Zahlen
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Zahlen

Vojtech Kolman

  1. 199 pages
  2. German
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Zahlen

Vojtech Kolman

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Warum schon bei Platon die Zahlen und ihr gutes VerstĂ€ndnis einen speziellen Platz in der philosophischen Bildung einnehmen, ist zunĂ€chst ein RĂ€tsel. Eine Aufhebung der zukunftsweisenden Leistungen der PythagorĂ€er besonders in der Harmonielehre gegenĂŒber mystifizierendem VerstĂ€ndnis eines PythagorĂ€ismus ist daher nach wie vor interessant, auch noch im Blick auf Freges 'drittes Reich' abstrakter GegenstĂ€nde oder Cantors Mengenlehre. Zahlen sind von philosophischem Interesse durch ihr enges VerhĂ€ltnis zu den Formen von RationalitĂ€t und Sprache – und wegen der Möglichkeit, Aussagen nicht bloß ĂŒber Zahlen selbst, sondern auch ĂŒber andere VerhĂ€ltnisse durch Zahlen zu kodieren und dadurch zum Thema zu machen. Auf einfach nachvollziehbare Weise wird außerdem die VerschrĂ€nkung von mathematischem Fortschritt, von Problemen und ihren Aufhebungen vorgefĂŒhrt oder skizziert, etwa die Entdeckung inkommensurabler GrĂ¶ĂŸenverhĂ€ltnisse und das Rechnen mit infinitesimalen GrĂ¶ĂŸen, Cantors Stufen des Unendlichen, Brouwers Intuitionismus, Gödels UnvollstĂ€ndigkeitsĂ€tze, u.a.m. Die Philosophie der Mathematik wird zum LehrstĂŒck logischer Selbstreflexion ĂŒberhaupt.

