Der Schatz unter den Ruinen
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Der Schatz unter den Ruinen

Meine Reisen mit Rumi zu den Quellen der Weisheit

Marian Brehmer

  1. 192 páginas
  2. German
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Der Schatz unter den Ruinen

Meine Reisen mit Rumi zu den Quellen der Weisheit

Marian Brehmer

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Der Journalist Marian Brehmer begibt sich auf eine außergewöhnliche Reise. Seine Liebe zur islamischen Mystik und zum Werk von Dschalaluddin Rumi lässt ihn die Lebensstationen des großen islamischen Mystikers bereisen. Den Spuren Rumis folgend, beschreibt er seine Entdeckungen unter Sufis, Suchenden und Weisen in Afghanistan, Iran, Syrien und der Türkei. Er wirft einen spirituellen Blick auf vier Länder, die bei uns vorwiegend Negativschlagzeilen machen, und führt den Leser über eine atmosphärisch dichte Erzählung in die völlig unbekannten Lebenswelten des mystischen Islam. Eine Pilgerfahrt durch innere und äußere Landschaften, die gleichzeitig eine Suche nach unseren tiefsten Wurzeln und Sehnsüchten ist.»Ein ganz außergewöhnliches, berührendes und kundiges Buch, das von Reisen durch den Mittleren Osten ebenso eindringlich erzählt wie von Reisen ins Innere der islamischen Mystik.« Hilal Sezgin»Marian Brehmer begibt sich auf die Spuren des muslimischen Mystikers Rumi. Er erzählt von der Kraft seiner Weisheit, von der Liebe und davon, was es heißt, ein Reisender zu sein – auf dem Weg zu sich selbst. Ein bewegendes Buch.« Ahmad Milad Karimi

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Información

Editorial
Verlag Herder
Año
2022
ISBN
9783451827327
Edición
1
Categoría
Theology

1. Geh über die Form hinaus
Afghanistan

Jeder, der seinem Ursprung entrissen wurde, sehnt sich die Zeit zurück, in der er mit ihm vereint war.

