Leere Kirchen – voller Einsatz? Kirche und sozialer Zusammenhang in ländlichen und urbanen Räumen
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Leere Kirchen – voller Einsatz? Kirche und sozialer Zusammenhang in ländlichen und urbanen Räumen

XXVIII. Werner-Reihlen-Vorlesungen

Torsten Meireis, Clemens Wustmans, Torsten Meireis, Clemens Wustmans

  1. 107 páginas
  2. German
  3. ePUB (apto para móviles)
  4. Disponible en iOS y Android
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Leere Kirchen – voller Einsatz? Kirche und sozialer Zusammenhang in ländlichen und urbanen Räumen

XXVIII. Werner-Reihlen-Vorlesungen

Torsten Meireis, Clemens Wustmans, Torsten Meireis, Clemens Wustmans

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Die großen Kirchen sind bedeutende zivilgesellschaftliche Akteure: Auch im Angesicht sinkender Mitgliederzahlen und erhöhter gesellschaftlicher Pluralität bleibt der kirchliche Beitrag zum sozialen Band in Stadt und Land zentral. Damit ist die Frage gestellt, wie Kirche im Wandel zu den jeweils unterschiedlichen Ausprägungen des sozialen Bandes in urbanen und ruralen Kontexten beiträgt und wie sie auch weiterhin dazu beitragen kann. Worin bestehen Unterschiede zwischen der Situation in Stadt und Land? Und was können Theologie und Kirche im deutschsprachigen Raum von internationalen Perspektiven, aus Europa wie aus dem globalen Süden, lernen?

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Información

Editorial
De Gruyter
Año
2022
ISBN
9783110774788
Edición
1

Jenseits von Jedem

Ambiguitätstoleranz als urbane Tugend
Christopher Zarnow
Anmerkung: Jenseits von Jedem ist der Titel eines Musikalbums der Hamburger Band Blumfeld aus dem Jahr 2003.
Hör zu, Bea, was das Wichtigste ist und das Schlimmste,
am schwierigsten zu verstehen und, wenn du’s trotzdem
irgendwie schaffst, zugleich das Wertvollste:
dass es keine Eindeutigkeit gibt.
Anke Stelling, Schäfchen im Trockenen
Ich möchte in diesem Aufsatz das Thema einer Theologie der Stadt, das ich schon in mehreren anderen Publikationen umrissen habe (Zarnow 2017, 2018a, 2018b; Zarnow, Klostermeier und Sachau 2018; Rebenstorf et. al. 2018), in ethischer Richtung fortschreiben. Zunächst sind die Ausdrücke Urbane Theologie oder Theologie der Stadt allerdings selbst erläuterungsbedürftig. Wird hier doch in einer Formel zusammengerückt, was auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun zu haben scheint. Hier, auf der einen Seite, die Stadt: mit ihren Häuserzeilen und Straßenschluchten, ihren Plätzen, U-Bahnen und überfüllten Bussen, ihrem Lärm und ihrem Dreck. Und dort, auf der anderen Seite, die Theologie: Da geht es um Gott und letzte Dinge, um die großen Fragen des Lebens, Fragen über den Sinn, den Tod, die Ewigkeit. Sonderbar abgerückt von Raum und Zeit, völlig losgelöst von der Erde scheint sich das Raumschiff der Theologie zu bewegen. Eine Theologie der Stadt – was soll mit dieser Wortverbindung gemeint sein? Inwiefern soll die Stadt ein Thema sein, das theologisch zu denken gibt?
