as ist für dich die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiches Reiten? Für viele Reiter liegt die Antwort auf der Hand: das Gefühl. Denn obwohl andere Faktoren wie Technik, Talent, Kondition oder ein gut ausgebildetes Pferd eine große Rolle spielen, zeichnen sich die besten Reiter durch einen gefühlvollen Umgang mit ihrem vierbeinigen Partner aus.
So stelle ich mir den erstklassigen Reiter vor: Er hat eine weiche Hand, reagiert sensibel mit seinen Hilfen und strahlt Kompetenz und Souveränität aus. Außerdem verfügt er über eine gute Technik und Körperbeherrschung. Trotzdem bleiben Gefühle Kopfsache. Wenn die mentale Einstellung des Reiters nicht stimmt, nützt ihm die beste Technik nichts.
Für Pferd und Reiter ein Hit – Mentales Training
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ein mentaler Zustand beeinflusst aber nicht nur dich selbst, sondern wird auch von einer anderen Antenne wahrgenommen: deinem Pferd. Dabei handelt es sich schließlich um ein sehr sensibles Wesen. Es nimmt Gefühlsschwankungen ganz genau wahr und merkt sofort, ob du nervös oder unkonzentriert bist.
Deine Gedanken und Gefühle haben eine entscheidende Wirkung auf das Verhalten deines Pferdes. Dies wissen auch viele Reiter, insbesondere Turnierreiter. In meinen Seminaren bekomme ich auf die Frage, wie viel Zeit die Reiter der persönlichen mentalen Vorbereitung widmen, allerdings Antworten wie «gar keine» oder «wenig». Das mentale Training wird also stark vernachlässigt. Dabei sollten ihm gerade Reiter die gleiche Bedeutung beimessen wie dem praktischen Training.
Esoterik kontra Sportpsychologie
Jeder hat schon mal von mentalem Training gehört. Eine konkrete Vorstellung haben allerdings nur wenige. Schließlich möchten verschiedene Motivationsgurus uns glauben machen, wir könnten alles erreichen. Über glühende Kohlen laufen? Kein Problem – wenn wir nur wollen. Abgesehen von einem kurzen Gefühl der Unbesiegbarkeit hat man damit aber nichts gewonnen, schon gar keine mentalen Fähigkeiten. Im Gegensatz zu diesen esoterischen Ansätzen basiert das seriöse Mentaltraining auf Erkenntnissen aus dem Bereich der Sportpsychologie. Seine Wirksamkeit konnte hier mehrfach nachgewiesen werden.
Eine positive Stimmung holt das Beste aus dir raus
Konkret hat sich immer wieder gezeigt: Personen, die praktisches und mentales Training kombinieren, machen schnellere Fortschritte und schneiden auch in Wettkampfsituationen besser ab als Personen, die sich auf praktisches Training beschränken.
Der Einfluss unserer Stimmung auf unsere Leistungen konnte ebenfalls wiederholt nachgewiesen werden. Sicher hast du selbst schon oft erfahren, wie sich eine positive Grundstimmung auf deine Konzentration und Gedächtnisleistung, auf deine Entscheidungen und Motorik auswirkt. Auch beim Reiten gilt, dass du mehr Gefühl entwickelst, wenn du in einer positiven Stimmung bist. So kommst du dem Bild des erstklassigen Reiters sehr viel näher.
Kino im Kopf
Bei der Entwicklung und Verbesserung der geistigen Fähigkeiten gibt es zwei Anwendungsmöglichkeiten für das mentale Training. Im engeren Sinne bietet es Antworten auf die Frage «Wie verbessere ich meine Reittechnik?»
Jeder Reiter hat seine Technik im Kopf abgespeichert. Die Bewegungsabläufe lassen sich allerdings stark verbessern, indem man sie intensiv und wiederholt gedanklich durchspielt. Das ist wie ein Film, der gerade vor dem geistigen Auge abläuft. Bei Rennrodlern oder Skiläufern kann man besonders oft beobachten, dass sie gerade ihr «Kino im Kopf» eingeschaltet haben. Im Reitsport wird diese Mentaltechnik jedoch viel zu selten genutzt.
Im weiteren Sinne beantwortet mentales Training die Fragen: «Wie verbessere ich meine Motivation?», «Wie konzentriere ich mich richtig?» und «Wie bereite ich mich optimal auf ein Turnier vor?»
Mentales Training für alle
Hochleistungssportler setzen mentales Training bereits seit vielen Jahren bewusst ein. Das gilt auch für den Reitsport. Solltest du nicht zu diesem exklusiven Personenkreis gehören, heißt das nicht, dass du dieses Buch jetzt aus der Hand legen musst.
Ambitionierte Turnier- und Freizeitreiter profitieren ebenfalls, wenn sie mit diesen Techniken die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter verbessern. Hierbei spielt die Körpersprache eine große Rolle.
Leider sind sich viele Reiter nicht bewusst, was sie damit gegenüber ihrem Pferd ausdrücken. Eine partnerschaftliche Beziehung zu seinem Pferd kann man nur dann aufbauen, wenn man seine Sprache spricht und es davon überzeugt, dass man sein Vertrauen auch verdient. Durch mentale Techniken lernst du, deine Potenziale und Ressourcen zu nutzen, Blockaden zu überwinden und besser mit Stress und Nervosität umzugehen.
«Jeder Reiter hat seine Technik im Kopf abgespeichert.»