Balch, Mai 2019

Kaum zu glauben, dass hier einmal eines der wichtigsten Kulturzentren des islamischen Mittelalters gestanden haben soll. Mein erster Eindruck vom Landkreis Balch ist der einer monotonen Einöde, die von der Morgensonne in ein warmes Gelb getaucht wird. Am Horizont kann ich die letzten Ausläufer des Hindukusch ausmachen. Jungen in Pluderhosen und knielangen Hemden sammeln Weizenähren von staubigen Feldern auf, um sie hinterher zu Bündeln zusammenzubinden. Hin und wieder knattert eine weiße Rikscha, bis an den Rand mit Passagieren beladen, über den Asphalt. Pritschenwagen, die Berge von aneinandergeschnürten Plastikkanistern transportieren, rauschen vorbei.
Es geht durch ein neu errichtetes Betontor, dekoriert mit der Aufschrift: „Das glänzende Balch ist der Geburtsort von Moulawi – der Ort, an dem einhundert spirituelle Sonnen aufgehen.“ Unter dem Spruch stehen zwei Männer in Militärkluft. Maschinengewehre baumeln lässig von ihren Schultern. Ich werde durchgewinkt.
„Willkommen in der Stadt von Rumi“ heißt es dann auf einem Schild am Ortseingang von Balch, das mir auf den ersten Blick wie eine unauffällige Kleinstadt erscheint. Bärtige Männer mit Turbanen dominieren das Treiben, das sich um einen zentralen Kreisverkehr abspielt. Manche Verkäufer sperren gerade ihre Läden auf, während Kinder warmes Fladenbrot aus der Backstube holen gehen.
Balch liegt etwa dreißig Kilometer westlich von Masar-e Scharif, jener Großstadt, die lange als Hafen der Stabilität in Nordafghanistan galt. Die meisten Bewohner von Balch sind Paschtunen. Einige von ihnen pflegten, wie ich zuvor hörte, gute Beziehungen zu den Taliban, andere seien der Gruppe sogar selbst zugehörig. Man könne das nie so genau wissen. Zudem möge man hier keine Ausländer. Im Juni 2021, gut zwei Jahre nach meinem Besuch, sollte die Stadt Balch an die Taliban fallen und dann im August kurz vor der Eroberung Kabuls auch Masar-e Scharif.
Etwas unsicher zurre ich meinen erdbraunen perāhan tunban zurecht. Ich will so unauffällig wie möglich erscheinen. Die afghanische Bekleidungskombo aus Pluderhose und einem knielangen Baumwollhemd hatte ich mir im Jahr 2012 auf meiner ersten Afghanistan-Reise schneidern lassen. Ob ich darin wohl einheimisch genug aussehe? Ich ducke mich in den Sitz. Marktstände mit Okraschoten, Auberginen, Zucchini und Tomaten in der Auslage rauschen vorüber, bevor es noch einmal ein paar Kilometer über die Landstraße geht.
Neben einer Bauernsiedlung zweigt eine Sandpiste von der Straße ab, vorbei an einem improvisierten Fußballfeld, auf dem fünf Jungen bolzen. Die Jungs bleiben regungslos stehen und blicken dem Auto hinterher, in dem ich sitze. Der Kleinste in der Gruppe knabbert verlegen am Saum seines schmuddeligen T-Shirts, wobei der Bauchnabel zum Vorschein kommt.
Viele Besucher kommen anscheinend nicht zu der Lehmruine, die umgeben von Weizenfeldern, vertrockneten Büschen und krummen Strommasten in der Landschaft steht. Das Haus, von dem die Afghanen sagen, es sei das Geburtshaus von Rumi, erinnert an einen überdimensionierten Bienenkorb. An den Seiten hat es vier gewölbte Öffnungen. Unter dem bröckelnden Putz sind noch Reihen von Lehmziegeln erkennbar, doch die Dachkuppel ist fast gänzlich eingestürzt.
Ich klettere ins Innere. Der rissige Erdboden ist mit Dornengestrüpp überwuchert. Fliegen umschwirren frischen Viehkot. Mein Blick wandert nach oben. Schäfchenwölkchen ziehen über den blauen Himmel. Für einen Moment weite ich meine Fantasie aus und versuche mir vorzustellen, wie der junge Dschalaluddin Mohammad hier als Kleinkind gelebt haben mag.
Mit Dschalaluddin, dem „Glanz der Religion“, wählten seine Eltern einen geradezu prophetischen Namen. Denn eines Tages sollte Rumi seine Religion, den Islam, in aller Schönheit aufglänzen lassen.
In der Ferne kräht ein Hahn. Auf dem Rückweg fällt mir ein Bauer auf, der unter der sengenden Mittagssonne seiner Arbeit nachgeht. Obwohl wir uns mitten im Ramadan befinden, gräbt er leeren Magens die Erde seines Ackers mit einem hölzernen Handpflug um. Gottvertrauen spornt Gläubige im Fastenmonat manchmal zu erstaunlichen Leistungen an, welche die physischen Grenzen außer Kraft zu setzen scheinen. Vertraust du Gott, so tue dies arbeitend, heißt es in Rumis großem Lehrwerk, dem Masnawi. Zunächst säe, dann verlasse dich auf den Allmächtigen.
„Manda nabaschid!“, rufe ich – mögen Sie nicht ermüden – und bekomme ein warmes Lächeln geschenkt.
Ob der Bauer wohl weiß, wer genau eigentlich dieser Rumi ist, der vor über 800 Jahren neben seinem Acker geboren sein soll? Ich bezweifle es. Warum auch, wenn sich seine Welt auf ein paar Quadratmeter Feldboden beschränkt, mit denen er seine Familie zu ernähren hat – so wie bereits seine Väter und Vorväter.