Dass sich andere Disziplinen mit der Stadt beschäftigen, scheint auf den ersten Blick näher zu liegen. Etwa die Ingenieurswissenschaften oder die Architektur: Sie haben es mit der Planung, dem Bau und der Sanierung von Stadtgebieten zu tun, etwa wenn neue Stadtquartiere angelegt werden, wie das gegenwärtig an unterschiedlichen Orten in Berlin passiert, etwa in Blankenburg, Tegel, Adlershof oder in der Siemensstadt. Da werden vorbereitende Untersuchungen durchgeführt, Flächen ausgemessen und Bedarfe ermittelt.1 Auch Soziolog*innen beschäftigen sich erwartungsgemäß mit der Stadt – beispielsweise, wenn sie erforschen, wie sich soziale Ungleichheit in unterschiedlichen Vierteln niederschlägt, wie es zu gated communities kommt oder wie Effekte der Gentrifizierung Raum greifen.2 Aber auch aus psychologischer Sicht stellt die Stadt einen möglichen Forschungsgegenstand dar. So liegen Studien zur Frage vor, wie sich Einsamkeit, Anonymität und urbaner Stress auf die menschliche Psyche auswirken (Adli 2017). Und die Theologie? Hat sie auch eine eigene Stimme in diesem Forschungskonzert? Wie könnte ein theologischer Beitrag zur gegenwärtigen Stadtforschung aussehen?
Um diesen deutlich machen zu können, muss ich mich zunächst selbst korrigieren. Anders, als eben angedeutet, gilt: Theologie ist gerade keine Wissenschaft jenseits von Raum und Zeit. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Jede konkrete Gestalt von Theologie hat einen geschichtlichen und geographischen Ort. Alle Theologie ist in diesem Sinne kontextuelle Theologie – auch wenn sie diesen Kontext mal mehr, mal weniger ausdrücklich reflektiert, also mehr oder weniger kontextsensibel sein kann. Diese Kontextgebundenheit aller Theologie gilt dabei sowohl für den Standpunkt, von dem aus sie betrieben wird, als auch für den Adressat*innenkreis, an den sie sich richtet. Es macht eben ein Unterschied, ob Jesus als Sozialrevolutionär in den Befreiungstheologien Lateinamerikas oder als leidender Schmerzensmann in den Passionsspielen in Oberammergau in Szene gesetzt wird. Insofern gibt es Theologie auch nur im Plural – als eine Vielfalt von kontextabhängigen theologischen Ansätzen, Programmen und Interpretationen.3
Im Sinne einer ausdrücklich kontextsensiblen Theologie sind nun auch die Schlagworte einer Theologie der Stadt bzw. der urbanen Theologie zu verstehen. Eine solche Theologie der Stadt hat es vielleicht nicht mit dem Beton und Asphalt zu tun, aus dem die Stadt gemacht ist – wohl aber mit den Menschen, die in diesem Beton leben und sich auf diesem Asphalt bewegen. Die grundlegende Annahme lautet, dass die Orte, an denen Menschen leben, etwas ‚mit ihnen machen‘ – mit der Art, wie sie sich bewegen, wie sie sprechen, wie sie sich selbst und ihre Welt verstehen, damit aber auch: wie sie glauben, hoffen und beten.4
Kontextsensibel als Theologin, als Theologe in der Großstadt zu arbeiten, bedeutet in praktischer Hinsicht, sich auf die Großstadt als Erfahrungsraum spätmodernen Lebens einzulassen, sich von diesem Erfahrungsraum inspirieren, irritieren und provozieren zu lassen. Die Ausgangsüberlegung für die nachfolgenden Überlegungen ist dabei, dass dieser Erfahrungsraum materialiter durch in sich vielfältige Phänomene der Differenz und Ambivalenz geprägt ist.5 Einige dieser Phänomene möchte ich im ersten Teil meiner Überlegungen näher beleuchten. Im zweiten Teil werde ich dann versuchen, den so näher bestimmten Erfahrungsraum der Großstadt mithilfe von drei unterschiedlichen Scheinwerfern theologisch zu perspektivieren.