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Informations

Éditeur
De Gruyter
Année
2016
ISBN
9783110480924
Édition
1

1Grundzahlen

Das ZĂ€hlen ist eine grundlegende menschliche TĂ€tigkeit, die schon in der Rechenkunst der Babylonier und Ägypter hoch entwickelt war. Aber erst in der griechischen Mathematik ist die Zahl zu einem Gegenstand des Denkens geworden, zunĂ€chst wohl in der altpythagorĂ€ischen Lehre vom Geraden und Ungeraden, wie sie im IX. Buch von Euklids Elementen erhalten geblieben ist. In den Elementen gibt es auch eine erste explizite Definition der Zahl (arithmos):
die Zahl ist die aus Einheiten zusammengesetzte Menge.1
Aus heutiger Perspektive erscheint die Definition noch als sehr naiv oder bloß orakelhaft, zumal das begriffliche Feld der Zahlen und ihrer FamilienĂ€hnlichkeiten, wie Wittgenstein solche FĂ€lle nennt,2 sich als wesentlich komplizierter darstellen. Denn man hat heute nicht nur die Zahl im Sinne des Begriffs der natĂŒrlichen Zahlen, sondern die Zahlen im Sinne verschiedener Arten von Zahlen wie der rationalen oder reellen Zahlen oder aber auch der endlichen und unendlichen Ordinal- und Kardinalzahlen zu erlĂ€utern. Hier gibt es keine gemeinsame Definition.
Der Sache nach hatte das William James schon vor Wittgenstein und seinem Konzept eines ‚Sprachspiels‘ am Fall des Religionsbegriffes und anhand des Kontrasts zwischen der Religion und den Religionen demonstriert.3 So wie man monotheistische, polytheistische, atheistische, auch philosophische, politische, institutionelle oder rein persönliche Religionen kennt, gibt es auch eine Mannigfaltigkeit der Zahlenarten, welche keine gemeinsame Charakteristik haben. FĂŒr die Operationen, strukturellen Eigenschaften oder Anwendungsgebiete der Zahlen gibt es allerdings Ketten von partiellen Ähnlichkeiten, die etwa die natĂŒrlichen Zahlen sowohl mit den Ordinalzahlen als auch den reellen und komplexen Zahlen verbinden. Im Laufe der Zeit hat man fĂŒr verschiedene Zwecke verschiedene Zahlenbereiche eingefĂŒhrt, u. a. die so genannten negativen, algebraischen, imaginĂ€ren, infinitesimalen, hyperkomplexen, transfiniten oder Nichtstandard-Zahlen.4 Gleichzeitig haben sich die Begriffe der natĂŒrlichen (kardinalen und ordinalen) und der reellen Zahl (des Kontinuums) weiterentwickelt. Das geschah nicht nur extensional (in gewissen Erweiterungen der natĂŒrlichen Zahlenreihe und der verschiedenen reellen Zahlenkörper), sondern auch intensional (es gibt verschiedene Konstruktionen des Kontinuums) und damit begrĂŒndungstheoretisch (es gibt verschiedene Antworten auf die Frage von Richard Dedekind: „Was sind und was sollen die Zahlen?“).
Ohne nach einer allgemeingĂŒltigen Definition zu streben, was in Hinblick auf die Mannigfaltigkeit der Zahlengebiete offenbar aussichtslos ist, kann man den Zahlbegriff mit dem verwandten Allgemeinbegriff des Quantums verbinden, der Menge, GrĂ¶ĂŸe und Zahl umfasst. Die allgemeine Aufgabe der Zahlen kann dann als Quantifizierung angesehen werden. Dabei fĂ€llt auch schon der Zusammenhang von ZĂ€hlen und Sprechen auf, wenn wir AusdrĂŒcke wie „erzĂ€hlen“ oder „to give an account“ betrachten. Diese VerknĂŒpfung ist am Ende auch fĂŒr den Übergang von Zahlen als Momenten (Hilfsmittel) einer Praxis des ZĂ€hlens, Rechnens und Messens zu den Zahlen als selbstĂ€ndigen (d. h. rein quantitativ unterschiedenen) Objekten der Untersuchung verantwortlich, welche je eigene Eigenschaften und eigene Urteilsformen haben.