Existenznot bestimmt das Leben in vielen afghanischen Dörfern und Kleinstädten. Von der korrupten Regierung in Kabul wurde die Landbevölkerung zwanzig Jahre lang vernachlässigt. In vielen Provinzen gerieten Zivilisten im Krieg der Armee gegen die Taliban zwischen die Fronten. In manchen der Gebiete, welche die selbsternannten Gotteskrieger einnahmen, begrüßte das von Unsicherheit zermürbte Volk die neugewonnene Stabilität, auch wenn diese mit einer drakonischen Herrschaft einherging, die mit afghanischen Traditionen wenig gemein hat.
Die langen Konflikte haben Afghanistans Kultur in Mitleidenschaft gezogen. Jahrzehntelang wurde nahezu sämtliche Energie des Landes in die Kriegsführung gesteckt. Für mystische Poesie und spirituelle Bildung blieb wenig übrig. Während Rumi in den USA inzwischen vielen ein Begriff ist, wurde er in Afghanistan zu einem verschütteten Relikt aus besseren Zeiten. Junge Afghanen finden heute nur noch selten Zugang zu seiner Dichtung. Rumis Weisheitslehre – ein Luxus, dem sich nur jene widmen können, die Zeit und Ruhe für ihr Seelenleben finden.
Nach der herkömmlichen Überlieferung wurde Rumi am 30. September 1207 in Balch geboren, weshalb die Afghanen ihn als „Dschalaluddin Balchi“ bezeichnen. Einige Rumi-Forscher sind der Meinung, dass Rumi in einer rund 250 Kilometer nördlich von Balch gelegenen Kleinstadt namens Vachsch das Licht der Welt erblickt habe. Vachsch liegt heute in Tadschikistan, aber gehörte damals zur Kulturregion Balch.
Für meine Suche sind diese Details zweitrangig. Ich bin kein Historiker, sondern möchte mir die „spirituelle Geografie“ Rumis erschließen, also jene Orte, die Rumi in seinen Gedichten anführte oder die bis heute mit seinem Erbe in besonderer Verbindung stehen. Für Rumi sind wichtige islamische Städte wie Samarkand, in der er als Jugendlicher einige Jahre verbrachte, auch Symbole auf der inneren Landkarte des Menschen.
Wurde Rumi in Konya gefragt, von wo er stammte, soll er jedenfalls „aus Balch“ geantwortet haben. Schließlich war Balch damals ein Name, den auch die Menschen im 4000 Kilometer westlich gelegenen Anatolien schon einmal gehört hatten. Bis zum Einfall der Horden Dschengis Khans im Jahr 1221 war Balch eine wohlhabende Großstadt mit prächtigen Gärten, florierenden Basaren und umgeben von einer massiven Stadtmauer – sie ist das Einzige, was heute noch von der alten Zivilisation übrig ist.
Zudem war Balch in vorislamischer Zeit ein wichtiges Zentrum buddhistischen und zoroastrischen Glaubens. Manche europäische Forscher und Mystiker vermuten, dass sich in der Gegend das sagenumwobene buddhistische Schambhala-Königreich befand. Balch gehörte zu Groß-chorasan, einer Region, die weite Teile der alten Seidenstraße umfasste und sich über Zentralasien bis in den östlichen Iran erstreckte. Heute liegt hier das Grenzgebiet von Iran, Afghanistan, Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan.
„Chorasan“ leitet sich ab vom altpersischen Wort für Sonne, chor, und bedeutet so viel wie „das Land, in dem die Sonne aufgeht“. Der Name Chorasan ist in der islamischen Geschichte fast schon ein Synonym für die Mystik, denn über drei Jahrhunderte gediehen hier islamische Spiritualität und Wissenschaft in voller Blüte. Die Region brachte unzählige Feingeister und Heilige hervor, Höhepunkt war die Geburt Rumis. Rumi bezeichnet sich im Fihi Mā Fih („Was drin ist, ist drin“) – einer Sammlung von Mitschriften aus 71 Ansprachen – selbst als „Chorasaner“.
In der chorasanischen Hochkultur waren Erforschung der Seele und Kenntnis der Materie eng miteinander verwoben. Spiritualität und wissenschaftliche Forschung wurden nicht, wie heute, im Widerspruch zueinander betrachtet, sondern waren Ausdruck eines existenziellen Strebens, einer Wahrheitssuche und Entfaltung des menschlichen Potenzials auf dem Nährboden des Islam. Die Chorasaner waren im wahrsten Sinne des Wortes Philosophen, also Liebende der Weisheit.
Davon zeugt etwa das Genie des berühmten Ibn Sina, bei uns bekannt unter seinem latinisierten Namen Avicenna, der in Chorasan die Grundsteine der modernen Medizin legte. Avicenna war auch ein Mystiker, der den Koran im Alter von zehn auswendig gelernt hatte. Verstandeswissen und mystische Erfahrung hielt er für zwei einander ergänzende Erkenntniswege. Al-Biruni, Astronom, Physiker, Geschichtsschreiber und Linguist, lernte Sanskrit und erforschte indische Weisheitslehre, wodurch er Grundlagen für den interspirituellen Dialog schuf. Der Sufi-Dichter Omar Chayyam, in erster Linie bekannt für seine lebensbejahenden Vierzeiler, war gleichzeitig ein begnadeter Mathematiker.
