die Gründung der Schiitenmiliz Hizbullah im Libanon und das Bündnis mit dem syrischen Machthaber Hafiz al-Asad, dessen Familie der schiitischen Gemeinschaft der Alawiten angehört.
Dem schiitischen Führungsanspruch widersetzte sich der saudische König. Bis dahin hatte das Bündnis der Familie Saud mit den streng sunnitischen wahhabitischen Religionsgelehrten vornehmlich der Legitimierung im Innern gedient. Nun sandte Saudi-Arabien die Glaubenseiferer vermehrt über die Grenzen der Arabischen Halbinsel hinaus, um dem Nimbus Khomeinis etwas entgegenzusetzen. Zudem unterstützte Saudi-Arabien in den achtziger Jahren das Saddam-Regime im Krieg gegen Iran. Während der Diktator von Bagdad noch den arabischen Nationalismus als Hauptmobilisierungsfaktor nutzte, sahen die Saudis diesen Krieg schon unter dem Aspekt der innerislamischen religiösen Rivalität.
Diese Rivalität weitete sich im Schatten der US-Besatzung des Irak zu einem sektiererischen Bürgerkrieg aus mit all den bekannten Begleiterscheinungen: Terroranschläge mit Dutzenden Toten, Sprengung von Moscheen der anderen Glaubensrichtung, konfessionelle Säuberungen von Stadtvierteln, massenhafte Inhaftierung und Folter, wechselseitige Anathemata. Was zwischen Sommer 2003 und Herbst 2011 im Irak geschah, war die räumlich begrenzte Vorstufe zu dem, was wir heute im gesamten Gebiet des Fruchtbaren Halbmondes und darüber hinaus sehen: ein entfesselter Religionskrieg, in dem der Sunnit der Feind des Schiiten ist. Syrien, Jemen und der Irak sind die Hauptschlachtfelder. Der Funke kann sich jederzeit in Bahrein und im Libanon entzünden. Politisch geht es dabei um die Frage, ob man auf Seiten Irans oder Saudi-Arabiens steht. Sozialpsychologisch haben sich die Prioritäten dramatisch verschoben. Während die Konfessionszugehörigkeit vor zwei Generationen im Alltag der Muslime noch sekundär war, ist sie heute zum bestimmenden Identitätsmerkmal geworden. Wer sich nicht in das neue Ordnungsprinzip fügt – säkulare Muslime, Christen, Yeziden –, sieht sich zunehmend als Fremder in der neuen totalitären Kriegswirklichkeit.
Die von Wikileaks im Sommer 2015 enthüllten saudischen Regierungsdokumente belegen, wie sehr die sunnitische Monarchie von der Wahnvorstellung eines dominanten Iran besessen ist. Im Lauf der Jahre hat sich abgezeichnet, dass die saudische Position einen großen Vorteil für sich verbuchen kann und von einem schweren Nachteil belastet wird. Der Vorteil ist ein zahlenmäßiger: Mehr als 80 Prozent der Muslime sind Sunniten. Der Nachteil liegt in einem uralten Topos der Staatskunst. Wer muss den Löwen mehr fürchten? Der Feind oder der Reiter auf seinem Rücken?
Die Ölmonarchie ist, genau wie die kleinen Golfemirate, ein traditioneller Verbündeter der USA und des Westens. Gleichzeitig fördern sie eine religiöse Strömung, die neben den »internen Abtrünnigen«, den Schiiten, den Westen als Feind bekämpft. Saudi-Arabien und Qatar sind also die Paten von Gruppierungen, die von den westlichen Verbündeten als Terroristen gesehen werden und die sich am Ende auch gegen die Herrschaftssysteme auf der Arabischen Halbinsel richten könnten. Die sunnitischen Golfstaaten reiten auf dem Rücken des Löwen. Diese Ambivalenz spiegelt sich in der Entstehungsgeschichte von al-Qaida und ist dann am 11. 09. 2001 jäh zutage getreten. Im gegenwärtig eskalierenden sunnitisch-schiitischen Religionskrieg setzt sich der Zwiespalt fort. Die Beweise, wie genau, mit wie viel Geld und Waffen Saudi-Arabien und Qatar den IS und andere sunnitische Milizen wie die Nusra-Front in Syrien unterstützt haben, liegen nicht vor. Dass es diese Unterstützung gab, ist unzweifelhaft. Ob sie immer noch läuft, ist nicht klar. Denkbar ist es jedenfalls.