1.1Von der synkategorematischen zur objektiven Rede

Mit Frege gesehen, also sprachanalytisch, handelt es sich beim Übergang von den so genannten (empirisch) benannten Zahlen bzw. der entsprechenden Ausdrucksformen, wie „5 Äpfel“, „2,5 Pfund“ oder vielleicht sogar schon
Fuß“, zu den reinen Zahlen, wie 5,
und
die eine selbstĂ€ndige Bedeutung haben, um eine gegenstandsbildende Abstraktion. Es geht um den Übergang von SĂ€tzen wie
(a)im Korb gibt es 5 Äpfel
zu SĂ€tzen wie
(b)5 ist eine Primzahl.
Nach Freges bekannter Analyse5 findet man den Zusammenhang in der Beobachtung, dass im praktischen ZĂ€hlen der beigefĂŒgte Begriff ‚Apfel‘ oder ‚Korb‘ die relevante Einheit (also 1 Apfel, 1 Korb) nennt, ohne welche die zu einer Zahlangabe fĂŒhrende Frage „wie viel?“ gar keinen konkreten Sinn hat. Im Unterschied dazu erhĂ€lt man durch die Frage
(c)wie viele Äpfel gibt es im Korb?
eine klare Anleitung, wie der Ausdruck
(d)die Anzahl der Äpfel im Korb
zu verstehen ist, auch wenn (c) zunÀchst vielleicht nur mit Hilfe einer Redewendung wie der folgenden zu beantworten ist:
(e)die Anzahl der Äpfel in dem Korb ist gleich der Anzahl der Knöpfe in der Tasche.
In (e) unterstellt man noch keinen eigenstĂ€ndigen Gegenstandsbereich der (An-) Zahlen, sondern nur die Praxis einer umkehrbar eindeutigen, oder bijektiven Zuordnung der unter die entsprechenden Begriffe fallenden GegenstĂ€nde. Unter Bijektion versteht man dabei weiterhin eine Zuordnung, welche jedem Gegenstande vom Typ A (Apfel) genau einen Gegenstand vom Typ B (Knopf) beiordnet, so dass am Ende die GegenstĂ€nde A mit den GegenstĂ€nden B und umgekehrt B mit A eindeutig verpaart sind und keine nichtverpaarten GegenstĂ€nde verbleiben. (Siehe Kap. 8 fĂŒr eine weitere ErklĂ€rung.) Es ist genau diese Praxis einer bijektiven Zuordnung, welche fĂŒr die EinfĂŒhrung der natĂŒrlichen Zahlen in die Gemeinsprache verantwortlich ist.
Die Erfindung der Zahlen wird daher auf interessante Weise zu einem paradigmatischen Analogon fĂŒr die Erfindung des Geldes. Die Abstraktion des reinen Geldwerts ist ja in der Tat ein Motor der natĂŒrlichen Erweiterung des Tauschhandels. Auch das Geld hat eine Bedeutung nur im Ganzen des gemeinsamen menschlichen Handelns. Es gehört nie zu den Endzielen, sondern immer nur zu den Ziele vermittelnden Instrumenten. Dass manche das ganze Leben der Mathematik, dem Bankwesen, dem Studium der Sprache(n), oder der rein Geizige ausschließlich der Vermehrung des Geldbesitzes, weihen können, ist eine andere Sache, die mit der selbst-bewussten, selbst-reflexiven Natur des Menschen und der Möglichkeit der Arbeitsteilung und Themenfokussierung zusammenhĂ€ngt. FĂŒr die arithmetische Sprache werden wir besonders in Kap. 11 auf diesen Kontext zurĂŒckkommen.
Die Rolle der Antwort (e) in der Formation einer wissenschaftlichen Arithmetik ist dabei eine dreifache. (1) Erstens markiert sie einen Übergang zu der verwandten Antwort
(f)die Anzahl der Äpfel in dem Korb ist 5,
in welcher man die PrĂ€senz einer konkreten Tasche als BehĂ€lter konkreter Knöpfe ersetzt durch die situationsinvariante Möglichkeit, eine Anzahl durch ein Zahlwort zu kennzeichnen, welches die Anzahl der VorgĂ€ngerzahlwörter zĂ€hlt. Da die sprachlichen und kulturellen Besonderheiten der Artikulation der Zahlterme etwa im griechischen, römischen oder arabischen System gleichgĂŒltig sind, sagen wir, dass wir nicht die Zahlwörter, sondern die abstrakten Zahlen zum ZĂ€hlen verwenden. Man ersetzt so die Menge der konkreten Knöpfe durch abstrakte Einheiten, die es sozusagen in jedermanns ‚Kopf‘ gibt. (2) In (e) und (f) zeigt sich zweitens, dass die Auffassung der natĂŒrlichen Zahlen als endliche Kardinal- bzw. Ordinalzahlen, wie sie sich in Antworten auf die Grundfragen „wie viel?“ bzw. „an der wievielten Position in einer Reihe?“ manifestiert, von Anfang an eng zusammenhĂ€ngen. Schon aus mnemotechnischen GrĂŒnden kann man nĂ€mlich die zu zĂ€hlenden Einheiten mit ihrer Ordnung in der entstehenden Reihe gleichsetzen und beides dann als 1, 2, 3, 4, 
 notieren, d. h. in der Form einer Folge, deren Glieder nicht nur die Stellung, sondern auch die Anzahl der vorangehenden Glieder (einschließlich des betreffenden Gliedes selbst oder der noch einzufĂŒhrenden Null) vertreten. (3) Drittens demonstrieren die Antworten (e) und (f) schon ihrer Form nach eine Ă€ußerst wichtige logische Einsicht, welche (u. a.) Frege in seinen Grundlagen explizit machte,6 nĂ€mlich dass die Erweiterung der bestehenden Redepraxis um die neuen Sprachmittel wie „Anzahl“ oder „5“ mit dem PhĂ€nomen der Gleichheit zusammenhĂ€ngt.