* * *
Im Markt von Balch fläzen sich die Händler lethargisch auf ihren Ständen. Bis zum Fastenbrechen sind noch acht Stunden totzuschlagen. Einheimisches Handwerk gibt es hier schon lange nicht mehr. Verkauft wird stattdessen Billigware aus China und Indien: Küchengefäße aus Plastik und klimpernde Kunststoffarmreife, synthetische Stoffe für Damenbekleidung, Gummilatschen sowie Drogerieartikel und Kosmetika.
Als ich durch die Gassen ziehe, spüre ich, wie misstrauische Blicke an mir kleben. Um mich besser einzufügen, kaufe ich einem Mädchen, das auf einer Decke Kopfbedeckungen feilbietet, eine jener rot bestickten Kappen ab, die viele in der Stadt zu tragen scheinen. Ich bilde mir ein, mit der Kappe auf dem Kopf weniger aufzufallen. Meiner Haut- und Haarfarbe nach zu urteilen könnte ich auch als Nuristani aus den Bergen durchgehen oder gar als Tadschike aus dem Pandschir-Tal.
Der Platz vor der Grünen Moschee von Balch ist wie ausgestorben. Stünde das Bauwerk aus dem 15. Jahrhundert woanders, würde es viele Touristen anziehen. Die Spuren des Krieges sind überall sichtbar: Der obere Teil des iwān, dem gewölbten Eingangsportal der Moschee, ist weggebrochen, und von den blau gefliesten koranischen Versen, welche einst die Ränder zierten, sind nur noch einzelne Buchstaben übrig. Auch das Minarett steht nur noch zur Hälfte. Wie ein abgeschlagener Baumstumpf erinnert es an die irreparablen Schäden, die das afghanische Kulturerbe erlitten hat.
Im Schatten des iwān sitzt ein mittelalter Herr mit Gebetskappe auf einer weißen Baumwolldecke, die Hand auf dem stehenden Knie abgelegt. „Al-mulk l’illah“ steht über seinem Kopf in Mosaikschrift geschrieben, „die Herrschaft ist Gottes“.
Plötzlich erhebt sich der Rastende, faltet seine Decke zusammen, schreitet auf mich zu und beginnt, ohne sich vorzustellen, auf mich einzureden. Wegen des regionalen Akzents kann ich nur wenig verstehen. Das Persisch, welches ich vor sechs Jahren in Teheran gelernt habe, klingt weicher als das afghanische Dari und ist mit französischen Lehnwörtern durchsetzt, auch wenn es abgesehen von kleinen Differenzen im Vokabular dieselbe Sprache ist.
Dennoch gelingt es mir, einige Sätze seines Monologs aufzuschnappen. „Wir sind Muslime. Doch es gibt keinen Islam hier“, schimpft der Mann. „Schau nur in den Park da drüben, wie die Männer die Mädchen anglotzen. Dabei sollte man doch im Ramadan auch mit den Augen fasten! Außerdem haben die Menschen bei uns nichts zu essen. Ich sage dir, die Leute im Westen sind muslimischer als wir.“
Ich schmunzele in mich hinein und gebe nach außen Laute der Zustimmung von mir. Ich bin mir nicht sicher, ob mich der gesprächige Herr als Westler identifiziert hat oder mich für einen afghanischen Touristen hält. Seine Worte erinnern mich an die Klage des Sufi Abul Hasan Fuschandschi aus dem 10. Jahrhundert: „Heute ist der Sufismus ein Name ohne eine Realität, doch früher war er einmal eine Realität ohne Namen.“
Die Vernachlässigung der spirituellen Essenz zugunsten äußerer Formen ist ein Schicksal, das all die großen Religionen ereilt hat. Rumi warnte vor dieser Schieflage, er unterscheidet zwischen der äußeren Form (surat) und ihrem inneren Sinn (ma’nā). In der Religion besteht die äußere Form aus Dogmen und Ritualen, der innere Sinn ist deren tieferer Sinngehalt. Ohne den Sinn erstarrt die äußere Form zur leblosen Hülle.
Die Sufis veranschaulichen dies mit der Walnuss-Metapher: Die Form ist wie die schützende Schale einer Walnuss. Der innere Sinn wiederum ist der Walnusskern, die göttliche Substanz, die allen Formen zugrunde liegt. Was nützt einem die Schale ohne den Kern? Im Masnawi heißt es:
Geh über die Form hinaus, flieh vor den Namen! Flieh vor allen Titeln und Namen, dem Sinn entgegen!
Die Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, besteht aus unzähligen Formen. Ihnen liegt eine unsichtbare göttliche Realität zugrunde, denn Gott offenbart sich dem Menschen mithilfe von Form. Um dieses Mysterium zu verstehen, ziehen die Sufis einen „heiligen Ausspruch“ (hadith al-qudsi) heran, der auf Gott selbst zurückgeführt wird: Ich war ein verborgener Schatz und sehnte Mich danach, erkannt zu werden; also erschuf Ich die Welt. Das Anhaften an Gesetze und Rituale ohne ein Bewusstsein für deren tiefere Bedeutung ist für Rumi Götzenanbetung, eine der größten Sünden im Islam. Doch ein rein äußeres Verständnis von Religion ist im 21. Jahrhundert der Status quo unter den meisten Muslimen. Jahrzehnte der staubtrockenen Orthodoxie haben dem Islam vielleicht noch mehr geschadet als alle Angriffe von außen; und derer gab es n...