Gegen Ende ihrer Amtszeit ist der Regierung Obama diese Ambivalenz zunehmend bewusst geworden. Zunächst schien Obama noch intensiv an das Paradigma geglaubt zu haben, der »böse« sunnitische Islam (al-Qaida und IS) sei mit Hilfe des »guten« sunnitischen Islams auszutreiben. Die »aufgeklärten«, »rational handelnden« Herrscher der arabischen Welt, angefangen beim saudischen König und den Emiren von Qatar und Dubai, sollten dabei helfen. Dann keimte sogar, im Frühjahr 2011, kurzzeitig die Hoffnung, der gute, säkularisierte Islam könnte im Zuge der zivilen Arabellion insgesamt die Oberhand gewinnen.
Die Zivilität ist inzwischen gestorben. Den »bösen« mit dem »guten« Islam bekämpfen zu wollen, hat sich als Unterfangen mit unzähligen Fallstricken erwiesen. Es ist eben ein schwer auszuhaltender Widerspruch, wenn der Despot, der sich im diplomatischen Gespräch als »aufgeklärt« gibt, hinter den Kulissen in machiavellistischer Geste und aus regionalpolitischem Kalkül die Kräfte des Rückfalls in die Barbarei hochzüchtet.
So ist im Übrigen Obamas Drang zu erklären, unbedingt ein Abkommen mit dem Iran zu schließen. Die Nuklearfrage bildet den Gegenstand des Abkommens vom Juli 2015. So real dieser Streitgegenstand zwischen Iran und den USA auch sein mag, so vordergründig bliebe eine Betrachtung, die davon ausgeht, dass es dabei tatsächlich nur um das iranische Atomprogramm geht. Nein, die USA suchen einen dauerhaften politischen Draht nach Teheran, scheinen sich eine Annäherung zu wünschen. Die Regime Change-Politik der Bush-Regierung ist Vergangenheit. Washington will in der gespaltenen islamischen Welt und angesichts der Erfolge des IS nicht mehr allein auf die ambivalenten sunnitischen Autokratien setzen, deren Lebensdauer ungewiss erscheint. Es dürfte zudem eine Horrorvision für die Strategen im Weißen Haus und im Pentagon sein, dass Russland und China im Mittleren Osten den schlagkräftigeren Verbündeten haben. So viel Wert scheint die Obama-Regierung auf das Rapprochement mit Teheran zu legen, dass man dafür saudische Eifersucht und eine ernsthafte Verstimmung mit Israel in Kauf nimmt.
Mit Führung und Gestaltung haben solche Neujustierungen freilich nichts zu tun. Es sind hilflose Reaktionen auf den entfesselten Lauf des Kriegsmonsters. Niemand hat einen Plan, wie es wieder einzufangen ist. Niemand weiß, wann sich seine Haupttriebskraft, der sektiererische Fanatismus, erschöpft haben wird. Abzusehen ist, dass das Kriegsmonster die Grenzen der Staatenordnung des Fruchtbaren Halbmondes niedertrampeln wird. Ohne gestaltende Hand, ohne verbindliche internationale Abkommen über eine politische Neuordnung der Region werden sich »Defacto-Situationen« einrichten. Wilde Männer mit Kalaschnikows werden an improvisierten Grenzposten Wegezölle verlangen von Lastwagenfahrern, die von den UN bezahlt werden, um Lebensmittelnotrationen irgendwohin zu bringen.
Ein nachdenklicher Mensch nahöstlicher Herkunft, der die Achtzig überschritten hat, muss sich heute so ähnlich fühlen wie ein nachdenklicher älterer Europäer im Jahre 1943. Der Orientale wird sich an die Zeit um 1950 mit ähnlicher Nostalgie erinnern wie der Europäer an die Zeit um 1900 – Zeiten des Optimismus und des Aufbruchs. Was für den Europäer die irreal scheinende Erinnerung an den rasanten technischen und zivilisatorischen Fortschritt und recht stabile politische Verhältnisse war, ist für den älteren Leidensmenschen aus dem Orient das ferne Gedenken an die junge politische Unabhängigkeit, den frischen Stolz und die neue Freiheit nach dem Ende des Kolonialismus. Fassungslos stehen beide vor den Trümmern und fragen: »Wie konnte dies alles im Laufe eines kurzen Menschenlebens verspielt werden?« Was in der Jugend war, ist abgeschnitten, verloren. Es ist die »die Welt von gestern«.