1.2Die Gleichheit und ihre Logik

Wie schon David Hume in seinen erkenntnistheoretischen Untersuchungen gezeigt hatte,7 ist die IdentitĂ€t und die Permanenz der GegenstĂ€nde der Außenwelt (genauso wie die IdentitĂ€t von ‚Ich‘ und die KausalitĂ€t der Ereignisse) nicht einfach aus den SinneseindrĂŒcken herzuleiten. Denn die Sinne geben uns immer nur eine Abfolge von stets verschiedenen und sogar partiell unabhĂ€ngigen, auch perspektivisch kontingenten ‚Empfindungen‘, die als solche noch keine Wahrnehmungen von GegenstĂ€nden sind. Rein empirisch ist also, wie es scheint, ein Satz der Form
M und N sind gleich
immer ‚falsch‘ oder bestenfalls ‚approximativ wahr‘. Humes ‚skeptische Lösung‘ des Paradoxes, dass wir trotzdem an die von uns unabhĂ€ngige (und kausal gegliederte) Welt der GegenstĂ€nde glauben, welche in ihrer IdentitĂ€t hinter der DiversitĂ€t der Erscheinungen stehen, besagt bekanntlich, es gebe dafĂŒr keine ‚rationalen‘ GrĂŒnde (im Sinn theoretischen Wissens), sondern nur praktische OpportunitĂ€ten, auf der Grundlage einer sich auf gewisse Relationen von Ähnlichkeit und RegelmĂ€ĂŸigkeit stĂŒtzenden Gewöhnung. Doch Gewöhnung ist etwas, was in uns und nicht in der Außenwelt wurzelt. Daher ist bei Hume in gewissem Sinne schon die Reaktion Kants vorweggenommen, welcher die passive Macht der Gewohnheit zumindest partiell durch die SpontaneitĂ€t tĂ€tigen Handelns und damit auch einer Art gesetzgebender Vernunft mit ihren vereinheitlichenden Funktionen zu ersetzen suchte.
Die allgemeine Rolle der Gleichheit in der ganzen Geschichte besteht nun darin, dass sie nichts unmittelbar Gegebenes (Humes ‚impression‘, dann auch ‚perception‘ und die davon abgeleitete ‚idea‘) darstellt, sondern als eine (vermittelte) Verneinung der (unmittelbaren) Ungleichheit zu deuten ist. Die unmit...

Table des matiĂšres

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Einleitung
  6. 1 Grundzahlen
  7. 2 Proportionen
  8. 3 InkommensurabilitÀt
  9. 4 Algebraische Zahlen
  10. 5 Infinitesimale GrĂ¶ĂŸen
  11. 6 Der Funktionsbegriff
  12. 7 Diagonalisierung
  13. 8 Transfinites
  14. 9 Logizismus
  15. 10 Wahlfolgen
  16. 11 Axiomatizismus
  17. Schluss
  18. Anmerkungen
  19. Literatur
  20. Namenregister
  21. Sachregister
Normes de citation pour Zahlen

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Kolman, V. (2016). Zahlen (1st ed.). De Gruyter. Retrieved from https://www.perlego.com/book/830842/zahlen-pdf (Original work published 2016)

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Kolman, Vojtech. (2016) 2016. Zahlen. 1st ed. De Gruyter. https://www.perlego.com/book/830842/zahlen-pdf.

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Kolman, V. (2016) Zahlen. 1st edn. De Gruyter. Available at: https://www.perlego.com/book/830842/zahlen-pdf (Accessed: 14 October 2022).

MLA 7 Citation

Kolman, Vojtech. Zahlen. 1st ed. De Gruyter, 2016. Web. 14 Oct. 2022.