1 Die Großstadt als Erfahrungsraum – phänomenologische Annäherungen

Die Stadt ist ein Ort von Differenzerfahrungen. Sie produziert Differenzen und Ambivalenzen auf vielfältige Art und Weise. Sie ist ein Ort, an dem Fremde sich auf engstem Raum begegnen (1.1); ein Ort der sozialräumlichen Segregation (1.2); ein Ort der Vielfalt und Mehrdeutigkeiten (1.3).

1.1 Die Stadt als Ort, an dem Fremde leben

Die Stadt ist ein „Ort, an dem Fremde leben“ – so die bündige Formel des Stadtsoziologen Walter Siebel (Siebel 2015, 285). Menschen, die sich nicht kennen, kommen auf engstem Raum zusammen – in der U-Bahn, auf öffentlichen Plätzen, bei Konzertveranstaltungen oder in Shopping Centern.6 Wie halten Mensch das aus, ständig von Fremden umgeben zu sein? Das fragte sich bereits der Soziologe und Philosoph Georg Simmel, der vor über 100 Jahren in Berlin lebte. Berlin zählte damals schon über 2 Millionen Einwohner*innen. Simmel meinte, dass das Leben in der Großstadt mit seinem hohen Tempo, seiner Reizdichte und der Geschwindigkeit von Reizwechseln psychisch überhaupt nur verarbeitet werden kann, indem sich auf Seiten des Individuums ein komplexer Verarbeitungs-, Schutz- und Abwehrmechanismus ausbildet.7 Wer sich allem, was ihm oder ihr an Eindrücken in der Großstadt begegnet, mit der situativ angemessenen emotionalen Betroffenheit stellen würde, würde nervlich kollabieren.8 Daher neigen Großstädter nach Simmel dazu, sich abzuschotten und ihre Umgebung intellektuell wie auch sozial auf Abstand zu halten. Bester Beleg für Simmels These aus der heutigen Zeit wären die allpräsenten Kopfhörer im Ohr: Die Welt draußen wird gedämpft, die Innenwelt verstärkt. Großstadtmenschen bauen gleichsam unsichtbare Blasen um sich herum. Dieser „Blasiertheit“, die das Innenleben schützt, entspricht im sozialen Verhalten gegenüber anderen eine Haltung der Distanz und Reserviertheit. Für Menschen zu Simmels Zeiten war das, was wir heute tagtäglich in der U-Bahn erleben, noch ein echtes Phänomen: dass eine Menge von Menschen dicht gedrängt beieinandersteht und nicht – bzw. nur nach einem hochgradig durchnormierten Verhaltenscodex – miteinander kommuniziert.
Bemerkenswert ist allerdings, dass Simmel bereits die positiven Aspekte der Erscheinung in den Vordergrund stellt: Denn gerade in der Unpersönlichkeit und Reserviertheit des Großstädters gegenüber seinen Mitmenschen erkennt er eine wesentliche Voraussetzung für die gesellschaftliche Integration. „Die Großstadt schafft […] einen sozialen Raum für akzeptierte Differenzen, in dem sich Unbekannte und Fremde leichter bewegen und einordnen können als in den geschlossenen sozialen Kreisen des Dorfes.“ (Häußermann 2011, 18) Man lässt sich gegenseitig gelten, indem man sich auf Abstand hält und gegenseitig in Ruhe lässt.

1.2 Die Stadt als Ort sozialräumlicher Segregation

In seiner Großstadtstudie legt Simmel den Fokus auf das einzelne Individuum und fragt, wie es mit den multiplen Reizen und Reizwechseln der Großstadt fertig wird. Den Mechanismus, den er beschreibt: auf Abstand zu gehen und Distanz zu wahren, gibt es aber nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch auf Ebene ganzer Gruppen. Stadtsoziolog*innen sprechen hier von sozialräumlicher Segregation.9 Menschen leben nun einmal gern unter Ihresgleichen – das gilt, um zwei Beispiele...

Índice

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Zur Rolle der Kirche(n) im sozialen Zusammenhang ländlicher und urbaner Räume Einleitung
  5. „Weiße Flecken“ und „Rückzug aus der Fläche“? Über kirchliche Präsenz in ländlichen Räumen
  6. Von Menschen und Räumen
  7. Das Wunder von Moabit Eine kirchentheoretische Reflexion anhand einer kirchlichen Neubelebung
  8. Jenseits von Jedem Ambiguitätstoleranz als urbane Tugend
  9. Anders Kirche-Sein in Megacities Eine lateinamerikanische Perspektive
  10. Searching for social cohesion in contexts of diversity and intertwining inequalities The contributions and roles of European national churches
  11. „Stadt“ und „Land“ – im Fluss Sozialethische Perspektiven auf Stadt-Land-Differenzen
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APA 6 Citation

[author missing]. (2022). Leere Kirchen – voller Einsatz? Kirche und sozialer Zusammenhang in ländlichen und urbanen Räumen (1st ed.). De Gruyter. Retrieved from https://www.perlego.com/book/3226655/leere-kirchen-voller-einsatz-kirche-und-sozialer-zusammenhang-in-lndlichen-und-urbanen-rumen-xxviii-wernerreihlenvorlesungen-pdf (Original work published 2022)

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[author missing]. (2022) 2022. Leere Kirchen – Voller Einsatz? Kirche Und Sozialer Zusammenhang in Ländlichen Und Urbanen Räumen. 1st ed. De Gruyter. https://www.perlego.com/book/3226655/leere-kirchen-voller-einsatz-kirche-und-sozialer-zusammenhang-in-lndlichen-und-urbanen-rumen-xxviii-wernerreihlenvorlesungen-pdf.

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[author missing] (2022) Leere Kirchen – voller Einsatz? Kirche und sozialer Zusammenhang in ländlichen und urbanen Räumen. 1st edn. De Gruyter. Available at: https://www.perlego.com/book/3226655/leere-kirchen-voller-einsatz-kirche-und-sozialer-zusammenhang-in-lndlichen-und-urbanen-rumen-xxviii-wernerreihlenvorlesungen-pdf (Accessed: 15 October 2022).

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[author missing]. Leere Kirchen – Voller Einsatz? Kirche Und Sozialer Zusammenhang in Ländlichen Und Urbanen Räumen. 1st ed. De Gruyter, 2022. Web. 15 Oct. 2022.