Der 1930 in Nordsyrien geborene und heute in Paris lebende Dichter Ali Ahmad Said (Adonis) transportiert diese Stimmung ähnlich, wie es Stefan Zweig in den »Erinnerungen eines Europäers« getan hat. Eindringlich erklärt Adonis, dass die Katastrophe nicht allein den Herrschenden angelastet werden kann, sondern er fragt nach der Verantwortung jedes Einzelnen, nach der verblüffenden Selbstverständlichkeit, mit der sich das Individuum in fatale kollektive Zwänge einbinden lässt.
Die neuen Staaten des Orients übernahmen nach der Unabhängigkeit ausgerechnet jene Formen der Massenmobilisierung und geheimpolizeilichen Massenkontrolle, die Europa ins Unglück gestürzt hatten. Auch die fundamentalistischen Islam-Bewegungen, die die säkularen arabischen Despoten in den 60er bis 80er Jahren erfolglos herausforderten, stellten diese Herrschaftsinstrumente des europäischen Totalitarismus nie infrage. Im Gegenteil, auch sie hängen an der importierten Praxis. Khomeini übernahm die Methoden der »Savak«, des früheren iranischen Nachrichtendienstes, die improvisierten Gefängnisse der Nusra-Front orientieren sich an der Kerkerroutine unter Asad, und »die schwarze Macht« des IS ist bei den Geheimdienstoffizieren der irakischen Baath-Partei in die Schule gegangen (s. Christoph Reuter: Die schwarze Macht, München 2015).
Das »Weinen über den Trümmern« ist die älteste Figur der arabischen Dichtung. Sie reicht in vorislamische Zeit zurück. Gemeint waren die Reste des vor Zeiten abgebrochenen Zeltlagers, in dem das lyrische Ich die Geliebte getroffen hatte. Ein Pflock im Sand, ein Stofffetzen, ein durchgerittener Sattel, Fuß- und Hufspuren, »verwischt wie die aramäischen oder hebräischen Buchstaben auf einem verblichenen Pergament«, erinnern an die Stunden des Glücks.
Heute ist die Dimension eine andere. Es darf, es muss über den Trümmern von Aleppo und Saada geweint werden. Die Reste der alten sesshaften orientalischen Zivilisation, die in die Moderne hinübergerettet und trotz des Wucherns der »neuen Städte« bewahrt werden konnten, zerbersten in Bombenhagel und Feuer. Worauf sollen kommende Generationen ihre Identität gründen? Dichtende Nomaden gibt es nicht mehr, das Nomadentum ist hingegen präsenter denn je. Zeltplanen und -pflöcke erleben eine surreale Renaissance. Hunderttausende Entwurzelte hausen in Flüchtlingslagern im zweiten, dritten oder vierten Jahr in Folge.
Im Mai 2015 stürmte ein Trupp des IS, trotz Lufthoheit der US-Armee, die von regierungstreuen Einheiten gehaltene irakische Stadt Ramadi am Euphrat. »Ein Sandsturm« sei ihnen zugute gekommen, hieß es in den Nachrichten. Im Schutze des gelben Windes hatten die IS-Kämpfer zu ihrem Eroberungszug angesetzt. So tricksten sie die US-Luftwaffe aus, die ihre Jagdbomber und Drohnen am Boden bzw. auf den Flugzeugträgern im Persischen Golf lassen mussten.
Eine passendere Kulisse hätte kein Künstler finden können für die Ritter der Apokalypse. Die öffentliche Debatte in Deutschland dreht sich um »den unaufhaltsamen Vormarsch der Gotteskrieger« mit der schwarzen Fahne. Die für Medienleute glückliche Mischung aus Schauder, heimlicher Faszination, Abscheu und Selbstvergewisserung spült die immer gleichen Fragen in den Mittelpunkt der Berichterstattung: Wie groß ist die Gefahr für uns? Warum ist die Schutzschicht der Zivilisation so dünn? Was bringt junge Leute, die bei uns aufgewachsen sind, dazu, sich solchen Gruppen anzuschließen?
Die Aufmerksamkeitsspanne der Öffentlichkeit reicht nur bis zu den düsteren Akteuren. Ihre Schlagkraft scheint aufgewertet, weil sie fähig sind, ein Naturereignis in eine Kriegslist umzumünzen. Die Kulisse des endzeitlichen Gemäldes muss jedoch näher betrachtet werden. Sandstürme gab es an Euphrat und Tigris im Frühjahr schon immer. Aber sie sind heftiger geworden in letzter Zeit und sie haben sich auf das ganze Jahr au...