Índice

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. 1. Geh über die Form hinaus. Afghanistan
  7. 2. Ein Laden der Einheit. Iran
  8. 3. Mit der Sprache des Herzens. Syrien
  9. 4. Ein Schüler der Liebe. Konya
  10. 5. Eigne dir den Durst an. Istanbul
  11. Danksagungen
  12. Karte
  13. Über den Autor
Estilos de citas para Der Schatz unter den Ruinen

APA 6 Citation

Brehmer, M. (2022). Der Schatz unter den Ruinen (1st ed.). Verlag Herder. Retrieved from https://www.perlego.com/book/3513476/der-schatz-unter-den-ruinen-meine-reisen-mit-rumi-zu-den-quellen-der-weisheit-pdf (Original work published 2022)

Chicago Citation

Brehmer, Marian. (2022) 2022. Der Schatz Unter Den Ruinen. 1st ed. Verlag Herder. https://www.perlego.com/book/3513476/der-schatz-unter-den-ruinen-meine-reisen-mit-rumi-zu-den-quellen-der-weisheit-pdf.

Harvard Citation

Brehmer, M. (2022) Der Schatz unter den Ruinen. 1st edn. Verlag Herder. Available at: https://www.perlego.com/book/3513476/der-schatz-unter-den-ruinen-meine-reisen-mit-rumi-zu-den-quellen-der-weisheit-pdf (Accessed: 15 October 2022).

MLA 7 Citation

Brehmer, Marian. Der Schatz Unter Den Ruinen. 1st ed. Verlag Herder, 2022. Web. 15 Oct. 2022.